Die Geschichte eines Überlebenden

  • Erst mal vielen Dank an Tom das er diese Spalte eingerichtet hat.


    Ich habe eine Geschichte für euch. Ich hoffe sie gefällt.
    Ich werde unregelmäßig, regelmäßig neue Teile anfügen, so das jeder der möchte den Weg eines Überlebenden zu verfolgen. Es einige Abweichungen zum Spiel, aber ich glaube zu schreiben >jetzt sammle ich erst einmal die für Sache X benötigten Ressourcen< oder>um das zu herzustellen brauche ich noch mehr Level< würde auf dauer extrem langweilig werden. Daher nehme ich mir das Recht der künstlerischen Freiheit und verändere einige Dinge.


    Eine große Bitte an alle, wenn ihr etwas anmerken wollt oder auch eigene Geschichten erzählen wollt macht bitte einen neuen Threat auf, damit jede Geschichte für sich gelesen werden kann.


    So und jetzt viel Spaß beim lesen.


    P.S. Es wird passieren das ich bestimmte Kapitel nachbearbeite.

    Die Feder ist mächtiger als das Schwert.

    Vor allem dann wenn sie im Verschluss eines Maschinengewehrs sitzt.



  • Hallo Überlebender, das was du hier in der Hand hast ist meine Geschichte, zumindest ein Teil davon. Vielleicht treffen wir uns einmal auf deinen Reisen, und Reisen wirst du glaube es mir, dann kann ich dir den Rest der Geschichte erzählen. Jetzt aber erst einmal der Beginn.


    Erwachen


    Eben noch war es dunkel und während ein nervendes Piepsen immer leiser wurde, wurde gleichzeitig es kälter und kälter … und dann als das enervierende Geräusch endlich verstummte wich die Dunkelheit einem grellem, ich weiß nicht genau, einem Licht vielleicht? Seltsamerweise konnte nichts sehen aber ich wusste irgendwie das meine Augen normal sehen konnten. Ich war nicht blind, es gab nur nichts zu sehen. Erschreckend dabei war, ich konnte auch nichts fühlen, so als wäre da kein Körper. Wie lange dieser Zustand anhielt? Keine Ahnung. Sekunden? Minuten? Es können auch Tage, Monate oder Jahre gewesen sein.


    Und dann war da ein Rauschen, immer lauter werdend, es hörte sich an wie das Rauschen von Wellen, Wellen die an einem Strand ausliefen. Mit dieser Erkenntnis wurde es … warm? Ja mein Rücken, er wurde langsam warm, so warm das es fast unerträglich wurde. Ich zog meine Arme an die Seite um mich aus dem Sand nach oben zu stemmen. Sand wieso Sand? Egal erst mal. Ich richtete mich so weit auf, dass ich mich umsehen konnte. Jetzt konnte ich auch so etwas wie Mövengeschrei ausmachen. Ich befand mich ganz offensichtlich an einem Sandstrand, hinter mir spülten die Wellen an den Strand. Rechts von mir befand sich ein locker mit Palmen und größeren Felsen gesprenkelter Strand, der bis an eine Felswand heranreichte. Auch auf der linken Seite wurde der Strand von einer hohen Klippe begrenzt. Nur kam man auf dieser Seite nicht sehr weit. Irgendwann mussten riesige Stücke aus der Wand gebrochen sein. Jetzt sperrten diese den Strand an dieser Stelle, bis weit ins Wasser, wie ein gigantische Mauer. Direkt vor mir gab es eine breite Lücke zwischen den Klippen. Der Sandstrand reichte weit in diese Lücke hinein und endete dann von einer grünen Mauer, einem … Urwald? Irgendwie wirkten die Pflanzen fremdartig. Wie eine undurchdringliche grüne Wand versperrte sie den Einschnitt zwischen den Klippen. Und von oben brannte die Sonne.


    Wo war ich hier? Was aber noch wichtiger war, wer war ich und warum war ich nackt? Und dann, das Ding an meinem linken Unterarm. Rautenförmig umfasste goldenes Metall ein schwach leuchtendes Ding. Es sah aus wie ein von innen glimmender Edelstein. Und wenn ich mich darauf konzentrierte schien es als ob er mir etwas mitteilen würde. Nicht mit Worten, eher in einer Art von Bildersprache, die in meinem Kopf entstand, und mich zu drängen schien schnell Schatten zu suchen denn ansonsten würde ich sehr schnell von der Sonne geröstet werden. Ein Versteck wäre auch nicht verkehrt und ein paar Arme voll von den Farnähnlichen Pflanzen sollte ich auch sammeln. Das Implant ließ mich wissen, dass es noch früh am Tag war und somit Zeit genug um Nahrung und Material zu sammeln und dabei eine einigermaßen sichere Deckung zu suchen. Eine Deckung fand ich ziemlich schnell, ich musste nur ein paar Meter nach links den Strand entlang um mich dann durch eine Lücke zwischen den riesigen Felsen am Fuß der Steilwand quetschen. Nachdem ich die Öffnung hinter mir gelassen hatte und meine Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnt hatten konnte ich erkennen das die Steine so günstig gefallen waren, dass sich ein großer Hohlraum gebildet hatte, der wohl nur diesen einen Zugang hatte, eben jenen durch den ich hereingekommen war. Zumindest hoffte ich das es so war. Auf der, der Wasser zugewandten Seite musste es weiter oben eine oder mehrere Öffnungen geben durch die Licht in den Hohlraum fallen konnte. Dort an der Wasserseite gab es auch einen Zugang zum Wasser. Wasser das trinkbar war. Ein richtiges Strandhaus. Die nächsten Stunden verbrachte ich damit in der Umgebung Farn, Treibholz, Steine und Feuersteine zu sammeln. Auch eine größere Anzahl Muscheln und Schnecken ließ sich finden. Den Hinweis des Implants eine „sichere“ Unterkunft zu suchen spukte mir die ganze Zeit im Kopf herum. Hier drin war es sicher, vor allem, wenn man den Eingang von innen verbarrikadieren würde. Am Strand dagegen war es weniger sicher. Trotzdem verließ ich mein „Strandhaus“ immer wieder um Material zu suchen. Nachdem ich dann unzählig male hin und her gegangen war, fand ich am Waldrand einige Sträucher die reife, und laut Implant essbare, Beeren trugen. Mittels einiger Palmblätter als Sammelhilfe konnte ich eine größere Menge ernten und in mein Strandhaus bringen. Einige größere Früchte mit harten Schalen hatte ich an und unter den Palmen gefunden. Essen hatte ich jetzt, Wasser war kein Problem. Wenn ich eine der hartschaligen Früchte aushöhlen würde hatte ich sogar einen Becher. Jetzt noch ein Feuer und dann wollte ich mich mit dem Implant beschäftigen, das mir eben zu verstehen gab der Tag wäre bald zu Ende. Allerdings wäre ich auch ohne diese Information darauf gekommen. Die Sonne stand schon sehr nah über dem Horizont.


    Es brauchte eine ganze Reihe von Versuchen, aber Schließlich hatte ich ein kleines Feuer. Die Sonne war bereits seit einiger Zeit hinter den Horizont gesunken und die letzten Reste an Tageslicht vergingen gerade. Ich verbarrikadierte den Zugang und setzte mich mit einer Handvoll Beeren und Früchte an mein Feuer. Vielleicht konnte ich jetzt einiges herausfinden. Etwa wo und wer ich war und wie ich hier her verschlagen wurde. Also konzentrierte ich mich auf das Implant. Es war eine seltsame Art der Kommunikation, das Implant besaß so etwas wie eine eigene Intelligenz und, wie ich dann herausfand, enthielt auch so etwas wie ein Nanitendepot. Diese Nanos waren in der Lage, auf ausdrücklich gedachten Befehl hin, aus den Gesammelten Rohstoffen einfache Gegenstände und Bekleidungsstücke zu fertigen. So kam ich dann auch später zu meinen ersten Kleidungsstücken und Ausrüstungsgegenständen wie einer Axt aus Holz und Stein, sowie einer Hacke und einem Speer aus dem gleichen Material. Das Implant gab mir zu verstehen, das später, wenn die Nanos sich selbst reproduzieren konnten, auch komplexere Dinge erschaffen werden könnten, ja das sogar die Möglichkeit bestehen würde das Strandhaus als richtige Basis auszubauen. Einzig die Materialzufuhr musste von mir sichergestellt werden. Energie ließ sich aus Wasser gewinnen, davon gab es mehr als genug in der Nähe. Waren alle Bedingungen erfüllt, dann gab es nur weniges das nicht produziert werden könnte. Das Implant ließ mich wissen das bei komplexeren Dingen ein Teil der Nanos mit verbaut werden würden, die dann für das reibungslose Funktionieren dieser zuständig wären. Ein weiterer Nachteil dabei wäre, dass diese mit der Zeit verschleißen würden und deshalb von Zeit zu Zeit ersetzt werden müssten. Aber wenn genug Material vorhanden wäre um genügend Elemente für die Reproduktion und Energieerzeugung zu synthetisieren war auch das ein vernachlässigbares Problem.


    Allerdings konnte oder wollte das Implant nichts über mich oder den Ort an dem wir uns befanden sagen. Nur das es wohl nicht ungefährlich wäre solange ich nicht die entsprechende Ausrüstung zusammen hätte sich zu weit von einer sicheren Unterkunft zu entfernen.


    Dann traten zum ersten Mal die Nanos in Aktion und schufen mir einfache Hosen, ein Hemd und ein Tuch als Sonnenschutz für den Kopf. Ein Paar Sandalen aus Pflanzenfasern vervollständigten mein Outfit. Dann machten sie sich an die Ausrüstung. Ein Teil der Nanos begann damit in einer Ecke meiner Unterkunft so etwas wie ein Reproduktionszentrum zu bauen. Es war faszinierend anzusehen wie einerseits der Haufen an Pflanzen, Holz und Stein abnahm und gleichzeitig, die Bekleidungsstücke und Ausrüstungsteile Stück für Stück zu wachsen schienen. Laut Implant war es jetzt draußen recht kalt. Mittlerweile hatte ich mich wohl soweit an das Implant gewöhnt das ich mich nicht mehr konzentrieren musste um Informationen zu Tageszeit und meinen Vitalwerten zu bekommen. Die Informationen waren da wenn ich sie brauchte. Genau wie das Wissen das es jetzt besser wäre zu schlafen und zu regenerieren, denn am nächsten Tag würde ich weiter Material sammeln müssen, denn bis auf das Holz war davon nicht mehr viel übrig, das meiste hatten die Nanos beim Bau der Reproduktionsanlage verbraucht. Morgen würde ich mehr Steine sammeln müssen, da laut Implant die Nanos sich daraus die Mineralien und das Metall holten das sie zur Reproduktion und Energieerzeugung brauchten.Wäre die Reproduktionsanlage erst fertig wäre diese Art der Sammelei Vergangenheit. Gut, aber das war morgen. Jetzt war es Zeit schlafen zu gehen.





    Der nächst Tag begann dann mit einem, im wahrsten Sinne des Wortes, erschütternden Erlebnis. Alles wackelte, mein erster Gedanke, Mist ein Erdbeben. Panisch begann ich die Barriere, die den Eingang verschloss, abzuräumen mir entging dabei völlig das die Erschütterungen viel zu regelmäßig für ein richtiges Beben waren, sonst wäre ich viel ruhiger geblieben. Ich hatte das letzte Hindernis gerade zur Seite geräumt und wollte durch die Lücke nach draußen als ein gewaltiger Schatten auf den Eingang viel. Immer wieder erzitterte der Boden und dann ertönte ein Urschrei der mir fast das Trommelfell zerriss. Gleich darauf erfolgte eine fast genauso laute Antwort. Das Beben hatte plötzlich aufgehört, dafür begann das Schreien von neuem. Irgendwie hatte ich den Eindruck als würden sich zwei gigantische Wesen miteinander unterhalten. Und irgendwie sollte ich recht behalten.


    Als ich vorsichtig durch die Engstelle nach draußen glitt konnte ich sie sehen. Zwei gigantische Kreaturen mit langen Hälsen und ebenso langen Schwänzen. Beide, größer als ein zweistöckiges Haus, standen am Strand. Sie waren eindeutig aus dem Urwald gekommen, unschwer an einigen umgeknickten Bäumen zu erkennen. Nun standen sie am Strand und unterhielten sich. Gut wer weiß, zumindest hörte es sich für mich so an. Es waren zwei Brontosaurier ich wusste das einfach, das Implant hatte mir dieses Wissen übermittelt ohne dass ich mich hatte konzentrieren müssen. Seit der Nacht musste ich irgendwie an Wissen gewonnen haben. Mir fiel es jetzt viel leichter mit dem Implant in Verbindung zu treten, ich musste mir nicht mehr mühsam zusammenreimen was es mir übermitteln wollte. Das Wissen war einfach da, so als hätte ich es schon immer besessen. Trotzdem war da nichts über mich selber, wer ich war und warum ich hier war und vor allem wo hier überhaupt lag. Ich war mir sicher lebende Dinosaurier hatte ich bis eben noch nie gesehen. Irgendwie ja, wusste ich, es hatte Dinosaurier gegeben aber immer, wenn ich versuchte in meinem Gedächtnis danach zu graben waren die Begriffe Knochen und Fossilien alles was dabei herauskam.


    Wütendes Gebrüll riss mich aus meinen Überlegungen, wieder begann der Boden zu beben. Die zwei Giganten schienen von irgendetwas erschreckt worden zu sein oder angegriffen zu werden, jedenfalls schlugen sie mit den Schwänzen um sich und bewegten sich erstaunlich schnell den Strand entlang von mir weg. Irgendetwas wurde vom Schlag des einen Brontos in meine Richtung geschleudert und klatschte rechts neben mir ins Wasser um dann dort liegen zu bleiben.


    Ich blickte erst in Richtung der sich schnell entfernenden Brontos ob von dort eventuell Gefahr drohte um dann nach dem zu sehen was da im Wasser gelandet war. Ein zwei Schritte in Richtung Wasser und ich sah das dort ein kleiner Saurier lag. Offensichtlich tot oder bewusstlos. Immerhin war er einige zehn Meter durch die Luft geflogen und hatte wohl vorher mit dem Schwanz des Brontos Bekanntschaft gemacht. Er musste tot sein, einen solchen Schlag konnte nichts überleben. Ich ging die paar Schritte zu ihm um ihn mir genau zu betrachten, schließlich hatte ich noch nie einen echten Dino aus nächster Nähe gesehen, immer nur welche aus Plastik schoss es mir durch den Kopf. Wieso Plastik? Egal hier lag ein echter, leider toter Dino den ich mir genau ansehen konnte.


    Da lag es, ein kleines Wesen, wohl ein Fleischfresser, denn er hatte ein blutverschmiertes Maul, in dem kleine spitze Zähne zu erkennen waren. Der Kopf lag halb im Wasser. Dann waren da Luftblasen am Maul und den Nüstern zu sehen. Ohne groß über etwaige Folgen nachzudenken bückte ich mich und hob den kleinen Kerl auf, der sich als überraschend schwer erwies. Knochenbrüche schien er keine zu haben. Er musste sich wohl in den Schwanz verbissen haben und wurde dann davon geschleudert. Denn hätte der Schwanz ihn getroffen wären wohl alle Knochen kaputt. So war er wohl nur Bewusstlos. Ich beschloss ihn mit ins Strandhaus zu nehmen, da auch das Implant keine Gefahr meldete, irgendwie verstand ich etwas wie der erste Gefährte. Behandele in gut und er wird bei dir bleiben. Das Implant gab mir zu verstehen das der kleine wohl noch eine Weile ohne Bewusstsein bleiben würde und ich in der Zwischenzeit etwas Fressbare organisieren sollte um ein Freundschaftsband zu knüpfen.


    Im Strandhaus legte ich den Kleinen erst einmal auf den Rest der gestern gesammelten Pflanzen. Dann nahm ich Hacke, Axt und Speer und verließ mein Strandhaus um Material und Nahrung zu suchen. Vorsichtig machte ich mich auf den Weg immer entlang des Strandes. Pflanzen gab es genug aber woher sollte ich hier Fleisch bekommen? Aber dieses Problem löste sich überraschend einfach, dort wo die Brontos angegriffen wurden fanden sich mehrere tote, laut Implant, Dodos die ich mitnehmen konnte. Irgendwie ging mir dabei auf das der Kleine es wohl auf die Dodos abgesehen hatte und die Brontos sich dadurch wohl bedroht gesehen hatten. Der kleine Kerl hatte sich dann wohl auch bloß gewehrt als er den einen Bronto in den Schwanz biss. Trotzdem musste da noch mehr gewesen sein. Irgendwie konnte ich mir nicht vorstellen das die Brontos Angst vor dem kleinen Kerl gehabt haben könnten.


    Nachdem ich drei Dodos ins Strandhaus gebracht hatte machte ich mich daran Material zu sammeln, diesmal waren es hauptsächlich Steine von denen ich wohl Tonnen zum Strandhaus schleppte. Holz zu finden war, nachdem die Brontos aus dem Wald gebrochen waren überhaupt kein Problem mehr. Trotz der Plackerei war ich ständig auf der Hut und immer darauf gefasst schnell die Flucht zu ergreifen, aber alles blieb ruhig. Man hörte zwar immer wieder Schreie und andere Geräusche aus dem Urwald, aber am Strand blieb alles ruhig, so dass ich bis kurz vor Sonnenuntergang Material sammeln konnte. Den ganzen Tag über hatte ich immer mal wieder nach dem kleinen Dino geschaut, der aber weiterhin ohne Bewusstsein auf seinem Platz lag. Das Implant versicherte mir immer wieder, dass er noch am Leben wäre und wohl gegen Abend erwachen würde. Das ließ mich hoffen, denn dann war ich nicht mehr ganz so alleine. Dem Implant nach könnte hier einen Compsognathus vor mir liegen, aber sicher schien sich das Implant da nicht zu sein.


    Draußen ging gerade die Sonne unter, also verschloss ich den Eingang wie am Abend zuvor mit Steinen und Holzstämmen. Dann kümmerte ich mich um ein Feuer und nahm mir die Dodos vor. Einen ließ ich wie er war, damit der Kleine, wenn er denn endlich erwachen würde, etwas zu fressen hatte. Die anderen beiden befreite ich von Federn und Innereien um sie dann an einem Improvisierten Spieß über dem Feuer zu braten. Dann kam vom Implant die Information das jetzt ausreichend synthetisiertes Material vorhanden wäre um den Bau des Reproduktionszentrums abzuschließen. Mittlerweile stand in der Ecke eine fast drei Meter hohe und gut einen Meter durchmessende Struktur. Wäre diese weiß hätte man sie für ein Bruchstück einer klassischen Säule aus dem alten Griechenland halten können. Auch wenn ich keine Ahnung hatte wo Griechenland überhaupt lag. Während ich noch in Gedanken versunken die Säule betrachtete begannen an dieser verschiedene Segmente aufzuleuchten. Etwas begann zu Brummen, mit dem Brummen wurde das Leuchten der Segmente stärker, das Brummen wurde zum Summen vom Summen zu einem schrillen Kreischen das schnell unhörbar wurde. Die Säule hob vom Boden ab, stieg etwa eine Handbreit nach oben um dort wieder zu verharren. Dann erschien vor der Säule eine Art Konsole und über dieser ein Halbrund von Displays auf denen Diagramme und Zeichenkolonnen ein Eigenleben zu führen schienen. Gleichzeitig kam vom Implant die Meldung das die Reproduktionseinheit jetzt mit gewissen Einschränkungen zur Verfügung stehen würde.


    Kaum hatte ich mich von dieser Überraschung erholt kam von hinter mir ein Stöhnen und dann ein Jammern. Ich drehte mich um und sah den Kleinen. Er hatte sich in so etwas wie eine hockende Position gebracht hielt seinen Kopf mit den Vorderpfoten und jammerte vor sich hin. Vorsichtig, um ihn nicht zu erschrecken ging ich langsam zu seinem Lager, wobei er mich überhaupt nicht zu bemerken schien, so war er mit sich selbst beschäftigt. Bei ihm angekommen ließ ich mich auf die Hacken nieder und wartete was passieren würde. Das Implant blieb ruhig, also drohte wohl keine Gefahr. Dann schien er wohl zu merken das ich ihn beobachtete. Er ließ eine Pfote sinken und drehte den Kopf soweit das er mich mit beiden Augen mustern konnte, dabei bemerkte ich so etwas wie eine Rautenförmige Erhebung auf seiner Stirn. Ich war mir fast sicher, dass die vorher noch nicht da gewesen war. Der Kleine musterte mich also aus senkrecht geschlitzten Pupillen, die überraschend viel Intelligenz ausstrahlten. Den Beweis trat er dann auch gleich an, indem er mich eindringlich anschaute und mit der Vorderpfote über seinen Schädel strich und dabei lauter als vorher jammerte. Dann ließ er die Pfote wieder sinken und schaute mich mit großen Augen jammernd an. Gut er hatte Kopfschmerzen, kein Wunder nach so einer unfreiwilligen Luftreise. Was wäre, wenn ich ihm einen kalten feuchten Lappen auf den Kopf legen würde. Ob er begriff das ich ihm helfen wollte? Egal einfach probieren. Vorsichtig erhob ich mich aus meiner hockenden Position und ging zu der Stelle mit dem Wasser. Dort nahm ich das Tuch das mich Tagsüber vor der Sonne schützte, machte es feucht und brachte es dann zu dem Kleinen rüber. Dieser hatte mir die ganze Zeit zugesehen und streckte mir, als ich zu ihm zurückging, seinen Kopf entgegen damit ich das Tuch schnell auflegen konnte. Mit dem jammern hatte er schon aufgehört als ich zu dem Wasserbecken gegangen war. Jetzt war nur noch ab und zu ein leises wimmern zu vernehmen.


    Fast hätte ich dabei die Dodos über dem Feuer vergessen, ich kam gerade noch rechtzeitig um zu verhindern das sie ungenießbar wurden. Ich nahm die Vögel vom Feuer und legte sie auf eine saubere Steinplatte die mir als Tisch diente. Dann schaute ich wieder zum Kleinen, der immer noch das Tuch auf seinem Kopf festhielt. Da das Fleisch zum Essen noch ein wenig zu heiß war wollte ich etwas probieren. Ich ging also wieder zum Kleinen und zupfte vorsichtig an dem Tuch. Mit der einen Pfote schob er es so weit zurück, dass er mich aus einem Auge mustern konnte, dann ließ er das Tuch los, so dass ich es von seinem Kopf nehmen konnte. Ich ging also noch einmal rüber zum Wasser um das Tuch neu mit kaltem Wasser anzufeuchten. Die ganze Zeit, bis ich ihm das kühle Tuch wieder vorsichtig auf den Kopf legte hatte er mich nur neugierig angeschaut. Als er dann das kühle Tuch wieder auf dem Kopf spürte gab er ein erleichtertes Seufzen von sich. Kurze Zeit später rollte er sich zusammen, das kalte Tuch immer noch auf dem Kopf, und schien einzuschlafen. Gut wenn er schlief konnte ich etwas essen. Also begab ich mich zu meinem Tisch und ließ es mir schmecken. Wobei von schmecken konnte keine Rede sein, alles ohne Gewürze und Salz. Der Hunger trieb es trotzdem rein.


    Gut, Was hatten wir bisher? Wir hatten eine Unterkunft, eine seltsame Maschine, einen kranken Dino, keine Ahnung wo ich war oder wer ich war und zu guter Letzt ein Etwas im linken Unterarm das ich nicht immer dort gehabt hatte. Das war der momentane Stand der Dinge. Wenn ich nachdachte dann kam ich zu dem Schluss dass auch mein Körper nicht mein Körper war. Egal auch wenn dieser Körper überraschend leistungsfähig zu sein schien, brauchte auch er Schlaf, Nahrung und Wasser. Alles Grübeln brachte außer Kopfschmerzen keine neuen Erkenntnisse. Es war ja auch erst zwei Tage her, dass ich am Strand erwacht war. Vielleicht hatte ich ja einfach nur mein Gedächtnis verloren und mit der Zeit würde es wiederkommen. Allein, daran glaubte ich nicht. Trotzdem es war zumindest etwas auf das man zumindest hoffen konnte. Morgen war ja auch noch ein Tag. Ich beschloss erst einmal schlafen zu gehen. Vorher ging ich noch einmal zum Kleinen, der jetzt tatsächlich tief schlief und machte ihm das Tuch noch einmal feucht. Dabei konnte ich ihn in aller Ruhe betrachten. Feine, auf dem Rücken kobaltblaue Schuppen bedeckten seinen Körper, am Bauch hatten sie einen eher lindgrünen Farbton. An Beinen und Armen sowie am Reptilienschwanz, Hals und Kopf waren sie ebenso von kobaltblauer Farbe, nur von der Kinnspitze bis zum Halsanfang waren sie wieder lindgrün. Auch die Unterseite vom Schwanz war Lindgrün. Über alle kobaltblauen Stellen lag eine feine netzartige goldene Maserung. Am Hinterkopf wuchsen ihm lange goldene Federn. Die Proportionen des Körpers ließen auf Schnelligkeit sowie auf eine extreme Wendigkeit schließen.Die hinteren Extremitäten waren lang und muskulös. Die Füße endeten in drei mit starken Krallen versehene Zehe. Alles in allem wie gemacht für einen ausdauernden schnellen Läufer. Während die vorderen Extremitäten eher zierlich und filigran erschienen. Die mit drei Fingern versehenen Hände waren sehr schlank und wohl auch sehr beweglich. Es war durchaus vorstellbar das damit nicht nur Etwas festgehalten sondernd auch manipuliert werden konnte.


    Ein leises stöhnen brachte mich zurück in die Realität. Der Kleine hatte wohl immer noch Kopfschmerzen also legte ich ihm das feuchte Tuch wieder über den Kopf und begab mich dann zu meinem Lager. Morgen würde ich weitersehen. Ich nahm mir vor das Reproduktionszentrum genauer zu erforschen und ich hoffte darauf das es dem Kleinen besserging, zumindest soweit das er zumindest etwas Flüssigkeit zu sich nehmen konnte. Aber jetzt war ich einfach nur noch müde.


    Ich schlief wohl noch im Hinlegen ein, denn als ich erwachte war es laut Implant kurz vor Mittag. Draußen tobte wohl gerade ein schweres Gewitter. Die Blitze erleuchteten durch die Spalten den gesamten Innenraum meines Strandhauses. Die Steinerne Decke bestand glücklicherweise aus einem einzigen Stück, denn ich konnte nirgends eindringendes Wasser ausmachen. Mein erster Weg führte mich zum Lager des Kleinen der immer noch zusammengeringelt fest schlief und dabei ganz leise zu schnarchen schien. Das Tuch lag jetzt unter seinem Kopf. Froh darüber das es ihm wohl besser ging und er in tiefem Schlaf lag ging ich mir erst mal ein paar Beeren aus meinem Vorrat zum Frühstück holen.


    Nachdem ich mich so gestärkt hatte ging ich hinüber zum Reproduktionszentrum. Ich trat an das Schaltpult heran, dessen Oberfläche vollkommen glatt zu sein schien. Es gab weder Knöpfe noch irgendwelche Hebel. Auch schien es nichts zu geben um etwas einzugeben oder einzuschalten. Vom Implant kam die Aufforderung einfach meine linke Hand auf das Pult zu legen. Also legte ich meine flache Hand auf das Pult. Zumindest wollte ich das. Es gab keine feste Oberfläche. Meine Hand glitt einfach durch die glatte Fläche hindurch was sich für mich anfühlte wie als würde ich in einen Handschuh gleiten der meine Hand und einen Teil des Unterarms fest umschloss. Irgendwie materialisierte sich so etwas wie ein Sessel hinter mir und bewegte sich dann nach vorne so, dass ich gar nicht anders konnte als mich zu setzen. Das Pult war dabei mit nach vorne geklappt und hatte so die Bewegung meines Armes mitgemacht. Dann übermittelte mir das Implant das dies eine einmalige Prozedur war die dazu diente das Reproduktionszentrum auf mich abzustimmen und damit ausschloss von Fremden manipuliert zu werden. Das hieße ja das ich nicht alleine hier bin und dass es wohl noch andere geben musste. Wie elektrisiert versuchte ich an mehr Informationen zu gelangen, aber alles was ich dazu mitgeteilt bekam war, dass es dazu keine weiteren abrufbaren Informationen gab. Wenig später gab das Pult meine Hand frei und veränderte seine Form zu einem Hufeisenförmig um den Sessel gebogenen Schalttisch auf dem jetzt sehr wohl Anzeigen und Eingabeflächen vorhanden waren. Nur konnte ich keine davon ablesen, genauso wenig wie die Anzeigen der Bildschirme über dem Schalttisch. Ich konzentrierte mich auf das Implant um herauszufinden was ich jetzt zu tun hatte. Die Antwort war ebenso verblüffend wie einfach. Ich sollte nichts tun mich einfach zurücklehnen und entspannen. Also lehnte ich mich zurück und schloss die Augen.


    Ich musste wohl eingeschlafen sein denn es waren einige Stunden vergangen trotzdem konnte ich mich nicht erinnern geschlafen zu haben. Es musste aber etwas geschehen sein in diesen Stunden, denn jetzt konnte ich einen großen Teil der Anzeigen lesen und verstehen. Das Schaltpult diente also zur Manipulation und Kontrolle der Nanos und des Reproduktionszentrums. Die Anzeigen lieferten mir Informationen zu vorhandenen Rohstoffen und was sich damit Produzieren ließ. Ich konnte die vorhandene Energiemenge ablesen und diverse Werte über die Auslastung und Verarbeitungsgeschwindigkeit.


    Es gab eine spezielle Recheneinheit mit deren Hilfe ich auch komplexere Produktionsvorgänge planen und ausführen konnte. Die KI der Recheneinheit war in der Lage eigene Vorschläge für Veränderungen und Verbesserungen innerhalb ihrer Sensorreichweite zu machen. Ich verstand zwar nicht ganz was das bedeutete aber gut. Probieren geht über Studieren, keine Ahnung woher der Spruch kam aber das hatten wir ja schon ein paar mal. Also fragte ich die Recheneinheit nach Vorschlägen. An erster Stelle stand auf der Anzeige unter dringende Aufgaben „Basis befestigen“ in der Spalte daneben unter Ressourcen „Energie ausreichend“ „Synthesematerial ausreichend“ „Bots ausreichend“ in der Nächsten Spalte daneben unter Reserven „Energie ausreichend“ und rot blinkend darunter „Synthesematerial unzureichend“. Auf meine Nachfrage bekam ich die Antwort das wenn ich den Befehl erteilte „Basis befestigen“ danach kaum noch Synthesematerial für komplexe Aufgaben vorhanden wäre und schnellstens ergänzt werden müsste. Gut damit konnte ich leben. Auf meine Frage wie denn die Basis befestigt werden würde bekam ich eine dreidimensionale Darstellung des Vorgangs zu sehen. Nach beendigen der Arbeiten würde hier statt des Felssturzes ein größerer Gebäudekomplex, der zum Teil in die Klippe integriert wäre, umgeben von einer hohen Mauer, stehen. Die dafür zu veranschlagende Zeit gab die KI mit zwei Standarttagen an. Ich und der Kleine könnten während der Aktion ohne Probleme weiterhin an Ort und Stelle bleiben, sobald der Erste Raum fertiggestellt wäre könnten wir dann problemlos umziehen.


    Da gab es wohl nicht viel zu überlegen. Ich erteilte den Startbefehl. Die Säule begann zu glühen und über ihr ballte sich langsam eine Art schwarzen Nebel zusammen der sich dann langsam in Richtung Klippe also zur Rückwand meines Strandhauses bewegte. Dort angekommen verteilte er sich über die gesamte Fläche.


    Man konnte sehen wie die Unebenheiten verschwanden und ganz langsam eine gerade senkrechte Fläche entstand die seltsam instabil wirkte. Es sah aus als hätte die Rückwand sich in eine Flüssigkeit verwandelt die der Schwerkraft trotzte und eine Art senkrechte Wasseroberfläche bildete die sich fast unmerklich immer weiter in die Wand fraß. Zu hören war dabei ein Knistern so wie man es von schwachen elektrischen Entladungen kannte. Mit schrecken viel mir der Kleine ein, wenn er aufgewacht war würde ihn das ganze fürchterlich erschrecken. Er würde panisch durch die Gegend rennen und sich und auch mich in Gefahr bringen. So schnell ich konnte erhob ich mich aus dem Sessel, der sofort verschwand, und drehte mich voller bedenken um. Da Lag der Kleine auf seinem Lager und schaute sich das ganze ziemlich entspannt und mit neugierigem Blick an. Von Panik keine Spur. Ich glaube mir vielen in diesem Moment Zentnerweise Steine von der Brust.


    Als er merkte das ich ihn beobachtete erhob er sich und kam langsam auf mich zu. Jetzt sah ich ihn zum ersten Mal in voller Größe. Wenn er neben mir stand würde er mir etwas über die Gürtellinie reichen, also war er etwas mehr als einen Meter groß. Er blieb ein Stück vor mir stehen richtete sich auf und sah mir mit leicht schief gelegtem Kopf direkt in die Augen. Und wieder war da das Gefühl einem hochintelligenten Wesen gegenüber zu stehen. Nach eingehender Musterung seinerseits drehte er den Kopf in Richtung Provisorischer Tisch auf dem alle Nahrungsmittel lagen. Seine nächste Aktion machte mich dann völlig Fassungslos. Mit der rechten Hand, ja es war eine Hand und keine Pfote, deutete er auf den Tisch und mit der linken tat er so als würde er etwas zum Mund führen. Ich konnte nur sprachlos nicken. Der Kleine ging rüber zum Tisch und nahm sich gesittet mit der Hand ein Stück gebratenes Fleisch um es dann zu essen. Nachdem er sich gesättigt hatte ging er hinüber zur Wasserstelle um dort zu trinken, dann ging er zu seinem Lager, nahm sich dort das Tuch und kam zurück um mir das Tuch zu reichen. Jetzt erst gelang es mir mich aus meiner Erstarrung zu lösen. Ich nahm das Tuch von ihm entgegen wobei er meinen Blick einfing und dann beide Augen schloss und den Kopf leicht senkte. Dann drehte er sich um und schritt zu seinem Lager zurück.
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    Zwei Tage später war aus dem Strandhaus eine richtige Basis entstanden. Mit einem Würfelförmigen Hauptgebäude, das zu drei Vierteln, seiner 40 Meter Länge in der Klippe und zur Hälfte im Boden steckte. Das Ganze wurde von einer hohen Mauer umschlossen die von der Klippe in Richtung Wasser niedriger wurde. Trotzdem hatte sie auch dort eine Höhe von mehr als 20 Metern. An der Klippe mochten es knapp 30 Meter sein. Wie ein gigantischer Riegel durchschnitt die Basis auf 35 Meter Breite die gut 40 Meter Strand um dann etwa weitere 10 Meter ins Wasser zu ragen. So wie der Felssturz vorher, der allerdings gut doppelt so hoch aufgeragt hatte wie die Basis jetzt. Die Klippe selbst ragte grob geschätzt mehr als dreimal so weit nach oben. Laut der KI wurde etwa 80 % der Masse des vorhandenen Felsens in Energie, für die Erzeugung der benötigten Baustoffe und zur Versorgung der Nanos, gewandelt. Das Ergebnis war beeindruckend. Das Gebäude wies an keiner Stelle sichtbare Fugen oder Spalten auf. Es wirkte genau wie die Außen Mauer als wäre alles aus einem Guss. Das Material, von grauer Farbe fühlte sich glatt und irgendwie warm an. Selbst wenn man mit einem großen Stein dagegen schlug gab es weder Dellen noch Kratzer. Unterbrochen wurde diese makellose Fläche lediglich von einer 8 Meter breiten und 16 Meter hohen Eingangsschleuse, deren Rahmen einige Zentimeter aus der sonst glatten Fläche hervorragte. Entfernte man sich jedoch ein paar Meter, war es als schaute man auf eine natürlich gewachsene Felswand.
    Die Außenmauer bestand vermutlich aus demselben Material, nur das die Farbe sich an die Umgebung anzupassen schien. Von außen glaubte man auf eine Felswand zu schauen, die sich aus der Klippe heraus über den Strand schob. Man musste schon direkt davor stehen um zu sehen das es kein Fels war. Tore waren keine zu erkennen, und doch waren sie da. Nahtlos eingepasst gab es neben jeweils einem kleinen Eingang, ein mit 20 Metern Höhe und 18 Metern Breite Riesiges Tor in den beiden Mauern die den Strand querten.
    Und noch etwas war in diesen zwei Tagen geschehen. Nachdem die Baumaßnahmen so weit vorangekommen waren, das wir endlich einen neuen Raum, zumindest provisorisch beziehen konnten stellte sich heraus der Kleine war eher eine Kleine. Sie war genau wie ich irgendwann am Strand erwacht. Sie wusste weder wer, noch wo sie war. Und auch bei ihr gab es ein Implant, allerdings nicht am linken Arm wie bei mir. Sie trug ihres mitten auf der Stirn etwas oberhalb der Augen. Wie ich sie vor drei Tagen fand war mir das nicht aufgefallen, nur eine Rautenförmige Stelle hatte ich an ihrem Kopf bemerkt. Irgendwie war das Implant wohl bei ihrem Abenteuer mit den Brontos beschädigt worden. Als das Reproduktionszentrum dann vorgestern seine Arbeit aufnahm hatte ihr Implant, gespeist von dessen Energie, eine Reparaturroutine gestartet und sich wenige Stunden später wiederhergestellt. Danach war es einfach gewesen. Wir konnten uns zwar nicht direkt unterhalten, aber eine Verständigung mittels des Implants war jetzt möglich.
    Sie war wohl zwei Tage vor mir hierher verschlagen worden, allerdings nicht an derselben Stelle, und hatte die ersten zwei Tage in einer Art Schockzustand in einer Felsniesche am Strand verbracht. Am dritten Tag hatte der Hunger sie gezwungen sich Nahrung zu beschaffen. Sie war dann am Strand entlang auf die Suche gegangen und hatte dabei ein paar Dodos entdeckt. Irgendwie hatte dann wohl ihr Unterbewusstsein das Kommando übernommen, jedenfalls handelte sie rein instinktiv. Mit einem kurzen schnellen Anlauf sprang sie mitten zwischen die Gruppe der total überraschten Dodos, in dem Wissen das sie, bei dem was jetzt geschehen würde, ihre letzten Kraftreserven aufbrauchen würde. Hätte es in diesem Augenblick einen Zuschauer gegeben, so hätte dieser lediglich ein Schemenhaftes etwas gesehen das bei jeder Richtungsänderung einen toten Dodo zurückließ. Nachdem sie Sechs Dodos erlegt hatte kam der Zusammenbruch. Die kraftreseven waren verbraucht und sie musste ausruhen. Aber immerhin, sie hatte sechsmal zuschlagen können und damit erst einmal genug Nahrung für die nächsten Tage, so dass sie sich in ein Versteck zurückziehen konnte um in Ruhe ihre Situation zu überdenken. Am schlimmsten war für sie die Einsamkeit. Auch wenn ihre Erinnerung nur bis zu dem Punkt zurückreichte als sie am Strand erwacht war, wusste sie doch sie war noch nie alleine gewesen. Immer waren da noch andere gewesen, andere mit denen man nachts eng aneinander gelegen hatte, andere mit denen man zusammen gejagt hatte, andere mit denen man alles geteilt hatte, andere mit denen man alles zusammen getan hatte. Aber jetzt? Jetzt war da nur noch sie. Was war passiert, wie war sie hierhergekommen und was noch wichtiger war wer war sie Überhaupt. Immer tiefer hatte sie sich in Gedanken verloren. Dann waren plötzlich die Brontos da, hatten sie aus ihrer Lethargie gerissen, was an sich eigendlich kein Problem gewesen wäre, hätte nicht einer der Brontos ihre, für sie so lebenswichtige, Beute in den Boden gestampft. Im Glauben das sie jetzt verloren war, völlig erschöpft von der vorangegangenen Jagd, hatte sie rotgesehen, ihre letzten spärlichen Reserven aktiviert und war auf den Täter losgegangen. Natürlich war es absolut aussichtslos einen solchen Giganten auch nur zu verletzen. Doch das war ihr völlig egal. Noch einmal könnte sie, so geschwächt wie sie jetzt war, nicht die Kraft aufbringen und jagen also würde es auch nichts ausmachen jetzt und hier zu sterben. Und dann machte der Bronto den Fehler seine Schwanzspitze in ihre Nähe zu bringen und sie hatte volle verzweifelter Wut zugebissen. Der Bronto zog, mehr im Schreck als im Schmerz, den Schwanz ruckartig weg. Sie wurde mitgerissen und durch die Fliehkraft schnitten die Zähne wie Messer durch die Haut, diese war dann auch irgendwann zu Ende und ihre Flugreise begann.
    Als sie dann im Strandhaus erwachte hatte sich ein Zweibeiniges Wesen um sie gekümmert. Allerdings hatte sie das wegen ihrer Kopfschmerzen nur wie durch einen Nebel mitbekommen. Klar war, das Wesen kümmerte sich um Sie und wollte ihr helfen. Also bestand wohl keine Gefahr. Ihr Implant hatte sie über die Schmerzen völlig vergessen, auch weil es seine Funktion eingestellt hatte. Am nächsten Morgen waren dann die Kopfschmerzen soweit abgeklungen und sie konnte wieder einigermaßen klar zu denken. Alle Bedenken, das ihr eine Gefahr drohen könnte schob sie beiseite als sie beschloss das Wagnis einzugehen und einen ersten Kontakt herzustellen. Sie hatte Hunger also würde sie versuchen das Wesen zu fragen ob sie sich etwas von seiner Nahrung nehmen dürfte. Schließlich hatte es sich um sie gekümmert als sie am verletzlichsten war. Es hätte sie auch einfach liegen lassen oder schlimmer als Nahrung ansehen können. Den Gedanken, dass es immer noch so sein könnte verdrängte sie aus ihrem Kopf.
    Als sie dann die Augen öffnete um nach dem Wesen zu sehen, war dieses gerade mit einer offensichtlich technischen Anlage beschäftigt. Also beschloss sie, aufzustehen und abzuwarten bis das Wesen seine Aufmerksamkeit auf sie richten würde.
    Nachdem das Gerät einen großen Schwarm Nanos ausgespuckt hatte, sie wusste einfach es waren Nanos, aber woher sie es wusste, das erschloss sich ihr nicht. Nach kurzer Zeit setzte sich der Schwarm in Bewegung um irgendetwas mit der Felswand anzustellen. Nachdem die Nanos ihre Tätigkeit aufgenommen hatten, erhob sich das Wesen von seiner Sitzgelegenheit, die sich daraufhin auflöste. Als es sich umdrehte ging sie, äußerlich ruhig und gelassen wie sie hoffte, zu ihm hin und bedeutete ihm das sie gerne etwas zum Essen von seinen Vorräten nehmen würde. Das Wesen starrte sie während dessen aus weit aufgerissenen Augen an. Da sie keine Angst riechen konnte nahm sie an das es eher überrascht als verängstigt wirkte. Wäre sie sich dabei nicht selbst so unsicher gewesen, wäre es bestimmt lustig anzusehen gewesen. Dann nickte das Wesen mit dem Kopf, was sie, richtig, als Zustimmung interpretierte. Also ging sie zu den Nahrungsmitteln und bediente sich. Viel Geschmack hatte das Fleisch nicht. Zu mindestens gut durchgebraten war es. Ein Dodo schien noch auf seine Zubereitung zu warten. Offensichtlich hatte der Bronto doch nicht alle in den Boden gestampft gehabt. Diesen hier hatte eindeutig sie erlegt. Er trug ihre Markierung das konnte sie genau riechen. Also war es zumindest keine sinnlose Aktion gewesen, auch wenn das Ergebnis so nicht gedacht war. Nachdem sie ihren größten Hunger gestillt hatte ging sie zur Wasserstelle um ihren Durst zu löschen.
    Die ganze Zeit über stand das Wesen starr auf derselben Stelle und sah ihr zu. Ihr viel das Tuch ein, mit dem das Wesen ihren Kopf gekühlt hatte, sicher wollte es dieses zurück. Sie ging zu ihrem Lager und nahm das Tuch um damit zu ihm zurückzugehen. Bei ihm angekommen drückte sie es ihm in die Hand und bedankte sich indem sie die Augen schloss und den Kopf senkte, drehte sie sich um und ging zu ihrem Lager zurück.
    Sie hatte es noch nicht ganz erreicht als ihr Implant sich einsatzbereit meldete. Eine Bilderfolge erschien in ihrem Geist. Das Wesen und sie stehen sich gegenüber, reichen sich die Hand, setzen sich so, dass sie sich anschauen können, Blasen kommen aus den Sprechöffnungen. Auf dem nächsten Bild stehen sie sich immer noch gegenüber allerdings ist jetzt etwas zu sehen das von einem Kopf zum anderen wandert. In Etwa so als würden Schriftzeichen und kleine Bilder zwischen den Köpfen hin und her gehen. Eine ganze Weile scheint das Bild wie eingefroren um dann langsam zu verblassen, gleichzeitig meldet sich das Implant > Eine Verständigung ist jetzt möglich. < Wieder eine kurze Pause, dann ein verständlicher Gedanke der nicht ihr eigener ist >Wer bist du? Was bist du? < Sie konzentriert sich und denkt zurück > Ich weiß nicht wer ich bin. Ich habe keine Erinnerung daran. Ich bin eine Drahn. Und du? Was oder wer bist du? < Die Antwort zu verstehen fällt schon leichter >Auch ich weiß nicht wer ich bin. Ich bin ein Mensch, ein männlicher Mensch. <
    Also ging es ihm so wie ihr. Sie beide wussten nicht wer sie waren und sie ging davon aus das auch er nicht wusste wo sie waren. > Ich bin eine weibliche Drahn. < Gab sie zurück, und hängte trotz besseren Wissens die Frage an > Gehe ich richtig in der Annahme das auch du nicht weißt wo wir sind? < Wie erwartet kam ein Nein zurück. >Zumindest sind wir jetzt nicht mehr alleine. Ich hoffe doch wir bleiben erst mal zusammen? < kam es zurück und sie hatte den Eindruck als würde mit dem Satz ein Gefühl wie Hoffnung mitschwingen. Also dachte sie ein Ja zurück und versuchte gleichzeitig ihre Erleichterung mit zu übermitteln.
    Jetzt war sie nicht mehr alleine. Gut es war kein Drahn der ihr gegenüberstand, aber irgendetwas sagte ihr das ein männlicher Drahn, hier an diesem Ort, keine große Hilfe wäre, eher das genaue Gegenteil. Sie beschloss alles auf eine Karte zu setzen. > Ich möchte hierbleiben. Gemeinsam finden wir vielleicht raus was passiert ist und warum wir hier sind. < Mittlerweile war es immer leichter geworden sich mit Hilfe der Implants zu kommunizieren. Sie konnten sich mittlerweile gut verständigen, ohne dass sie dazu in tiefer Konzentration versinken mussten. Es wurde, über den Tag, immer leichter, zumindest für sie. Irgendwie hatte sie sich so schon immer mit den anderen verständigt, ohne ein Implant, das wusste sie genau. Der Mensch hatte da wohl noch Probleme, denn während sie für die Verständigung ihre Tätigkeit nicht unterbrechen musste. Musste der Mensch kurz innehalten um sich zu konzentrieren, wenn er ihr etwas übermitteln wollte.
    So vergingen die beiden Tage, die die Nanos für den Ausbau der Basis brauchten.
    Ich gewöhnte mich in diesen zwei Tagen so weit, an diese Art der Verständigung, dass ich mich nicht mehr anstrengen musste wollte ich der Drahn etwas mitteilen. Auch die Art der Kommunikation änderte sich. Anfangs waren es nur Bilder und Worte die übermittelt wurden aber dann wurde daraus mehr und mehr etwas wie ein Band das uns emphatisch miteinander verband und so auch langsam die Gefühle des anderen mitschickte. So wusste ich das sie immer noch Kopfschmerzen hatte die aber langsam und sicher nachließen. Sie dagegen bekam mit als ich mir im Nebenraum das Schienbein an einem Stein anschlug den die Nanos noch nicht entfernt hatten. Ich musste wohl laut geflucht haben denn Augenblicke später kam die Frage ob alles in Ordnung wäre oder ich Hilfe bräuchte. Sie sorgte sich ein wenig, diese Sorge war eindeutig vom Implant übermittelt worden. Gleichzeitig ließ mich das Implant wissen, dass wenn ich nicht wünschte, dass meine Gefühle weitergeben werden sollten, sie auch nicht weitergeleitet würden. Das ließ mich erleichtert aufatmen, im Hinterkopf nagte jedoch der Gedanke das mein Implant diese trotzdem sehr wohl wahrnehmen würde. Aber dagegen konnte ich wohl nichts machen. Am Abend des ersten Tages waren wir total geschafft, denn es war nicht so, dass wir bloß irgendwo rumsaßen und den Nanos zusahen. Wir mussten uns die Basis selbst einrichten. Die Nanos erschufen dafür Möbel und andere Einrichtungsgegenstände. Alles was nicht fest mit Wänden, Böden oder Decken verbunden war, wurde einfach da erstellt wo die Nanos die Ressourcen wandelten konnten und das war leider niemals da wo wir die Sachen gerne gehabt hätten. Also schleppten wir. Aura, wie ich die Drahn wegen des golden schimmernden Netzes auf ihrer Schuppenhaut genannt hatte packte genauso zu wie ich. Sie hatte mich Stein genannt, den Namen hatte sie mir gegeben als ich mir das Schienbein an dem Felsen angeschlagen hatte, dabei hatte ich wohl so etwas wie verfluchter Stein gesagt. So hatten wir dann auch endlich beide Namen. Wir aßen etwas das wir uns in der fast fertigen Küche zubereiteten, Aura war es gelungen die Nanos dazu zu bringen einige Gewürze zu synthetisieren, so dass unser Essen diesmal nach etwas schmeckte. Und es schmeckte wirklich sehr gut. Überhaupt irgendwie konnte Aura mit dem Reproduktionszentrum, sie nannte es Replikator, besser umgehen als ich. Sie bediente ihn so als hätte sie ihr ganzes Leben nichts Anderes getan. Ich hätte ständig bei der KI nachfragen müssen. Aura nicht. Sie hatte sich einmal mit der KI verbunden und sich die Anlage und deren Bedienung erklären lassen. Sie war es dann auch, die für die Möbel und die Kücheneinrichtung gesorgt hatte. Für die erste Nacht hatten wir zwei Liegen die irgendwo in einer fertigen Ecke standen. Nach dem Essen suchten wir beide eben diese Liegen auf und schliefen auch sofort ein, während um uns herum die Basis Stück für Stück Form annahm. Der zweite Tag verlief wie der Erste. Wir schleppten Einrichtungsgegenstände und richteten uns in der Basis häuslich ein. Wir hatten sogar einen Raum mit einem offenen Kamin und obwohl die Wand von außen wie eine glatte Felswand wirkte konnte man von innen wie durch ein Panoramafenster nach draußen blicken. Wir hatten jetzt auch jeder einen eigenen Raum in den wir uns hätten zurückziehen können. Allerdings stellte sich heraus das Aura nicht alleine sein wollte oder konnte. Ein wenig komisch war es schon aber über das Implant spürte ich ihre Angst davor alleine zu sein. Also stellten wir unsere Liegen in ein Zimmer. Vorher warnte ich Aura allerdings davor das ich nachts vielleicht schnarchen würde.
    Wie gestern bereiteten wir uns abends etwas zu Essen um uns dann bei einem guten Glas Wasser im Panoramazimmer den Sonnenuntergang anzusehen. Am nächsten Tag würde uns wohl eine Mauer die Sicht auf das Meer und den Horizont nehmen. Kurz bevor das Sonnenlicht ganz schwand konnten wir sehen wie die Mauer sich langsam aus dem Wasser erhob. In der hereinbrechenden Dunkelheit sah es so aus als würde die Oberkante von schwarzem, brodelndem Schaum gebildet unter dem etwas zu leuchten schien. Müde und zufrieden gingen wir dann schlafen. Nur war es dann nicht ich der schnarchte.
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    Die Feder ist mächtiger als das Schwert.

    Vor allem dann wenn sie im Verschluss eines Maschinengewehrs sitzt.



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    • 1. Kapitel


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    Der nächste Tag brachte nicht viel Neues. Nur weniger Arbeit, dafür aber Zeit zum Überlegen und grübeln. Die Tage davor hatten wir so viel zu tun gehabt, das dafür keine Zeit geblieben war. Anders als ich hatte Aura immer noch zu tun, sie beschäftigte sich mit dem Replikator, irgendwie war das einfach ihr Ding. Als hätte sie ihr Leben lang nichts Anderes gemacht kommunizierte sie mit der KI und erforschte die Möglichkeiten, die der Replikator zu bieten hatte. Das waren zwar eine ganze Menge, aber nichts davon war geeignet uns zu sagen wo wir uns befanden und woher wir kamen. Am späten Abend als wir gemeinsam in unserer Küche saßen wollte ich dann wissen was sie herausgefunden hatte. Das Ergebnis war ziemlich erschütternd für uns beide.


    Die gesamte Anlage war wohl darauf ausgelegt für eine bestimmte Anzahl von Lebewesen das Überleben, in fast jeglicher Umgebung, zu gewährleisten. Die Voraussetzungen waren erfüllt, wenn es Wasser, und eine Atmosphäre gab. Je nach dem was an Rohstoffen vorhanden war, konnten die im Implant eingelagerten Nanos einen Replikator bauen und dann um diesen herum eine Art Basis errichten. Das Programm dazu war so angelegt, dass sich diese in die natürliche Umgebung einpassen würde. Das Implant enthielt eine Blaupause zum Aufbau einer einfachen KI, deren Betriebssystem stark komprimiert im Implant gespeichert war. Ebenso enthalten waren eine Unmenge an anderen hochkomprimierten Blaupausen, von denen aber viele beschädigt oder einfach nur unvollständig zu sein schienen. Allerdings bezog sich dieses nur auf mein Implant. Das Implant das Aura trug hatte nichts dergleichen zu bieten. Es war nur in der Lage nichtverbale Kommunikation zu erlauben. Sie nahm an, dass das Implant beschädigt worden war, denn es hatte erst zu funktionieren begonnen nachdem es von Nanos aus dem Replikator repariert worden war. Erst dann hatte es auch seine Einsatzbereitschaft gemeldet.


    Im Prinzip stimmte es schon, dass der Replikator wohl in der Lage war Alles Erdenkliche zu produzieren. Allerdings benötigte er dazu Vorgaben in Form von Blaupausen. Und genau das war der Knackpunkt. Viele der vorhandenen Blaupausen waren Unvollständig und damit Wertlos. Mit den Vorhandenen ließ sich wohl einiges an Ausrüstung herstellen aber ob das zum Überleben reichen würde musste sich erst zeigen. Aura hatte auch erst eine grobe Sichtung vornehmen können. Sie hatte mit der KI Zusammen eine Überprüfungsroutine programmiert, die alle Unvollständigen Blaupausen markieren würde, war diese durchgelaufen wussten wir was produziert werden konnte. Sie hatte gleich als erstes eine Blaupause gefunden mit der sich eine Art Unterwasserdrohne herstellen ließ. Mittels einiger von ihr durchgeführten Modifikationen war die Drohne in der Lage größere Bioproben zu suchen und zur Basis zurück zu bringen. Man konnte so ein größeres Gewässer erforschen, aber eigendlich gingen die Drohnen für uns auf Fischfang. Gut zwei weitere Tage hatte Aura damit zu gebracht. Aber am dritten Tag gab es frischen Fisch. Und dann kam was ich in diesen zwei Tagen schon hinter mich gebracht hatte, die Erkenntnis völlig alleine in einer fremden Umgebung zu sein. Ohne zu wissen wo man war, wer man war und warum man hier war.


    Ich war damit eigendlich ganz gut zurechtgekommen. Alles was mich störte war, dass ich nicht wusste wer ich war. Alleine sein hatte mir wohl nie etwas ausgemacht, jedenfalls empfand ich das jetzt so. Ich hatte dann irgendwann am Zweiten Tag beschlossen alles als ein großes Abenteuer zu betrachten. Irgendwann würde ich schon herausfinden was geschehen war, und bis dahin musste ich halt überleben.


    Bei Aura hingegen war es etwas ganz Anderes. Sie wusste, sie kam aus einer Gemeinschaft. Sie war nie völlig alleine gewesen. Es war die Gemeinschaft Gleicher die ihr fehlte. Sie hatte sich völlig zurückgezogen, lag zusammengerollt auf ihrem Lager, den Kopf irgendwo in der Mitte verborgen. Nur daran, dass sie ab und zu ein leises Jammern ausstieß zeigte das sie noch lebte.


    Irgendwann am Abend des zweiten Tages setzte ich mich zu ihr auf das Lager. Eine Schale mit frischem Wasser hatte ich auf die Kiste neben dem Lager abgestellt. Als ich ihr vorsichtig die Hand auf den Rücken legte ringelte sie sich einfach nur fester zusammen. Trotzdem ließ ich die Hand wo sie war. Von ihrem Implant war nichts zu empfangen. Sie hatte es wohl blockiert. Irgendwann, so hoffte ich, würde sie wieder ansprechbar sein. Solange wollte ich in ihrer Nähe bleiben um ihr zu zeigen das sie nicht ganz alleine war.


    Irgendwann musste ich eingeschlafen sein. Jedenfalls weckte mich ein fast schon schmerzhafter Gedanke. > Stein! Hey, Stein! < völlig benebelt gab ich zurück. > Was ist Aura? < > Ich müsste mal. < Kam es von Aura zurück. Immer noch nicht in der Realität angekommen gab ich zurück: > Dann geh doch. < > Würde ich gerne, aber du liegst quer auf mir drauf. Und ich muss jetzt wirklich. < Das brachte mich dann schlagartig in die Wirklichkeit zurück. Ich hatte nicht gemerkt das ich mich im Schlaf quer über Aura gelegt hatte. Aber ich hatte auch nicht gemerkt das ich eingeschlafen war. Kaum hatte ich mich erhoben, schoss Aura auch schon aus dem Raum in Richtung Waschraum. Es dauerte dann auch eine ganze Weile bis sie zurückkam.


    Das erste was sie sagte als sie den Raum wieder betrat war: > Danke Stein. Deine Nähe hat mir geholfen aus der Dunkelheit meiner Verzweiflung zurück zu finden. Es gibt nichts Schlimmeres für mich als alleine zu sein. Und Gestern war ich auf einmal alleine. < Ich sah sie an. > Es war Vorgestern. < Von Aura kam ein erstauntes: > Oh? < Bevor sie sich wieder in Gedanken verlieren konnte sagte ich zu ihr: > Wenn es nötig gewesen wäre hätte ich auch zwei Tage länger bei dir gesessen. Ich weiß doch, dass du nicht alleine sein kannst. < Und leise schickte ich hinterher: > Ich möchte auch nicht unbedingt alleine hier sein. < Nachdem wir dann beide kollektiv einen erleichterten Seufzer von uns gegeben hatten, begaben wir uns zum Frühstück in die Küche.


    Beim Essen unterhielten wir uns dann darüber was Aura bisher herausgefunden hatte. Was wussten wir? Irgendwie konnte zumindest mein Implant mit der Hilfe von eingelagerten Nanos eine Notfallbasis errichten. Diese konnte einer bestimmten Anzahl von Lebewesen ein Überleben ermöglichen, wenn Wasser und eine Atmosphäre vorhanden waren. Das Kernstück dieser Basis wer der Replikator. Er sorgte für Energie und Ausrüstung. Es gab Blaupausen für die Dinge, die repliziert werden konnten. Ein Großteil der vorhandenen Blaupausen erwies sich aber als unbrauchbar, weil Daten fehlten. Trotzdem konnten Nützliche Dinge wie die Unterwasserdrohnen gefertigt werden. Leider schien es nichts zu geben das fliegen konnte. Wir würden also erst einmal selbst die nähere Umgebung erforschen müssen.


    Aura hatte mehrere intakte Blaupausen gefunden mit denen man eine recht passable Ausrüstung zusammenstellen konnte. Neben Anzügen, die Gas dicht schlossen und mit entsprechenden zusätzlichen Aggregaten zur Sauerstofferzeugung auch unter Wasser eingesetzt werden konnten, gab es auch eine Art Elektrogewehr. Dieses verschoss verschiedene kinetische Projektile die, je nach dem mit welcher Geschwindigkeit sie trafen, eine verheerende Trefferwirkung zeigten. Dazu gab es auch Geschosse die spezielle Nanos enthielten, diese konnten andere Lebewesen unter ihre Kontrolle bringen. Dann war es möglich diese über das Implant zu steuern.


    Diese Waffe funktionierte auch mit veränderten Geschossen unter Wasser, wenn dann auch nicht mit maximaler Durchschlagskraft und verringerter Reichweite.


    Wir beschlossen gleich nach dem Frühstück uns mit der Ausrüstung vertraut zu machen. Wir begaben uns also in den großen Hallenartigen Raum in dem unser Replikator stand. > Diese Lumpen sollen unsere Anzüge sein. Im Ernst? < Fragte ich dann Aura, nachdem ich meine Stimme wiedergefunden hatte, die ich beim Anblick der ordentlich auf einem Tisch angeordneten Haufen und Klumpen von unklarer Beschaffenheit, verloren hatte. Das Einzige, das wirklich etwas herzumachen schien, waren die zwei Waffen die neben Haufen lagen. > Warte es einfach ab. < Kam es von Aura zurück. Ich meinte dabei so etwas wie leichte Belustigung übermittelt zu bekommen. Na dann mal los. Dachte ich bei mir. Im Vertrauen auf Auras Fähigkeiten, ließ ich mir von Ihr in den Anzug helfen. Er war … bequem und er passte einwandfrei. Ich hatte auch nicht das Gefühl in Lumpen zu stecken. Ich nahm den Helm und setzte ihn auf. Als letztes hängte ich den Tornister in die dafür vorgesehene Halterung ein. Ein Griff an den Gürtel und das darin enthaltene Kraftwerk erwachte zum Leben. Ich merkte es nur daran das der Anzug sich kurz zu versteifen schien.


    Zwischenzeitlich hatte auch Aura ihren Anzug angelegt. Es sah immer noch so aus als bestände der Anzug aus Lumpen und irgendwelchen Teilen die nicht zusammenpassten. Allerdings nur so lange bis das Kraftwerk in Ihrem Tornister ansprang. Jetzt war sie auf einmal nur noch schemenhaft zu erkennen. Hätte nicht irgendeine Automatik ihre Kontur auf meinem Visier nachgezeichnet, hätte ich echte Schwierigkeiten gehabt sie Auszumachen. Die Anzüge konnten ihren Träger tarnen. > Und? Enttäuscht? < Kam es von Aura. > Warte erst mal ab, im Wasser sind wir tatsächlich unsichtbar. < > Das übertrifft meine kühnsten Erwartungen. Wie hast du das hingekriegt? < War alles was mir im ersten Augenblick dazu einfiel. > Ganz einfach, ich habe mehrere Blaupausen kombiniert, zumindest teilweise. Dann habe ich mir angesehen wie sich das Material unserer Basis tarnt und dann war es nur noch reine Rechenarbeit. < Kam es von ihr zurück. > Gut wir sind nicht wirklich unsichtbar, die Anzüge haben eine mehrschichtige Beschichtung aus speziellen Kristallen, deren Abstände zueinander von den Nanos gesteuert werden. Diese Beschichtung wandelt das einfallende Licht, vor der Reflektion, in ein Wellenspektrum um, das für Lebewesen nicht sichtbar ist. Zumindest für die meisten. < >Also ist das Ganze nur ein Trick, wenn auch ein ziemlich wirkungsvoller. < Gab ich verblüfft zurück. >Ja und nein. Es hat etwas mit dem Brechungsindex der Kristallschichten zu tun. Es gibt hier kleine Wasserlebewesen die können das ohne die Hilfe von Nanotechnik. Der Trick ist, wir benutzen Nanos dazu den Abstand der Kristalle zueinander so zu manipulieren das dieser Effekt entsteht. < Ich konnte in ihrer Übertragung spüren wie stolz sie auf ihre Anzüge war.


    Die Arbeit war das richtige für sie, es bewahrte sie davor zu viel über ihr Schicksal nachzudenken. Nachdem Sie mir dann noch vorgeführt hatte das man auch die Farbe des Anzugs ändern konnte, dass es sogar möglich war, sich im Wind oder einer Strömung bewegende Pflanzen zu simulieren, leistete ich in Gedanken abbitte für die Lumpen und was ich sonst noch so gedacht hatte.


    Bevor wir dann nach draußen zum Praxistest gehen wollten, erklärte mir Aura die Restlichen Funktionen der Anzüge. Eine davon war eine Art Kraftverstärker, der es möglich machte schwere Gegenstände zu heben oder aber sich sehr schnell in jedem Gelände zu bewegen. Der Anzug konnte hermetisch geschlossen werden. Die Atemluft wurde dann über spezielle Filter gereinigt, oder im Wasser vom Tornister erzeugt. Der Tornister enthielt neben einem leistungsfähigen Energieerzeuger einen kleinen Replikator, der hauptsächlich Nanos produzierte, im Notfall aber auch in der Lage war andere Dinge zu erzeugen. Ebenso waren einige Depots mit unterschiedlichen Rohstoffen vorhanden. Wichtig war Wasser. Ohne wäre das kleine Kraftwerk nicht in der Lage Energie zu erzeugen, womit die Anzüge dann ihre Funktion verlieren würden. Es gab zwar so etwas wie einen Energiespeicher, aber der konnte nur für wenige Stunden die Funktion des Anzuges garantieren.


    Dann war es soweit. Wir verließen die Basis um uns draußen ein wenig um zu schauen. Bis Sonnenuntergang hatten wir noch ein paar Stunden Zeit.


    Das erste das uns auffiel war, dass viele Treibholz am Strand, dazwischen lagen ab und zu ein paar tote Fische und Unmengen von Algen. Wir hatten wohl einen Sturm verpasst. Jetzt gab es nicht die kleinste Wolke am strahlend blauen Himmel. Auf dem Wasser waren nur kleine harmlose Wellen zu sehen. Es war verblüffend, hätte die Anzugautomatik nicht angezeigt wo Aura ging hätte ich sie wohl übersehen. So aber wusste ich sie hielt sich immer mir, etwa zwei Schritte entfernt, sodass wir uns im Falle eines Falles oder auch einer Falle nicht gegenseitig behinderten.


    Unsere Waffen hatten wir gleich nach Verlassen der Basis ausprobiert. Ging man in den Zielmodus konnte man das Angepeilte Ziel vergrößert im Helmvisier sehen und eine Markierung zeigte die Stelle an der das Geschoss treffen würde. Für mich fühlte sich das irgendwie vertraut an. Jeder Schuss ein Treffer. Aura hatte zuerst Schwierigkeiten, so als hätte sie zum ersten Mal eine Waffe in der Hand. Und das obwohl sie die Waffen doch selbst konstruiert hatte. Auch hier hatte sie verschiedene Blaupausen miteinander kombiniert und herausgekommen war eine wirklich bemerkenswerte Universelle Konstruktion.


    Wir hatten mehrere Schüsse auf unterschiedliche Ziele abgegeben. Alle Treffer hatten eines gemeinsam, sie hatten einen Teil des Trefferbereichs regelrecht verdampft. Auf meine Nachfrage bei Aura hatte sie geantwortet, das die Waffen mit voller Leistung gefeuert hätten und das Geschoss dabei auf eine Geschwindigkeit brachten die es beim Aufschlag verdampfen ließ. Aus lauter Sympathie würde sich dann ein Teil des getroffenen Material anschließen und ebenfalls verdampfen.


    Gut Aura hatte so etwas wie Humor. Wenn wir zurück in der Basis wären würde sie dafür sorgen das die Anzugautomatik vor jedem Schuss berechnen würde wieviel Energie für einen wirksamen Treffer nötig sein würde. Aber jetzt wollten wir erst noch ein wenig die Umgebung erkunden und die Anzüge ausprobieren.


    Wir rannten, hüpften und krochen eine ganze Weile am Strand herum, bis Aura auf einmal in Strandnähe im Wasser etwas entdeckte. Im ersten Moment sah es aus wie ein großer von Algen und Ablagerungen verkrusteter Stein. Dann sah ich das blinken von Metall. Es waren nur wenige Meter und das Wasser an der Stelle keinen Meter tief. Aura wollte unbedingt nachschauen was dort lag. Also sicherte ich den Strand ab damit sie gefahrlos das Objekt untersuchen konnte. Es war schon komisch, man konnte sehen wie das Wasser sich bewegte aber sehen konnte man Aura nicht. Dann hob sich der Gegenstand an die Wasseroberfläche und schien zum Strand zu schweben. Die Anzüge waren wirklich was Besonderes. Nur wenn man genau hinsah konnte man an der Stelle etwas erkennen, an der der Anzug ins Wasser tauchte.


    Das Objekt schien aus Metall zu bestehen, war aber für seine Größe überraschend leicht. Auch wenn die sichtbaren Stellen völlig glatt und ohne Korrosion waren wollten wir doch erst zur Basis zurück und das Artefakt dort vorsichtig reinigen. Wir hatten zwar noch ein paar Stunden bis zum Sonnenuntergang aber Aura schien vor Tatendrang und Neugier fast zu platzen. Also machten wir uns auf den Rückweg. Während des ganzen Rückweges war Aura so gut wie nicht ansprechbar. Die ganze Zeit drehte sie das Objekt hin und her und zupfte an den Ablagerungen herum. Sie war so abgelenkt, dass sie einige Male fast vor eine Palme gelaufen wäre hätte ich sie nicht darauf aufmerksam gemacht. In der Basis angekommen stiegen wir aus unseren Anzügen, kaum hatte Aura das letzte Teil an seinem vorgesehenen Platz verstaut verschwand sie mit dem Artefakt hinter dem Schaltpult der KI. Allerdings blieb sie nicht lange dort. > So ich habe das Artefakt den Nanos zum Reinigen übergeben. Es wird wohl ein wenig dauern. Lass uns was Essen. < Sagte sie im Vorbeigehen. Fassungslos folgte ich ihr. Da war sie den ganzen Rückweg fast mit dem Teil verschmolzen gewesen und in der Basis konnte sie es nicht erwarten aus dem Anzug zu kommen um endlich das Artefakt mit Hilfe der KI zu untersuchen. Und dann war Essen wichtiger. Ich schüttelte den Kopf. Verstehe einer die Frauen. Und Aura war noch nicht mal ein Mensch. Auf jeden Fall hatte sie mich mit ihrer Neugier angesteckt. Jetzt wollte ich auch wissen was wir da gefunden hatten. Und dann ging sie einfach Essen.

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  • Ich würde also meine Neugier noch ein wenig zurückhalten müssen. Allerdings waren wir auch lange unterwegs gewesen. Hunger hatte ich durchaus, also erst mal was essen. Als ich in die Küche kam hatte Aura das Essen schon auf dem Tisch. Wir hatten Fisch. Schon wieder. Gestern hatten wir Fisch gehabt, genauso wie Vorgestern und auch die Tage davor. Ich bekam schon langsam Kiemen. Dank der Unterwasserdrohnen gab es an Fisch keinen Mangel.


    Bei unserem nächsten Ausflug sollten wir schauen das wir mit etwas das Beine statt Flossen hatte zurückkamen. Vielleicht fanden wir auch ein paar essbare Pflanzen. Früchte und Beeren gab es zum Glück fast direkt vor der Basis. Wenn Aura die Waffensteuerung angepasst hatte sollte es auch möglich sein zu jagen und das dabei geschossenes Wild nicht in eine Hackfleischähnliche Masse zu verwandeln. Dann würden auch die Projektile einen Sinn machen mit deren Hilfe man ein Tier unter die Kontrolle des Implants brachte. Bisher würden auch diese Projektile, aufgrund der viel zu hohen Geschwindigkeit, jedes Tier sofort töten.


    „Was haben wir da gefunden? Weißt du schon was es sein könnte?“ Fragte ich Aura kaum das die Teller abgeräumt waren. „Ich weiß nur so viel, dass in dem Fundstück ein Energieerzeuger laufen muss. Soviel hat mir der erste kurze Scan verraten. Ich hoffe, wenn wir jetzt zurückgehen bekommen wir mehr Informationen.“ Erwiderte Aura auf meine Frage. Schweigend begaben wir uns zurück zum Schaltpult mit dem Artefakt. Dort gab es dann tatsächlich Neues. Die Nanos hatten alle Algen und Ablagerungen entfernt. Jetzt konnten man sehen, dass das Objekt aus golden schimmernden Metall bestand. Zumindest fast. Es hatte die Form eines Libellenkörpers, besser gesagt den eines Torsos mit Kopf. Ein Hinterleib sowie Flügel und Extremitäten waren nicht, oder nicht mehr vorhanden. Stattdessen gab es da wo Beine und Flügel gewesen wären Vertiefungen. Da wo der Hinterleib ansetzen würde gab es eine große Runde Vertiefung, die von einem schmalen Wulst umrahmt wurde. Der Kopf, war der einer Libelle mit den riesigen, hier schwarzen, Facettenaugen. Wäre der Körper vollständig gewesen, wäre er deutlich länger als ich groß war.


    Vor wenigen Augenblicken hatte sich die in dem Objekt erzeugte Energiemenge sprunghaft erhöht und so wie einige der Anzeigen über dem Tisch verrieten bestand jetzt so etwas wie Kommunikationsverbindung zwischen dem Objekt und unserer KI. Es war zu erkennen das die Libelle begonnen hatte die KI mit irgendwelchen Daten zu bombardieren. Es war auf einmal nicht mehr möglich mit der KI in Verbindung zu treten. Jeder Versuch Auras endete mit der Meldung, das Eingaben zurzeit nicht möglich wären. Egal was Aura alles versuchte, sie bekam keinen Zugriff auf die KI. Da aber wohl nur Daten übertragen wurden beschlossen wir das uns keine Gefahr drohte. Etwas Anderes blieb uns auch gar nicht übrig. Die Basis konnten wir nicht aufgeben, die Libelle und die KI alleine lassen wollten wir nicht und die Datenübertragung mit Gewalt zu stoppen hätte bedeutet die KI zu vernichten oder zumindest doch schwer zu beschädigen. Das wollte keiner von uns. Also zogen wir unsere Anzüge an und warteten ab. Es dauerte fast einen ganzen Tag bis die KI wieder Bereitschaft meldete.


    Jetzt erfuhren wir endlich was es mit dem Artefakt auf sich hatte. Wir hatten einen Erkunder gefunden. Zumindest behauptete die KI das. Das Gehirn des Erkunders hatte seit einer unbekannten Zeitspanne in einem internen Stasisfeld gesteckt. Dieses Feld und dessen Generator befanden sich innerhalb des Torsos, dessen Metallhaut durch herkömmliche Einflüsse nicht beschädigt werden konnte, auch unsere Waffen wären dazu nicht in der Lage gewesen. Der Scan der KI hatte bewirkt das sich das Feld abschaltete und das darin befindliche Gehirn, ja es war wohl tatsächlich so etwas wie ein lebendiges Gehirn, nur das die KI es als Biotronik bezeichnete, einen Kontakt mit der KI herstellen konnte. Dann hatte irgendeine Automatik im Erkunder die KI einfach übernommen und begonnen Daten zu übertragen. Die Biotronik war zu dieser Zeit so gut wie Handlungsunfähig, da sie sich nach der Stasis in einer Art Schockzustand befand und zudem noch völlig ohne Orientierung war. Irgendwie hatte sie durch die Ereignisse die der Stasis vorrausgegangen waren diverse Schäden davongetragen. Außer einem Funksender mit extrem kurzer Reichweite waren keinerlei Sensoren mehr vorhanden. Die Biotronik war somit völlig blind und taub. Es gab eine Art Notfallautomatik die bei einem Ausfall derselben, versuchte irgendeinen Kontakt herzustellen, um einen Hilferuf abzusetzen. Gleichzeitig versuchte eine Mediautomatik die Biotronik zu stabilisieren und deren Regeneration einzuleiten. Es dauerte fast einen ganzen Tag bis die Regeneration der Biotronik so weit fortgeschritten war das sie wieder das Kommando übernehmen konnte und die sinnlose Hilfeanforderung und damit die Blockade der KI aufheben konnte. Durch ihre Verbindung mit der KI der Basis konnte sie deren Sensoren nutzen um sich zu Orientieren.


    Bis auf die Zitadelle, das waren Kopf und Torso, waren alle Extremitäten und Sensoren verloren gegangen. Ebenso waren keine Daten oder Erinnerungen an den Zeitraum vor dem Einleiten der Stasis abrufbar. Die einzige abrufbare Information besagte das eine extreme Hitze geherrscht haben musste, ansonsten wären zumindest ein Teil der Sensoren unbeschädigt geblieben. Das Ereignis, das diese Hitze verursacht haben musste war dann auch für die Amnesie der Biotronik verantwortlich, den die Mediautomatik hatte einige Bereiche regenerieren müssen. Eine Regeneration der verlorenen Körperteile würde mit eigenen Mitteln nicht möglich sein, da sich die dazu benötigten Einrichtungen im Hinterleib, der komplett verloren war, befunden hatten. Offensichtlich befand man sich aber in einer Einrichtung die von mindestens zwei Lebewesen kontrolliert wurde. Eine Kontaktaufnahme sollte möglich sein. Andere Alternativen waren nicht vorhanden. Die Situationsanalyse sagte voraus, dass die Wahrscheinlichkeit, Hilfe zu bekommen, um vieles höher lag, als die, zerstört zu werden. Alternativ bestand auch die Möglichkeit die KI zu übernehmen und eine Regeneration zu erzwingen. Allerdings bestand laut Situationsanalyse dabei eine große Wahrscheinlichkeit sich unbeliebt zu machen und einen Angriff der zwei Lebewesen zu provozieren. Nicht, dass das eine Gefahr dargestellt hätte. Die Zitadelle wäre auf herkömmliche Art und Weise nicht zu zerstören. Dass es hier Antimaterie geben könnte wurde mit extrem Unwahrscheinlich bewertet. Also blieb die Kontaktaufnahme als günstigste Alternative übrig.


    Für all diese Überlegungen benötigte die Biotronik wenige Sekundenbruchteile. Dann übermittelte die Biotronik mit Hilfe der KI an mich und Aura „Seit beide gegrüßt. Ich danke euch dafür, dass ihr mich aus der Stasis befreit habt und bitte um Hilfe.“ „Wer bist du? Was bist du?“ Gab ich zurück, ich hatte mich wohl etwas schneller als Aura von der Überraschung erholt, von etwas Angesprochen zu werden das Augenscheinlich ziemlich kaputt aussah. „Wenn wir dir helfen können ist das selbstverständlich, wenn du unsere Fragen beantwortet hast.“ Setzte ich noch rasch hinzu. „Ich bin ein Erkunder. Allerdings kann ich dir nicht mehr dazu sagen. So wie es aussieht bin ich irgendwann schwer beschädigt worden. Dabei habe ich das Wissen über meine Herkunft und was mich in diesen Zustand versetzt hat verloren. Ich kann mich allerdings an ein grelles Licht und extreme Temperaturen erinnern. Mehr leider nicht.“ Gab die Biotronik zurück. „Was ist ein Erkunder?“ Übernahm Aura die Rolle des Fragenden. „Das weiß ich nicht. Da ist nichts. Ich weiß wie ich ausgesehen habe, welche Sensoren und sonstige Ausrüstung ich hatte. Aber was ich erkunden sollte, …, nein, da ist nichts.“ Kam es irgendwie verzweifelt zurück. Ich stellte die nächste Frage. „Bist du eine KI wie unsere hier?“ Zögerlich kam vom Erkunder die Antwort. „Nein, ich bin ein Lebewesen. Ihr würdet wohl Cyborg dazu sagen. Das wäre aber nicht ganz richtig. Ich bin eine Biotronik.“ „Was ist eine Biotronik?“ Warf Aura darauf ein, ehe ich weiter Fragen konnte. Mir war es ganz recht, denn sie hatte wohl eher die Erfahrung um die richtigen Fragen zu stellen. Ich musste das gehörte erst einmal einordnen.


    „Am ehesten lässt sich das als eine künstlich in einem Labor geschaffene, biologisch lebende, Intelligenz bezeichnen.“ Bekam sie als Antwort. „Also so etwas wie ein Gehirn?“ „Nein kein Gehirn. Eine Verbindung aus biologisch lebenden Nervenzellen und elektronischen Schaltkreisen.“ Gab die Biotronik zurück. „Kannst du dann auch wie ein Lebewesen fühlen und empfinden?“ Mischte ich mich wieder ins Gespräch ein „Ja, ich habe Gefühle und Empfindungen, genau wie ihr. Ich bin ein Lebewesen, künstlich geschaffen, um bestimmte Aufgaben zu erfüllen. Ja, Empfindungen und Gefühle sind wichtig, damit ich meine Aufgabe überhaupt erfüllen kann, da bin ich mir sicher. Ich habe nur keine Erinnerung daran was für Aufgaben das waren. Ich hoffe ihr haltet mich jetzt nicht für ein Monster?“ Bekam ich als Antwort. Ich suchte Auras Blick. „Nein, sonst würden wir dir nicht helfen denke ich. Oder Aura?“ „Ja wir helfen dir. Egal was du bist. Du brauchst Hilfe, dabei ist es uns egal wie du aussiehst oder was du bist.“ Erwiderte Aura, nicht ohne mir rasch einen fragenden Blick zu werfen. „Als erstes brauchst du einen Namen, wenn du noch keinen hast.“ Meinte Aura dann, nachdem sie mein zustimmendes Nicken erleichtert zur Kenntnis genommen hatte. Mittlerweile konnte ich ihre Gemütsregungen ganz gut an ihrer Mimik und Körperhaltung ablesen. „Nein, ich habe keinen Namen, zumindest erinnere ich mich an keinen. Wäre Bitrok ein guter Name?“ Kam es fragend. „Wenn dir der Name gefällt ist es in Ordnung.“ Gab ich zurück. „Also Bitrok. Wie können wir dir helfen?“ Übernahm Aura wieder das Gespräch. „Kann ich den Replikator benutzen, bitte?“ „Ja, kannst du ihn bedienen oder brauchst du Hilfe.“ Erwiderte Aura auf Bitroks Frage. „Nein keine Hilfe, ich kann ihn steuern. Es wird nur einige Zeit in Anspruch nehmen, da ich einiges an Material synthetisieren muss.“ Meinte Bitrok darauf. „Gut, wenn du alleine damit klar kommst dann können wir was Essen gehen und dann schlafen.“ Erwiderte ich, um dann in Richtung Küche zu gehen. „Ihr vertraut mir einfach so? Habt ihr keine Angst, das ich was Unerwartetes tun könnte?“ Fragt Bitrok erstaunt als er registrierte das ich und Aura die Halle verlassen wollten. „Wenn du uns betrügen willst, was würde es für einen Unterschied machen, wenn wir hierbleiben? Ich denken wir wollen dir vertrauen. Du hattest gesagt, du hoffst das wir dich nicht für ein Monster halten. Wir wollen dir damit zeigen das wir dir unsere Freundschaft anbieten.“ Ließ ich ihn wissen, dann eilte ich hinter Aura zur Küche. Trotz meiner letzten Worte zu Bitrok hatte ich ein komisches Gefühl im Bauch. Früher hatte ich niemandem vertraut, das wusste ich einfach. Aber seit ich Aura kennengelernt hatte war ich zu dem Schluss gekommen das es hier in dieser Welt anders sein musste als da wo ich herkam. Aura vertraute mir blind. Ich hatte ihr das Leben gerettet. Nicht, damit das ich sie aus dem Wasser gezogen hatte. Das hätte sie überleben können. Nein, ich ersetzte ihr die Gemeinschaft in der sie vor „hier“ gelebt haben musste. Vor allem nachts war das zu merken. Immer wenn ich den Raum verlassen musste um die Nasszelle aufzusuchen, wurde ihr Schlaf extrem unruhig. Ich hatte unsere Liegen schon vor einiger Zeit weiter zusammengeschoben, seitdem war ihr Schlaf viel ruhiger geworden und am Tag war sie einfach ausgeglichener. Hier mussten wir einfach versuchen zu vertrauen. Noch kannten wir nur einen Bruchteil unserer neuen Heimat, aber wenn es hier solche Giganten wie die Brontosaurier gab, dann würde es auch anderes geben.


    Fast wäre ich an der Küche vorbeigelaufen, so war ich mit meinen Gedanken beschäftigt gewesen. Erst als Aura mich rief merkte ich, das ich schon an der Tür vorbei war. „Machen wir das Richtige, was meinst du.“ Fragte ich Aura als ich mich an den Tisch setzte. „Ja, wir müssen ihm vertrauen, er weiß vielleicht wo wir sind.“ Und zögerlich setzte sie hinzu. „Vielleicht weiß er auch wie wir wieder nach Hause kommen.“ „Es wäre schön, aber Hoffe nicht zu sehr darauf. Dann ist die Enttäuschung nicht so groß hinterher.“ Ich wollte ihr die Hoffnung nicht nehmen, aber irgendwie konnte ich mir nicht vorstellen, das Bitrok uns dabei helfen konnte nach Hause zu kommen. Er musste schon sehr lange in Stasis gelegen haben. Die Entfernte Kruste war dick gewesen, und das Metall sah nicht so aus als wenn sich irgendetwas leicht auf dieser Oberfläche halten könnte.


    Nach dem Essen kontrollierten wir unsere Vorräte. Wie nicht anders zu erwarten hatten wir Fisch genug. Bei Beeren und Früchten sah es nicht ganz so gut aus. Eine unserer Wasserdrohnen war ohne Ladung zurückgekommen, dafür wies sie multiple Schäden auf, es war erstaunlich das sie in diesem Zustand überhaupt zur Basis zurückgefunden hatte. Es sah aus als hätte irgendetwas die Drohne gut durchgekaut und dann ausgespuckt. Eine der Drohnen hatten wir schon verloren, es sah so aus als gäbe es im Wasser etwas das in der Lage war den Drohnen gefährlich zu werden. Es war dann auch noch eine der wenigen Drohnen die Aura zur Rohstoffbeschaffung programmiert hatte. Sie hatte rausgefunden, dass es im tiefen Wasser größere Ablagerungen gab, die verschiedene Erze und andere Stoffe enthielten aus denen der Replikator wesentlich leichter die von uns benötigten Materialien und Gegenstände herstellen konnte. Diese Drohnen brauchten anders als unsere Fischjäger wesentlich mehr Material, denn sie mussten die gefundenen Rohstoffe ja auch zurück zur Basis bringen. Aura und ich hätten bequem im Laderaum eines solchen Sammlers Platz gehabt. Eigendlich wollte ich gar nicht wissen was den Sammler so zugerichtet hatte.


    Bisher hatten wir zehn Fischjäger und fünf Sammler gehabt. Bis zur Reparatur waren es noch vier Sammler. Das Materiallager war gut gefüllt, also war der Ausfall eines Sammlers nicht gefährlich für unsere Rohstoffversorgung. Gerne hätte Aura einen weiteren Replikator bauen lassen, aber irgendwie war es nicht möglich. Auf Auras Nachfrage hatte die KI geantwortet, dass verschiedene Materialien von ihr nicht synthetisier bar waren. Es blieb die Frage, woher war dann das Material für den ersten Replikator gekommen. Fragte man die KI danach kam als Antwort, dass das Material ausreichen vorhanden gewesen wäre. Nur das die benötigte Menge nicht im Implant untergebracht werden konnte. Das war genauso Rätselhaft für uns, wie die Frage nach unserer Herkunft. Irgendwann würden wir uns mit diesen Fragen auseinandersetzen, aber nicht jetzt.


    Die Inspektion ergab, außer dem beschädigten Sammler, keine weiteren Auffälligkeiten. Langsam brach die Nacht herein, also gingen wir schlafen. Morgen musste der Sammler repariert werden, und dann war da ja noch Bitrok. Ich hatte die Hoffnung das er sich unserer kleinen Gemeinschaft anschließen würde. Mit diesen Gedanken schlief ich ein.


    Am nächsten Morgen begaben wir uns gleich nach dem Frühstück in die Halle mit dem Replikator um nach Bitrok zu sehen. Neben dem Replikator stand jetzt eine riesige Libelle mit großen rotglühenden Facettenaugen, der Hinterleib leuchtete in metallischem blau. Auch die sechs langen Beine hatten diesen Farbton. Zwei große, trotzdem filigran wirkende Flügelpaare lagen an geklappt an den Seiten der Libelle. Wie durchsichtiges Kristall schimmerten sie im Licht. Bitrok war mehr als doppelt so lang wie ich hoch war. Und klein war ich ganz bestimmt nicht. „Wow.“ Mehr brachte ich nicht heraus. Langsam ging ich um ihn herum. Vor mir stand keine Maschine. Das hier war eine ins gigantische vergrößerte Libelle. Ich hatte am Strand Libellen gesehen, tote und lebende. Es gab keinen Unterschied. Zwei fast schon lächerlich kleine Antennen waren über den großen Augen zu sehen. Selbst die pelzartigen Härchen am Torso waren da. Die Beine endeten in jeweils zwei Krallen und genau wie bei den kleinen Vorbildern waren so etwas Dornen oder Stacheln an den Beinen zu sehen. „Und gefällt euch was ihr seht?“ Wollte Bitrok wissen. „Ja, du bist wunderschön.“ Kam es fast ehrfurchtsvoll von Aura. „Bist du voll wiederhergestellt?“ Wollte ich wissen, ja er war schön anzuschauen, aber ich sah das ganze eher pragmatisch. „Ja, bis auf einige Kleinigkeiten, die ich mit dem Replikator nicht herstellen konnte. Das wird mich aber nicht behindern.“ Kam als Antwort. „Was hast du jetzt vor?“ Stellte ich meine nächste Frage. Es gab eine kleine Pause, dann gab Bitrok zurück. „Wenn ihr nichts dagegen habt, würde ich mich euch gerne anschließen. Ich wüsste sonst nicht wohin ich sollte. Ich habe, seit meine Sensoren wiederhergestellt sind, versucht mit anderen Erkundern oder irgendeiner Basis Kontakt aufzunehmen. Aber da ist nur Rauschen. Ich kann auch keinen Kommunikationssatteliten erreichen. Mir fehlt also so etwas wie eine Heimatbasis.“ „Na dann, willkommen in unserer kleinen Gemeinschaft.“ Gab ich ihm zur Antwort. „Kann ich die Halle verlassen? Ich würde gerne meine neuen Flügel ausprobieren?“ Kam es von ihm zurück. „Selbstverständlich, einfach auf das Tor zugehen, die Sensoren öffnen, wenn sie merken du möchtest raus. Ich denke das unsere KI dich mittlerweile als befugt anerkannt hat. Ansonsten sorgt Aura dafür das du raus und reinkommst.“ Kam es von mir zurück.


    Die Torhälften fuhren lautlos auseinander. Bitrok breitete seine Flügel aus, es gab ein kurzes brummen und weg war er. Aura und ich eilten zum offenen Tor, aber Bitrok war wohl schon außer Sichtweite. Also gingen wir zurück in die Halle. Aura wollte, bevor sie sich an die Programmierung der Anzugautomatik machte, noch den Sammler reparieren lassen. „Ob er zurück kommt?“ Wollte sie leise von mir wissen. „Ja, er kommt zurück, wo sollte er denn auch sonst hin?“ Versuchte ich sie zu beruhigen. Immer noch hatte sie Angst alleine gelassen zu werden. Kurze Zeit später kam Bitrok zurück in die Halle geflogen. Einen Augenblick schwebte er vor uns in der Luft, dann glitt er ein Stück zurück und landete dicht bei uns. Irgendwie konnte ich sehen und fühlen wie Auras Anspannung ganz langsam schwand. „Wer möchte mitfliegen?“ Fragte Bitrok in die Stille.

    Die Feder ist mächtiger als das Schwert.

    Vor allem dann wenn sie im Verschluss eines Maschinengewehrs sitzt.



    Einmal editiert, zuletzt von Atax ()

  • Wie wäre es mit Schriftsteller?

    Maybe.


    Und die Geschichte geht weiter. Dieses mal aus Zeitmangel leider etwas kürzer. Diese Woche habe ich mehr Zeit zum schreiben (Hoffe ich) also sollte der nächste Teil länger werden. Ich mache noch einen Threat auf, wäre schön wenn ihr mir schreibt wenn euch Ungereimtheiten auffallen.

    Die Feder ist mächtiger als das Schwert.

    Vor allem dann wenn sie im Verschluss eines Maschinengewehrs sitzt.



  • Der Blick aus Auras Augen sagte mir alles. „OK, ihr seid spätestens zum Sonnenuntergang wieder da.“ Ich glaube das war das erste Mal das Aura richtig laut wurde. Es klang fast wie ein lang gezogenes Jiiiiiiiiiiiiiiihhhiiiiiie. Sie schoss förmlich rüber zu den Anzügen. Beim Anlegen ihrer Ausrüstung verhedderte sie sich mindestens drei Mal bis alles richtig an seinem Platz saß. Immer wieder schaute sie in Bitroks Richtung um sich zu vergewissern das er noch da war.Selbst er ließ sich von der quirligen Aufregung Auras anstecken und ließ seine Flügel immer wieder kurz brummen. Ich hätte wetten mögen das er innerlich grinste. Ich konnte es fast schon sehen. Dann kam Aura im Laufschritt zurück. Bitrok wartete bis sie ihn fast erreicht hatte dann hob er ab und war ehe wir es richtig mitbekommen hatten über Aura und packte sie mit allen sechs Beinen, so dass sie fast wie in einem Käfig unter ihm hing. Wieder war ein lautes Jiiiiiiihhhiiiie zu hören. Einen Augenblick später brummte Bitrok mit einer total veränderten Aura davon. Aus einer bisher zurückhaltenden und in sich verschlossenen Drahn war mit einem Mal ein Kind mit großen leuchtenden Augen geworden. Sollte sie ihren Spaß haben. Sie hatte es bitter nötig. Ich hoffte Bitrok wusste was er da tat und sie kamen beide heil zurück. Bis dahin wollte ich mich so lange um den beschädigten Sammler kümmern. Irgendwer musste ihn schließlich aus der Unterwassersektion zum Replikator bringen, damit dieser ihn wieder instand setzte. Seufzend stieg ich in meinen Anzug und machte ich mich auf den Weg.


    Ich glaube ohne den Anzug und dessen Kraftverstärker hätte ich erst gar nicht losgehen brauchen. Der Sammler war wirklich in einem üblen Zustand. Der Laderaum total eingedrückt. In der Hülle klafften viele große Löcher, es sah aus als hätte irgendetwas versucht ein Stück aus dem Sammler zu beißen. Dann fand ich auf der Unterseite ein Loch in dem etwas steckte. Es sah aus wie ein Zahn, besser einen abgebrochenen Zahn. Das Fragment war länger und etwas dicker als mein Unterarm. Wer oder Was da jetzt mit einer Zahnlücke durch die Tiefen des Meeres schwamm wollte ich eigendlich gar nicht wissen. Irgendetwas sagte mir aber das es sich nicht vermeiden ließ heraus zu finden wem da ein Stück Zahn fehlte. Der Sammler musste mit vollem Laderaum angegriffen worden sein. Reste der Ladung befanden sich noch immer im zerdrückten und aufgerissenen Laderaum. Aura würde dafür sorgen müssen das unsere Drohnen nicht mehr wehrlos unterwegs waren. Es wäre auch nicht schlecht wenn die Drohnen alles was sie sahen aufzeichnen würden. Wir wussten einfach zu wenig von unserer Umgebung. Gut, wir waren auch noch nicht lange hier und hatten genug damit zu tun gehabt uns zu finden und dafür zu sorgen das wir überleben konnten. Und wir hatten unverschämtes Glück gehabt das wir uns gefunden hatten, das mein Implant in der Lage gewesen war unser Basis und den Replikator zu schaffen. Allerdings wenn ich länger darüber nachdachte waren das verdammt viele Zufälle. Warum war Auras Implant nicht auch in der Lage eine Notfallbasis zu errichten? Woher kam das Material für den Replikator das die Nanos nicht produzieren konnten? Wer oder was war Bitrok? Das war auch so eine unbeantwortete Frage. Wie war er in die Geschehnisse einzuordnen? Warum hatte ich mich so schnell entschlossen ihm zu vertrauen? Ich wusste, früher hätte ich mich nie darauf eingelassen. Ich war immer alleine gewesen, hatte mich nie auf andere eingelassen. Bei dem was ich getan hatte wäre so etwas auch nicht möglich gewesen. Warum? Keine Ahnung. Ich wusste einfach, dass es so gewesen war. Jetzt war alles anders. Mit diesem Gedanken war ich mit meiner Last am Replikator angekommen. Ich legte den Sammler direkt vor die Säule des Replikators, dann ging ich zum Schaltpult und gab die Reparatur in Auftrag. Es war jetzt später Nachmittag. Die Sonne warf langsam immer längere Schatten. Noch zwei Stunden dann hätte sie den Horizont erreicht. Ich bezwang meine Unruhe, die beiden würden schon unbeschadet wiederkommen. Trotzdem blieb ein Kribbeln im Bauch.


    Ich sah den Nanos bei der Arbeit zu, ich wollte einfach in der Halle Sein, wenn die beiden zurückkamen. Die Nanos kannten weder Unruhe noch Sorgen. Sie machten ihre Arbeit ohne sich von irgendwas ablenken zu lassen. Es sah aus als würde der Sammler zu einer schwarzen brodelnden Masse zusammenschmelzen, gerade versank die letzte Struktur in der Masse. Kaum war der Sammler verschwunden schien ein neuer Sammler aus der brodelnden Masse aufzutauchen. Alles geschah in nahezu gespenstischer Lautlosigkeit nur ein leises Knistern begleitete das Auftauchen des neuen Sammlers. Dann stand dort wo vor kurzem noch ein zerquetschtes, zerfetztes Wrack gelegen hatte, ein metallisch schimmernder neuer Sammler. Letzte Reste der brodelnden schwarzen Masse schienen von ihm einfach aufgesaugt zu werden. Als der letzte Rest der Masse verschwand, meldete der neue Sammler Bereitschaft.


    Als ich zurück in die Halle kam, ich hatte den neuen Sammler nach unten gebracht, berührte die Sonne den Horizont. Schon wollte ich voller Sorge zur Schleuse laufen, da verkündete ein leises Brummen die Rückkehr von Aura und Bitrok. Langsam kamen beide in die Halle geschwebt. Bitrok entließ Aura kurz über dem Boden aus der Umklammerung seiner langen Beine, die locker in den Knien federnd auf ihren Füßen aufkam. Ich wollte mich schon bitterlich bei den beiden beklagen, dass sie die Zeit bis zum äußersten ausgenutzt hatten. Die glücklich leuchtenden Augen Auras hielten mich letztlich davon ab. Stattdessen fragte ich: „Es war schön?“ „Ja, ich war lange nicht mehr so glücklich.“ Sie machte eine kurze Pause. „Stein, wir haben viel gesehen. Es ist wunderschön hier. Das Meer ist unendlich groß und das Land geht hinter den Klippen noch viel weiter, soweit man sehen kann. Alles ist grün, am Horizont sind hohe Berge zu sehen. Das Land hinter den Klippen ist alles andere als glatt. Es gibt viele Erhebungen, unzählige Flüsse und Seen. Es ist unglaublich, du musst es selbst sehen.“ Sprudelte es aus Aura heraus. Damit ich auch zu Wort kommen konnte nahm ich sie lachend an den Schultern und schüttelte sie leicht. „Aura, hallo! Ich freue mich das du so glücklich bist, aber habt ihr auch Siedlungen gesehen? Andere …, Wesen, wie wir? Eine Stadt, irgendetwas das auf eine Besiedelung hinweist?“ Sie schaute mich an, dann schüttelte sie leicht den Kopf. „Nein, aber wir haben in den paar Stunden auch nur einen kurzen Rundflug machen können. Außerdem war die Sicht nicht besonders klar. Wir waren zwar sehr hoch, aber es war einfach zu viel Wasserdampf in der Luft, als dass man eine klare Sicht gehabt hätte. Außerdem stand die Sonne schon sehr tief so dass ich Probleme hatte in den Schatten etwas zu erkennen, deswegen habe ich dann auch mehr den Flug genossen als auf den Boden zu achten.“ Sagte Aura und sah mich immer noch mit großen leuchtenden Augen an. Ein bisschen betreten klingend fragte sie dann: „Ist das sehr schlimm Stein?“ Sie ließ den Kopf hängen. Ich legte ihr meinen Arm um die Schultern und zog sie zu mir um dann lachen zu sagen: „Nein das ist nicht schlimm. Die Hauptsache ist du hast deinen Flug genossen. Alles andere hat Zeit. Wenn da was ist, läuft es uns bestimmt nicht weg.“ Hoffte ich zumindest insgeheim.


    Zwischenzeitlich hatte die Schleuse sich geschlossen. Bitrok war neben uns gelandet und hatte seine Flügel in Ruhestellung geklappt. Zwei große Facettenaugen musterten uns aus leicht schräg gehaltenem Kopf irgendwie fragend wie mir schien. „Möchtest du etwas sagen?“ Fragte ich ihn. „Möchtest du fliegen?“ Kam es zurück. Ich sah ihn an. „Ist es dazu nicht zu dunkel?“ Antwortete ich. „Ich weiß. Ich will nur wissen ob du fliegen möchtest, nicht ob du mitfliegen möchtest!“ Das verblüffte mich jetzt. Wie meinte er das ob ich fliegen will? „Ich würde schon gerne fliegen, aber so ganz ohne Flügel, wie sollte das gehen?“ Gab ich erstaunt zurück. „Mache dir welche.“ Kam die kurze Antwort. Ich schaute ihn erstaunt an. „Wie?“ „Nutze den Replikator.“ War seine Antwort. Einen Augenblick später setzte er dann hinzu: „Soll ich das für dich und Aura machen?“ Nach einem kurzen Blick zu Aura, die unsern Dialog mit großem Interesse verfolgt hatte, meinte ich: „Wenn du glaubst das du das hinkriegst, dann los.“ Hinter uns begann der Replikator zu arbeiten. Bitrok war also in der Lage das Gerät auch aus der Entfernung zu steuern. Ich war gespannt was für Fähigkeiten sonst noch in unserem neuen Freund steckten. Konnten wir ihm vertrauen? Wir hatten keine Wahl, wir mussten darauf vertrauen, dass er unser Freund war.


    Vor dem Replikator bildeten sich diesmal gleich zwei schwarze brodelnde Flecken. Synchron tauchte aus beiden etwas auf das langsam aber sicher immer mehr wie eine Kopie Bitroks aussah. Ich blickte zu ihm rüber. „Was wird das?“ Fragte ich ihn wohl etwas schärfer als beabsichtigt. Er duckte sich indem er seine Beine weiter auseinanderstellte und erwiderte dann fast schon erschrocken: „Ihr braucht keine Angst zu haben. Das sind Drohnen, ihr könnt sie über eure Anzüge steuern. Sie besitzen keine Biotronik, lediglich eine kleine Recheneinheit, die ihnen erlaubt in einem vorgegebenen Rahmen zu agieren. Ich kann sie so programmieren das ich keinen Zugriff auf sie habe. Allerdings kann ich euch dann nicht helfen, wenn etwas passiert. Aber ihr könnt jetzt fliegen.“ Vielleicht war ich einfach zu misstrauisch, aber wie würden sie sich verhalten, wenn sie auf eine Intelligente Libelle träfen? Auch wenn sein Äußeres aus Metall bestand war Bitrok doch ein denkendes und fühlendes Lebewesen. Für uns unsagbar fremdartig, aber was waren wir das nicht auch für ihn? Ich fasste einen Entschluss. Ich ging zu ihm rüber und ging in die Hocke damit mein Kopf auf gleicher Höhe mit seinem war. Dann sagte ich zu ihm: „Ich wollte dich nicht verletzen, es ist nur so, du bist für mich und Aura ein absolut fremdartiges Wesen, so wie wir es wohl auch für dich sind. Es ist schwer über seinen eigenen Schatten zu springen, aber ich werde dir vorbehaltlos vertrauen und Aura wird das auch denke ich. Du gehörst zu unserer Gruppe und hast die gleichen Rechte wie alle. Langsam richtete sich Bitrok wieder auf indem er seine Beine wieder in ihre normale Position brachte. Die vorher fast schwarz gewordenen Facettenaugen begannen wieder in ihrem normalen rot zu leuchten. „Danke.“ Kam als Antwort zurück. „Ich möchte nichts falsch machen, ich bin hier völlig alleine. Ich weiß, dass das hier meine Heimat ist, schon immer war. Aber es ist niemand mehr da. Ich habe sehr lange geschlafen und viel vergessen. Ich kenne die Sterne, die am Himmel zu sehen sind. Sie haben ihre Positionen verändert, aber es sind die gleichen Sterne. Es sind viele Planetenumläufe um die Sonne vergangen seitdem. Mehr als 527.000 Umläufe sind seitdem erfolgt. Es gibt auch nur noch einen Mond wo vormals zwei um diese Welt kreisten. Die Welt ist jetzt näher an der Sonne als vor dieser Zeit. Diese ganzen Veränderungen haben zu der Zeit begonnen als ich meinen Schlaf in Stasis begonnen habe.“ Verwirrt fragte ich zurück: „Kannst du dich wieder erinnern was passiert ist?“ „Nein, aber ich kann anhand der Positionsveränderung der Sterne den Zeitraum berechnen den ich in Stasis verbracht habe. An den zweiten Mond kann ich mich erinnern, ich weiß noch wie er am Himmel neben der Sonne und seinem Bruder stand und dann war da nur noch weißes grelles Licht das mir die Sensoren verbrannt hat und dann nichts mehr. Da die Sonne jetzt größer ist als ich sie in Erinnerung habe, also müssen wir wohl näher an sie herangerückt sein. Der zweite Mond ist verschwunden, denn eine Kollision hätte diese Welt nicht überstanden. Das alles sind Dinge auf die ich schließen kann, keine Erinnerungen. Ich selbst habe wohl auch schwere Schäden erlitten, denn die Medizinische Automatik hat einiges ersetzen müssen damit ich am Leben bleiben konnte. Ich kenne weder meine Aufgabe für die ich geschaffen wurde noch weiß ich wer mich erschaffen hat. Ich weiß nur das ich alleine bin und das ist etwas das mir nicht gefällt. Du und Aura, ihr habt mich zurück ins Leben geholt, wie lange das Stasisfeld noch gehalten hätte weiß ich nicht aber irgendwann wäre es zusammengebrochen und dann wäre ich vergangen. Das ist der Grund warum ich mich euch anschließe. Vielleicht finden wir zusammen heraus was passiert ist.“ Bitrok machte eine kurze Pause, wie um Luft zu holen. Musste ein Cyborg Luft holen? Um dann weiterzusprechen. „Bei unserem kleinen Ausflug vorhin habe ich die Gegend soweit wie möglich mit meinen Sensoren untersucht. Es gibt hier eine Unzahl von Lebensformen, allerdings konnte ich keine eindeutigen technischen Signale empfangen. Bei einigen bin ich mir über den Ursprung nicht ganz sicher. Möglicherweise laufen irgendwo doch einige Kraftwerke, aber die Signale sind zu verwaschen. Ich konnte zwei kleinere Ruinenfelder ausmachen, eines davon ganz ist hier direkt bei den Klippen, das andere liegt weiter im Landesinneren. Einige der Lebensformen sind recht groß, allerdings meistens sehr langsam. Es gab mehrere Stellen an denen ein Feuer brannte, die meisten zu groß um Lagerfeuer zu sein. Einige allerdings könnten Lagerfeuer sein. Mehr konnte ich nicht herausfinden, ein Großteil meiner Sensoren muss erst noch Kalibriert werden um verwertbare Daten zu bekommen. Möglicherweise gibt es auch unter Wasser Ruinen, einiges deutet darauf hin. Mehr konnte ich nicht herausfinden.“ Ich ließ mich auf einen der Stühle fallen die wir bei den Werkbänken aufgestellt hatten. Das waren mehr Informationen als ich erwartet hatte. Ich war mir jetzt sicher, fremdartig oder nicht, Bitrok würde uns nicht enttäuschen. Aura hatte die ganze Zeit über schweigend zugehört. „Es ist langsam spät, ich glaube wir sollten schlafen gehen, ich weiß nicht schläfst du auch Bitrok, oder brauchst du das nicht?“ Wandte sie sich an die Libelle. „Doch ich schlafe auch, ich muss es sogar um gesund zu bleiben. Wenn ich schlafe übernimmt meine KI für mich, sodass man normalerweise nichts davon merkt.“ Kam die leise Antwort. „Wie ist es mit Essen?“ Fragte ich, denn langsam knurrte bei mir der Magen. „Ich benötige Eiweiß, Vitamine und Spurenelemente. Also ja, ich muss Nahrung zu mir nehmen. Ich habe allerdings die Möglichkeit fast aus jedem Material alles Benötigte zu synthetisieren, aber meine Erbauer haben mich mit so etwas wie einem Geschmackssinn ausgestattet. Dieser Körper funktioniert genau wie der dem er nachgebildet wurde. Also kann er auch Nahrung zu sich nehmen. Nur kann ich anders als das Vorbild alle Ausscheidungen recyceln und daraus Rohstoffe und Energie gewinnen.“ Bekam ich als Antwort zu hören. „Dann lass uns in die Küche gehen. Wie gelenkig bist du eigendlich Bitrok, es könnte ein wenig eng werden.“ Kam es von der Tür her. Aura war uns schon vorausgegangen.


    Schlussendlich stellte sich heraus, dass eine Libelle erstaunlich gelenkig war. Bitrok folgte uns ohne größere Probleme bis in Küche. Dort hatte Aura schon alles vorbereitet. Es gab, wie sollte es auch anders sein, Fisch. Ich war ja gespannt wie unsere Libelle essen würde. Es war dann auch recht unspektakulär. An Bitroks Kopf klappte so etwas wie eine Maske auseinander, damit wurden zwei kleine Ärmchen frei die den Fisch in kleine Stücke zerlegten und dann in eine verschließbare Öffnung legten. Nach dem Essen klappte die Maske wieder zu und fertig. Erstaunlich war das Bitrok nicht viel mehr aß als wir. Neugierig fragte Aura Bitrok ob es ihm geschmeckt hatte. „Ja, es war eine sehr interessante Erfahrung für mich. Ich freue mich auf eine Wiederholung.“ Gab Bitrok zurück. Aura nahm es als Kompliment. Sie hatte es sich zur Aufgabe gemacht das Essen geschmacklich immer wieder anders zu gestalten, so das man fast vergessen konnte, dass es ausschließlich Fisch gab. Und sie hatte Talent, das war unbestreitbar.


    „so jetzt gehen wir schlafen, du kannst dir, wenn du möchtest, einen Raum aussuchen.“ Sagte ich zu Bitrok als wir die Küche verließen. „Wie macht ihr das? Habt ihr jeder einen eigenen Raum?“ Kam die Gegenfrage. „Eigendlich ja, aber Aura und ich schlafen zusammen in einem Raum, sie verträgt es nicht alleine zu sein.“ Erwiderte ich. „Stört es sehr, wenn ich bei euch bleibe, ich war lang genug alleine.“ Innerlich verdrehte ich die Augen. Ein Cyborg der nicht alleine schlafen wollte. „Wo Platz für zwei ist da kriegen wir auch drei unter.“ Seufze ich schicksalsergeben. Eigendlich war es nicht weiter schlimm wenn Bitrok bei uns im Raum ruhte. Er stellte sich einfach längs an die Wand, ein Lager oder Bett brauchte er nicht. Außerdem hatten wir in ihm einen Wächter dem auch im Tiefschlaf nichts entgehen würde.


    Als am nächsten Morgen die Sonne aufging verließen drei Libellen den Hangar, dessen Tore sich hinter ihnen langsam schlossen. Aura hatte die Rechner der Anzüge neu programmiert. Jetzt konnten wir auf alle Sensoren der jeweiligen Trägerlibelle zugreifen. Sie hatte auch die Steuerung für die Gaußgewehre überarbeitet. Jetzt passte die Automatik die Schussenergie an das jeweilige Ziel an.


    Es war berauschend, Ich war jetzt froh, dass Bitrok auch unsere Drohnen steuern konnte, ich wäre zu Anfang nicht dazu in der Lage gewesen. Es war ein überwältigender Anblick, die Sonne ließ den morgendlichen Nebel über dem Wald in einem zarten rosa leuchten. Wir hatten uns für den heutigen Tag kein Ziel gesetzt. Wir wollten einfach unsere neuen Möglichkeiten erkunden. Mit den Drohnen konnten wir ohne große Probleme jedes Ziel schnell erreichen, ohne in die Verlegenheit zu kommen sich mit irgendwelchen schlecht gelaunten Kreaturen auseinandersetzen zu müssen. „Bitrok, du hattest gestern etwas von möglichen Lagerfeuern gesagt. Ist davon eines schnell erreichbar?“ Fragte ich bei Bitrok an. Die Verständigung mittels des Implants war für Aura und mich mittlerweile völlig selbstverständlich. Es war genauso als würden wir richtig miteinander sprechen und man konnte Gefühlsregungen um vieles deutlicher und echter übermitteln als auf verbalem Weg. Bitrok konnte das sogar ohne ein Implant und auch bei ihm waren Gefühlsregungen zu empfangen. Nur waren diese noch schwer zu deuten. Eindeutig war, dass er uns voll vertraute.


    „Ja, wir sind nicht weit entfernt davon. Wir müssen zum Strand. Da hinten in der kleinen Insel.“ Kam die Antwort. „Keine zehn Minuten Flugzeit.“ Ich testete die Sensoren meiner Drohne. Es wurden mehrere schwache Impulse angezeigt. Wenn dort ein Feuer gebrannt hatte so war davon keine Signatur mehr zu empfangen. „Ich habe in dieser Richtung nur ein paar undeutliche Flecken, aber nichts das nach Feuer aussieht.“ Sprach ich Bitrok an. Der Erwiderte: „Meine Sensoren lösen einfach feiner auf. Ich kann das Feuer orten, auch wenn es schon vor einigen Stunden erloschen ist. Die Temperatur hat sich mittlerweile fast die Umgebungstemperatur angepasst.“ Kam es von ihm zurück, gleichzeitig übermittelte er meinem Anzug seine Sensordaten. Es waren mehrere längliche Objekte zu erkennen die ziemlich unregelmäßig um das erloschene Feuer verteilt lagen. Bitroks Sensoren waren wirklich um einiges besser als meine, vor allem wenn seine KI sie noch aufbereitete. Kurtz darauf waren wir fast über der angepeilten Stelle. Ich wollte gerade Aura fragen ob sie was sehen konnte, da stiegen die Drohnen mit rasender Geschwindigkeit nach oben. Erst als der Strand nur noch eine gelbe Trennungslinie zwischen Wasser und Klippen bildete blieben wir im Schwebeflug auf der Stelle stehen. „Was ist los?“ Wollte ich wissen. Bitrok antwortete: „Da unten stimmt was nicht. Dort ist nichts mehr am Leben.“ Er übermittelte uns seine Sensordaten. Die Temperatur aller Kontakte hatte seit der ersten Ortung vor fast zehn Minuten stetig abgenommen, ohne dass diese ihre Position verändert hatten. Bitroks Sensordaten ließen erkennen, dass die Umrisse der Kontakte, eine Hominide Form hatten. Aufgrund der Aufarbeitung der Daten durch Bitroks KI konnten wir sehen das alle in recht unentspannter Haltung um die Feuerstelle verteilt im Sand lagen. Eine leichte Veränderung unserer Position und wir konnten mittels Vergrößerungsschaltung der Helmanzeigen sieben Gestalten ausmachen die unter uns reglos am Strand lagen. „Ich werde runtergehen und nach Gefahren suchen. Ihr bleibt solange im Schwebeflug hier oben. Und keine Angst es gibt hier nichts was mir gefährlich werden könnte. Wenn ich nichts entdecke könnt ihr nachkommen.“ Ließ sich Bitrok bei uns hören. „Danke für deine Fürsorge, aber wir sind auch nicht so ganz Wehrlos.“ Gab ich zurück. „Wir kommen mit nach unten, landen aber ein kleines Stück weiter hinten am Strand und gehen von da aus dann zum Lager. Die Drohnen können uns ja sofort aufnehmen sollte eine Gefahr drohen.“ Fügte ich hinzu. Hier oben rumzuhängen war was für Feiglinge, werdende Mütter und kleine Kinder. Außerdem kannte ich die Fähigkeiten unserer Anzüge. Von Aura erhielt ich einen Impuls der nur als Zustimmung gewertet werden konnte.


    Kurz bevor die Drohnen uns dann rund hundert Meter vor dem Lager absetzten ließen wir beide unsere Gauß anlaufen. Ein kurzes leises Summen zeigte volle Bereitschaft. Die Anzüge hatten wir schon vor dem Landeanflug auf Tarnmodus gestellt. Die Libellen hielten sich seitlich über uns in Bereitschaft um uns bei Gefahr sofort wieder aufnehmen zu können. Bitrok suchte derweil die Umgebung nach verräterischen Signalen ab. Aura befand sich etwa fünf Meter schräg rechts vor mir. Meter um Meter arbeiteten wir uns leicht geduckt gehend an das Lager heran, jederzeit bereit auf einen Angriff reagieren zu können. Irgendwie lag mir das. Das war alles nicht neu für mich. Ich musste solche Situationen schon viele Male erlebt haben, denn ich wusste genau was ich zu tun hatte. Aura hatte wohl auch keine Probleme. Weder Angst noch die kleinste Unsicherheit ließ sie erkennen. Dank der Eigenschaften unserer Anzüge brauchten wir uns nicht im Kriechgang unendlich langsam dem Lager nähern. Wir konnten vorsichtig auf das Lager zugehen. Nur das Aufwirbeln von Staub war zu vermeiden. Den wenigen Pflanzen konnten wir bequem ausweichen. Trotzdem dauerte es einige Zeit bis wir das Lager erreichten.


    Es war ein Schlachtfeld. Wir hatten endlich andere gefunden die hier lebten, nein gelebt hatten musste es heißen. Es waren sieben Tote die hier lagen, und alle sieben hatten ein Implant am Arm. Alle waren durch den Einsatz von Schusswaffen getötet worden. So wie sie lagen musste es schnell und Überraschend passiert sein. Dann hatte man die Leichen oberflächlich durchsucht und wohl alles andere mitgenommen. Mehr durch Zufall, als durch intensives Suchen fanden wir ein kleines Buch mit Eintragungen. Es lag unter einem der Steine die das Lagerfeuer begrenzt hatten. Irgendjemand hatte es wohl ins Feuer werfen wollen, dabei war es dann statt ins Feuer unter den Stein gerutscht, vielleicht hatte ihn sein Schicksal ereilt als er werfen wollte. Jedenfalls hatte das Büchlein den Weg ins Feuer nicht ganz beendet, sodass wir es finden konnten. Das half uns aber nicht weiter, denn wir konnten nichts damit anfangen. Weder Aura noch ich konnten etwas mit den Zeichen anfangen genau so wenig wie mit den vorhandenen Zeichnungen. Sie waren einfach mit nichts zu verbinden das wir kannten. Bitrok, der die ganze Zeit die Umgebung des Lagers in den Sensoren gehabt hatte, meinte wir sollten es später in der Basis zusammen mit der KI versuchen. Dank unserer Implants war er über alles was wir gesehen und besprochen hatten im Bilde. Er meinte, wenn jemand in der Lage war die Zeichen zu deuten dann vielleicht unsere KI. Wir beschlossen also die Toten zu begraben und anschließend direkt zur Basis zurück zu fliegen, bevor die Enttäuschung zu groß wurde. Wir hatten hier andere gefunden, allerdings nicht ganz so, wie wir es uns erhofft hatten.


    Aura hatte einige der Projektile aus den Leichen entfernt um sie zu Hause genau zu untersuchen. Wir wollten schließlich alle wissen mit was für Waffen wir in Zukunft beschossen wurden. Nachdem wir das Notizbuch entdeckt hatten war das ganze Lager von uns noch einmal gründlich durchkämmt worden in der Hoffnung auf einen weiteren Fund, aber Fehlanzeige das Büchlein blieb unser einziger Erfolg.


    Inzwischen hatte sich die Sonne dem Horizont schon sehr weit genähert, im hellen würden wir es heute nicht mehr nach Hause schaffen. Nachdenklich brachen wir auf. Zurück blieb ein verwüstetes Lager und sieben nah beieinanderliegende längliche Steinhaufen.


    „Die Projektile stammen alle aus recht primitiven Waffen. Den Spuren nach werden die Projektile von Explosionsgasen durch einen Lauf in Richtung auf das Ziel beschleunigt. Ungeschützt kann ein Treffer zu schweren Verletzungen oder zum Tod führen. Die Anzüge können von Projektilen dieser Größe nicht beschädigt werden. Größere Projektile mit dreifacher Masse wären in der Lage einen Teil Ihrer Trefferenergie an den Träger des Anzuges weiterzugeben und ihn zu verletzen. Erst bei zehnfacher Masse bestände die Gefahr einer ernsten Beschädigung der Anzüge. Empfehlung: Geschosstreffer mit mehr als dreifachen Geschossmasse sind unbedingt zu vermeiden.“ Ich konnte nicht anders, die Ansage der KI, Auras nach unten klappender Unterkiefer, ihr absolut verständnisloser Blick. Ich lag auf dem Boden und hielt meinen Bauch vor Lachen. Fassungslos blickte Aura immer wieder mich an und dann die Stelle im Schaltpult an der sie die KI vermutete. Als ich dann endlich meine Beherrschung wiederfand und mich erheben wollte musste sie unbedingt fragen: Du bist vom Stuhl gefallen, warum tränen deine Augen, bist du krank, kann ich dir helfen?“ Es klang durchaus besorgt, vor allem das fast panisch hervorgebrachte: „Stein, was ist mit dir, hast du Schmerzen, was kann ich tun?“ Klar hatte ich Schmerzen. Im Zwergfell und ja es war gemein Aura so zu erschrecken, aber ich konnte nicht anders ich ließ mich wieder zurückfallen in den nächsten Lachkrampf. Irgendwann gelang es mir dann, mich auf Händen und Knien zu erheben. Mühsam einen weiteren Lachanfall unterdrückend sagte ich zu Ihr: „Tut mir leid Aura. Mir geht es gut keine Angst ich bin nicht krank, ganz im Gegenteil.“ Dabei schaute ich dann schräg von unten zu ihr rauf. „Ich konnte einfach nicht anders. Ich wäre nie von selbst darauf gekommen Geschosstreffer zu vermeiden, und schon gar nicht die mit der dreifachen Masse.“ Fast wäre ich wieder zu Boden gegangen aber ich zwang mich nicht zu lachen, denn ich wollte Aura nicht weiter verstören. Auch wenn wir uns mittlerweile fast blind verstanden war sie immer noch eine Drahn und ich ein Mensch. Es war klar, dass sie meine Art von Humor nicht verstand, ob sie überhaupt so etwas wie Humor kannte. Bisher hatten wir auch nur wenig zu lachen gehabt. Ich nahm mir vor es ihr zu erklären. Später, nicht jetzt. Bitrok hatte die ganze Zeit neben uns gestanden. Da eine Libelle wohl über keinerlei Mimik verfügte konnte man bei ihm auch keine Gemütsregungen wahrnehmen. Schade ich hätte gerne gewusst was er über die Situation dachte. Ich hatte das einfach gebraucht. Jetzt war es vorbei und ich fühlte mich besser.


    „Macht euch keine Gedanken, mir geht es gut. Das war Humor. Ich werde euch bei Gelegenheit erklären was das ist.“ Ich sah Auras fragenden Blick und setzte hinzu: „Ich kann es jetzt nicht erklären Aura, nur so viel, es war nichts was mir Schmerzen bereitet hat, ganz im Gegenteil. Und ich danke dir, dass du mir helfen wolltest. Es war etwas das die KI uns mitgeteilt hat, das hat mich zum Lachen gebracht.“ Dass ihre fassungslose Reaktion auf die Meldung dabei eine Rolle gespielt hatte verschwieg ich ihr lieber. Ich wollte Aura auf keinen Fall verletzen oder in Verlegenheit bringen, sie hatte es schon schwer genug.


    Wir mussten zusammenhalten, denn seit gestern war klar, wir waren nicht alleine hier. Die sieben Toten hatten uns vor Augen geführt wie gefährlich es hier wirklich war. Grenzenloses Vertrauen, so wie es zwischen uns drei herrschte würden wir in Zukunft wohl keinem mehr entgegenbringen. Auch wenn wir drei völlig verschiedene Wurzeln hatten, noch nicht einmal der gleichen Spezies angehörten waren wir doch gleichermaßen betrübt und Entsetzt über das was wir gestern erlebt hatten. Betrübt, weil wir ab jetzt keinem mehr vertrauen würden. Entsetz, weil wir uns bisher nicht vorstellen konnten, dass es eine andere Gefahr geben konnte als die Natur und die wilden Tiere. Nein, jetzt war mir nicht mehr zum Lachen zumute. Jetzt war zu überlegen, wie wir dieser Gefahr begegnen konnten. Das erste war unsere Basis abzusichern, wir hatten zwar hohe Mauern die auch nicht sofort als Mauern zu erkennen waren, aber das reichte nicht. Wir mussten auf jeden Fall mit Schusswaffen rechnen. Gut, die, von denen wir wussten waren solange keine Gefahr, wie wir unsere Anzüge trugen. Aber was war mit denen, von denen wir nichts wussten?


    Am Abend hatten wir dann diverse Projekte erarbeitet. Gleich die erste Maßnahme betraf unsere Sammler. Es würde kein Sammler die Basis verlassen ohne Aufzeichnungsgeräte und Bewaffnung. Die Wichtigste Änderung: Kein Sammler würde mehr solo starten. Ausgestattet mit einer verbesserten KI und einem Schwarm bewaffneter Unterwasserdrohnen sollten sie so gut wie jeder Gefahr trotzen können. Bitrok hatte viele unserer unvollständigen Blaupausen vervollständigen können. Vor allem aber hatte er einige neue Blaupausen aus den Bereichen Sensorik und Energieerzeugung mitgebracht. Aura war dabei die ersten drei Sammler umzurüsten. Die Sammler bekamen einen viel größeren Laderaum, eine Art Raffinerieanlage um die Rohstoffe gleich in reinster Form, frei von störendem Gesteinsresten zu gewinnen. Das machte eine wesentlich stärkere Energieversorgung nötig. So kam dann eins zum anderen. Die vorhandene Schleusenanlage musste umgebaut werden. Es gab jetzt einen direkten Durchgang von der Unterwassersektion in den Montagehangar mit dem Replikator. Der Hangar selbst würde auch größer werden. Die ganze Basis war im Umbau. Das Zweite große Projekt betraf die offensive Verteidigung der Anlage. Die Außenmauern wurden mit mehreren Gaußgeschützen versehen ebenso die Basis, falls die Mauern fallen sollten. Als letztes wurden auch innerhalb der Basis Verteidigungswaffen installiert. Es gab jetzt mehrere Energieerzeuger die über die gesamte Basis verteilt waren. Projekt Drei war Bitroks Kind. Es ging dabei um Drohnen für verschiedene Aufgaben. Es Drohnen die nichts Anderes als fliegende Geschütze waren. Dann gab es Jäger, endlich konnte ich auf anderes hoffen als immer nur auf Fisch. Es gab Drohnen die Beeren und Obst sammelten. Es gab Drohnen deren Aufgabe darin bestand die nächste Umgebung zu überwachen und zu sichern. Und es gab sogenannte Prospektoren, deren Aufgabe bestand in der Kartographierung der Umgebung und gleichzeitig mit der Suche nach möglichen Rohstofflagern. Wir hofften dabei auch die seltenen Stoffe zum Bau von zumindest einem weiteren Replikators zu finden. Die Ausführung, alleine dieser drei Projekte würde einiges an Zeit in Anspruch nehmen. Wir hatten die Aufgabe den Ablauf der Aktion zu überwachen, damit wir schnell auf unvorhergesehenes reagieren konnten. Zuerst also die neuen Sammler. Denn wir brauchten Unmengen an Material für die Ausführung unserer Pläne.


    Wir rechneten mit etwa drei bis vier Wochen. Die Sammler würden die Meiste Zeit brauchen um das Benötigte Rohmaterial zu besorgen. Es brauchte dann aber doch wesentlich mehr Zeit.

    Die Feder ist mächtiger als das Schwert.

    Vor allem dann wenn sie im Verschluss eines Maschinengewehrs sitzt.



    Einmal editiert, zuletzt von Atax ()

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    2.Kapitel Die Stadt im Wasser


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    Vier Monate später ging der Umbau langsam auf sein Ende zu. Die Sammler hatten viel länger gebraucht als Ursprünglich vorgesehen war. Schuld daran war unter anderem eine kleine Änderung, die Bitrok bei der Materialzusammensetzung für die Wände vorgenommen hatte. Einige der benötigten Bestandteile waren nur schwer zu finden gewesen, so hatte der Suchradius der Sammler ausgeweitet werden müssen. Dabei hatten die Sammler dann auch Material zum Bau weiterer Replikatoren gefunden und uns damit ein weiteres Rätsel eröffnet, denn das Material war bereits verarbeitet. Was die Sammler brachten sah aus als hätten sie es von einem Schrottplatz geholt. Als wir daraufhin die Aufnahmen der Drohnen kontrollierten konnten wir sehen, dass das Fundgebiet wirklich einem Schrottplatz glich. Soweit das Auge reichte waren überall zerfetzte und verdrehte Metallteile zu sehen. Es war ein gigantischer fast runder Schrottberg der dort in den Tiefen des Meeres lag. Zu groß um ihn auf einmal überblicken zu können. Das war nur mithilfe von Bildern möglich, die die KI aus den mitgebrachten Daten zu berechnen versuchte. Nach und nach erstellte sie anhand immer neuer Daten ein Dreidimensionales Bild, das sie dann als Hologramm in die Halle projizierte. Das Schrottfeld hatte eine annähernd Eiförmige Form. Die längste Ausdehnung maß etwa zehn Kilometer, die schmalste etwa sieben Kilometer. Die höchste Erhebung betrug etwa 1500 Meter. Von oben hatte man den Eindruck auf eine Art Raster zu schauen, das unter Metalltrümmern begraben lag. Von den Rändern her drang das Sediment des Meeresbodens langsam in dieses Raster ein.


    „Für mich sieht das aus wie die Überreste einer Stadt.“ Ließ ich die anderen wissen. Aura nickte bestätigend ohne etwas zu erwidern. „Ich sehe das auch so.“ Meinte nach einer kleinen Weile dann auch Bitrok bestätigend. „Wir sollten uns das auf jeden Fall genauer ansehen. Direkt vor Ort, nicht durch die Drohnen.“ Schlug ich den beiden vor. „Allerdings dürfen dabei nicht vergessen, das hier Irgendwer oder Irgendwas jagt auf Implantträger macht.“ Kam es von Bitrok zurück. Die Prospektoren hatten nicht nur Karten angefertigt und nach Rohstoffquellen gesucht. Bei ihren Aufklärungsflügen waren sie mehrfach die Überreste von Implantträgern gestoßen. Einmal auch auf etwas, das einmal kleines Dorf gewesen sein musste. „Ihr beide bereitet alles für unsere Expedition vor, ich werde mir das zerstörte Dorf anschauen. Alleine!“ Ich sah das Aura zu einer Bemerkung ansetzen wollte, meine erhobene Hand ließ sie mir einen vorwurfsvollen Blick zuwerfen. „Du wirst hier gebraucht Aura. Ich werde aufpassen, keine Angst, ich weiß genau was ich tue.“ Aura wusste, ich würde mich nicht von ihr erweichen lassen, trotzdem sollte sie ihre Bedenken äußern „Ich weiß, Stein aber ich mache mir trotzdem Sorgen. Du weißt, wie schlimm es für mich wäre, wenn dir etwas zustoßen würde. Darum bitte ich dich, gehe kein Risiko ein.“ „Ich werde nur die Sachlage klären, wir müssen wissen, ob wir hier sicher sind, bevor wir uns auf eine Expedition zum Trümmerfeld einlassen.“ Ich hatte, seit ich von dem Trümmerfeld wusste, an einem Plan für ein Unterwasserfahrzeug gearbeitet. Jetzt übergab ich die Pläne an Aura. Sie konnte so etwas besser umsetzen als ich. „Schau dir bitte das hier an. Vielleicht kannst du etwas in dieser Art für uns konstruieren. Irgendwie hast du einfach das bessere Händchen für so etwas.“ Ich drückte ihr meine Zeichnungen in die Hand. Aura warf einen Blick auf die Zeichnungen, dann schaute sie kurz zu Bitrok. „Wenn du zurück bist Ist das Unterwasserboot fertig. Pass auf dich auf.“ Kam es leise von Aura zurück. „Ich bin gut vorbereitet. Und ich habe sowas schon in meinem anderen Leben gemacht. Mein Traum von vor ein paar Tagen kam mir in den Sinn.


    Ich war wieder an einem Strand, nur diesmal war es dunkel und ich schien genau zu wissen wo ich war. Ich arbeitete mich über den Strand zu einem Wald, pedantisch darauf bedacht keine Spuren zu hinterlassen. Ich suchte mir, über Stunden, einen Weg durch absolut unwegsamen Wald und dann auf einen angrenzenden Hügel, der in einer neunzig Grad nach unten abfallenden Steilwand Endete. Der Fuß der Steilwand bildete das Ufer eines Sees. Dieser hatte eine Breite von gut anderthalb Kilometern und war in seiner Länge nicht zu überschauen. Genau gegenüber der Steilwand lag eine kleine Halbinsel, auf der sich eine Ansammlung mehrerer Gebäude befand. Eine hohe Mauer, sowie ein vorgelagerter Metallzaun umschloss lückenlos die gesamte Insel. Oder zumindest fast die gesamte Insel. Es gab auf der Rückseite der Insel einen Bootssteg an dem zwei größere Motorboote festgemacht hatten. Dort wo der Steg begann gab es einen Durchgang in Mauer und Zaun. Sonst gab es nur noch dort einen stark gesicherten Zugang an der Stelle von der aus sich die Halbinsel in den See schob. Ich überprüfte Gewehr und Zielfernrohr. Ein kleines Gerät zeigte mir alle Werte zu Luftfeuchte, Luftdruck, Windgeschwindigkeit und Windrichtung. Mir blieben laut der Anzeige noch wenige Minuten, dann würde drüben ein Einsatzkommando das Tor angreifen. Das Gewehr war auf den Steg ausgerichtet. Die Tür zum Steg zeichnete sich im Mittelpunkt des Fadenkreuzes ab. Der Angriff begann. Eine Sprengladung zerfetzte das Tor. Mehrere gepanzerte und bewaffnete Fahrzeuge fuhren schnell hindurch und eröffneten das Feuer auf die Gebäude. Eine Flammenzunge raste aus einem der Gebäude auf eines der Fahrzeuge zu, das gleich darauf in einem Feuerball verschwand. Die anderen Fahrzeuge konzentrierten unmittelbar danach ihr Feuer auf das Gebäude, aus dem die Rakete abgeschossen worden war, das jetzt von den Einschlägen regelrecht zertrümmert wurde.


    Die ganze Zeit über hatte ich die Tür zum Steg nicht aus dem Fadenkreuz gelassen. Dann wurde die Tür aufgestoßen und mehrere Männer hasteten zu den Booten. Keiner davon war die Zielperson, erst als die Bootsmotoren aufheulten kam eine weitere Gestalt durch die Tür. Mein Ziel. Die Waffe ruckte kaum, als das Kal. 60 Geschoss mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit, die Mündungsbremse passierte. Sekundenbruchteile später verwandelte sich der Kopf der Zielperson in einen roten Sprühnebel. Eine kurze Korrektur, ein zweites Geschoss verließ den Lauf, und während am Steg das erste Boot in einem Feuerball verschwand schlug schon ein drittes in den Tank des zweiten Bootes und ließ auch dieses in einem Feuerball vergehen. Während das Einsatzkommando auf der Halbinsel den restlichen Wiederstand brach, befand ich mich bereits schon wieder auf dem Rückweg zum Strand. Bevor ich diesen jedoch erreichte, erwachte ich Schweißgebadet. Ich konnte mich hinterher an jede Einzelheit meines Traumes erinnern. Ich wusste ich hatte, dass alles real erlebt. Trotzdem konnte ich mich weder an meinen Namen erinnern noch wo und wann sich, dass alles abgespielt hatte. Noch weniger konnte ich mir erklären wie ich hierhergekommen war.


    Innerlich schüttelte ich mit dem Kopf, jetzt darüber nachzudenken brachte nichts. Ich hatte anderes zu tun. Ich sah Aura direkt an. „Ich werde außerdem zwei unserer bewaffneten Drohnen mitnehmen und einige von den kleinen Aufklärern. Das neue Gauß nehme ich auch mit.“ Gab ich, in der Hoffnung beruhigend zu klingen, zurück. Wir hatten während des Umbaus der Basis längere Zeitabschnitte gehabt in denen es für uns nichts oder fast nichts zu tun gab. Als wir dann aber über zwei weitere Replikatoren verfügen konnten, die auch wesentlich komplexere Stoffe fabrizieren konnten als unser altes Gerät hatte ich mit Hilfe von Bitrok angefangen unsere Ausrüstung zu modifizieren. Das Gauß konnte jetzt wesentlich größere und Massereichere Projektile verschießen als vorher. Bitrok hatte die Zuführung so abgeändert das ich jetzt zwischen drei verschiedenen Geschosstypen umschalten konnte. Es gab keine großen Spulen mehr die den langen mattschwarzen Lauf verunstalteten. Das Magnetfeld wurde jetzt von Projektoren erzeugt, deren Wirkungsweise weder Aura noch meine Wenigkeit verstanden. Ich wusste nur so viel das die Gauß ein Geschoss im Vakuum theoretisch auf über Neunundneunzig Prozent der Lichtgeschwindigkeit bringen konnte. Allerdings nicht mit dem aktuell verbauten Energieerzeuger. Der Lauf sah aus als bestände er aus Lamellen und wäre aus zwei gleichlangen Teilen zusammengesetzt. Das Besondere an dem neuen Lauf war dessen variabler Durchmesser. Wurde dieser durch das auseinanderfahren der Lamellen zu groß konnten der hintere Teil mit dem vorderen so zusammengefahren werden das die Lamellen des vorderen Teils zwischen die des hinteren Teils glitten. Das Gauß wurde dadurch um fast die Hälfte kürzer aber das Kaliber mehr als verdreifacht. Aber das nur am Rande. Die gleichen Waffen waren auch in den Geschütztürmen und den bewaffneten Drohnen eingebaut.


    Nachdem ich mich von Aura und Bitrok verabschiedet hatte begab ich mich zum Ausrüstungsdeck, dort angekommen legte ich meinen Anzug an, auch dieser hatte einige kleine Neuerungen erhalten. Im Tornister arbeitete ein neues Kraftwerk mit erheblich mehr Leistung als das alte. Jetzt konnte ich die Struktur des Anzugs polarisieren und aufladen was die Widerstandsfähigkeit des Anzugmaterials drastisch erhöhte. Es gab jetzt auch einen kleinen vollwertigen Replikator im Tornister. Neu waren auch spezielle Haltepunkte mit denen sich der Anzug direkt unter der Drohne verankern ließ, so dass deren Beine frei blieben. Die Transportdrohnen hatten bessere Sensoren und ein verändertes Hinterteil bekommen. Jetzt gab es dort einen größeren Frachtraum. Durch die ebenfalls hinzugekommene Bewaffnung wurden die Transportdrohnen zu Kampfdrohnen mit erweiterten Möglichkeiten.


    Während ich die Ausrüstung überprüfte hatten die von mir angeforderten Begleitdrohnen ihre Positionen eingenommen und Bereitschaft gemeldet. Die Tore des neuen Ausrüstungsdecks fuhren auf. Man hatte von hier oben einen grandiosen Blick auf das Meer. Das Ausrüstungsdeck befand sich im oberen Drittel der Klippe, also gut 100 Meter über dem Strand. Noch im Hangar schalteten alle Drohnen auf Tarnmodus um dann das Deck durch die schon wieder zusammengleitenden Torhälften zu verlassen. Jede der Großen Drohnen trug jeweils zehn kleine Aufklärer im Laderaum mit sich. Sie würden erst am Zielpunkt zum Einsatz kommen. So konstruiert, dass sie ihren wirklichen Vorbildern, bis ins kleinste Detail, wie ein Ei dem anderen glichen, sollte es so gut wie unmöglich sein sie zu entdecken. Das Dorf, um das es ging, lag etwa auf der Hälfte der Entfernung zu den Bergen, eine Flugstrecke die man an einem Tag gut bewältigen konnte. Da es in nicht einmal einer Stunde dunkel wurde reduzierte ich die Geschwindigkeit soweit, um das Ziel in den ersten Stunden des übernächsten Tages zu erreichen. Ich wollte ein paar Stunden vor Sonnenaufgang ankommen und erst einmal die Aufklärer starten lassen um die Umgebung gründlich absuchen zu lassen. Gleichzeitig würde ich, aus einer Deckung heraus, den Ort erst einmal beobachten, bevor ich mich in die Höhle des Löwen wagen würde.


    Es war etwa drei Stunden nach Mitternacht als wir unser Ziel nach einer ereignislosen Reise erreichten. Kurz über den Kronen der Bäume, die am nächsten zum Dorf hin standen schickte ich die Aufklärer los. In direkter Nähe zum Dorf erhoben sich einige Turmartige Felsen, von denen ich einen perfekten Blick auf das Dorf haben musste. Insgeheim hatte ich gehofft eine einigermaßen günstige Stelle zu finden von der aus sich das Dorf beobachten ließ. Das hier war geradezu perfekt. Die Wände der Felsen waren steil und so glatt, dass niemand ohne spezielle Ausrüstung auf die kleinen Plateaus gelangen konnte, wenn er nicht gerade fliegen konnte. Also wählte ich den mittleren Felsen als Beobachtungsposten aus. Meine zwei Begleitdrohnen postierte ich auf den jeweils Äußersten Türmen rechts und links der Formation. Diese Türme mussten irgendwann Bestandteil eines einzigen großen Tafelberges gewesen sein. Wind und Wetter hatten über die Zeit nur die turmartigen Reste stehen lassen und den einstigen Tafelberges zu Felsen und Geröll zermahlen und diese dazwischen abgelagert. Jetzt gaben die Türme einen ausgezeichneten Beobachtungsposten ab. Ich machte es mir zwischen den Pflanzen, die hier oben reichlich wuchsen, gemütlich. Die Sensoren der Drohnen überwachten das Gebiet rund um die Steinsäulen und würden mich rechtzeitig warnen, wenn Gefahr drohen sollte. Mit der Gauß in der Hand begab mich vorsichtig zum Rand des Plateaus um dann über die Vergrößerungsfunktion das Dorf und dessen Umgebung abzusuchen. Alle Häuser wiesen mehr oder weniger starke Beschädigungen auf. Mehrere waren bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Die ehemalige Palisade wies in Richtung Wald eine größere Lücke auf. Von dort musste der Angriff auf das Dorf erfolgt sein.


    Überreste der Dorfbewohner waren keine zu entdecken. Der Vergrößerungsfunktion des Anzuges wären selbst kleinste Reste nicht verborgen geblieben. Dunkelheit bereitete der Anzugautomatik keine Probleme. Da die KI die Sensordaten für mich aufarbeitete war das Dorf für mich so klar zu erkennen als läge es im hellsten Sonnenschein. Dafür entdeckte ich schnell ein Gräberfeld das ein Stück neben dem Dorf angelegt worden war. Es gab dort eine Reihe von alten Gräbern, dass konnte ich am Pflanzenbewuchs festmachen. Es gab aber auch viele neue Grabstellen, an denen jeder Bewuchs fehlte. Es waren 283 alte und 46 neue Gräber, eines davon schien ein Massengrab zu sein. Irgendwer musste die Opfer begraben haben. Und dieser Jemand war wohl nicht der Angreifer. Der hatte bisher immer alle Leichen offen liegen lassen. Also hatte es entweder Überlebende gegeben oder eine dritte Partei hatten die Toten bestattet. Mit dem Thermoscanner meiner Gauß nahm ich das Dorf noch einmal Haus für Haus unter die Lupe. Und richtig, das Haus, dass die wenigsten Schäden erlitten hatte, wies drei undeutliche und einen deutlichen Kontakt auf. Also gab es Überlebende. Bis zur Dämmerung würde es noch etwa eine Stunde dauern. So lange konnte ich mir die Zeit nehmen und die Daten der Aufklärer abrufen.


    Irgendwie hätte ich das früher tun sollen. Die Aufklärer meldeten, dass sie zwei Hominide Kontakte entdeckt hatten, die sich vom Dorf in Richtung auf die weit entfernte Küste zu bewegten. Wie sich kurz darauf herausstellte waren sie auf dem Weg zu einer größeren Gruppe, die an dieser Stelle wohl gelagert hatte. Die Übermittelten Bilder der Aufklärer ließen ein mulmiges Gefühl in meiner Magengegend entstehen.


    Es war ganz offensichtlich das die Kundschafter ihrem Anführer Bericht erstatteten. Mehrfach deuteten sie dabei in Richtung auf das Dorf. Der Anführer hatte vor sich auf einem Klapptisch eine Karte liegen auf der ich, durch die Augen der Aufklärer gesehen, meinte das Dorf, sowie die Felssäulen dahinter zu erkennen. Mehrfach fuhr er verschiedene Linien mit dem Finger nach, die alle im Dorf zu enden schienen. Nachdem der sich den Bericht der Kundschafter angehört hatte befahl er das Lager abzubrechen. Von Lager konnte man eigendlich kaum sprechen, die Männer hatten auf Decken, oder Schlafsäcken gelagert die jetzt schnell verstaut waren. Die Gestik der Leute war ziemlich eindeutig, sie bereiteten sich auf einen Kampf vor. Deutlich wurde dies dadurch das jeder von ihnen seine Bewaffnung kontrollierte. Dann verteilte einer Munition, an die jetzt in fast militärischer Ordnung angetretenen Männer. Ein Stückchen abseits gab es so etwas wie ein großes provisorisches Gehege, in dem viele große Echsen standen oder lagen. Die meisten davon großen Fleischfresser die auf den Hinterbeinen liefen und einen Sattel trugen. Weiter hinten gab es auch mehrere große Echsen, die auf vier Beinen liefen und ein Tragegeschirr auf dem Rücken hatten. Einige der Männer beluden diese mit großen schweren Packen. Irgendwie verstärkte das alles das mulmige Gefühl noch weiter. Waren das die Mörder der Implantträger? Aber sie trugen selbst Implantate, das war auf den übermittelten Bildern eindeutig zu erkennen. Alles lief nach militärischer Präzision ab. Das war eindeutig an ihrer Aufstellung und Handlungsweise zu erkennen. Dass sie beritten waren erwies sich jetzt erst einmal als Nachteil für sie, denn die großen Echsen, die ihnen als Reittiere dienten, verhinderten das sie den gleichen Weg nehmen würden den die Kundschafter vom Dorf aus genommen hatten. Um das Dorf zu erreichen mussten sie größere Umwege in Kauf nehmen. Es gab einen breiten Fluss, den sie Überqueren mussten, die Kundschafter hatten dazu ein kleines Boot benutzt. Mit den Echsen allerdings mussten sie sich eine gangbare Stelle nutzen, die die Aufklärer ein gutes Stück Flussaufwärts gesehen hatten. Ich ließ die Aufklärer über den Reitern, um ständig Informationen zu Position und Handlung zu bekommen.


    In etwas mehr als drei, maximal vier Stunden würden sie wohl hier ankommen. Nach kurzer Überlegung schickte ich zwei der Aufklärer zum Haus mit den Dorfbewohnern, um zu erfahren wie es drinnen aussah, mit wie vielen Leuten ich zu rechnen hatte. Aufgrund dieser Informationen würde ich meine Entscheidung treffen. Über eine offene Stelle im Dachgiebel konnten die Drohnen in das Haus eindringen.


    Es war eine kleine Familie die hier ihr zu Hause hatte. Eine junge Frau, ein Mann in etwa dem gleichem Alter und ein kleines Mädchen, das eine kleinen Echse im Arm, zwischen seinen Eltern schlief. Das Herdfeuer, neben dem sich ihr Lager befand, war fast erloschen. Auf der anderen Seite des Herdes stapelte sich, sauber geschichtet, ein größerer Vorrat an Feuerholz. Es gab so etwas wie einen Waschtisch unter einem der Fenster in der Längsseite des Hauses. Eine Hölzerne Leitung, die wohl der Wasserversorgung diente ragte über dem Waschtisch aus der Wand. Es gab auch einen, mit einem Holzzapfen verschließbaren, Ablauf im Spülbecken. Mehrere Regale zogen sich an der Rückwand entlang. Diverse Schränke und Kisten waren in einem kleinen Raum im hinteren Teil des Hauses zu erkennen. Auf der anderen Seite des Hauses standen mehrere Fässer und eine Art Werkbank. An der Wand darüber waren alle möglichen Werkzeuge ordentlich aufgereiht. Alles in allem machte das Haus von innen einen aufgeräumten und sauberen Eindruck. Zwei Türen führten an der dem Eingang gegenüberliegenden Giebelwand einmal in einen kleinen Stall und in einen kleinen Gang an dessen Ende sich eine kleine Kammer mit Abort anschloss. Nach dem kurzen Rundflug durch das Haus nahm der Kundschafter jetzt die Bewohner in Augenschein. Der Mann hatte einen Verband um den Oberkörper und sah sehr schlecht aus, trotzdem schien er ruhig zu schlafen. Anders die junge Frau, sie hatte die Augen weit offen und schaute den Kundschafter angstvoll an. Prima, soviel dazu unbemerkt etwas zu bleiben.


    Ohne das ich bewusst einen Befehl gegeben hatte, ich wollte einfach nur schnell runter zum Haus, hakte sich die Drohne an die Halterungen des Anzuges und brachte mich zum Haus runter. Dort hatte die Frau den Mann jetzt vorsichtig geweckt und auf die Libelle aufmerksam gemacht die, für sie, wohl zufällig in das Haus eingedrungen war. (Schließlich konnte sie nicht wissen, dass die Libelle einer meiner Kundschafter war.) Bevor etwas Unvorhergesehenes geschah rief ich den entdeckten Erkunder zurück. Der zweite saß gut getarnt in im Dach des Hauses. Gleichzeitig kam die Meldung das die Gruppe der Angreifer ihren Vormarsch verlangsamt hatte, es gab wohl Probleme mit den Reittieren für die erst Platz geschaffen werden musste damit diese weiter vordringen konnten. Das verschaffte mir etwas mehr Zeit. Noch konnte ich nicht mit absoluter Sicherheit auf die Absichten der anrückenden Gruppe schließen allerdings, wenn ich auf mein Bauchgefühl hörte hatte man keine guten Absichten im Sinn. Warum sonst hatten sie Kundschafter ausgeschickt, die sich nicht zu erkennen gegeben hatten.


    Jetzt wollte ich erst mal versuchen Kontakt mit den Bewohnern des Hauses aufnehmen. Vorher schickte ich meine Drohne im Tarnmodus auf eine Warteposition hoch über das Hausdach. Sie würde dort mit aktiven Sensoren darauf achten das sich niemand unbemerkt nähern konnte. Dann veränderte ich das Aussehen meines Anzuges dahin, dass es aussah als würde ich stark strapazierte Lederkleidung unter einem offenen Kapuzenumhang tragen. Die Gauß wurde zu einem unförmigen Knotenstock. Mit zwei Schritten hatte ich die Treppe zur Veranda hinter mich gebracht, drei weitere brachten mich zur Tür. Man konnte sehen, dass diese neu eingesetzt worden war. Das Holz war noch ganz hell. Mit dem Knotenstock klopfte ich an die Tür. Durch die Augen des Erkunders der immer noch unentdeckt im Dachgebälk saß, konnte ich sehen, dass die Frau und der Mann zusammenschraken. Auf ein Zeichen des Mannes, sprang die Frau zu ihrer Tochter, nahm diese auf die Arme und versteckte sich in einer von der Tür nicht einsehbaren Ecke. Der Mann hatte jetzt einen Knüppel in der Hand und näherte sich langsam, sich immer wieder auf den Knüppel stützend, der Tür. Das Laufen schien ihm schwer zu fallen, denn er hatte dabei eine leicht verkrümmte Haltung eingenommen, sein Gesicht war dabei schweißüberströmt. Es schien als würde ihn lediglich sein Wille vor dem Zusammenbruch bewahren. Das er mir oder irgendeinem anderen in seinem Zustand gefährlich werden konnte hielt ich für äußerst unwahrscheinlich. Die Mediautomatik im Anzug diagnostizierte starkes Fieber aufgrund einer Infektion im Bereich der rechten Seite unterhalb der Brust des Mannes. Er hatte nur wenige Schritte zur Tür zurückzulegen, trotzdem dauerte es eine gefühlte Ewigkeit bis sich der Riegel an der Tür langsam hob. In dem Moment als der Riegel sich zu heben begann war ich einen Schritt zurückgetreten und stützte mich wie ein alter Mann mit gebeugtem Rücken auf den Knotenstock. Ich wollte nicht zu bedrohlich wirken. Das Theater hätte ich mir auch sparen können. Die Anstrengung war wohl doch zu viel für ihn gewesen, kaum war die Tür offen, brach er bewusstlos zusammen. Damit war es vorbei mit langsam und einfühlsam. Ich veranlasste die Mediautomatik ihre Nanos in Marsch zu setzen. Dann nahm ich den Mann auf die Arme und trug ihn zu seinem Lager. Inzwischen hatten die Nanos mit ihrer Diagnose begonnen. Der Mann hatte zwei Kugeln abbekommen, eine hatte den Körper glatt durchschlagen und dabei wie durch ein Wunder keine Lebenswichtigen Organe beschädigt. Die Zweite Kugel steckte über der Leiste. Bevor sie getroffen hatte musste sie schon einen anderen Körper durchschlagen haben und dabei fast ihre gesamte Energie verbraucht haben. Diese Kugel war es auch von der die Infektion ausging. Dadurch das sie vorher einen anderen Körper durchschlagen hatte, hatte sie fremdes Eiweiß mit in die Wunde gebracht. Das ließ das Immunsystem des Mannes extrem heftig reagieren. Ohne Hilfe würde er nicht mehr lange durchhalten. Alle diese Informationen hatte die KI in der Zeit ermittelt die ich brauchte um den Mann zu seinem Lager zu bringen. Die Nanos waren jetzt schon dabei die Kugel abzubauen und alle Fremdkörper aus dem Schusskanal zu entfernen. Die Mediautomatik hatte begonnen ein Medikamentencocktail herzustellen der genau auf den Metabolismus des Verletzten abgestimmt wurde. Ich hatte nichts weiter zu tun als meine Hand auf die Schulter des Verletzten zu legen, damit die Nanos unentdeckt überwechseln konnten, und der Anzug das Medikament verabreichen konnte. Das Ganze hatte nur wenige Augenblicke gedauert. Dabei hatte ich ganz bewusst die Frau ignoriert. Sollte sie ruhig denken ich hätte sie nicht bemerkt. Kurz kontrollierte ich die Sensordaten der Kundschafter. Der Vormarsch der potentiellen Angreifer hatte sich weiter verlangsamt teilten mir die Aufklärer mit. Ich konnte also meine Strategie noch eine Zeitlang weiterverfolgen. Was ich wollte war, dass die Frau von sich aus ihr Versteck verließ. Also erhob ich mich von der Kante des Lagers. Viel konnte ich jetzt eh nicht mehr tun, das hatten die Nanos übernommen. Alle wichtigen Daten wurden von der KI auf mein Helmvisier gespiegelt, so dass ich immer auf dem Laufenden blieb. Die Vitalwerte begannen sich zu stabilisieren, die Mediautomatik gab die Überlebenswahrscheinlichkeit mit über Neunzig Prozent an. Als nächstes schloss ich die immer noch offene Tür, nahm ich mir ein Tuch von einem der Regale und ging zur Wasserleitung, um dann, mit dem feuchten Tuch, den Kopf des Verletzten zu kühlen.


    Die ganze Zeit über hatte die Frau in ihrem Versteck jede meiner Handlungen genau verfolgt. Mittlerweile hatte sich ihre Atemfrequenz und Puls beruhigt. Durch die Augen des Aufklärers konnte ich sehen, dass sie auch weiter nach vorne gekommen war, um nichts von dem zu verpassen was ich hier tat. Sie hatte begonnen leise mit dem Mädchen zu flüstern, wahrscheinlich damit das Kind ruhig in seiner Ecke blieb. Sie sprachen sehr leise, wohl in der Annahme ich könnte sie nicht verstehen, gut, konnte ich auch nicht, allerdings die Sensoren der Aufklärer und die meines Anzuges konnten es. Und sie konnten noch mehr. Auch in der Gruppe der Angreifer wurde miteinander gesprochen und auch hier konnten die Sensoren der Aufklärer alles deutlich hören. Daher dauerte es auch nicht lange bis die KI die Sprache übersetzen konnte. Jetzt war auch klar, dass es sich tatsächlich um Angreifer handelte. Eine andere Gruppe, kleiner als diese hatte das Dorf vor einigen Tagen schon einmal angegriffen, waren aber zurückgeschlagen worden. Jetzt kamen sie mit mehr Leuten und besserer Bewaffnung zurück um zu vollenden was beim ersten Angriff nicht geschafft worden war. Mehrmals vielen Begriffe wie, Rebellen und Widerstandskämpfer, Geschmeiß und Ungeziefer. Die Worte Ausrotten, Zertreten und Umbringen, verrieten ihre Absicht ziemlich eindeutig. Gnade hatten die Dorfbewohner wohl nicht zu erwarten. Also ging ich davon aus, dass sie selbst auch keiner Gnade erwarteten. Und die Erwartungshaltung anderer sollte man nicht enttäuschen, hatte ich mal irgendwo gehört. Ein kurzer Befehl von mir versetze die Kampfdrohnen in den Gefechtsmodus. Ich hatte Aura zwar versprochen mich aus allen gefährlichen Situationen rauszuhalten, aber ich konnte die drei nicht einfach ihrem Schicksal überlassen. Und gefährlich würde es ja auch erst, wenn der Gegner wusste mit wem er es zu tun bekam. Und nichts lag mir ferner als mich bei ihm vorzustellen. Vor allem der Mann würde noch einige Stunden benötigen, bis er soweit stabilisiert und damit transportfähig war, um von hier verschwinden können.


    Ohne mich umzudrehen sprach ich die Frau an „Komm her, du musst dich um deinen Mann kümmern. Wir bekommen gleich Besuch und ich habe ihn nicht zusammengeflickt, damit die ihn gleich wieder auseinandernehmen.“ „Er ist mein Bruder, ich habe keinen Mann.“ Während sie das sagte war sie aus ihrem Versteck gekommen und hinter mich getreten. Langsam drehte mich zu Ihr um. Vergeblich versuchte sie unter der Kapuze meines Umhangs ein Gesicht zu sehen. Dort, so wusste ich, war nur ein dunkles Nichts zu sehen, dafür würde die Automatik schon sorgen. Ohne eine erkennbare Reaktion darauf fragte sie: „Warum hilfst du uns?“ „Weil ihr, gegen das was auf euch zukommt, nicht bestehen könnt. Außerdem habe ich im Moment sonst nichts vor.“ Erwiderte ich. „Ihr hattet schon mal Besuch vor ein paar Tagen.“ Fragte ich und Sie nickte. „Sie kommen gerade mit Verstärkung zurück, vielleicht noch zwei Stunden, dann sind sie da.“ Sagte ich weiter zu ihr. Ihre Schultern sanken nach unten und ihr Blick wurde glanzlos. „Dann ist es vorbei, diesmal werden wir alle sterben.“ Flüsterte sie leise. „Sie haben uns vor fünf Tagen ohne Vorwarnung angegriffen. Die Hälfte der Dorfbewohner hatte keine Möglichkeit zur Gegenwehr. Sie waren zur Aussaat auf den Feldern. Wir hier im Dorf haben uns gewehrt. Das muss sie überrascht haben, denn sie zogen sich zurück als ihre Verluste immer größer wurden. Von uns waren da noch acht übrig. Nur die Kleine und ich blieben ohne Verletzungen. Wir haben dann die Toten begraben. Die anderen fünf sind aufgebrochen um aus dem nächsten Dorf Hilfe zu holen. Sie wollten das wir mitkommen und ihn zurücklassen, aber ich konnte doch meinen Bruder nicht einfach sterben lassen. Ich hatte gehofft das seine Verletzungen nicht so schlimm sind und wir hier warten können, wenn die Anderen mit Hilfe zurückkommen.“ Während sie sprach hatte sie den Kopf gesenkt und das Mädchen, das mittlerweile zu uns gekommen war, in die Arme geschlossen. Ich legte ihr die Hand auf die Schulter. „Glaubst du daran das sie zurückkommen?“ Fragte ich sie leise. Sie hob den Kopf schaute mir einen Moment in die Augen, dann ließ sie den Kopf mit einem Seufzer hängen. „Nein sie haben einfach zu viel Angst das die Angreifer zurückkommen.“ Leise setzte sie dann hinzu: „Sie hatten recht damit“ Ein lautloses Schluchzen ließ ihre Schultern beben. „Sie werden euch nichts tun. Keine Angst.“ Bernsteinfarbene Augen, aus denen Tränen liefen schauten mich von schräg unten verzweifelt an. „Wie will ein einzelner Mann ohne Waffe verhindern das sie uns umbringen?“ Sie hatte mit dem Leben abgeschlossen. „Wir werden sehen. Ganz so wehrlos bin ich nicht.“ Während ich das zu ihr sagte veränderte sich meine bisherige Kleidung in einen Kampfanzug und dann während ihre Augen immer größer wurden löste ich mich einfach auf. Zumindest musste es ihr so erscheinen als der Anzug den Tarnmodus wechselte. „Bleibt im Haus, egal was passiert. Hier seid ihr sicher. Ich lasse euch einen Wächter zurück. Nicht erschrecken.“ Trotzdem zuckte sie zusammen als sich der Aufklärer aus der Deckung des Daches löste und in der Mitte des Raumes Position bezog. Über die Veranda verließ ich das Haus und begab mich zum Dorfrand, um mir eine passende Position zu suchen. Direkt neben der Bresche in der Palisade stand ein Haus, dessen Dach in sich zusammengefallen war. Der ehemalige Dachboden schien mir stabil genug um als Ansitz zu dienen. Von hier oben konnte man über die Felder bis zum Waldrand schauen. Für etwaige Angreifer gab es nur hohes Gras und ein wenig Gestrüpp zwischen den Feldern als Deckung. Das mochte ausreichen um die Dorfbewohner zu überraschen. Um sich vor den Anzugsensoren zu verbergen würde es nicht reichen. Schon jetzt, trotzdem sich noch ein gutes Stück Wald zwischen ihnen und mir befand hatte ich sie überdeutlich in der Ortung. Sie schlugen ihr Lager ein Stück außer Sicht und Hörweite des Dorfes im Wald auf. Wie gehabt wurden die Tiere in einen Provisorischen Pferch gesperrt, nur das sie diesmal die Packen auf den vierbeinigen Echsen ließen. Man hatte also vor nicht allzu lange zu Verweilen. Kalte Rationen wurden verteilt. Aus den abgehörten Gesprächen konnte ich entnehmen das sie nicht wussten mit wieviel Gegnern sie rechnen mussten, daher war Feuermachen verboten worden. Daraufhin hatten die Männer gewitzelt das sie ihre nächste Mahlzeit später auf den brennenden Überresten des Dorfes zubereiten konnten. Wenig später war Ruhe eingekehrt, die Ruhe vor dem Sturm.


    Sie kamen mit der Dämmerung. Versuchten sich unbemerkt anzuschleichen. Es waren zwanzig, die auf dem Bauch robbend, langsam näherkamen. Acht waren bei den Tieren zurückgeblieben, darunter auch der Anführer. Ich ließ sie etwa die Hälfte der Distanz zum Dorf überwinden, dann erteilte ich den zwei Kampfdrohnen auf den Felsplateaus den Feuerbefehl. Sekundenbruchteile später, öffneten sich dort, wo die Reitechsen und der Anführer zurückgeblieben waren, die Pforten der Hölle. Jede Drohne schickte drei Massegeschosse auf die Reise, jedes Geschoss barg ein Gramm metallischen Wasserstoff im Kern. Die Wucht der Einschläge ließ die Hüllen der Geschosse beim Einschlag verdampfen und sorgte dafür, dass einige wenige Wasserstoffatome durch die Schockwelle zur Fusion gezwungen wurden.


    Vor mir erhoben die Angreifer aus der Deckung, wohl ziemlich entsetzt auf das Inferno blickend, dass vollkommen unerwartet über ihren Anführer und die Reittiere hereingebrochen war. Es war wie auf dem Schießstand. Ich hatte sie schon um mehr als die Hälfte dezimiert, bevor sie überhaupt mitbekamen, dass sie vor der Flammenwand ein perfektes Ziel abgaben. Letztendlich waren es zwei die entkamen. Sie sollten ja auch entkommen. Jeder hatte dabei zwei der Aufklärer im Schlepp, da ich wollte wissen wohin sie fliehen würden. Das Ganze hatte keine fünf Minuten gedauert. Das Feuer würde relativ schnell ausbrennen der Wald war einfach zu nass um ihm lange als Nahrung zu dienen, außerdem war der Fluss zu breit für ein überspringen des Feuers. Die Sensoren zeigten außer den beiden fliehenden Angreifern keinerlei Lebenszeichen in weitem Bereich um die brennende Stelle. Langsam stieg ich über eine angekohlte Leiter von meinem Versteck nach unten und begab mich zurück zum Haus der Geschwister. Als ich die Veranda betrat sah mein Anzug wieder so aus wie beim ersten Mal. Im Haus hatte sich derweil nichts weiter geändert. Die Frau und das Mädchen hatten sich an das Lager des Verletzten gesetzt und schauten mich mit weit aufgerissenen Augen an. Zögerlich fragte die Frau mich: „Ist es vorbei? Sind sie weg? Gehst du jetzt wieder?“ Um dann fast schon hysterisch zu werden. „Und wenn sie zurückkommen, wenn du weg bist?“ „Das halte ich für ziemlich unwahrscheinlich. Ich glaube nicht, dass die noch mal kommen werden.“ Gerade hatten die Aufklärer gemeldet das die beiden Überlebenden einer Gruppe von Raptoren vor die Fänge gelaufen waren. Nun, jetzt würde mit Sicherheit keiner der Angreifer noch mal zurückkommen.

    Die Feder ist mächtiger als das Schwert.

    Vor allem dann wenn sie im Verschluss eines Maschinengewehrs sitzt.



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  • Zu gerne hätte ich herausgefunden woher die Angreifer kamen. Vielleicht konnte die Frau mir eine Antwort darauf geben, also fragte ich sie: „Weißt du warum man euch angegriffen hat? Gibt es hier irgendwas Wertvolles? Seid ihr ihr irgendwem auf die Füße getreten?“ Aber auch sie hatte keine Antwort auf diese Frage. „Nein, wir leben schon immer hier. Ich bin hier, in diesem Haus, auf die Welt gekommen. Genau wie meine Mutter vor mir. Wir haben niemals Streit mit irgendwem gehabt. Meinungsverschiedenheiten mit den Händlern, ja. Aber da ging es nur unterschiedliche Auffassungen über den Wert der Waren, das ist doch wohl kein Grund sich gegenseitig an die Kehle zu gehen. Aber es waren alles Fremde. Warum sie uns angegriffen haben, ich weiß es nicht? Es gibt hier nichts zu holen. Nichts das irgendwie Wertvoll wäre.“ Sie schüttelte den Kopf, dann sprach sie weiter: „Wir leben hier vom Ackerbau und vom Fischfang im Fluss. Ab und zu gehen die Männer auf die Jagd um Fleisch und Leder zu beschaffen. Die Fremden kamen vor sechs Tagen aus dem Wald und haben sofort angegriffen. Alle die auf den Feldern waren haben sie getötet. Dann haben sie versucht das Dorf zu stürmen. Nur weil ein paar der Männer auf die Jagd gehen wollten, konnten wir uns überhaupt wehren. Üblicherweise sind alle Gewehre im Gemeindehaus in den Kisten, nur wenn die Männer jagen wollen werden sie aus den Kisten geholt. Die Jäger haben sieben von ihnen erschossen. Als es vorbei war haben wir unsere Leute und die Fremden begraben. Niemand von den Überlebenden konnte sich erinnern einen von ihnen schon mal gesehen zu haben.“ Ich sah sie an und fragte: „Ihr hattet also niemals Streit mit einem anderen Dorf, oder mit irgendwelchen Umherziehenden Gruppen?“ Sie schüttelte mit dem Kopf. „Nein, wir haben mit niemandem Streit.“ Erwiderte sie leise. „Vater hat mir mal erzählt, dass vor acht Generationen unsere Vorfahren mit vielen anderen über das große Wasser geflohen waren und sich dann hier niedergelassen haben. Es gibt außer unserem Dorf noch ein paar weitere Dörfer und in den Bergen eine richtige Stadt, viele der Waren, die die Händler uns bringen werden dort hergestellt. Das nächste Dorf liegt einige Tagesreisen entfernt von hier und um in die Stadt zu kommen braucht es mehr als zwei Wochen. Verbindung halten wir über die Händler die regelmäßig vorbeikommen.“ „Und waren die Händler kürzlich da?“ Unterbrach ich sie. „Nein, sie hätten schon vor ein paar Wochen kommen sollen. Unser Schmied wartet schon sehnsüchtig. Er braucht dringend Metallbarren. Er ist mit den Anderen los, Hilfe holen.“ Erwiderte sie fast schon flüsternd. Ich hatte so einen Verdacht das die Händler wohl nicht mehr kommen würden. Ohne das sie es merkte erteilte ich den Aufklärern den Befehl nach den anderen Dörfern zu suchen. „Was habt ihr jetzt vor? Wollt ihr hierbleiben?“ Fragte ich sie. „Wohin sollten wir denn gehen?“ Fragte sie zurück. In mir keimte eine Idee. „Wie wäre es ich nehme euch mit?“ „Uns hält hier nichts mehr, alles was uns etwas bedeutet hat ist tot oder zerstört. Aber wie transportieren wir meinen Bruder? Oder warten wir bis er wieder gehen kann?“ „Das ist kein Problem, solange er schläft.“ Ließ ich sie wissen. „Suche zusammen was ihr mitnehmen wollt. Das kleine Mädchen hatte unsere Unterhaltung stumm und mit großen Augen verfolgt, jetzt lief sie zu ihrem kleinen Saurier der es sich auf einem der Lager gemütlich gemacht hatte und presste ihn mit beiden Armen an die Brust, dabei schaute sie mich aus ihren großen Augen fragend an. „Selbstverständlich nehmen wir ihn mit, keine Angst.“ Sagte ich zu ihr. „Wir lassen außerdem eine Nachricht zurück, damit eventuelle Rückkehrer wissen, dass ihr in Sicherheit seid.“ Zusätzlich würde einer der Aufklärer hier zurückbleiben und uns über eventuelle Rückkehrer informieren.


    Es war nicht viel mitzunehmen. Ein paar Kleider und ein paar andere Habseligkeiten, die Werkzeuge die an der Wand hingen, das war alles. Dann mal los dachte ich bei mir und rief die Drohnen zum Haus. Das Mädchen hatte ihre kleine Echse in einem Beutel aus Stoff und Leder untergebracht den sie sich umgehängt hatte. Den Verletzten verstaute ich vorsichtig im Laderaum meiner Drohne. Den Replikator hatte ich veranlasst schnell zwei provisorische Haltegeschirre anzufertigen mit deren Hilfe die Frau und das Mädchen von den Kampfdrohnen aufgenommen und einigermaßen bequem transportiert werden konnten. Alle anderen Dinge verteilten wir gleichmäßig auf deren Laderäume. Abschließend kontrollierte ich ein letztes Mal sorgfältig die Befestigung der Haltegeschirre. Augenblicke später waren wir in der Luft.



    Der Boden des Kraters, den die Einschläge der Geschosse hinterlassen hatten, glühte immer noch. Das Feuer hatte sich, wie erwartet, nicht viel weiter ausgebreitet. In dem nassen Wald war es fast sofort erloschen. Die Sensoren zeigten mir, dass sich erste Tiere langsam wieder zurücktrauten. Strahlung konnte ich, außer der natürlichen, keine messen. Innerlich atmete ich auf, Bitrok hatte mir versichert das nur wenige Wasserstoffatome durch die Schockwelle des verdampfenden Hüllenmaterials in den Fusionsprozess gezwungen wurden und die dabei entstehende Strahlung vernachlässigbar gering bleiben würde. Er würde zufrieden sein, denn die Sensoren der Drohnen hatten genug Daten für ihn aufzeichnen können. Er hatte mir erklärt, dass er mit Hilfe dieser Daten die Form des Kerns sowie die Legierung und genaue Anordnung des Hüllenmaterials soweit verbessern könnte das eine genaue Steuerung des Fusionsprozesses möglich war. Im Klartext bedeutete das, dass dann die Anzahl der Kerne die zur Fusion gezwungen werden sollten ziemlich genau bestimmt werden konnte.


    Zwei Tage später flogen wir durch die aufgleitenden Tore in den großen Hangar ein. Die Nacht zuvor hatten wir auf einem kleinen Felsplateau Rast gemacht. Es wäre einfach zu kalt gewesen die Nacht über zu fliegen. Andarax wurde gleich auf die Krankenstation verlegt.



    Als wir gestern auf dem Plateau die Nacht verbrachten hatte Alana mir ihre Namen verraten. Millinea stand mitten im Hangar und drehte sich staunend im Kreis. Dass sie das mit offenem Mund tat schien sie nicht zu merken. Alana ging es ähnlich, nur war ihr Mund während des rundum Blickes geschlossen. Kurz darauf kam Aura in den Hangar um uns zu begrüßen. Aura und Bitrok waren ständig über die Sensoren in den Drohnen und meinem Anzug auf dem Laufenden gewesen. So musste ich dann auch Alana und Millinea nicht mehr vorstellen. Aura hatte sich gestern Abend per Holovid bei uns gemeldet um sich bei unseren Flüchtlingen vorzustellen und natürlich um ihre Neugier zu befriedigen. Nachdem Alana den Schreck überwunden hatte, der ihr beim plötzlichen Auftauchen von Auras Hologramm in die Glieder gefahren war hatten sich die beiden dann sehr angeregt unterhalten.


    Millinea bekam plötzlich große Augen. Erst jetzt, als sie Aura auf uns zukommen sah, schien ihr einzufallen das sie ihren kleinen Freund immer noch im Beutel stecken hatte. Sie bückte sich um den kleinen Kerl rauszulassen. Der schaute sie dann auch recht vorwurfsvoll an, um dann jammernd von einem auf das andere Bein zu hüpfen. Das Aura dabei direkt hinter ihm stand und ihn aus geschlitzten Pupillen musterte, bekam er in seiner Not zuerst gar nicht mit. Als er sich dann umdrehte und merkte das Aura ihn die ganze Zeit mit schräg gelegtem Kopf betrachtete, erstarrte er schlagartig. Das Jammern brach ab, er schloss die Augen und verfärbte sich zu dunkelgrüngrau. Dann ließ einen leisen jammervollen Ton hören und um seine Beine bildete sich eine Pfütze. Irgendwie hatte ich den Eindruck das der kleine Kerl gerade mit seinem Leben abgeschlossen hatte. Das Ganze sah so komisch aus, dass alle anfingen zu lachen, selbst Auras Augen funkelten belustigt.


    Als wir alle lachten und nichts weiter passierte öffnete sich ganz langsam ein Auge und schielte vorsichtig in Auras Richtung. Dann, als er merkte das Aura ihn wohl doch nicht fressen wollte öffnete er auch das zweite Auge. Offensichtlich bemerkte er erst jetzt das Malheur das ihm passiert war. Ich hätte schwören können das er für einen Moment rot wurde. Er ließ den Kopf noch weiter hägen, drehte sich langsam um und schlich mit gesenktem Kopf von uns weg. Aura ging ihm nach und legte ihm ihre Hand auf seine schmale Schulter. Ergeben blieb der Kleine stehen. Irgendwie schienen Aura ihm etwas mitzuteilen, jedenfalls ließ er sich danach widerstandslos von Aura hochnehmen und in den Nächstgelegenen Sanitärraum bringen. Deren Zugänge verteilten sich in regelmäßigen Abständen über die Wände des Hangars. Millinea schaute ängstlich zu mir hoch „Frisst sie ihn jetzt?“ Ich ging neben ihr in die Hocke damit mein Kopf auf gleicher Höhe mit ihrem war. „Nein Millinea, sie ist mit ihm in einen Waschraum gegangen damit er sich saubermachen kann. Sie will ihn nicht fressen. Lauf hinterher los.“ „Danke.“ Sagte sie erleichtert und rannte in Richtung Waschraum davon. Einige hilfreiche kleine Drohnen hatten mittlerweile das kleine Malheur beseitigt. In den fünf Tagen meiner Abwesenheit hatte sich so einiges getan. Das war mir schon aufgefallen als Andarax von zwei humanoiden Droiden mit einer Trage abgeholt und ins Lazarett gebracht worden war. Ich bemerkte mehrere dieser Droiden die irgendwelche Arbeiten an Geräten und Schaltpulten vornahmen. Bevor ich den Gedanken weiterverfolgen konnte, sah ich das Alana langsam auf mich zu kam. „Die kleine Echse ist alles was Millinea noch hat. Alles andere, dass ihr etwas bedeutete ist beim ersten Angriff verbrannt. Ihre Eltern waren beide auf den Feldern. Zufälligerweise war sie zu diesem Zeitpunkt bei mir im Haus, weil ich ihr versprochen hatte einen Transportbeutel für ihren kleinen Freund zu machen. Deshalb hängt so sehr an der kleinen Echse. Es hilft ihr dabei das Geschehene zu verarbeiten.“ Sagte Alana und schaute Millinea nach. „Wie ist sie zu ihm gekommen?“ Fragte ich neugierig geworden. Der Kleine erschien mir zu intelligent für ein Tier. Die Beschämung als ihm das Malheur passiert war und die Reaktion darauf passten nicht zu einem Tier, egal wie Intelligent es auch war. „Ich weiß es nicht. Er war auf einmal da. Irgendwie muss er sich aus dem Wald ins Dorf verirrt haben und da hat Millinea ihn dann gefunden. Seitdem sind die beiden unzertrennlich. Vor allem er kann sich nur sehr schwer von Millinea trennen. Länger ohne sie zu sein ist für ihn eine Katastrophe.“ Irgendwie kam mir das bekannt vor. Sehr bekannt. Ich würde Aura fragen, wenn sie irgendwann mal zurückkam. „Und du hast dich dann um Millinea gekümmert?“ Eigendlich hatte ich gedacht Millinea wäre Alanas Tochter. So konnte man sich also irren. In dem Augenblick kamen die drei wieder aus dem Waschraum zurück. Also verschob ich meine Fragen auf einen späteren Zeitpunkt. Millinea saß bei Aura auf dem Rücken und schien glücklich zu sein. Neben Aura die irgendwie gelöster als sonst wirkte, lief mit schnellen Trippelschritten der Kleine, der jetzt alles andere als Beschämt wirkte. Es war ganz deutlich zu sehen das er sich mit Aura unterhielten. Als die drei dann Alana und mich erreichten löste Aura ein Teil des Rätsels auf. „Stein, darf ich dir Jixjix vorstellen.“ Sagte sie. Irgendwie erschien sie mir bei diesen Worten richtig euphorisch. „Er ist ein männlicher Drahn, ein sehr junger Drahn.“ So glücklich wie Aura wirkte als sie das sagte hatte ich sie noch nie gesehen. Noch nicht einmal als Bitrok mit ihr geflogen war hatte sie so glücklich und gelöst gewirkt. Vor allem wurde sie jetzt ihrem Namen gerecht, denn es sah aus als wäre sie von einer goldfarbenen Aura umgeben. Und auch wenn Jixjix noch nicht mal so groß war wie eines ihrer Beine, schien sie das nicht zu stören. „Und warum heißt er Jixjix?“ Wollte ich von ihr wissen. „Das ist ganz einfach erklärt.“ antwortete Alana statt Aura. „Immer wenn er nicht weiß wo Millinea ist, bekommt er vor Aufregung und Panik einen Schluckauf. Das hört sich dann wie Jixjix an. Millinea hat ihm den Namen gleich von Anfang an gegeben. Als sie ihn damals fand hatte er auch Schluckauf, da er sonst kaum andere Laute benutzt blieb es bei Jixjix.“ Ich machte eine einladende Handbewegung in Richtung Tür. „Lasst uns einfach nach unten in den Speiseraum gehen. Ich glaube Bitrok wird unsere Gäste begrüßen wollen. Da ist auch es viel bequemer als hier. Wir können uns dann beim Essen weiter unterhalten. Außerdem will ich aus dem Anzug raus. Aber vor allem will ich endlich wieder was richtiges Essen.“ „Mir fehlt einfach deine Küche.“ Setzte ich mit einem Augenzwinkern in Auras Richtung hinzu. Aura setzte Millinea neben Jixjix ab und ging mit den Worten: „Dann will ich mich schnell an den mir zustehenden Arbeitsplatz begeben und dort die mir zustehende Tätigkeit ausführen. Ich bitte um Nachsicht das ich meiner Neugier nachgegeben habe mein Herr und Meister“ An mir vorbei zur Tür.
    Total verblüfft blieb ich stehen und schaute ihr nach. Es kann sein das mir der Unterkiefer nach unten viel. Hatte sie das jetzt wirklich laut ausgesprochen? Das hatte sie nicht durch das Implant übermittelt, ich hatte deutlich gehört was sie zu mir gesagt hatte. Seit wann konnte Aura sprechen? Und versuchte sie sich grade in Sachen Humor? Irgendwann hatten wir uns unterhalten was wir von unseren Kulturen noch wussten. Dabei hatte ich einen Spruch erwähnt der mir irgendwie ins Gedächtnis gekommen war als wir gerade in der Küche waren. Das war irgendwas wie > Frauen gehören in die Küche an den Herd zum Kochen und gehen in die Kirche < gewesen. Auf Auras Frage hatte ich ihr dann erklärt das es in meiner Kultur Zeiten gegeben hatte, in der man den Frauen nichts weiter zugetraut hatte. Man hielt sie für neugierig und für nicht fähig andere Tätigkeiten als Hausarbeiten wie etwa putzen und kochen auszuführen. Als wir darüber sprachen wusste ich noch nichts von ihrem eidetischen Gedächtnis.


    Ich hatte wohl eine ganze Menge verpasst. Ich verstaute meinen Anzug im dafür vorgesehenen Schrank, machte mich schnell frisch und begab ich mich dann im Laufschritt in die Küche. So wie ich Aura einschätzte hatte sie das Essen fertig. Sie hatte und wie immer war es fabelhaft. Sollte Aura irgendwann ein eigenes Restaurant eröffnen bräuchte sie sich um leere Tische keine Gedanken machen. Alana und Millinea hatten uns nach dem Essen in Richtung Krankenstation verlassen um nach Andarax zu sehen. Der war mittlerweile wieder zu sich gekommen und würde wissen wollen was ihm alles in den letzten Tagen entgangen war. Sobald er den Ortswechsel verdaut hatte. Die beiden würden diese Nacht auf der Station bleiben und von der Automatik durchgecheckt werden. Morgen würden alle drei dann ein richtiges Quartier beziehen. Anders Aura und Bitrok, die beiden würden heute nicht so schnell zur Ruhe kommen. Erst wollte ich wissen was sich hier alles verändert und ereignet hatte während ich unterwegs war. Es dämmerte bereits als wir später müde unsere Quartiere aufsuchten. Vor Müdigkeit wäre ich fast mehrmals auf dem Gang eingeschlafen, aber ich war jetzt wieder auf dem Laufenden.



    Die wichtigsten Bereiche der Basis waren vollendet. Es gab jetzt unter Wasser eine größere Anlage die mehrere große Hallen umfasste. Es gab drei Unterwasserschleusen, eine davon groß genug, dass zwei moderne Atom-U-Boote bequem nebeneinander einschleusen konnten. Die Halle hinter der Schleuse war noch um ein vielfaches größer. Ich hatte erfahren, dass nur die vorderen Schleusentore in den Felsen gebaut werden mussten. Die dahinterliegenden Hohlräume waren schon immer vorhanden gewesen. Auch in der Klippe waren die Nanos auf vorhandene Hohlräume gestoßen. Im großen Hohlraum, hinter der Unterwasserschleuse, waren die Nanos noch dabei Ablagerungen zu entfernen. Bei den Säuberungsarbeiten waren die Nanos auf Artefakte einer uralten Zivilisation gestoßen. Dieser hatten wir wohl auch diese Hohlräume zu verdanken, denn die Form der Decken und Wände war eindeutig nicht natürlichen Ursprungs. Zudem waren sie mit einem fremdartigen Material beschichtet. Eine Analyse des Materials lag nicht vor denn bisher war es den Nanos nicht gelungen Proben zu entnehmen. Auch der Untergrund der Klippe glich eher einem Schweizer Käse, als natürlich gewachsenem Felsen. Tiefenscans der Klippe hatten ergeben das weit unter dem Meeresspiegel mehrere parallel laufende Röhren lagen, die ganz in der Nähe unserer Basis eine Art große Halle querten. Von dieser gingen weitere Röhren in Richtung Landesinnere und auch Richtung Meer ab. Dort wo sich der Einschnitt in den Klippen befand hatte es in Richtung Landesinnere einen weiteren gigantischen Hohlraum gegeben. Dieser musste vor sehr langer Zeit in sich zusammengestürzt sein. Die Scans zeigten einen großen mit Gesteinsbrocken gefüllten Kessel mit wenigen größeren Hohlräumen. Die angeforderte Auswertung der KI gab mit fast 100 Prozentiger Wahrscheinlichkeit einen künstlichen Ursprung für die Röhren und den Kessel an. Dies galt ebenso für viele der anderen Hohlräume im Bereich der Basis.


    Aura hatte mit Bitrok zusammen das Unterwasserfahrzeug entworfen mit dem wir zum Trümmerberg im Meer aufbrechen wollten. Die Nanos waren gerade dabei, sozusagen letzte Hand anzulegen. Nanos und Hand, als ob Nanos Hände haben. Obwohl, irgendwas mussten sie ja wohl haben, warum also nicht auch Hände. Weiter darüber nachzudenken verkniff ich mir. Es gab jetzt wichtigeres. Wir hatten jetzt auch eine richtige Kommandozentrale. Tief in der Klippe gelegen, hatte man trotzdem den Eindruck in einem großen runden Raum zu sein, durch dessen Glaswände man direkt nach draußen in die Natur blicken konnte. Man konnte den Wind in den Bäumen rauschen hören, den Klang der Wellen, wenn sie auf den Strand aufliefen. Selbst die Blumen verströmten ihren Duft so, dass er zu riechen war. Von hier aus konnte man alle Funktionen der Basis steuern, die Aufklärer steuern und deren Sensordaten abrufen. Unsere KI befand sich jetzt unterhalb der Zentrale. Bitrok hatte sie nochmals erweitert und dabei einiges verbessert. Ihm war auch das Gerät zu verdanken, dass es Aura jetzt ermöglichte richtig zu sprechen. Das erleichterte in Zukunft viel, da das kleine Gerät auch als Übersetzer arbeiten konnte. Die nächsten Tage versprachen interessant zu werden.

    Die Feder ist mächtiger als das Schwert.

    Vor allem dann wenn sie im Verschluss eines Maschinengewehrs sitzt.



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  • Am nächsten Morgen begab ich mich nach dem Frühstück in die Zentrale. Mich interessierten die Daten der Aufklärer, die nach den anderen Dörfern suchen sollten. Hatten sie etwas gefunden? Sie hatten. Zwei weitere Dörfer oder zumindest was davon übriggeblieben war. Komisch daran waren die wenigen Toten. Beide Dörfer waren viel größer als Alanas Dorf. In jedem Dorf musste es mehrere hundert Einwohner gegeben haben. Die Aufklärer fanden aber weniger als hundert Tote. Beide Dörfer waren etwa zur gleichen Zeit wie Alanas Dorf überfallen worden. Das konnten die Aufklärer durch genauere Untersuchung der Toten feststellen. Und noch eins fanden die Aufklärer, eine breite Spur, die in Richtung der Berge führte. Die Anzahl der Spuren deutete darauf hin, dass viele Menschen und Tiere diesen Weg genommen hatten. Die Aufklärer würden dieses Rätsel für mich lösen. Wenige Meter über dem Boden folgten sie den Spuren. Wenig später stießen sie dabei auf den nächsten Toten, der neben dem, von unzähligen Füßen ausgetretenen, Weg lag. Die Hände hinter dem Rücken gefesselt lag er dort, wie als hätte man ihn erschlagen und dann einfach liegengelassen. Es dauerte nicht lange und die Aufklärer stießen auf die nächste Leiche. Diese hatte wie die vorige, die Hände hinter dem Rücken gefesselt und ebenso einen eingeschlagenen Schädel. Es war nicht die letzte Leiche, auf die die Aufklärer stießen. Alle bis auf eine waren gefesselt und hatten einen eingeschlagenen Schädel. Diese eine hatte wie die anderen die Hände auf dem Rücken gefesselt, war aber erschossen und nicht erschlagen worden. Außerdem lag der Tote ein gutes Stück abseits vom Weg. Langsam dämmerte mir, warum es in den Dörfern nur so wenige Tote gab. Man hatte die überlebenden Bewohner gefangen genommen und trieb sie in Richtung der Berge. Wer nicht mehr mithalten konnte oder zu fliehen versuchte wurde getötet. Da sich die Spur bisher mit drei weiteren vereint hatte ging ich davon aus das noch drei weitere Dörfer zerstört worden waren. Ich hatte, nachdem ich das erste zerstörte Dorf durch die Augen der Aufklärer gesehen hatte, sechs unserer großen Kampfdrohnen sowie alle vorhandenen Transportdrohnen gestartet. Die Transporter waren zwar langsamer als die Kampfdrohnen, aber sie sollten auch erst einmal eine Position zwischen den zwei Dörfern anfliegen und dort in Parkposition gehen. Die Kampfdrohnen hingegen sollten so schnell wie möglich zu den Aufklärern aufschließen. Sobald sie diese erreichten sollten sie einen Teil ihrer mitgeführten Aufklärer die Spur zurückschicken um jede Abzweigung des Pfades bis an dessen Ursprungsort zu verfolgen. Vielleicht gab es ja noch jemanden der den Häschern entkommen war, so dass wir ihm helfen konnten. Zwischenzeitlich waren Aura und Bitrok in die Zentrale gekommen. Ich informierte beide kurz über die Ereignisse, dann wandte ich mich wieder der Konsole zu. Gerade Rechtzeitig um mitzubekommen wie die Drohnen auf ein Bahngleis stießen, dass hier durch Urwald schnitt. Ein Gleis? Ja, an diesem Gleis endete die Spur und verbreiterte sich links und rechts des Bahndammes. Unschwer war zu erkennen das hier die Gefangenen verladen worden waren. Weitere Leichen wurden entdeckt. Gestorben, nein, ermordet wie die anderen die wir bisher gefunden hatten. Irgendwann in ferner Vergangenheit hatte ich gelernt alle Emotionen abzuschalten. Aber irgendwann ging das nicht mehr. Irgendwann war jetzt, als die Aufklärer weitere wie Abfall auf einen Haufen geworfene Leichen entdeckten, Männer, Frauen und Kinder. Ich musste raus aus der Zentrale, hier bekam ich keine Luft mehr. Der Lift beförderte mich nach oben, auf die Klippe. Ein großer Fels drehte sich zur Seite, ein zwei Meter durchmessender, drei Meter hoher Zylinder schob sich lautlos aus dem Boden. Ein Teil der Zylinderwand fuhr zur Seite. Ein Schritt und ich stand im Freien, im hier oben immer stürmisch wehenden Wind. In mir brodelte es. Ich weiß nicht wie lange ich hier oben in der kalten Luft gestanden hatte, als ich mit dem Lift in die Zentrale zurückfuhr war die Sonne jedenfalls schon lange untergegangen. Aura und Bitrok hatten die Zentrale längst verlassen, ich hatte die Zentrale wieder für mich alleine. Für heute war mein Pensum an Grausamkeiten erreicht, trotzdem setzte ich mich an die Konsole und rief die Daten der letzten paar Stunden ab. Einige der Aufklärer hatten zwischenzeitlich das eine Ende der Bahntrasse erreicht. Es lag mitten im Urwald, noch etwa zehn Kilometer vom Meer entfernt. Dort, an einem Flussdelta gab es eine Hafenanlage, die, wie die Bahntrasse noch im Bau war. Jetzt, in der Dunkelheit der Nacht, schien dort nicht gearbeitet zu werden. Die Bahntrasse zielte genau auf diesen Hafen. Hier wurde gearbeitet. Am Ende der Bahntrasse fand ich auch einen Teil der Dorfbewohner wieder, zumindest nahm ich an das es sich um Dorfbewohner handelte. Von schwer bewaffneten Uniformierten bewacht, schlugen sie eine Schneise für den Bahndamm in den Urwald. Große Echsen, laut KI Triceratops, mit dem obligatorischen Kopfschild und drei langen Hörnern räumten die gefällten Bäume zur Seite. Diese schichtete man ordentlich entlang der Bahntrasse auf. Andere, kleinere dafür aber sehr flinke Echsen, der KI nach Dilophosaurier, machten überall auf der Baustelle jagt auf Insekten, die offenbar eine Gefahr für Arbeiter und Wachleute darstellten. Mehrere Brontosaurier wurden zum roden der Baumwurzel eingesetzt, andere trugen große Plattformen auf denen große Scheinwerfer montiert waren. Kurz war eine Patrouille zu sehen die, auf Raptoren reitend, aus dem Urwald kamen. Hörte einer der Dorfbewohner länger als ein paar Atemzüge auf zu arbeiten, wurde dieser mit Peitschenhieben nachdrücklich daran erinnert weiterzuarbeiten. Aber alle drei Stunden wurden die Arbeiter erstaunlicherweise ausgewechselt.


    Hatte ich gedacht, dass sie sich jetzt selbst überlassen wurden, stellte ich erstaunt fest, dass dem nicht so war. Die Dörfler wurden von der Wachmannschaft mit Verpflegung und Wasser versorgt. Es gab sogar ein Sanitätszelt. Nach dem Essen konnten sie für zwei Schichten in großen Zelten ausruhen, bevor sie wieder an die Arbeit mussten. Alle Dörfler die dort arbeiteten waren Männer. Frauen und Kinder gab es keine im Lager. Zumindest hier schien es, als wären die Bewacher bestrebt, die Arbeitskraft ihrer Zwangsarbeiter zu erhalten. Die Männer wurden während der Arbeit regelmäßig mit Wasser versorgt und das was sie zu essen bekamen war augenscheinlich das gleiche das auch die Wächter bekamen. Irgendwie passte das nicht zusammen. Auf der einen Seite die Toten, die zerstörten Dörfer und auf der Anderen der fast schon humane Umgang mit den Gefangenen. Ich brauchte unbedingt mehr Informationen bevor ich mir ein Urteil bilden konnte.


    In der anderen Richtung bewegte sich das Gleis immer weiter auf die Berge zu. Es gab regelmäßige Ausweichstrecken auf der sonst Eingleisig ausgeführten Strecke. So konnten auch längere Züge aneinander vorbeifahren. Ich vermutete, dass das Gleis zu der Stadt führte von der Alana gesprochen hatte. Wenig später wurde diese Vermutung bestätigt als die Aufklärer die Stadt erreichten. Das Gleis schnitt sich buchstäblich durch die Stadt. Es war genau zu erkennen wo sich Gebäude befunden hatten, bevor sie abgerissen worden waren um Platz für die Trasse zu schaffen.


    Das Tal, an dessen Eingang die Stadt lag schien den Gebirgszug zu spalten. Verantwortlich dafür war der Fluss, der an der Stadt vorbei Richtung Meer floss. Der gleiche Fluss, der auch das Delta bildete an dem der halbfertige Hafen lag.


    Die meisten Gebäude der Stadt hatte man aus Stein erbaut und mit Schiefer oder Dachziegeln aus gebranntem Ton gedeckt. Alle Straßen waren sorgfältig Gepflastert und in regelmäßigen Abständen waren Gitterroste eingelassen, was auf, dass Vorhandensein einer Kanalisation schließen ließ. Mitten in der Stadt hatte man nur einen kleinen Bahnhof errichtet, was darauf schließen ließ, dass die Eroberer größere Zerstörungen vermeiden wollten, denn den Verladebahnhof hatte man hinter den letzten Gebäuden direkt an der Stadtgrenze errichtet. Die, mittlerweile Zweigleisige, Trasse fächerte hier in mindestens zwanzig einzelne Stränge auf. Diese vereinigten sich nach etwa drei Kilometern wieder zu einer Zweigleisigen Trasse, um weiter durch das Tal in die Berge zu führen.


    Auf etwa der Hälfte der Gleise standen lange Güterzügen die vorn und hinten mit riesigen silbrigen Lokomotiven bestückt waren. Aus einem irgendwie lächerlich klein wirkenden Führerstand ragt ein gut fünfzehn Meter langer, mehr als zwei Meter durchmessender Zylinder. Dessen vorderes Ende wie das spitze Ende eines Eis auslaufend. Der Zylinder steckt zu etwa einem Fünftel im Quaderförmigen Unterbau. Dieser ragt ein gutes Stück unter der Spitze hervor um einem drehbaren Geschützturm mit Doppellafette Platz zu bieten. Das Ungetüm ruht auf zehn Achsen, die in dreifacher Gliederung für die Verbindung mit den Schienen sorgen. In der Mitte vier Achsen mit mehr als zwei Meter durchmessenden Rädern, die mittels mehrerer Schubstangen für den Antrieb sorgen. Davor und dahinter, jeweils drei Achsen, in einem Drehgestell zusammengefasst, mit halb so großen Rädern bestückt. Hinter der Lock zwei Tender, die genauso hoch wie die Lock, zusammen etwa deren Länge erreichen. Die hintere Lock ein identischer Zwilling der vorderen. Dazwischen gut fünfzig Güterwagen von denen jeder Zehnte vorn und hinten mit einem doppelläufigen Geschützturm ausgestattet ist, dazwischen liegt eine Art Zitadelle in der die Munition und wohl auch die Begleitmannschaften untergebracht sind.


    Eben gerade setzte sich einer der Züge in Richtung Baustelle in Bewegung. Voll beladen mit Gleisen die sicher für den Weiterbau der Strecke vorgesehen waren. Ich hatte erwartet den für Dampfloks typischen Sound zu hören, stattdessen war ein lauter werdendes Heulen zu vernehmen. Langsam setzte sich der Zug in Bewegung. Eine Dampflock mit Turbinenantrieb. Mit rasch steigender Geschwindigkeit durchquerte der Zug die Stadt um dann nachdem er die Letzten Häuser hinter sich gelassen hatte nochmal ruckartig zu beschleunigen, jedes Geschütz gab mehrere Schüsse in Richtung Urwald ab, wohl um deren Funktionsbereitschaft zu überprüfen. Lange würde der Zug nicht brauchen um die Baustelle zu erreichen.


    Auf der rechten Seite des Bahnhofs lagen mehrere große, umzäunte Areale, auf denen lange einstöckige Holzbaracken standen. Immer zehn Baracken nebeneinander und zehn hintereinander ergaben einem Block. Jedes Lager bestand aus vier, durch breite Wege getrennten Blöcken, umgeben von zwei parallellaufenden Zäunen. Zwischen den Zäunen gab es einen mehrere Meter breiten Wassergraben, der jeweils am Ende der Lagerstraßen von einer Brücke überspannt wurde. An diesen Stellen befanden sich auch die mit zwei Toren, Schleusenartig, gesicherten Zugänge. Jetzt, bei Dunkelheit schien alles ruhig, fast wie Ausgestorben. Nur ab und zu war eine bewaffnete Patrouille zu sehen die sich zwischen den Baracken bewegte. Auf der linken Seite schien sich eine weitere große Baustelle zu befinden. Hier würde wohl ein größerer Industriepark entstehen. Es gab eine Reihe von Hochöfen die bereits fertig waren, daneben befanden sich weitere in Bau. Vor den Öfen waren große halbfertige Fabrikhallen zu erkennen. Regelmäßig zweigten Gleise vom Verladebahnhof in Richtung Industriegebiet ab. Auch hier gab es Patrouillen, auch wenn auf keiner der Baustellen gearbeitet wurde. In der Stadt selbst sah es nicht viel anders aus, Dunkelheit, keinerlei Aktivitäten, bis auf die allgegenwärtigen Patrouillen bewegte sich dort nichts über die nächtlichen Straßen.


    Es gab hier nichts das ein sofortiges Eingreifen nötig machte. Ein solches wäre zu diesem Zeitpunkt gar nicht möglich gewesen. Zum einen war es noch mindestens fünf Stunden dunkel, was wiederum für die Augen der Aufklärer kein Hindernis bedeutete. Zum anderen war ich mir nicht sicher, dass die Aufklärer unbemerkt bleiben würden, wenn sie in die Gebäude und Baracken eindrangen. Anders als die Transporter und die Kampfdrohnen waren sie nicht in der Lage sich zu tarnen. Außerdem fehlten Informationen über eine mögliche Ortungstechnik der Besatzer. Die Kampfdrohnen wiederum waren zu groß um unbemerkt einzudringen. Tarnung hin, Tarnung her mit ihrer Spannweite von einigen Metern passten sie in keines der Gebäude. Also würden sie an verschiedenen Stellen hoch über Stadt und Lagern Position beziehen und Aufklärungsarbeit leisten. Nachdem ich der KI entsprechende Anweisungen erteilt hatte, auf was sie alles achten sollte, begab ich mich in mein Quartier. Morgen früh würde ich mich mit den Anderen besprechen. Wir hatten vorgehabt morgen die Expedition in Richtung Schrottplatz zu planen. Bitrok hatte darauf gedrängt, dass wir alles andere auf die Zeit nach unserer Rückkehr verschoben und ich wollte wissen warum. Aura schlief bereits als ich auf meiner Liege in einen unruhigen Schlaf versank.


    Nach einer unruhigen Nacht trafen wir uns dann morgens alle in der Küche, diesmal waren auch Alana und Andarax dabei. Millinea und Jixjix hatten kurz vorbeigeschaut, sich von Aura mit Essen und Trinkflaschen versorgen lassen und erkundeten jetzt die Basis. Auch wenn die beiden alleine unterwegs waren, die KI hatte immer ein elektronisches Auge auf die beiden. Außerdem waren auf ihrer Entdeckungstour überall, rein zufällig, Droiden mit irgendwas beschäftigt. Passieren konnte also nichts. Alle Bereiche, die für die beiden gefährlich werden konnten, waren abgeriegelt. Die KI sorgte dafür, dass die beiden auch etwas zu entdecken hatten. Es gab dunkle Gänge mit halboffenen Türen hinter denen das Licht flackerte, Geheimnisvolle Schränke und Kisten in denen sich vielleicht Schätze befanden. Kurz gesagt die beiden waren fürs erste versorgt. Nach dem Frühstück begaben wir uns zur Zentrale, Alana und Andarax begleiteten uns. Nachdem wir alle außer Bitrok einen Sitzplatz aufgesucht und dieser sich an die jeweilige Körperform angepasst hatte eröffnete Bitrok das Gespräch. „Es gibt einen Grund, warum ich glaube das wir die Expedition zum Trümmerfeld vordringlich angehen sollten. Die Droiden die wir gefunden haben kommen von dort. Ich kann nicht erklären woher ich das weiß, bin mir aber hundertprozentig sicher.“ „Und warum bist du dir da so sicher?“ Unterbrach ich ihn. „Jedes Mal, wenn ich mich darauf zu konzentriere, scheinen die Erinnerungen verschwimmen. Ich kenne die Droiden, die Form und ich weiß ich habe sie entworfen, die Pläne sind im elektronischen Gedächtnis gespeichert. Seit ich die Droiden gesehen habe bringe ich sie unbewusst mit dem Trümmerfeld in Verbindung. Es ist als überlagern sich Bilder in meinem Kopf, wenn ich mir die Aufnahmen vom Trümmerfeld anschaue. Nur sehe ich keine Trümmer. Ich sehe so etwas wie eine Stadt, die aber nicht unter Wasser liegt. Es ist immer das gleiche Bild, die Stadt und darüber zwei Monde. Meine KI Komponente stuft die Wahrscheinlichkeit, dass das Trümmerfeld und das Bild der Stadt identisch sind, als sehr hoch ein. Ihren Berechnungen nach, mit mehr als neunundneunzig Prozent Wahrscheinlichkeit.“ Für Bitroks Verhältnisse war das eine erstaunlich lange Rede gewesen. Ich schaute fragend zu Aura. „Mich hat er schon überzeugt. Als wir die Droiden entdeckt haben hatte er so etwas wie einen Flashback. Dabei wurden Brachliegende Erinnerungsspeicher aktiviert. Unsere KI hat die Daten durchgerechnet und kommt zu einer Wahrscheinlichkeit von Neunundachtzig Prozent. Er konnte aus den gefundenen Resten ohne Probleme vollständige Droiden nachbilden. Später haben wir einen fast vollständig erhaltenen Droiden gefunden, Bitroks Nachbildung wies keinerlei Unterschiede auf.“ „Gut, da wir im Moment wohl nichts Anderes tun können, als beobachten was sich in der Stadt und auf den Baustellen tut werden wir zuerst das Trümmerfeld aufsuchen.“ Andarax wollte auffahren, meine erhobene Hand ließ ihn jedoch innehalten. „Ich weiß was du sagen willst. Aber zum jetzigen Zeitpunkt können wir außer Beobachten nichts weiter tun, für eine Befreiungsaktion sind wir einfach zu wenige. Wir wissen nichts über die Absichten und Möglichkeiten des Gegners. So wie es bisher aussieht werden die Leute zur Arbeit gezwungen, ja. Aber mehr auch nicht. Die Besatzer wollen ihnen offensichtlich nicht schaden, zumindest solange sie arbeiten und keinen Aufstand anzetteln. Dass es auf dem Marsch so viele Tote gegeben hat ist wohl darauf zurückzuführen, dass es noch eine weitere Gruppierung gibt die gezielt jagt auf die Dörfler macht. Ich habe den Verdacht das es sich dabei um Sklavenjäger handelt. Das sind diejenigen die die Dörfler auf dem Gewissen haben. Den Spuren nach haben sie die Dörfler am Bahndamm an die Besatzer übergeben oder verkauft. Genaues dazu wissen wir erst, wenn die KI alle gefundenen Spuren ausgewertet hat. Das ist hart für die Dörfler, ich weiß, aber alle die jetzt noch am Leben sind haben gute Chancen das es auch so bleibt. Es gibt eine medizinische Betreuung, ausreichen Nahrung und man scheint die Arbeitsbedingungen erträglich gestaltet zu haben. Unsere KI gibt mit mehr als neunzig Prozent an, dass es sich hier um zwei Gruppen handeln muss. Ich lasse die Drohnen nach den anderen Dörfern und eventuell anderen Überlebenden suchen. Ihr Auftrag lautet etwaige Überlebende in Sicherheit zu bringen und diese zu schützen. Ansonsten werden sie sich unauffällig verhalten. Mehr können wir im Moment nicht tun.“ Ich sah wie es in ihm arbeitete. Dann nach einem Augenblick Nachdenkens, nickte er und setzte sich wieder. Ich fing seinen Blick ein. „Wir werden gegen die Besatzer vorgehen, das verspreche ich dir. Aber erst müssen wir mehr über ihre Absichten erfahren.“ Ich wandte mich Aura zu. „Was macht unser U-Boot?“ Wollte ich wissen. „Wir können jederzeit aufbrechen. Das Boot liegt in der kleinen Schleuse.“ Ich nickte. „Gut, dann sollten wir so bald wie möglich aufbrechen, umso schneller sind wir zurück.“ Ich stand auf und ging zu Alana und ihrem Bruder. „Ihr könnt euch in der Basis frei bewegen. Was ich euch bitten möchte ist bleibt in der Basis bis wir zurück sind. Ihr könnt die Basis selbstverständlich verlassen, wenn ihr das möchtet, schließlich seid ihr keine Gefangenen, aber hier drin seid ihr einfach sicherer.“ Andarax wollte etwas sagen aber seine Schwester kam ihm zuvor. „Wir werden hier auf euch warten.“ Ich konnte sehen das sie bei diesen Worten die Hand ihres Bruders zusammenpresste. „Auch Andarax sieht das so.“ Sie sagte das in einem bestimmten Tonfall, der Andarax erst rot werden ließ, bevor er schicksalsergeben nickte. „Gibt es Probleme, wendet euch an die KI, die kann euch überall hören und steht euch mit Rat und Tat zur Seite. Wir versuchen so schnell wie möglich zurück zu kommen.“


    Nachdem wir unsere Anzüge geholt hatten begaben wir uns zur kleinen Schleuse in der das Boot auf uns wartete. Über ein flexibles Verbindungsstück gingen wir an Bord des Bootes das in der gefluteten Kammer schwebte. Verbindungsstück und Schleuse boten selbst Bitrok genug Platz um ohne anzuecken an Bord zu gehen. Nachdem wir unsere Ausrüstung in den dafür vorgesehenen Schränken verstaut hatten begaben wir uns nach vorne zur Brücke. Alle Systeme zeigten grün, trotzdem ließ ich die KI einen umfassenden Systemcheck fahren. Das Boot war neu und dass hier würde die Jungfernfahrt werden, da wollte ich kein Risiko eingehen. Nachdem alle Werte erneut auf grün standen löste ich die Verankerung. Unser Boot wurde jetzt nur noch von dem im Leerlauf arbeitenden Antrieb und den Steuerdüsen in der Mitte der Kammer gehalten. Das Verbindungsstück fuhr langsam in die Wand. Augenblicke später öffnete sich die Iris des vorderen Schleusentores wie der Verschluss einer Kamera. Mit einem leisen Summen nahm unser Boot Fahrt auf und glitt immer schneller werdend aus der Kammer, hinein in eine Welt aus blaugrünem Glas. Hinter dem Boot fiel der Festlandsockel steil nach unten ab. Erst dreitausend Meter tiefer gab es wieder festen Grund. Die kleine Schleuse lag je nach Wasserstand fünfzig bis sechzig Meter unter der Oberfläche. Bis zum Trümmerfeld waren es etwas mehr als hundert Seemeilen oder gut Zweihundert Kilometer. Das Staustrahltriebwerk konnte das Boot bei Volllast auf fast 120 Knoten beschleunigen, die normale Marschgeschwindigkeit betrug 80 Knoten. Wir würden das Trümmerfeld also in etwa anderthalb Stunden erreichen, wenn die Automatik einwandfrei funktionierte und nichts Unvorhergesehenes dazwischenkam. Die Zentrale des Bootes bot uns allen dreien Platz genug, und der große Frontbildschirm ließ den Eindruck entstehen, durch ein Fenster nach draußen zu blicken. Trotz, dass wir uns mittlerweile gut zwei Kilometer unter der Wasseroberfläche befanden war das Bild Taghell und so scharf, dass man selbst kleinste Schwebeteilchen gestochen scharf sehen konnte. Ich schluckte als ich realisierte wie tief wir schon waren. Ich kannte bisher nur Spezialboote die diese Tiefe problemlos erreichen konnten. Alleine die Geschwindigkeit mit der wir durch das Wasser schossen wäre mit den Booten die ich kannte unmöglich zu erreichen gewesen. Dieses Boot konnte noch viel tiefer tauchen und das Trümmerfeld lag in einer Tiefe von gut sechstausend Metern. Wenn ich Aura glauben konnte dann war mit dem Boot selbst das fünffache dieser Tiefe kein Problem. Unsere Anzüge würden, allerdings nur, die Hälfte dieser Tiefe vertragen hatte sie mich wissen lassen. Gut wir würden sehen. Bei drei Kilometern tiefe und der Hälfte der Strecke hatten wir dann plötzlich Gesellschaft. Irgendetwas riesiges mit vielen Tentakeln tauchte vor dem Boot auf und versuchte uns zu packen. Mir kam kurz der beschädigte Sammler in den Sinn. Bevor es allerdings zu nah an uns herankam lösten sich zwei kleine Kugeln vom Bug des Bootes und schossen auf das Ungetüm zu, das gleich darauf in eine Wand aus blauen Blitzen gehüllt wurde. Zuckend und um sich schlagend verschwand die Kreatur in der Tiefe ohne das Boot auch nur annähernd zu gefährden. Der Rest unserer Reise verlief dann ruhig und Ereignislos. Irgendwann erreichte das Boot fast sechstausend Meter Tiefe und kurz darauf tauchte eine senkrechte Wand vor uns auf. Beim Näherkommen ließ sich der künstliche Ursprung deutlich erkennen. Ein Gewirr von Röhren wurde erkennbar. Türmchen und Erker waren zu sehen. Einbuchtungen und Aussparungen waren über die gesamte Fläche der Wand verteilt. Deren wahrhaft gigantischen Dimensionen konnten wir erst Minuten später erkennen als wir nur noch wenige hundert Meter von der Wand entfernt waren. „Wir müssen eine Schleuse suchen.“ Ließ sich dann auf einmal Bitrok vernehmen. „Ich bin wieder zu Hause.“ Nachdem ich mich von meiner Verblüffung erholt hatte meinte ich zu ihm: „Dann übernimm die Steuerung. Alles andere sehen wir später.“ „Ich übernehme.“ Gag er zurück. Das Boot nahm langsam Fahrt auf und glitt an der Wand entlang, bis wir eine große Aussparung erreichten. Dort stoppte das Boot kurz um sich dann mit dem Bug genau auf die Aussparung auszurichten. Ganz langsam nahmen wir wieder Fahrt auf und glitten in die Aussparung hinein. Das plötzlich aufflammende Licht hatte ich schon fast erwartet, nur das aufflammende Energiefeld, dass die Halle zum Meer hin abschloss kam überraschend. Das Boot sank ein Stück ab und kam dann mit einem leichten Ruck zum stehen. Ich erhob mich von meinem Sitz und stellte mich neben Bitrok. „Ich glaube du solltest uns aufklären über das was gerade passiert ist.“ Sprach ich ihn direkt an. Ein leichtes schwenken seines Kopfes zeigte mir, dass ich nun seine ganze Aufmerksamkeit hatte. „Ich habe vor einer halben Stunde plötzlich Kontakt mit der Zentralintelligenz bekommen, beziehungsweise mit einem untergeordneten Rechner. Es ist, so wie damals bei mir als ihr mich geweckt habt. Bis eben lag sie in einem Stasisfeld. Es wird noch geraume Zeit dauern bis wir in direkten Kontakt mit ihr treten können. Was ich aber jetzt mit Sicherheit weiß, hier komme ich her. Nur warum ich von hier fort gegangen bin weiß ich noch nicht. Ich hoffe die Antwort hier zu finden.“ Langsam drehte Bitrok seinen Körper in Richtung Schott. „Wenn ihr mir folgt, zeige ich euch den Weg zum Zentrum. Da werden wir alles Weitere erfahren.“ Ich schaute Aura an, hob fragend die Schultern. Sie hatte sich angewöhnt mit dem Kopf zu nicken, wenn sie mir zustimmte. „Also gut, dann lass uns gehen.“ Als die Schleuse nach draußen aufglitt und statt Wasser frische und kühle Luft einströmte, war ich weit davon entfernt überrascht zu sein. Die Halle war trocken. Dort wo sich das Energiefeld gebildet hatte schloss sich gerade lautlos ein wahrlich gigantisches Tor. Augenblicke später landete etwas neben uns, dass mich an ein schnittiges Kabrio mit einer großen Ladefläche statt eines Kofferraums denken ließ. Vorne befanden sich zwei variable Sitzgelegenheiten, dahinter die große Ladefläche auf der sich Bitrok eben niederließ. „Kommt, ein Fußmarsch würde zu lange dauern. Der Gleiter bringt uns zum Ringbahnhof.“ Bitrok hatte Nerven. So wie es aussah saßen wir hier, sechs Kilometer unter der Meeresoberfläche in einem gigantischen Schrottberg fest und er tat so als wären wir auf einem Betriebsausflug. Aber bisher hatten wir ihm immer vertrauen können. Also beschloss ich ihm auch weiter vertrauen. Aura schien schon etwas früher zu dieser Schlussfolgerung gelangt zu sein, denn sie saß schon im Gleiter. Ein letzter Blick zurück, die Schleuse hatte sich hinter uns geschlossen und bis auf unsere Anzüge hatten wir keinerlei Ausrüstung aus dem Boot mitgenommen. Mit einem leisen Seufzer ging ich zum Gleiter, der kaum, dass ich Platz genommen hatte, abhob und weiter in die Halle hineinflog.

    Die Feder ist mächtiger als das Schwert.

    Vor allem dann wenn sie im Verschluss eines Maschinengewehrs sitzt.



  • Bitrok schien es eilig zu haben zum Bahnhof zu kommen. Vom Inhalt der Halle bekamen wir nur schemenhaftes zu sehen, große freie Flächen wurden von Hochhausgroßen, … Aggregaten? … flankiert. Auf einigen der Flächen standen Gerüsttürme in deren Zentrum irgendetwas Gebaut wurde. Jedenfalls hatte ich den Eindruck die schnell vorbeihuschenden Gebilde noch nicht vollendet waren. Sehr schnell tauchte eine Wand vor uns auf. Ungebremst flogen wir immer weiter auf die Wand zu, meine Hände verkrampften sich an den Armlehnen des Sitzes in Erwartung eines Aufpralls, der nicht kam. Plötzlich war da ein rundes Loch durch das der Gleiter in eine weitere Halle hineinraste. Nachdem ich wieder angefangen zu Atmen hatte, drehte mich um, um nach dem Loch zu sehen, durch das wir gerade gekommen waren aber da war nur glatte Wand zu sehen. Diese neue Halle war deutlich kleiner als die die wir gerade hinter uns gelassen hatten. Der Gleiter bremste seine rasante Fahrt deutlich ab und ging dabei schnell tiefer. Direkt vor uns waren mehrere, parallellaufende, etwa vier Meter durchmessende, durchsichtige Röhren aufgetaucht. Gerade eben senkte sich aus der vorderen Röhre ein langes Segment nach unten, mit dem Segment sank auch eine Art Röhrenzug mit nach unten. Eines der Zugabteile öffnete sich indem die obere Rundung einfach verschwand. Unser Gleiter steuerte das jetzt offene Abteil an, stoppte als er die Mitte erreichte, drehte sich um neunzig Grad um dann der Ladefläche entgegen zu sinken. Gleichzeitig hob sich das Röhrensegment zurück an seinen Platz, das Abteildach war auf einmal wieder da und die Röhrenwandung verschwamm mir vor den Augen. Ohne eine Erschütterung hatte die Bahn beschleunigt und raste, mit unbekannter Geschwindigkeit, einem, zumindest mir und Aura, unbekannten Ziel entgegen. Genauso plötzlich, und genauso Erschütterungsfrei wie sie ihre Fahrt begonnen hatte, stoppte die Bahn am Ziel. Das Röhrensegment begann sich zu senken, die Abdeckung des Wagons verschwand, der Gleiter hob ab, drehte sich um neunzig Grad und nahm Fahrt auf. Während sich hinter uns das Rohr wieder zusammenfügte, beschrieb unser Gleiter lediglich einen kleinen Bogen um dann auf einer markierten Fläche zu landen. „Wir sind jetzt im Zentrum“ Meldete sich Bitrok zu Wort. Er hob kurz von der Ladefläche ab und landete ein paar Meter vom Gleiter entfernt. „Kommt es ist nicht weit. Ich will euch der Zentralintelligenz vorstellen.“ Er wartete bis wir zu ihm aufgeschlossen hatten, dann setzte er sich zu Fuß in Bewegung. Es ging unter der Rohr Bahn durch zur Wand dahinter. Wie beim Einflug in die Bahnhofshalle war da plötzlich ein viereckiger Durchgang, dahinter gelangten wir auf einen breiten Korridor. Dieser lief nach beiden Seiten in einer leichten Krümmung. In der gegenüberliegenden Wand war so etwas wie ein großes Tor eingelassen. Alle Wände hatten bisher in sattem Grün geleuchtet. Die Wand vor uns war dunkel. Nicht etwa schwarz, sie verschluckte einfach jedes Licht. Das Tor war nur deshalb zu erkennen, weil davor die Luft leicht rötlich flimmerte. Bitrok machte zwei Schritte auf die Wand zu, der rote Schimmer verschwand und zwei Torhälften fuhren rechts und links in die Wand zurück. Dahinter war … nichts. Zumindest schien es so. Bitrok ging in dieses Nichts voraus, es war ein seltsamer Anblick, es war nicht zu erkennen ob es dort einen Boden, Wände oder eine Decke gab. Bitrok drehte sich zu uns um als er bemerkte das wir zögerten ihm zu folgen. „Kommt, keine Angst, es passiert euch nichts.“ Ich schaute Aura an, die streckte mir ihre Handflächen entgegen, mittlerweile wusste ich das diese Geste mit unserem Schulterzucken vergleichbar war. Ich nickte ihr zu und bedeutete ihr mit der Hand mir zu folgen. Es war seltsam, so als wären wir blind, zumindest für die Umgebung, uns konnten wir ganz normal sehen. Wir standen auf einer glatten Fläche, die wir spüren aber nicht sehen konnten. Noch nicht einmal Konturen wo die Wände begannen oder wo sie in die Decke übergingen waren erkennbar. Das Tor hinter uns hatte sich geschlossen. Irgendwann bildete sich irgendwo in dem Nichts ein Spalt, der sich dann als auffahrende Schotthälften entpuppte. Erleichtert erkannten wir das hinter dem Schott wieder die grünen Wände auf uns warteten. Ich weiß nicht ob wir rannten aber wir verließen die unheimliche Schleusenkammer sehr schnell. Wieder standen wir in einem Ringkorridor. Bitrok wandte sich nach rechts. Wesentlich langsamer als wir eben die Schleuse verlassen hatten, folgten Aura und ich ihm. Es waren nur ein paar Meter dann erreichten wir einen kurzen Gang an dessen Ende uns ein weiteres Tor erwartete. Wie auch bei den Toren vorher fuhren dessen Hälften auseinander als Bitrok sich näherte. Durch das Tor gelangten man auf eine Galerie die in halber Höhe rings um die Halle vor uns lief. Beherrscht wurde die Halle von einem riesigen Zylinder der in der Mitte der Halle vom deren Boden bis zur Decke reichte. In mehreren Ringen um diesen Zylinder standen alle möglichen Aggregate. Drei lange Brücken verbanden die Galerie mit dem zentralen Zylinder, eine der Brücken fand direkt vor uns ihren Anfang. „Das vorne liegt unser Ziel. Folgt mir einfach.“ Meinte Bitrok und ging auf die Brücke zu. Wir mussten uns ganz schön beeilen um ihn einzuholen, so eilig hatte er es auf einmal. Auch hier öffnete sich der Zugang kurz bevor Bitrok gegen die Wand zu laufen schien. Durch die aufgleitenden Eingangstüren gelangten wir in eine langestreckte Halle. Alle paar Meter waren rechts und links Türen in die Wände eingelassen. Bitrok steuerte gleich die Erste dieser Türen auf der rechten Seite an. Der Raum dahinter war … leer. „Ich muss weiter ins Zentrum, ihr könnt hier so lange warten bis man euch ruft.“ Langsam drehte ich mich zu ihm um. „Ähm, Bitrok, ich will mich ja nicht beschweren. Aber es ist ein bisschen leer hier drin, findest du nicht auch?“ Machte es ihm Spaß uns mit solchen Überraschungen zu konfrontieren? Fast hatte ich den Eindruck. Irgendwie klang es belustigt als er meinte: „Wenn ihr etwas braucht dann legt eure Hand einfach in den Kreis neben der Tür und stellt euch einfach vor was ihr benötigt.“ Noch während Bitrok das sagte drehte er sich und ging durch die Tür in die Halle zurück. Direkt hinter ihm schloss sich die Tür. Ich hatte auf einmal ein ganz ungutes Gefühl in der Magengegend. Langsam ging ich zur Tür, die sich auch, wiedererwartend, brav vor mir öffnete. Vor mir lag die Halle mit ihren Türen. Links befand sich der Eingang durch den wir gekommen waren. Wahrscheinlich war dieser verriegelt und versperrte uns den Rückweg. Aber auch hier öffneten sich die Türhälften ohne Probleme. Gut offensichtlich waren wir wohl keine Gefangenen. Ein wenig Misstrauen blieb allerdings immer noch in meinem Hinterkopf. Ich versuchte eine der anderen Türen. Auch hier war dahinter ein großer leerer Raum, nur gab es hier keinen farbigen kleinen Kreis an der Wand. Ich probierte die Nächste Tür und wieder ein leerer Raum. Nur das es jetzt, als ich den Raum verließ ein weißes Leuchtband auf dem Boden gab, dass beginnend an der Tür aus der ich gerade kam, vor der Tür unseres Raumes endete. Als ich das Leuchtband ignorieren wollte und einen Schritt in die entgegengesetzte Richtung machte wurde aus dem Weiß ein grelles Rot und irgendetwas begann schrill zu Pfeifen. OK, das war deutlich. Oder war man der Meinung ich hätte mich verirrt? Jedenfalls verstummte das Pfeifen als ich mich in Richtung unserer Unterkunft bewegte. Aus dem Rot wurde wieder Weiß. Zurück in unserem Raum erlebte ich eine angenehme Überraschung. Aura hatte sich wohl mit dem Interface beschäftigt. Jedenfalls hatten wir jetzt einen gemütlichen Wohnraum, eine Küche, einen Schlafraum und zwei Badezimmer. Und wie sollte es auch anders sein, gerade war sie dabei die Küche auszuprobieren.


    Bitrok verließ das Gästequartier. Vor ihm öffnete sich ein Schacht im Boden, der ihn eine Ebene tiefer brachte. Hier war er zu Hause, nur noch wenige Meter weiter und er wäre nach unendlich langer Zeit wieder ein Teil des Schwarms, geborgen im Schutz der Zentralintelligenz. Der Gedanke Stein und Aura zu verlassen trübte seine Freude. Hatten sie ihn doch aus der Stasis befreit, ihm geholfen, alles getan für eine, wenn auch nur unvollkommenen, primitiven, Wiederherstellung seines Körpers. Sie hatten ihm dadurch seine Eigenständigkeit wiedergegeben und ihn dann ohne Vorurteile in ihren Schwarm aufgenommen. Wenn die Zentralintelligenz ihn jetzt wieder in den Schwarm aufnahm würde er nicht mehr zurückkehren. Seine Erinnerungen würden auf den Schwarm übertragen werden und er wäre wieder ein Schwärmling und würde mit ihnen kollektiv alles erleben und Erinnern teilen. Selbst wenn er dann erneut ausgewählt würde um als Übermittler der Zentralintelligenz mit Stein und Aura zu sprechen wären seine Erinnerungen die des Schwarms und nicht mehr seine eigenen. Die Zentralintelligenz würde Stein und Aura dafür danken, dass sie einen ihrer Schwärmlinge zurückgebracht hatten. Genauso wie sie ihnen für ihre Befreiung aus der Stase dankbar sein würde. Eine Frage schoss ihm durch die Neuronen. Warum hatte die ZI überhaupt in Stasis gelegen? Etwas musste geschehen sein das der ZI keine weitere Möglichkeit gelassen hatte. Aber warum hatte nach diesem Ereignis die Stasis fortbestanden? Warum hatte sie niemand geweckt? Eine Antwort darauf musste noch warten. Die ZI befand sich erst am Beginn der Aufwachphase. Auch der Zentrale Schwarm, dem er entstammte, hatte bisher nichts von sich gegeben. Bisher hatte er nur Verbindung zu verschiedenen Rechenknoten gehabt. Eine Verbindung direkt zur ZI war bisher nicht möglich, es würde auch noch Stunden, wahrscheinlich eher Tage, dauern bis eine richtige Kommunikation möglich wäre. Solange wollte er den Stock aufsuchen, sich nach unendlicher Zeit zurück in die Geborgenheit des Schwarmes begeben. Erstmal noch als Einzelindividuum, denn nur die ZI konnte ihn wieder in den Schwarm integrieren.


    Ohne es zu bemerken hatte er den Zentralschacht erreicht. Jetzt musste er nur noch nach oben zur Schwarmkammer, dort würde er dann, inmitten des Schwarms, auf den Ruf der ZI warten. Erwartungsvoll trieb er durch den Schacht nach oben, passierte eine letzte Dunkelschleuse und betrat, endlich, die Pfortenkuppel der Schwarmkammer. Kälte und Dunkelheit empfing ihn als er durch die aufgleitenden Pfortenhälften in die Kammer trat. Eine schreckliche Vorahnung ließ ihn innehalten. In der Kammer gab es keinen Lebensfunken mehr. Wo waren die vielen hunderttausend Schwärmlinge die früher die Kammer mit ihrem Gewimmel gefüllt hatten? Dort wo sich früher, in warmen goldenem Licht, riesige Schwärme, um die gigantischen Schwarmbäume, bewegt hatten, gab es jetzt nur Dämmerlicht und Kälte. Meterhoch lag Staub, aus dem sich als schwarze Schemen, bizarren Skulpturen gleich, die abgestorbene Schwarmbäume erhoben. Was war geschehen? Hatte das Stasisfeld der Kammer versagt? Was war mit den anderen Kammern? Bitrok fuhr herum, er rannte los, um so schnell wie möglich in die Pfortenkuppel zurück zu gelangen. Dort angekommen betrat er den Lift zur Schaltzentrale im oberen Teil der Pfortenkuppel, von hier konnte eine Verbindung zu alle anderen Kammern geschaltet werden. Alle Anzeigen zeigten dasselbe. In keiner der vierhundertneunundneunzig anderen Kammern gab es noch Leben. Zutiefst Erschüttert, übersah er dabei eine Anzeige die ein noch intaktes Stasisfeld anzeigte. Erst als er fassungslos nochmal Anzeige für Anzeige kontrollierte viel ihm das kleine blaue Licht auf, dass für ein intaktes Stasisfeld stand. Es war die Einzige Kammer die sich direkt in der Zitadelle der ZI befand, die Brutkammer der Schwärmlinge. Langsam wurde ihm klar, eine Katastrophe ungeahnten Ausmaßes hatte die Ewigkeitsstadt getroffen und deren Oberflächenstruktur zerstört. Alles Leben außerhalb der Zitadelle musste dabei erloschen sein. Auch innerhalb der Zitadelle hatte wohl nichts überlebt, dass nicht von einem Stasisfeld geschützt war. Die Materialeigenschaften der Dunkelwand, die die Zitadelle schützend umgab, hatten ein durchschlagen des tödlichen Ereignisses für einen kurzen Zeitraum aufhalten können. Auch ein Stasisfeld brauchten einen Augenblick zur Aktivierung. Es dauerte lange bis Bitrok sich von dem Schock erholt hatte. Dann aber begann er zielstrebig zu handeln. Der nächste Weg führte ihn zur Hauptzentrale im Kern der Zitadelle. In der Hoffnung etwas über die Katastrophe zu erfahren, nahm er direkten Kontakt zum Zentralrechner auf. Mit großer Erleichterung nahm er nebenbei zur Kenntnis, dass es noch mehrere intakte Stasisfelder innerhalb der Zitadelle gab. Diese schirmten sogenannte Notfallkammern ab, ob es dort weitere Überlebende gab würde sich später herausfinden lassen. Weitere Informationen würde er vom Zentralrechner nur erhalten, wenn die ZI dies gestattete, also würde er noch warten müssen. Auch die noch existierenden Stasisfelder konnten nur mit Zustimmung der ZI abgeschaltet werden. Warten hieß das, solange Warten, bis ein Kontakt zur ZI möglich wurde. Bitrok musterte die verschiedenen Anzeigen. Überall waren Reparaturen in Gang. Vordringlich wurden die Kraftwerksabteilungen instandgesetzt. Die Schäden wurden mehr und Größer, je weiter er sich mittels der Überwachungseinheiten der Oberfläche näherte. Von der Oberfläche selbst gab es keine Sensordaten. Dort musste die Zerstörung so umfassen gewesen sein, dass es keine intakte Verbindung mehr dorthin gab.


    Dafür das die Reparatur erst vor wenigen Stunden begonnen hatte machte sie riesige Fortschritte. Die ersten Kraftwerke außerhalb der Zitadelle nahmen ihre Arbeit auf. Große Replikatoreinheiten wurden wieder mit Energie versorgt und nahmen ihre Arbeit auf. Notkraftwerke liefen aus. Speicherbänke schalteten von Energieabgabe auf Lademodus. Die ersten Droiden nahmen ihre Arbeit auf, sie begannen weitere Droiden zu produzieren. Immer mehr Abteilungen bekamen wieder mehr als Notenergie und meldeten bei erfolgreichem Selbsttest Bereitschaft. In ein paar Stunden würden die Feldgeneratoren wieder zur Verfügung stehen, dann würde es möglich sein eine Energiekuppel über die Stadt zu legen und das Wasser nach außen zu befördern. Währen Bitrok alle ihm zugänglichen Daten abrief, tastete der Zentralrechner seinerseits Bitrok ab und stellte dabei zahlreiche Beschädigungen und Funktionsausfälle an Bitroks Körper fest. Mit der Begründung, das Bitrok, zum jetzigen Zeitpunkt, der Einzige handlungsfähige Schwärmling war, schickte der Zentralrechner ihn zur Rüstkammer. Dort sollte sein Körper überholt und wieder in seinen ursprünglichen Zustand versetzt werden. Damit hatte Bitrok ein Problem weniger. Unter normalen Umständen konnte nur die ZI einen Erkunder benennen und zur Rüstkammer schicken. Da Bitrok bereits den Status eines Erkunders innehatte, konnte, wenn ein Notfall vorlag auch der Zentralrechner ihm diese Anweisung erteilen. Einige Stunden später konnte ein generalüberholter Bitrok die Rüstkammer wieder verlassen. Sämtliche Funktionen seines Körpers waren wieder verfügbar und dadurch das dabei die Beschädigten Speichereinheiten durch neue ersetzt wurden, konnte er sich wieder an alles erinnern das bis vor seinem letzten Auftrag geschehen war. Das Ereignis, an dessen Ende er als besseres Wrack in Stasis gefallen war, blieb weiterhin im Dunkel der Vergangenheit begraben. Seine erste Handlung bestand darin eine humanoide Form anzunehmen statt weiter als Libelle durch die Gänge zu laufen. Nach der Generalüberholung konnte wieder fast jede beliebige Gestalt annehmen. Als Erkunder eine nicht unerhebliche Erleichterung um die erteilten Aufträge und Aufgaben auszuführen. Damit er seine Gestalt ändern konnte brauchte es ein sehr spezielles Aggregat. Mit dessen Hilfe konnte Materie in Energie und Energie in Materie gewandelt werden. Es konnte auch ein Stasisfeld erzeugen, allerdings verlor es dabei die Fähigkeit Energie in Materie zu wandeln. Da es sehr aufwändig war ein solches Aggregat zu schaffen gab es davon nur sehr wenige. Die Schwierigkeit lag einfach darin, ein Aggregat, das im Normalfall die Ausmaße eines Wolkenkratzers hatte, auf wenige Kubikzentimeter zu schrumpfen.


    Bitrok beschloss Aura und Stein aufsuchen. Besser ein kleiner Schwarm, als kein Schwarm. In der Gemeinschaft war es leichter auf das Endgültige Erwachen der ZI zu warten. Außerdem konnte er sich gut vorstellen das die beiden neugierig waren. Mit Sicherheit würden sie wissen wollen was es mit der Ewigkeitsstadt auf sich hatte und was er dabei für eine Rolle spielte. Also würde er ihnen seine und die Geschichte der Ewigkeitsstadt erzählen. Die Erinnerung daran war zum größten Teil wieder vorhanden.


    Aura und Stein staunten nicht schlecht als das Interface ihnen Besuch ankündigte. Bitrok hatte erst überlegt ihnen wieder als Libelle gegenüberzutreten, den Gedanken dann aber verworfen. So kam es dann, dass Stein einer für ihn fremden Person gegenüberstand, die ihn mit Bitroks Stimme begrüßte. Stein und Aura erholten sich, nach ein paar erklärenden Worten, recht schnell von ihrer Überraschung. Nachdem Aura und Stein ihn willkommen geheißen hatten, gingen sie dann in den gemütlich eingerichteten Wohnraum und nachdem dann jeder das ihm am besten zusagende Sitzmöbel in Beschlag genommen hatten, eröffnete Bitrok das Gespräch. „Ich weiß jetzt mehr als zu dem Zeitpunkt als ihr mich aus der Stasis befreit habt … Freunde?“ Das letzte Wort klang irgendwie Unsicher und fragend. Stein und Aura nickten ihm zu und Stein sprach aus was beide dachten: „Ja, wir sind Freunde. Vor allem aber sind wir gespannt deine Geschichte zu hören. Wir freuen uns darüber das zumindest einer von uns weiß wer er ist und woher er kommt.“ Aura stand noch einmal kurz auf und holte Gläser und Flaschen. „Ich denke doch, du kannst immer noch so wie früher alles zu dir nehmen?“ Fragte sie als sie vor jeden ein Glas stellte. „Ja, danke. Ich kann und ich möchte. Ich bin vollständig wiederhergestellt. Ihr beide kennt mich, wisst was und wer ich bin. Ein anderer würde mich jetzt für einen Menschen halten.“ Und mit einem Zwinkern in Richtung Aura. „Oder, wenn ich wollte auch für einen oder eine Drahn.


    Ich bin also ein Erkunder, ein, Stein würde sagen, Agent oder Soldat der Zentralintelligenz. Das trifft es nicht ganz, ein Erkunder ist beides, aber er ist auch Botschafter und Händler. Ein Erkunder hat die Aufgabe alles Unbekannte zu erforschen, egal ob es sich dabei um ein unerforschtes gebiet handelt, oder das Herstellen von Kontakten mit anderen Zivilisationen. Die Erkunder werden ausgeschickt bevor die Ewigkeitsstadt in ein neues Gebiet einfliegt um da, nach möglichen Gefahren zu suchen. Sie sind aber auch dazu da, die Ewigkeitsstadt mit allen verfügbaren Möglichkeiten zu schützen. Dafür bekommen sie von der ZI eine besondere Ausstattung. Ab diesem Zeitpunkt sind sie eigenständige Individuen, nur sich selbst und der ZI gegenüber verantwortlich. Und nur dir ZI kann sie wieder von einem Erkunder zu einem Schwärmling machen. Ihre Ausstattung befähigt sie unerkannt an jedem beliebigen Ort zu operieren. Ein Erkunder kann alles sein was er möchte. Selbst ein Brontosaurier wäre möglich. Fehlende Masse wird durch Wandlung erzeugt und angepasst. Niemand würde den etwas merken, außer er würde den Körper aufschneiden und den genau untersuchen, dann wäre es möglich den Kern des Erkunders zu finden. Was allerdings sehr schwierig ist, da sich der selbstverständlich einer Entdeckung entziehen würde. Im Zweifelsfall durch Selbstvernichtung. Da er sich dabei von Materie in Energie wandelt wäre ein Nachweis seiner Existenz schwierig, zumal auch ein Großteil seiner Umgebung dabei in Mitleidenschaft gezogen würde. Allerdings ist so etwas bisher noch nie vorgekommen.
    Damit ihr versteht was ein Erkunder ist und warum sie geschaffen wurden, muss ich weit in die Vergangenheit zurück. Als ihr mich gefunden habt, lag ich seit 375.000, genau 375.735 Planetenumläufen in Stasis. Wir müssen aber noch weiter in die Vergangenheit. Nochmal gut 15.000 weitere Umläufe. Das ist lange vor der Zeit, zu der die Ewigkeitsstadt gebaut wurde, eben jenes Gebilde in dessen Kern wir uns jetzt befinden. Es war weit draußen irgendwo auf der anderen Seite der Galaxis, auf einem Planeten, ganz ähnlich wie diesem. Die dort herrschende Spezies gehörte zu den Insektoiden. Nachdem sie sich ihren Planeten und später das gesamte System untertan gemacht hatten, richteten sie ihren Blick auf andere Systeme in der Nähe. Zu Anfang erfolgte eine Erforschung mittels unbemannter Erkundungsschiffe, denen, wenn es besiedelbare Planeten gab, Generationenschiffe folgten. Eines Tages stießen sie dabei auch auf andere Intelligenzen. Zuerst ließ man diese, nach erfolgter Kontaktaufnahme, unbehelligt zurück und suchte weiter unbesiedelte Systeme. Mit der Zeit wurden neue Antriebe entwickelt, die es möglich machten die Beschränkung der Lichtgeschwindigkeit zu umgehen. Irgendwann brauchten sie um ein Lichtjahr zu überwinden weniger als einen Tag. Selbstverständlich war auch die restliche Entwicklung weiter vorangegangen, selbstverständlich auch die Waffentechnik.
    Irgendwann geschah es dann, ein Krieg wurde geführt Allianzen wurden gebildet und noch mehr Kriege geführt. Dann 5.000 Jahre nachdem das erste Interstellare Siedlerschiff aufgebrochen war, dienten die Insektoiden, einem großen Imperium, als Soldaten. Lange schon unterwarf dieses Imperium alle Intelligenzen auf die es traf oder, wenn dies nicht gelang vernichtete man diese. Die Insektoiden erwiesen sich als perfekte Soldaten, zum einen durch ihre extreme Vermehrungsrate und zum anderen, wenn man sie beherrschen wollte musste man nur die jeweilige Stockkönigin kontrollieren. Irgendwann zu dieser Zeit traf eines der ersten Generationenschiffe auf einen Planeten auf dem sich niemals tierisches oder insektoides Leben entwickelt hatte. Trotzdem strotzte dieser Planet vor Leben. Hier hatten die Pflanzen die Herrschaft übernommen. Das Generationenschiff, vom Kurs abgekommen und damit auch am eigentlichen Ziel vorbei, war es seit nunmehr fast 6.000 Jahren unterwegs. Nach dieser langen Zeit, begann das Schiff immer mehr auseinander zu brechen. Die einzige Überlebenschance bot ein grüner Planet, der gerade noch erreicht werden konnte bevor auch die Triebwerke ihre Funktion aufkündigen würden. Man entschloss sich zur Landung. Nicht mit den Landefähren, die waren schon lange nicht mehr flugfähig, hatten sie doch als Ersatzteilspender dienen müssen. Nein man versuchte die Landung mit dem Generationenschiff. Bis zuletzt sah es so aus als hätte dieser wahnsinnige Plan Erfolg. Die Felder, eigendlich für die Abwehr von Meteoriten vorgesehen, jetzt provisorisch verstärkt, verhinderten ein verglühen der Außenhaut des Schiffes beim Eintritt in die Atmosphäre. Aber dann, kurz über der Oberfläche brach ein Teil der Felder zusammen. Es kam, wie es kommen musste, dass Schiff brach in wenigen Kilometern Höhe auseinander. Die einzelnen Teile stürzten, größtenteils brennend, weit vor der beabsichtigten Landezone im Wasser eines flachen Meeres, in dichte Vegetation an Land, fast ein halber Kontinent wurde dabei ausgelöscht, von den Siedlern überlebten nur wenige, keiner ohne schwere Verletzungen. Eine glückliche Fügung hatte dazu geführt, dass ein Bruchstück des Schiffes, immer noch von intakten Schutzfeldern umgeben, im Meer aufschlug und dann in einem Flussdelta zum Liegen kam. Hier brachen keine Brände aus und die Vegetation blieb fast völlig intakt.
    Die Pflanzliche Intelligenz hätte jetzt durchaus die Möglichkeit gehabt, alle der Überlebenden zu töten, für das, was sie durch die missglückte Landung auf dem Planeten angerichtet hatten. Aber sie entschied anders. Schon immer hatte sie alles Leben als wertvoll und schützenswert betrachtet. Bereits seit längerem hatte sie das Generationenschiff schon beobachtet, dessen verheerenden Zustand erkannt und daher von der Notlage der Siedler gewusst. Sie half den Überlebenden, versuchte mit allen Mitteln auch die Todgeweihten zu retten. Es waren Billiarden von Sporen die in die Trümmer eindrangen. Diese, hoch spezialisierten, Sporen vereinigten sich mit den Überlebenden, ersetzten ausgefallene Organe, verschlossen Wunden und bekämpften Infektionen. Irgendwie schafften sie es mit den Überlebenden eine Art der Symbiose einzugehen. Jedenfalls alle Siedler die den Absturz überlebt hatten blieben am Leben. Auf dem Kontinent gab es keine Überlebenden. Auch von den Pflanzen dort starben die Meisten, wenn nicht im Feuer, dann an der Strahlung der durchgehenden Reaktoren. Für Jahrhunderte stürzte der ganze Planet von einer Ökologischen Katastrophe in die nächste. Unzählige Pflanzen starben. Trotzdem gab es niemals irgendwelche Schuldzuweisungen an die Siedler. Immer enger wurde die Symbiose, und eine neue Lebensform entstand, eine Rasse von Hybridwesen aus Insektoiden und Pflanzen. Sie selbst bezeichneten sich als Schwarm Tytrox. Sie verstanden sich als Gemeischaftsintelligenz. Eine Königin, wie es bei den Insektoiden üblich war, gab es nicht. Die letzte Königin war dem Absturz zum Opfer gefallen. Aber es wurde auch keine gebraucht. Es war ihnen durchaus möglich als individuelles Einzelwesen zu agieren und zu Leben. Es kam durchaus öfter vor, dass sich einzelne Tytrox vom Schwarm lösten und bis zu ihrem Tod alleine lebten. In späteren Epochen wurden diese Einzelgänger dann die Händler und Botschafter der Tytrox auf den Welten mit denen Handel getrieben wurde. Gewöhnlich lebten die Tytrox in großen Gemeinschaften in den Schwarmbäumen. Die Schwarmbäume waren nichts anderes als riesige Bäume. Diese Bäume waren in der Lage ihr inneres willentlich so zu strukturieren, dass regelrechte Wohnanlagen entstanden. Jeder Schwärmling konnte dem Baum mitteilen wie sein Habitat gestaltet werden sollte. Eine weitere Fähigkeit der Bäume war die, der Gemeinschaft als Biologischer Computer zu dienen. Untereinander über die Wurzeln vernetzt ergab ein Schwarmwald einen Hochintelligenten biologischen Supercomputer. Ausgestattet mit Gefühlen, Träumen und Sehnsüchten wie jedes hochstehende, biologische Lebewesen. Schon immer waren sie die hochstehenden Vertreter der Pflanzen auf dieser Welt gewesen. Sie waren verantwortlich für die Rettung der Siedler gewesen. Und jetzt gaben sie den jungen Hybridwesen eine Heimat, standen ihnen mit ihrem Wissen zur Seite.

    Die Feder ist mächtiger als das Schwert.

    Vor allem dann wenn sie im Verschluss eines Maschinengewehrs sitzt.



  • Nach Jahrhunderten rasanter Entwicklung erfolgte irgendwann der Sprung, zunächst in den Planetennahen Raum und dann, nur einige Jahrzehnte später, auch in den interstellaren Raum. Sie trafen bald auf andere Intelligenzen, aber anders als ihre Insektoiden Vorfahren, hatte man kein Interesse an einer Expansion. Lieber trieb man friedlichen Handel und tauschte Wissen miteinander. Die Tytrox gründeten selbstverständlich in diesem Zug auch Kolonien auf geeigneten Planeten, aber niemals versuchten sie dazu andere Völker zu vertreiben oder gar zu unterdrücken. Ganz im Gegenteil, gab es irgendwo Konflikte unter den Völkern denen sie begegneten, boten sie sich als Friedensvermittler an. Mehrfach wurden sie auch ungewollt in Kriege gezwungen, die sie, bis auf ein, zwei Ausnahmen, alle friedlich und ohne große Verluste an Lebewesen beilegen konnten. Auf Basis von Sporen, wie die mit denen die Siedler damals gerettet wurden, hatte man schon früh die Nanotechnologie perfektioniert. Als man dann die Wandlung von Energie zu Materie und umgekehrt entdeckte und mit der Nanotechnologie verband waren seit dem Absturz des Generationenschiffes etwa 7.500 Jahre vergangen. Dann nach einigen weiteren Jahrhunderten kam es wie es kommen musste. Es kam zum Kontakt mit dem Imperium. Nach einem vorsichtigen Abtasten kam es zu den ersten Geplänkeln, dann zu Gefechten und zuletzt zum Krieg. Nachdem die Imperialen anfänglich große militärische Erfolge erzielten, bei denen die Meisten der von den Tytrox errichteten Kolonien vernichtet wurden, schlug diese zurück. Vergebens waren alle Versuche zu verhandeln, den Konflikt auf friedliche Art zu beizulegen, alle diese Versuche schlugen fehl. Das Imperium rückte immer weiter vor, annektierte Planetensysteme mit denen die Tytrox friedlichen Handel betrieben hatten. Immer näher rückten die imperialen Erkundungsschiffe an den Heimatplaneten heran. Bisher war es immer so das, trafen die Tytrox auf imperiale Einheiten, diese sofort zum Angriff übergingen. Bei fast allen dieser Begegnungen wurden die unbewaffneten Tytrox vernichtet. Überlebende gab es dabei nie. So blieb der Zentralintelligenz schlussendlich nichts anderes übrig blieb als selbst in die Offensive zu gehen und um ihr Überleben zu kämpfen.


    Als Gegenmaßnahme wurden die Erkunder geschaffen. Diese hatten die Aufgabe den Vormarsch des Imperiums aufzuhalten, bis eine Möglichkeit geschaffen war, um dem Imperium auszuweichen. Die Vollendung der Ewigkeitsstadt und der Ewigkeitsschiffe. Seit den ersten Kontakten zum Imperium, wurde fieberhaft, auf gigantischen Baustellen einem weiten Orbit um den Heimatplaneten, an ihnen gearbeitet. Auch die Möglichkeit Energie in Materie zu wandeln hatte ihre Grenzen, war gewissen Gesetzmäßigkeiten unterworfen.


    Es waren nur hundert Erkunder, genetisch verändert, hatten sie mit einem Schwärmling nichts mehr gemein. Aber Aufgrund ihrer dadurch erlangten Fähigkeiten gelang es ihnen den Vormarsch des Imperiums, wenn auch nicht ganz zu stoppen, so doch fast zum Stillstand zu bringen. Dadurch, dass sie in der Lage waren jedes Wesen, jede Maschine exakt zu kopieren, wurden sie zum Namenlosen Schrecken für das Imperium. Statt die Expansion voranzutreiben, wurden jetzt alle Ressourcen nach und nach für die Jagd nach den Erkundern eingesetzt. Allerdings ist es sehr schwer, etwas zu jagen von dem man weder weiß wie es aussieht, noch was es kann. Überall im Imperium kam es auf einmal zu unerklärlichen Unglücken und Katastrophen. Kriegsschiffe stießen zusammen oder explodierten einfach aus unerklärlichen Ursachen. Weitere Schiffe stürzten auf Imperiale Basen ab. Waffenlager flogen ohne erkennbare Ursachen in die Luft. Mienen stürzten ein. Imperiale Handelsschiffe verschwanden spurlos um später ohne Fracht und Besatzung an anderer Position wiederaufzutauchen, immer mit Kurs auf eine imperiale Einrichtung. Und immer, traf es nur Imperiale Einrichtungen. So gut wie nie wurden Lebewesen verletzt oder getötet die nicht zum Imperium gehörten. Glaubte die Führung des Imperiums anfänglich noch an natürliche Ursachen, so wurden sie, alleine durch die schiere Menge der Ereignisse, eines Besseren belehrt. Und als es feststand, dass ausschließlich imperiale Einrichtungen betroffen waren, fassten die unterdrückten Völker Mut und begannen ihrerseits Wiederstand zu leisten. Als das Imperium dann mit harter Hand durchzugreifen begann, intensivierten die Erkunder die Angriffe. Waren es vorher nur einzelne Schiffe oder Stützpunkte auf den besetzten Planeten gewesen, kam es jetzt auch zu Anschlägen auf den Kernplaneten des Imperiums. Flottenbasen im Kernbereich wurden durch Unfälle zerstört oder beschädigt. Selbst das System in dem sich die Schaltzentrale des Imperiums befand war nicht mehr sicher. Und das obwohl dort große Flottenteile der Heimatflotte stationiert waren. Es geschah, nachdem Imperiale Streitkräfte wieder eines der aufbegehrenden Völker, in einer Strafaktion, fast ausgelöscht hatten. Eines der Imperialen Schlachtschiffe der Heimatflotte stürzte über dem Regierungszentrum ab und richtete dabei verheerende Schäden an. Fast die Hälfte der Imperialen Führung wurde dabei getötet. Und immer noch wusste man nicht wer als Urheber der Anschläge zeichnete. Ein hochrangiger Offizier hatte dem Kommandanten des abgestürzten Schlachtschiffes befohlen das Regierungszentrum anzufliegen und dort Position zu beziehen, weil ein Anschlag kurz bevorstehen würde. Während der Beschleunigungsphase hatte dann plötzlich ein zweites Schlachtschiff mit allen Geschützen das Feuer auf dessen Antriebssektor eröffnet, diesen zerstört, und dass das Schiff in ein manövrierunfähiges brennendes Wrack verwandelt, das direkt auf Regierungszentrum stürzte. Durch den vorherigen Beschuss gab es an Bord des abstürzenden Schlachtschiffes keine funktionierende Sicherheitseinrichtung mehr, auch die sofort eingeleitete Selbstzerstörung versagte. Unglücklicherweise waren aufgrund des vorangegangenen Befehls sämtliche Kraftwerke auf Notleistung hochgefahren worden. Ein unglücklicher Zufall wollte es, dass die Schutzschirme gerade in dem Augenblick anliefen, als die Treffer einschlugen. Die Notenergiespeicher des getroffenen Schiffes, die für die Schirmprojektoren zuständig waren funktionierten allerdings einwandfrei, so konnte die Atmosphäre dem abstürzenden Schlachtschiff nicht gefährlich werden. Mit aktiven Schirmen schlug das Schiff im Regierungszentrum auf, drang tief in den Untergrund ein. Als dann die Energiemeiler explodierten kamen die Gewalten diesmal von innen. Die Schirme hielten nur wenige Sekundenbruchteile, stauten dabei aber die tobenden Energien solange auf, bis die Notspeicher verdampften. Sekunden später hörten Regierungszentrum und der dazugehörige Kontinent auf zu existieren.


    Es stellte sich heraus das der Offizier, der dem Schlachtschiff die Positionsänderung befohlen hatte, zu diesem Zeitpunkt, zusammen mit der anderen Hälfte des Imperialen Rates, auf einem Planeten der weit entfernt von der Regierungswelt des Imperiums lag, zu tun hatte. Der Feuerschlag des zweiten Schlachtschiffes ließ sich auf einen Fehler in der Steuerelektronik zurückführen, im Augenblick der Feuereröffnung versagten auch hier alle Sicherheitssysteme die solch ein Ereignis verhindern sollten. Als wäre das Ganze nicht schon Verheerung genug explodierten auf zwei Monden des Systems Werften für Schlachtschiffe. Dabei wurde einer der Monde von den Explosionen regelrecht in Stücke gerissen. Die Werften und Monde hatten bis dahin als bestgesicherte Basen des Imperiums gegolten, da hier, unter anderem, die neuen Prototypen für die Flotte geplant und gebaut wurden.


    War die Aktion so geplant gewesen, dem Imperium zu zeigen was Strafaktionen gegen die unterworfene Völker bewirkten, erreichte man das Gegenteil von dem was damit beabsichtigt worden war. Hatte die Imperiale Führung jetzt, nur den Hauch eines Verdachts, das ein unterworfenes Volk möglicherweise Wiederstand leisten wollte, ging sie mit äußerster Härte dagegen vor. Jetzt bekamen die Erkunder den Auftrag alles zu versuchen um eben diese Völker zu schützen. Ermutigt vom Rückgang der Anschläge, begann das Imperium wieder zu expandieren und noch waren die Ewigkeitsschiffe nicht bereit. Geplant waren zweimal achtzehn. Fertig waren zu diesem Zeitpunkt die Ewigkeitsstadt mit der dort ansässigen Zentralintelligenz und fünfzehn der kleineren Ewigkeitsschiffe. Die restlichen einundzwanzig befanden sich in den verschiedensten Bauphasen. Man hatte geplant mit den Ewigkeitsschiffen alle Tytrox und die Schwarmbäume vom Planeten zu evakuieren und dann dem Imperium einfach auszuweichen. Auf einmal war dieser Plan in Gefahr. Dass die Suchschiffe des Imperiums, früher oder später, die Heimat der Tytrox finden würden war absehbar. Und dann kam es wie es kommen musste. Obwohl die Erkunder ihre, für das Imperium unheilvolle Tätigkeit wiederaufnahmen, verlangsamte sich die Expansion des Imperiums diesmal nur unwesentlich. Mit Hochdruck wurde jetzt an der Vollendung der Ewigkeitsschiffe gearbeitet. Die vielen kleinen Schiffe, die die Versorgung der Baustellen mit Material gewährleistet hatten bekamen eine Totalüberholung. Lasten mussten jetzt kaum noch transportiert werden, da man den Grundaufbau aller Ewigkeitsschiffe abgeschlossen hatte. In den Werfhallen der Ewigkeitsstadt wurden diese Schiffe jetzt zu Kampfeinheiten umgebaut. Wer jetzt denkt das man dabei einfach Waffen und zusätzliche Schirmfeldagregate in die ehemaligen Transporter einbauen würde, lag völlig daneben. Die Gewaltigen Anlagen der Ewigkeitsstadt verwandelten die Transporter in vollkommen neue Schiffe. Der Ablauf war dabei immer gleich. Das Schiff schwebte dabei in die Kammer eines solchen Replikators, verflüssigte sich, zumindest entstand dieser Eindruck beim Betrachter, und bildete dabei eine metallisch schillernde Kugel. Je nach dem was für eine Einheit produziert werden sollte, nahm die Kugel zuerst die rudimentäre Form dieser Einheit an, wuchs oder schrumpfte, um das benötige Volumen erreichen. Als letztes, schien die, immer noch flüssig wirkende Oberfläche, von innen her wie von einem Schwamm aufgesaugt zu werden, dabei traten dann nach und nach die Konturen der neuen Einheit hervor. War der Vorgang beendet schwebte diese neue Einheit aus der Kammer und wurde irgendwo in der Peripherie der Maschinenhalle geparkt.


    Das Schicksal schlug zu als die letzten zwei Ewigkeitsschiffe kurz vor ihrer Vollendung standen. Das Imperium hatte von irgendwoher die Position der Heimatwelt der Tytrox erfahren. Mit allem was dem Imperium an Schiffen frei zur Verfügung stand, wurde das System angegriffen. Flotte um Flotte erschien in den Außenbereichen des Systems. Die Ewigkeitsstadt startete daraufhin sämtliche Kampfschiffe um eine Weiträumige Kugelschale um den Heimatplaneten zu bilden.


    Die Ewigkeitsschiffe bildeten eine weitere, kleinere, Kugelschale um den Planeten und die zwei fast fertigen Ewigkeitsschiffe. Dadurch das der Bau der Schiffe beschleunigt werden musste, hatte man erst auf die Fertigstellung der fliegenden Habitate hingearbeitet. Auf eine Bewaffnung wurde dabei größtenteils verzichtet, lediglich auf eine ausreichende Defensivausstattung hatte man geachtet. Bei vielen der Ewigkeitsschiffe entsprach auch die Energieversorgung noch nicht dem vorgesehenen Soll. Es war geplant fehlendes während des Fluges nachzurüsten. Diese Schiffe waren dann auch die ersten die zerstört wurden, als es den Angreifern gelang den Abwehrgürtel zu durchdringen.


    Auch wenn die Defensivbewaffnung der restlichen Ewigkeitsschiffe alles in den Schatten stellte was das Imperium aufzubieten hatte, gelang nach mehreren Tagen schwerer Gefechte nur acht der Ewigkeitsschiffe die Flucht. Auch wenn das Imperium keine Waffe aufbieten konnte, die den Schirm eines Ewigkeitsschiffes gefährlich werden konnte. Das ununterbrochene Dauerfeuer überlastete die Kraftwerke der Ewigkeitsschiffe, deren vollständiger Ausbau erst für den Flug geplant worden war. Mit jedem zerstörten Ewigkeitsschiff konzentrierte sich mehr Feuer auf die Verbliebenen, auch wenn die Kampfschiffe der Tytrox reichliche Ernte in den Imperialen Reihen hielten, schien die Zahl der Angreifer eher noch zuzunehmen. Das Imperium hatte alles in den Kampf geworfen, dass fliegen und schießen konnte. Unzählige kleine und große Schiffe griffen ohne Pause an. Die Menge der dabei auf den Planeten und die Ewigkeitsschiffe abgefeuerten Flugkörper war einfach ungeheuerlich. Der Ausgang der Schlacht schien damit besiegelt. Der Untergang der Tytrox war nur noch eine Frage der Zeit. Zu lange hatte die ZI darauf verzichtet ihre schweren Waffen gegen den Gegner einzusetzen, immer noch war es ihr zuwider Leben zu nehmen. Als dann aber, nach und nach, die Schirme von immer mehr Ewigkeitsschiffen, im Dauerfeuer der Imperialen Angreifer zusammenbrachen und damit deren Ende besiegelten änderte sich die Einstellung der ZI grundlegend. Hatte die Ewigkeitsstadt gerade noch regungslos innerhalb ihres blau leuchtenden Schirmfeldes gelegen, offensichtlich durch den imperialen Beschuss an ihrer Position festgenagelt und gelähmt. Unfähig, dass sich immer deutlicher abzeichnende Ende abzuwenden, wandelte sich dieses Bild jetzt grundlegend. Der Schirm verfärbte sich von Blau zu tiefem Rot. Die Stadt begann sich langsam um ihre Längs- und Querachse zu drehen, dann in dem Augenblick, als das Zentrum der Schirmkuppel genau auf die Sonne wies, entstand ein turmdicker, grellweißer Strahl zwischen Stadt und Sonne. Mehrere imperiale Schiffe, die sich in der Bahn des Zapfstrahls befunden hatten, hörten dabei einfach auf zu existieren.


    Nachdem sich die Imperialen ihre Überraschung überwunden hatten, konzentrierten sie ihr Feuer, Augenblicke später, nur noch auf die Ewigkeitsstadt, deren Schirm seine Farbe jetzt von Rot zu Schwarz wechselte. Unmittelbar darauf, begannen die großen Massekanonen der Ewigkeitsstadt zu feuern. Wie eine große Stanze schlugen die Geschosse der Kanonen Schneisen durch den Einschließungsring der imperialen Angreifer und ermöglichten so den acht verbliebenen Ewigkeitsschiffen die Flucht. Jedes imperiale Schiff das versuchte die fliehenden Schiffe zu verfolgen verwandelte sich, in dem Augenblick in der es seinen Kurs änderte, in eine schnell expandierende Glutwolke. Gegen ein lichtschnell einschlagendes, tausende von Tonnen schweres, Massegeschoß, gab es keine Gegenwehr. Von den Raumverzerrungsfeldern der Kanonen auf die Größe einer Kugel von einem Meter Durchmesser gezwungen, von den Abstrahlfeldern auf neunundneunzig Komma neun Prozent Lichtgeschwindigkeit beschleunigt und dann, erneut mittels Raumverzerrung, bis auf wenige Meter vor den Einschlagsort gebracht, gab es keine Fehlschüsse. Aufgrund der Raumverzerrung beim Abschuss waren die Schüsse überlichtschnell, ein Ausweichen somit unmöglich. Die Sonnenzapfung stellte den Kanonen fast unbegrenzte Energie zur Verfügung und nur das Wandeln der Energie in Massegeschosse begrenzte die Feuerkadenz der Kanonen. Beschränkte man sich auf wenige tausend Tonnen pro Geschoss, lagen zwischen den einzelnen Schüssen nur sekundenbruchteile. Die Geschosse die den Ewigkeitsschiffen den Fluchtkorridor freigeräumt hatten, waren wesentlich Massereicher und größer gewesen. Dafür aber auch langsamer, was ihrer verheerenden Wirkung aber keinen Abbruch getan hatte, vor allem, weil diese speziellen Geschosse, sich nachdem sie den Wirkungsbereich des Verzerrungsfeldes verlassen hatten, zurück in reine Energie verwandelten. Gedeckt durch eine Wand aus reiner Energie durchbrachen so die acht Schiffe die Kugelschale der Angreifer.


    Kurz bevor der Heimatplanet der Tytrox sich, durch die abstürzenden Ewigkeitsschiffe und den weiter anhaltenden imperialen Beschuss, in einen unbewohnbaren Glutball verwandelte, verschwand auch die große Ewigkeitsstadt aus dem System. Obwohl sie am Ende alleine allen imperialen Schiffe gegenübergestanden hatten, gab es an Bord keinerlei Schäden. Nur von den an Bord mitgeführten Kampfschiffen kamen weniger als fünf Prozent zurück. Keines davon unbeschädigt. Anders als die kleineren Ewigkeitsschiffe verfügte die Große Ewigkeitsstadt über einen Raumverzerrungsantrieb, der nach dem fast gleichen Prinzip der Massekanonen arbeitete. Aufgrund ihrer vielfachen Größe eines normalen Ewigkeitsschiffes, konnten ganz andere Energieerzeuger untergebracht werden. Ebenso größerer Antriebsaggregate. Auch die Hülle der Kernzitadelle hätte auf einem kleineren Schiff nicht untergebracht werden können. Gerade für den Antrieb erfüllte diese aber eine wichtige Funktion. Im Prinzip machte der Antrieb nichts anderes als den Raum in Flugrichtung vor der Ewigkeitsstadt zu falten und hinter der Stadt wieder zu entfalten. Das Material der Zitadelle stabilisierte die Stadt bei diesem Vorgang, so dass die Ewigkeitsstadt gefahrlos innerhalb der Faltung verbleiben konnte. Vom Prinzip her wäre es dem Piloten durchaus möglich gewesen im Zickzack um die Imperialen Schiffe herum zu fliegen. Die ZI, deren Heimat jetzt als glutflüssiger, hart radioaktiv strahlender, Ball seine Sonne umkreiste, setzte einen geraden Kurs. Dass dieser exakt durch die größte Ansammlung der Imperialen Flotte führte war dann auch wohl eher kein Zufall. Wie eine weißglühende Nadel, durch einen Butterberg, durchstieß die Ewigkeitsstadt die Imperiale Flotte, dabei eine Spur, hervorgerufen aufgrund abgeschalteter Verzerrungsdämpfer, vom Antrieb zerrissene und explodierende Schiffe, hinter sich lassend. Für die Beobachter des Imperiums sah es aus als würde Die Ewigkeitsstadt, für einen nicht messbaren Augenblick, zu einem Unendlich langen Objekt, dass genauso plötzlich verschwand wie es aufgetaucht war. Nur die explodierenden Schiffe im Kernbereich der imperialen Flotte markierten den Kurs den die Stadt genommen hatte. Direkt an den Rand des Imperiums führte dieser Kurs. Im Zickzack sprang die Ewigkeitsstadt von einer imperialen Welt zur nächsten. Jedes Mal, wenn die Ewigkeitsstadt das System wieder verließ, war dort mindestens ein Asteroidenring im Entstehen begriffen.


    Als die Ewigkeitsstadt schließlich, Wochen später, über der imperialen Hauptwelt erschien, hatte das Imperium bereits aufgehört zu existieren. Die unterjochten Völker hatten begonnen sich zu erheben. Unzählige imperiale Schiffe befanden sich auf der Flucht, auf der Flucht vor denen, die sie, Jahrhunderte, teilweise Jahrtausende, gnadenlos unterdrückt hatten. Und endlich, im Ursprungssystem des Imperiums gelang es den Schwärmlingen zur ZI vorzudringen, sie in ihrem Rasen zu stoppen. Die feuerbereiten Massekanonen wurden abgeschaltet, der Zapfstrahl verwehte und die Ewigkeitsstadt sprang aus dem System.

    Die Feder ist mächtiger als das Schwert.

    Vor allem dann wenn sie im Verschluss eines Maschinengewehrs sitzt.



  • Nach der Raserei der ZI kam für alle das schmerzliche Erwachen. Das Imperium zerschlagen, vernichtet. Unzählige Lebewesen auf der Flucht, auf der Suche nach einer neuen Heimat. Die alte Heimat, entweder ein unbewohnbarer Glutball oder viel häufiger ein Trümmerfeld aus langsam auseinanderdriftenden Asteroiden, hinter sich lassend. Es herrschte ein unüberschaubares Chaos. Überall gab es kleinere und größere Konflikte. Auch wenn das Imperium, de facto, nicht mehr bestand, gab es immer noch große Kampfverbände, auch einige Planeten die der Raserei der ZI entgangen waren. Immer wieder versuchten sich dort einige, der ehemaligen imperialen Gouverneure, daran, das alte Imperium neu auferstehen zu lassen. Hatten sie Ihre Machtbasis erst, mit Hilfe der ihnen immer noch zur Verfügung stehenden Machtmittel, gefestigt, begannen sie damit die alten Basen in den ehemals vom Imperium kontrollierte Systeme zu besetzen. Oft kamen sich dabei rivalisierende Neoimperialisten ins Gehege. Wieder wurden Planeten unbewohnbar gemacht, grade, von der Unterdrückung des alten Imperiums, befreite Völker, erneut in den Dienst eines dieser selbsternannten Imperatoren gezwungen. Freie Völker schlossen sich in Föderalen Gruppierungen zusammen, um diesen Neoimperialisten Paroli bieten zu können. Währenddessen, hatte die ZI die Ewigkeitsstadt in den Orbit um eine Sonne ohne bewohnbare Planeten gebracht. Obwohl die Stadt seit gut hundert Jahren ihre Bahn um die Einsame Sonne zog war es der ZI nicht gelungen den Schock zu verarbeiten, dafür verantwortlich zu sein, dass die Tytrox fast vollständig vernichtet wurden. Dann die Erkenntnis die Tytrox nicht retten zu können, wenn sie sich weiter dagegen sperrte Leben zu vernichten indem sie selbst in den Kampf eingriff. Als sie dann die Massekanonen aktivierte, um den letzten Ewigkeitsschiffen einen Fluchtkorridor zu schaffen, war sie dem Wahnsinn schon sehr nah. Als dann imperiale Einheiten den Versuch unternahmen den Flüchtenden nachzusetzen, traf es sie wie ein Blitz. Niemals würde das Imperium Ruhe geben, immer würde man sie jagen bis es keinen Tytrox mehr geben würde. Das durfte sie nicht zulassen. Einzig diesen eine Gedanken ließ sie zu, alles andere hatte keine Bedeutung mehr. Alle Gefühle packte sie in den hintersten Winkel ihres seins, schloss sie dort ein und vergaß wo sie den Schlüssel für die Tür verwahrte. Erst als sie über der imperialen Hauptwelt angekommen, den Sonnenzapfstrahl entstehen ließ, brach sich die Erkenntnis Bahn, dass sie das Imperium bereits vernichtet hatte und die Zerstörung eines weiteren Planten eine völlig sinnlose Tat darstellen würde. Gleichzeitig realisierte sie, Milliarden von Lebewesen getötet zu haben. Das löste dann den nächsten Schock aus. Nach einiger Zeit, in der die Stadt ziellos durch den Raum sprang, erreichte sie, irgendwann, eine einsame Sonne und schwenkte dort in den Orbit ein. Für gut hundert Jahre zog sich die ZI in sich selbst zurück, versuchte zu verstehen was geschehen war. Als die ZI dann auch die Anfragen des Zentralrechners zu ignorieren begann, ging dieser von einem unvorhergesehenen Notfall aus. Alle Habitate der Schwärmlinge wurden in Stasisfelder gehüllt, die Funktionen der Stadt auf ein Minimum herabgefahren. Nur das Schirmfeld blieb in voller Stärke bestehen. Bevor er die Ewigkeitsstadt auf einen Orbit innerhalb der Sonnenkorona brachte, schickte der Zentralrechner eine unbemannte Drohne in ein weiter entferntes System, dort auf einem Asteroiden verankert, sollte diese dann einen Hilferuf an alle Erkunder senden. Diese waren von der Stadt nicht zurückgerufen worden und immer noch, unerkannt, irgendwo unterwegs. Es dauerte, aber irgendwann folgten einige Erkunder dem Notruf. Auch wenn die Erkunder eigenständige, autark operierende Einheiten waren, hatten sie sich nach dem Untergang des Imperiums zusammengefunden und so etwas wie einen Rat gegründet. Die ZI hatte sie nicht zurückgerufen, der Kontakt, der früher immer locker bestanden hatte, war mit der Zerstörung des Heimatsystems abgerissen. Also waren sie auf sich alleine gestellt. Bis zum Empfang des Notrufes waren alle davon ausgegangen das die ZI ihre Gründe hatte den abgerissenen Kontakt nicht wiederherzustellen. Da sie alle die Zapfvorgänge beim Aufladen der Massekanonen angemessen hatten, wussten sie das die Stadt noch existierte. Also wurde ein Rat gegründet und beschlossen im Sinne der ZI zu handeln, Frieden zu schaffen und Hilfe zu geben wo es nötig erschien. Als dann einer der Erkunder den Notruf empfing wurde im Rat beschlossen alle freien Erkunder zur Stadt zu schicken. Nachdem einer von ihnen die Drohne geborgen hatte machte sich die kleine Flotte in Richtung Stadt auf den Weg. Es dauerte dann nicht lange und die Stadt verließ den Orbit in der Sonnenkorona. Wesentlich länger dauerte es bis eine Verbindung zur ZI zustande kam. Es war ein langwieriger Prozess, immer wieder brach der Kontakt ab, aber es gelang schlussendlich doch, die ZI aus ihrer sich Erstarrung zu reißen, sie daran zu erinnern das es immer noch die Schwärmlinge gab, um die sich jemand, sie sich, kümmern musste. Das war schon immer ihre Aufgabe gewesen, denn ohne ihre Fürsorge waren die Schwärmlinge, anders als die Erkunder, völlig hilflos. Die Stasisfelder der Habitate erloschen. Die ZI erinnerte sich zurück an die Zeiten in denen die Tytrox für den Frieden eingestanden hatten. Und, da waren auch noch die acht Ewigkeitsschiffe, die der Vernichtung entkommen waren. Vielleicht gelang es ja deren Spur aufzunehmen. Vorher musste aber das Chaos, dass mit der Vernichtung des Imperiums begonnen hatte, beseitigt werden. Es erwies sich, dass Chaos zu schaffen wesentlich leichter war, als Chaos zu beseitigen. Hatte die Vernichtung des Imperiums nur wenige Wochen gedauert, brauchte die Beseitigung, der daraus hervorgegangenen Wirren und Zerstörungen, viele Jahrhunderte. Wieder waren es die Erkunder die den Löwenanteil der Arbeit übernahmen. Dadurch das sie fast unmittelbar nach dem Untergang des Imperiums damit begonnen hatten, Konflikte zu schlichten, den befreiten Völkern zu helfen und auch den versprengten, sich auf der Flucht befindlichen, imperialen Zivilisten, bei der Suche nach Siedlungsmöglichkeiten zu helfen, hatten sie eine solide Grundlage geschaffen. Jetzt konnten sie sich darauf konzentrieren, Frieden, zwischen den Unterdrückern und den ehemals Unterdrückten, zu schaffen. Nach und nach wurden auch die Neoimperialisten überzeugt, dass ein friedliches Miteinander besser war, als dass Einer den Andren unterdrückte und damit für Hass und Krieg sorgte. Oft wollten gerade die Neoimperialisten das nicht begreifen. Es gab unter ihnen einige „Imperatoren“, die über große Teile der alten imperialen Flotte geboten und sich daher für unangreifbar hielten. In diesen Fällen tauchte irgendwann die Ewigkeitsstadt über der Hauptwelt auf. Spätestens wenn der grelle Zapfstrahl dann den nahen Untergang des Planeten anzukündigen schien, lenkten diese Imperatoren ein oder wurden von ihren eigenen Leuten auf die eine oder andere Art überzeugt abzudanken.


    Irgendwann war es geschafft. Es herrschte wieder Stabilität in diesem Bereich der Galaxie. Nach und nach zogen sich die Erkunder zurück und entließen ihre „Schäfchen“ in die Souveränität, von der alle annahmen sie schon lange zu besitzen. Die Ewigkeitsstadt blieb als Legende in der Erinnerung der Völker haften, so dass nicht auffallen würde, wenn sie verschwand. Jetzt konnte die ZI sich um das Schicksal der acht Ewigkeitsschiffe kümmern. Nur, nach so langer Zeit gab es keine eindeutige Spur mehr die zu den acht verschollenen Schiffen führte, lediglich einen Hinweis darauf, dass die Ewigkeitsschiffe wohl den Versuch gewagt hatten, die andere Seite der Galaxie zu erreichen. Auch wenn es nur ein vager Hinweis war, beschlossen ZI und Erkunder dieser Spur zu folgen.


    Der Flug zur anderen Seite kostete die Ewigkeitsstadt nur wenige Jahre. Der Verzerrungsantrieb hätte auch einen wesentlich schnelleren Flug erlaubt. Aber die ZI unterbrach den Flug immer wieder um nach Spuren der acht Ewigkeitsstädte zu suchen. Auch wenn die Ewigkeitsschiffe gigantische Gebilde waren, im Vergleich mit einer Galaxie waren sie weniger als ein Staubkorn in einer Wüste. Es war illusorisch zu glauben einfach so eine Spur oder einen Hinweis zu finden. Trotzdem wurden bei einem Stopp, von den Erkundern, alle erreichbaren Systeme angeflogen und auf Spuren untersucht. Es war dann auch Zufall, dass die Erkunder auf eine Spur der Ewigkeitsschiffe stießen. Nachdem sie mittlerweile tausende von Systemen angeflogen und untersucht hatten und immer wieder ohne Ergebnis zurückkehrten, fanden sie, auf einem Planeten in der habitablen Zone eines kleinen gelben Sternes, einen Schwarmbaum. Statt der erwarteten Schwärmlinge stießen die Erkunder jedoch auf riesige Libellen die den Baum bewohnten. Nach einer vorsichtigen Kontaktaufnahme, stellte sich heraus, dass die Libellen nichts Anderes waren, als eine evolutionäre Weiterentwicklung der ehemaligen Schwärmlinge. Verteilt über den ganzen Planeten fanden sie einige hundert Schwarmbäume und überall hatten die Schwärmlinge sich zu diesen großen Libellen entwickelt. Außer einigen wenigen technischen Artefakten, ohne Funktion, gab es keine Technik auf dieser Welt. Von den Schwarmbäumen erfuhren sie nach und nach, dass die Flotte der Ewigkeitsschiffe vor gut zweitausend Jahren in diesem System Halt gemacht hatte um Material aufzunehmen. Die acht Ewigkeitsschiffen, war irgendwann während des Fluges, zu einem großen Schiff verbunden worden. Dieses hatte, wie schon in vielen Systemen zuvor, hier eine Kolonie gegründet, seine Vorräte ergänzt. Dann war das Schiff weitergezogen, wie immer in Richtung auf das Randgebiet. Die neue Kolonie blieb zurück, versorgt mit allem was für ein Überleben und die Weiterentwicklung ihrer Kultur benötigt wurde. Später waren die Schwärmlinge, irgendwie, in die Primitivität zurückgefallen, hatten irgendwann eine Mutation durchlaufen und waren zu den großen Libellen geworden. Möglicherweise war auch das der Grund für den Rückfall in die Primitivität gewesen. Irgendwie hatten sie dann begonnen, lange vergessenes, wiederzuentdecken, sich weiterzuentwickeln. Irgendwann würden sie, in ferner Zukunft, eine zivilisatorische Stufe erreichen, die ihnen, erneut, den Sprung zu den Sternen erlaubte. Auch wenn sie jetzt erst die Kupferbearbeitung wiederentdeckt hatten. Bitrok war, damals, einer der Erkunder gewesen, die den Libellenplaneten untersucht hatten. Sie hatten die Spur der acht Ewigkeitsschiffe wiedergefunden, die als ein Schiff weitergezogen waren. In der Hoffnung das sie weitere Spuren finden würden verließ die Ewigkeitsstadt das System und nahm weiter Kurs auf den Rand der Galaxie.


    Aura hatte nochmal allen nachgeschenkt und nachdem alle getrunken hatten fuhr Bitrok mit der Erzählung fort: „Im dritten System, nachdem wir den Libellenplaneten verlassen hatten, passierte es dann. Wir faden einen bewohnbaren Planeten in einem System, ziemlich am Rand der Galaxis. Begleitet von zwei Monden zog er seine Bahn um einen gelben Stern. Der Planet lag so günstig in der habitablen Zone seiner Sonne das er paradiesische Lebensbedingungen versprach. Eine grünblaue Kugel. Die Ewigkeitsstadt schwenkte in einen Orbit um den Planeten und wir Erkunder starteten wie immer zur Aufklärung. Ich verließ die Stadt als Libelle, weil mir diese Form irgendwie gefallen hatte. Da ich den Planeten untersuchen sollte, konnte ich auf ein Schiff verzichtet. Irgendwas ist dann passiert, ich weiß nur noch das ich mich unter der Stadt, aber immer noch außerhalb der Atmosphäre des Planeten, befand, als alles grellweiß wurde. Das nächste was ich wieder sehen konnte war dann euer Replikator.“


    Fasziniert hatten Stein und Aura Bitroks Erzählung gelauscht. Nach einer längeren Pause räusperte sich Stein und fragte dann: „Wir sind hier in der Ewigkeitsstadt von der du uns eben berichtet hast?“ „Ja, auch wenn sie kaum wiederzuerkennen ist. Die ZI beginnt gerade aus der Stasis zu erwachen. Der Zentralrechner hat die Rekonstruktion eingeleitet. Allerdings gibt es außerhalb der Zitadelle kein Leben mehr. Alle Habitate sind ohne Energie und tot. Nur hier innerhalb der Zitadelle gibt es noch ein Habitat, das unter einem Stasisfeld liegt. Es gibt auch noch mehr Stasisfelder und damit die Hoffnung, dass es weitere Überlebende gibt.“ Zum Schluss seiner Rede war Bitrok immer leiser geworden und hatte den Blick auf den Boden gerichtet. „Was passiert jetzt?“ Fragte Aura, die bisher geschwiegen hatte. Bitrok hob den Kopf und schaute Aura an. „Der Zentralrechner hat die Rekonstruktion eingeleitet. Wie lange das dauert? Ich kann es nicht sagen. Die Zerstörungen sind zu groß. Keine Struktur die sich oberhalb oder an den Seiten der Zitadelle befunden hat ist unbeschädigt. Im Moment sind die großen Replikatoren dabei hauptsächlich Droiden zu produzieren, die werden für die Durchführung der Rekonstruktion eingesetzt. Wir sind im Moment nur im Weg. Es wäre daher klüger, wir kehren erst mal zur Basis zurück. Die ZI wird sich bei mir melden, wenn sie wieder Handlungsfähig ist.“ Stein nickte und schaute dann zu Aura. Die erhob sich von ihrem Lager. „Dann lasst uns gehen.“ Schüttelte den Kopf und ging zur Tür. Bitrok schaute fragend zu Stein, der mit den Schultern zuckte und dann meinte: „Du kennst sie doch. Sie macht das immer so, wenn sie der Meinung ist, dass sie weiter nichts erklären muss.“ Stein und Bitrok standen auf und folgten Aura langsam, die ungeduldig in der offenen Tür wartete.


    Waren sie auf dem Hinweg durch beklemmend stille Hallen und Korridore gegangen, waren jetzt überall laufende Maschinen zu hören. Kolonnen von Droiden waren überall unterwegs. In den vormals fugenlos glatten Wänden waren jetzt, alle paar Meter, offene Wartungszugänge zu sehen, aus denen immer wieder Droiden kamen oder in diesen verschwanden. Im Bahnhof angekommen mussten sie warten bis sie den Röhrenzug nehmen konnten. Auch nachdem der Gleiter den Zug, in der Bahnhofshalle, wieder verlassen hatte kamen sie nur langsam voran, ständig kreuzten die unterschiedlichsten Droiden ihren Weg. Waren in der Bahnhofshalle auf dem Hinweg nur ein paar Bahnröhren da gewesen, waren es jetzt unüberschaubar viele. Mindestens fünfzig auf der untersten Ebene. Darüber waren neue Röhren aufgetaucht, die einen vielfach größeren Durchmesser erreichten als die Röhren der unteren Ebene. Bitrok erklärte ihnen das die unteren Röhren für den Transport der Besatzung vorgesehen waren. Die großen neuen Röhren dienten alleine dem Materialtransport. Durch den Ausfall der Produktionsanlagen in den Außensektoren und den Bereichen oberhalb der Zitadelle, konnten Ersatzteile und anderes Material nur in der, intakten, Sektion unterhalb der Zitadelle produziert werden. Das bedeutete, dass alles was an Material hier produziert wurde, auch von hier unten aus verteilt werden musste. Zumindest solange bis neue Produktionsbereiche eingerichtet waren. Das größte Problem war die Energieerzeugung. Selbst wenn die Anlagen, die den Zapfstrahl erzeugten, funktionsfähig gewesen wären, war ein Zapfvorgang nur im freien Raum möglich. Solange die Ewigkeitsstadt flugunfähig auf dem Grund des Meeres lag, war an einen Einsatz nicht zu denken. Und die Wiederherstellung der Flugfähigkeit würde noch lange auf sich warten lassen.


    So richtig chaotisch wurde es als die drei die Bahnhofshalle verließen und die große Halle im Außenbereich erreichten, von der aus sie aufgebrochen waren. Die großen Anlagen dort, waren zum Leben erwacht. Überall auf den freien Flächen, zwischen den hochhausgroßen Maschinenanlagen, stapelten sich Transportboxen, darüber schwirrten unzählige Droiden hin und her, entweder luden sie neue Transportboxen ab oder nahmen abgestellte Boxen auf, um sie dahin zu transportieren wo sie gebraucht wurden. Hektisch wurden viele der Produktionstürme von Reparaturdrohnen umschwirrt. Vor drei Tagen als sie die Halle auf dem Hinweg durchquert hatten war alles gespenstisch ruhig gewesen, jetzt musste der Lärm ohrenbetäuben sein. Glücklicherweise war davon im Gleiter nichts zu hören. Dieser hatte sich in ein Schirmfeld gehüllt das ihn vor allen äußeren Einwirkungen abschirmte. Ohne dieses hätten sie wohl mehr als nur ihr Gehör eingebüßt. Immer wieder zuckten gewaltige Entladungsblitze aus einzelnen Anlagen, andere waren regelrecht in ein Netz aus Blitzen gehüllt. Einmal, gerade als sie einen der großen Produktionstürme passierten, verging dieser in einer gewaltigen Energieexplosion, ein sich sofort aufbauendes, röhrenförmiges, Energiefeld, verhinderte größere Zerstörungen, indem es die Explosion einfach aufsaugte. Bitrok erklärte es so, dass die Energie von dem Feld, in eine für die Produktion nutzbare Energieform gewandelt würde. Ebenso plötzlich wie die Explosion erfolgte war sie dann auch schon vorbei und ganze Schwärme von Drohnen und Droiden begannen einen neuen Produktionsturm zu errichten. Laut Bitrok waren gut fünfzig Prozent der Anlagen instabil und konnten jederzeit in die Luft fliegen, der Zentralrechner hatte diese Schäden mit einkalkuliert, eine Produktion unter Zuhilfenahme der instabilen Anlagen war effektiver als ohne. Versagten die Anlagen gaben sie nutzbare Energie frei, und Energie war zurzeit sehr kostbar. Pech war dann allerdings, dass, als ihr Boot fast erreicht hatten, die Anlage daneben ihren Geist aufgab. Mehr als Energie blieb vom Boot nicht übrig. „Und jetzt?“ Stein sah zu Bitrok, der mit vorne im Gleiter saß. „Jetzt suchen wir uns ein anderes Transportmittel.“ Kam es zurück. Der Gleiter änderte den Kurs und flog jetzt nicht mehr Richtung Außenwand, sondern parallel dazu. Es dauerte etwas bis der Gleiter den Landeanflug einleitete. Vor ihnen versperrte eine Wand den weiteren Weg. Der Gleiter landete in einer kleinen Schleuse. Bitrok verließ den Gleiter als erster. „Hinter dem Schleusentor wartet unser neues Transportmittel.“ Mit diesen Worten ließ er die Torhälften aufgleiten. Hinter einem zweiten Schleusentor, erwartete sie ein große Halle, in deren Mitte ein langgestrecktes linsenförmiges Energiefeld schwebte. „Dieser Hangar ist autark, es gibt hier keine Schäden an den Anlagen, da er bis wir mit dem Gleiter in der Schleuse gelandet sind unter einem Stasisfeld gelegen hat. Also sollte das Schiff unbeschädigt und voll funktionsfähig sein.“ Während Bitrok sprach war er an ein kleines Schaltpult getreten, dass sich neben dem Schott an der Wand befand. Er nahm einige Schaltungen vor und das Feld in der Hallenmitte erlosch. Ein tiefschwarzes Gebilde erschien. Tiefschwarz war nicht ganz richtig, irgendwie schien das Objekt jegliches Licht zu schlucken und dabei an den Rändern zu flimmern. Vor ihnen in der Halle schwebte etwas, das wie ein schwarzer Rochens aussah. Nur das dieser Rochen gut dreihundert Meter lang war und entsprechend breit und hoch. „Ich bin beeindruckt. Was ist das Bitrok?“ Stein hatte als erster seine Überraschung überwunden. „Das ist das Schiff eines Erkunders, genauer gesagt, mein Schiff.“ Erwiderte Bitrok darauf. „Ehe ihr beide mir hier noch festwachst, kommt doch lieber mit an Bord, da gibt es dann eine kleine Führung für euch. Sobald in der Ewigkeitsstadt alles wieder in geregelten Bahnen läuft bekommt ihr Ersatz für das verlorene U-Boot.“ Auras Stimme klang belegt als sie leise fragte: „Du wirst uns dann verlassen?“ „Nur, wenn die ZI das von mir fordert. Ihr seid jetzt mein Schwarm, …, wenn ihr mich noch haben wollt?“ Beim letzten Teil von Bitroks Antwort klang Unsicherheit mit. „Sicher kannst du bei uns bleiben.“ Sagte Aura erleichtert und mit einem bittenden Blick aus ihren jetzt dunklen Augen zu Stein. „Oder?“ „Klar bleibt Bitrok bei uns.“ Erwiderte Stein grinsend. Langsam begaben sich die Drei zum Bug, oder Kopf des Schiffes, dort hatte sich mittlerweile eine Rampe abgesenkt über die sie das Schiff betreten konnten. Nachdenklich betrachtete Stein die Außenhülle des Rochenschiffes, schüttelte den Kopf als wenn er etwas verneinen wollte. Kaum hatten sie die Rampe betreten begann diese sich zu schließen. Durch eine Schleuse ging es weiter ins Innere des Rochens. Als sie vor dem geschlossenen Innenschott standen hatte Stein seine Überlegung beendet und wandte sich Bitrok zu. „Die Außenhülle, aus was für einem Material besteht die? Ist es das gleiche Material aus dem auch die Zitadellen Wand besteht?“ Bitrok, der gerade durch die sich öffnende Schleuse gehen wollte hielt inne und antwortete: „Nein, dazu ist das Schiff zu klein. Aber das Material hat ähnliche Eigenschaften. Aber lasst uns doch erst mal zur Zentrale gehen, da ist es angenehmer als hier im Schleusenbereich.“

    Die Feder ist mächtiger als das Schwert.

    Vor allem dann wenn sie im Verschluss eines Maschinengewehrs sitzt.



  • Hinter der Schleuse führte ein kurzer Gang in einen großen ovaler Raum. Gegenüber der Gangmündung begrenzte ein vom Boden zur Decke reichender Zylinder den Raum. Bitrok hatte sich an die Spitze der kleinen Gruppe gesetzt und bewegte sich jetzt mit schnellen Schritten auf diesen zu. Kurz bevor er den Zylinder erreichte erschien, ein roter Ring, mit etwa einem Schritt Durchmesser, auf dem Boden. Bitrok trat in den Ring, der sich sofort grün verfärbte und blieb stehen. Langsam bildete sich in dem Zylinder ein Spalt, der sich schnell vergrößerte, als sich die aufgleitenden Hälften, desselben, in die Rückwandwand schoben. Bitrok winkte Aura und Stein ihm zu folgen und trat durch die Öffnung, um dann nach oben zu schweben. Nachdem die beiden das Innere des Zylinders betraten, wurden sie von einer Art Sog erfasst und schwebten hinter Bitrok her. Über ihnen öffnete sich die Blende einer Schleuse, die sich gleich darauf wieder unter ihnen schloss. Gleichzeitig gaben vor ihnen, die zurückfahrenden Zylindersegmente den Weg in die Zentrale des Schiffes frei. Wieder ging Bitrok voraus in einen völlig leeren Raum. In dessen Mitte leuchtete sofort ein weiterer roter Kreis auf und, dann nachdem er diesen betreten hatte, rechts und links von ihm jeweils ein weiterer roter Kreis. Bitrok drehte sich um. „Bitte stellt euch in die Kreise, damit die KI des Schiffes euch abtasten und erfassen kann, danach gehört ihr offiziell zur Besatzung und könnt alle Einrichtungen und Systeme nutzen. Das geht ganz einfach, genau wie in der Unterkunft, braucht ihr euch nur vorzustellen was ihr benötigt, die Systeme des Schiffes werden dann für das gewünschte sorgen.“ Und mit einem Zwinkern in Auras Richtung: „Auch, wenn du wieder kochen möchtest, brauchst du nur an das zu denken, was du dazu benötigst.“ Gleich nachdem Aura und Stein in ihre Kreise getreten waren, und diese von Rot auf Grün gewechselt hatten, erschienen drei Kontursitze und etwas seitlich versetzt in der Nähe der drei. Bitrok setzte sich in eine der Kontursitze, gleichzeitig schienen Wände, Boden und Decke durchsichtig zu werden, einzig die Sitzgelegenheiten und die schmalen Schaltpulte blieben sichtbar. „Sobald wir zurück in der Basis sind, könnt ihr mich mit euren Fragen löchern, jetzt sollten wir uns darauf konzentrieren in einem Stück dorthin zu kommen.“ Meinte Bitrok, als sich die Wände des Hangars langsam zu bewegen begannen. Vor der Außenwand baute sich ein blau schimmerndes Energiefeld auf, hinter dem, wenige Augenblicke später, zwei gewaltige Schotthälften in Decke und Boden verschwanden. Langsam glitt der Rochen durch das blaue Kraftfeld in das dahinterliegende offene Wasser des Ozeans. Es schien als würden sie in einer durchsichtigen Blase durch die Tiefen schweben. Fasziniert von dem Anblick schienen Stein und Aura zu vergessen, dass sie sich in einem unbekannten Fahrzeug befanden. Hinter ihnen ragte die Außenwand der Zitadelle der Ewigkeitsstadt in die Höhe. Nachdem das Schiff sich einen guten Kilometer von der Schleuse entfernt hatte stoppte es. Obwohl, sie sich in einer Tiefe befanden, die vom Licht nicht mehr erreicht wurde, war die Umgebung so klar zu erkennen, als wären sie nur wenige Meter unter der Oberfläche und nicht in mehreren Kilometer Tiefe. Die Ewigkeitsstadt hatte sich, in eine blaue, von, langsam wandernden, roten Schlieren durchzogene, Energiekuppel gehüllt. Unter der Kuppel wimmelte es von fliegenden Droiden. Auch an der äußeren Wand der Zitadelle waren Droiden bei der Arbeit. Obwohl die Arbeiten erst vor wenigen Stunden angelaufen waren, konnten sie, jetzt schon, erkennen, dass Röhren und Verstrebungen, sowie Metallflächen, die zukünftig neue Decks bilden würden, von der Zitadelle in Richtung Meer wuchsen. Hinter ihnen lag jetzt, anstatt eines riesigen Schrottberges, eine gewaltige Baustelle. Auch der Meeresboden reichte nicht mehr, wie vorher, an die Wandungen der Ewigkeitsstadt heran. Stattdessen war dort ein tiefer Spalt entstanden, der, wenn man länger eine Stelle am Rand fixierte, sich langsam verbreiterte. Von der momentanen Position konnte man nur einen kleinen Ausschnitt der Ewigkeitsstadt betrachten, trotzdem war dieser Anblick beeindruckend. Als das Rochenschiff damit begann der Meeresoberfläche entgegenzusteigen glitt dieser Ausschnitt dann langsam nach unten. Das Schiff passierte den höchsten Punkt der Zitadelle, das blaue Schirmfeld wich vor ihnen zurück, hielt das Wasser fern von der Oberfläche und offenbarte ihnen dabei die gigantische Größe der Ewigkeitsstadt. Auch nachdem sie weitere zwei Kilometer aufgestiegen waren, war alles was sie zu sehen bekamen nur ein kleiner Ausschnitt. Das blaue Schimmern des Schirmfeldes erstreckte sich vor ihnen bis zum Horizont. Genauso nach rechts und links, nur das hier eine sanfte Krümmung zu sehen war. „Das ist echt beeindruckend.“ Ließ sich Stein nach einem trockenen Räuspern vernehmen. „Wir sind jetzt fast dreitausend Meter gestiegen und trotzdem ist nur ein kleiner Ausschnitt zu sehen.“ Und nach einer Weile setzte er nachdenklich hinzu: „Es muss eine gewaltige Katastrophe gewesen sein als die Stadt hier abgestürzt ist.“ „Laut der Aufzeichnungen, die ich einsehen konnte, ist die Ewigkeitsstadt kontrolliert gelandet, ansonsten wären auch die unteren Sektionen zerstört worden. Trotzdem, glaube ich das du recht hast. Es muss gewaltige Schäden auf der Oberfläche gegeben haben. Die atmosphärischen Turbulenzen beim Eintritt, eines so gewaltigen Gebildes, müssen sich verheerend auf alle Landmassen ausgewirkt haben. Das Eintauchen ins Meer wird dann, durch die dadurch hervorgerufenen Flutwellen dafür gesorgt haben, dass alles, was den Orkan überstanden hat, weggespült wurde. Und als nächstes wären da noch, die seismischen Auswirkungen, die die Ewigkeitsstadt durch ihre Masse hervorgerufen haben muss. Das dürfte in weitem Umkreis, wenn nicht sogar Planetenweit, für massive Zerstörungen gesorgt haben.“ Lieferte Bitrok die Erklärung. „Auch jetzt, nach 527.000 Jahren sollten davon noch Spuren zu finden sein.“ Fügte er, nach einer kurzen Pause, nachdenklich hinzu. Stein schüttelte den Kopf. „Ich kann es einfach nicht glauben, dass nach einer halben Million Jahre überhaupt noch Aggregate in der Stadt anlaufen konnten und noch weniger das in der Zeit kein Wasser eingedrungen sein soll. Wir sprechen hier von Zeiträumen in denen Gebirge entstehen und wieder verschwinden. Das wiederspricht allem was ich jemals gelernt habe. Wie ist das möglich?“ Jetzt schaute Stein Bitrok direkt in die Augen, so dass dieser, den Unglauben in seinen Augen sehen konnte. „Es ist möglich Stein, du vergisst die Stasisfelder, die einen Großteil der Intakten Sektionen geschützt haben. Die Oberfläche war total zerstört, das habt ihr doch selbst gesehen. Da hat es auch keine Felder gegeben, daher konnten die Sammler Material von dort holen. Aber lass uns erst mal nach Hause kommen, ich habe euch versprochen, dass ich dann alle Fragen beantworte. Zumindest die, die ich beantworten kann.“ Bitrok schaute jetzt seinerseits Stein solange fragend an, bis dieser langsam nickte. „Gut, erst mal nach Hause, wir haben auch da eine Baustelle um die wir uns kümmern müssen. Und Fragen zu beantworten gibt es da sowieso noch eine Menge, also macht die Eine oder Andere mehr keinen Unterschied.“


    Der Rochen glitt weiter der Oberfläche entgegen, durch eine leichte Kursänderung würden sie genau über dem Zentrum der unter ihnen liegenden Ewigkeitsstadt auftauchen. Etwa dreißig Meter unter der Oberfläche stoppte das Schiff seinen Anstieg. An allen drei Konsolen begann ein rotes Schaltfeld aufzublinken. Gleichzeitig erschienen große Displays vor den Kontursitzen auf denen Zustandsmeldungen zu den einzelnen Abteilungen des Rochenschiffes liefen. Die KI meldeten sich gefechtsbereit. Die Defensivsysteme wurden von der Automatik auf Bereitschaft geschaltet. Tief im Inneren des Rochens liefen weitere Kraftwerke an. Alle dies geschah innerhalb weniger Sekundenbruchteilen. Stein schaute alarmiert zu Bitrok. „Was ist los? Warum stoppen wir?“ Bitrok nahm einige Schaltungen an seinem Pult vor bevor er antwortete: „Ich weiß es nicht so genau, aber die KI kann den Mond über uns nicht erfassen. Sie kann auch die anderen Planeten des Systems nicht orten. Bis in eine Höhe von 1500 Kilometern kann selbst einzelne Gasmoleküle orten. Die Kosmische Strahlung und den Sonnenwind kann die Passivortung erfassen. Für die aktive Ortung ist jedoch nach 1500 Kilometern Schluss. So als gäbe es danach nichts mehr.“ Aura drehte leicht den Kopf um Bitrok mit beiden Augen zu mustern. „Könnte es sein das die Ortung versagt? Immerhin ist das Schiff hier eine halbe Million Jahre alt. Da kann schon mal das Eine oder Andere kaputtgegangen sein.“ Bitrok schüttelte den Kopf. „Das Schiff hat die ganze Zeit unter einem Stasisfeld gelegen. Das Feld bestand schon bevor die Ewigkeitsstadt hier abgestürzt ist. Ich bin damals ohne mein Schiff ausgestiegen. Da die Schiffe der Erkunder sehr wertvoll sind, werden sie nach jedem Einsatz gewartet und bis zur nächsten Verwendung in ein Stasisfeld gehüllt. Da bei der Überholung alle Materialien erneuert werden ist dieses Schiff praktisch fabrikneu. Sa ich kein Risiko eingehen will, werde ich eine Drohne aussetzen. Die wird sich unter der Wasseroberfläche weit von uns entfernen und dann versuchen den Mond anzufliegen.“ Fast im gleichen Augenblick erschien eine Blasenspur die sich rasend schnell von ihnen entfernte. Ein Teil, der bisher sichtbaren, Außenwelt wurde gleichzeitig von einem Bild das die Drohne sendete überlagert. Die Drohne bewegte sich mit hoher Geschwindigkeit von ihnen weg. Nach wenigen Minuten hatte sie bereits fast hundert Kilometer Abstand gewonnen. Nach weiteren Fünfhundert Kilometern, durchstieß die Drohne dann die Wasseroberfläche beschleunigte auf vielfache Schallgeschwindigkeit und setzte Kurs auf dem Mond. Als der Mond ins Zentrum des Bildschirms gewandert war hatten Aura und Stein unbewusst die Luft angehalten. Sobald die Drohne vom Horizontalflug in den Vertikalflug übergegangen war, erschien ein Zähler auf dem Schirm. Rasend schnell näherte sich der Wert der magischen 1500. Bei 1500 wurde der übertragene Bildbereich grellweiß um dann komplett zu verschwinden. Gleichzeitig meldete die KI den Verlust der Drohne, hervorgerufen durch massive energetische Einwirkung von Unbekannt.


    „Das war deutlich. Irgendwer möchte da wohl nicht das jemand oder etwas den Planeten verlässt.“ Meinte Stein, nachdem er tief Luft geholt hatte. „Was jetzt?“ Bitrok erwiderte: „Wir warten. Wenn nichts weiter passiert, starte ich weitere Drohnen. Ich brauche einfach mehr Daten. Vorher werden wir aber unseren Standort ändern. Nur für den Fall.“ Stein nickte leicht mit dem Kopf, als wollte er etwas bestätigen. „Du willst die Ewigkeitsstadt schützen. Klar.“ Bitrok schaute ihn mit einem feinen Lächeln an. „Nein, ich will uns schützen. Die Stadt liegt unter einem Schirmfeld. Das ist zwar nicht undurchdringlich, aber eine entsprechende Waffe würde bei einem Angriff nicht mehr allzu viel von diesem Planeten übriglassen. Sollte eine Reaktion erfolgen sehen wir ob man uns aufspüren kann.“ Das Rochenschiff setzte sich langsam in Bewegung, erst ein gutes Stück nach unten und dann immer schneller werdend, rechtwinklig vom Kurs der vernichteten Drohne weg.

    Die Feder ist mächtiger als das Schwert.

    Vor allem dann wenn sie im Verschluss eines Maschinengewehrs sitzt.



  • Nach mehreren Stunden schneller Fahrtstufe, hatte sich das Rochenschiff, mehr als tausend Seemeilen von seiner alten Position entfernt. Bisher war eine Reaktion, auf den Start der Drohne, ausgeblieben. Bitrok hatte mit Stein und Aura währenddessen mehrere Drohnen konfiguriert. Als erstes würden, mit kurzen Zwischenabständen, mehrere Drohnen starten um eine Ortungsphalanx, in 750 Kilometern Höhe, zu bilden. Hatten diese Drohnen ihre geplanten Positionen eingenommen, würde es eine weitere Pause geben. Erfolgte innerhalb der, von ihnen willkürlich, festgelegten Pause keine Reaktion, startete der zweite Teil ihres Planes. Vorgesehen war, mit einer weiteren, diesmal mit einem Abwehrfeld ausgerüsteten, Drohne, den Mond zu erreichen. Bei einem erneuten Angriff, würde die Ortungsphalanx genaue Messdaten, über die Art und Wirkungsweise der eingesetzten Waffe, wenn es denn eine solche gab, erfassen und direkt an die KI des Rochenschiffes, zur genauen Auswertung, weitergeben. Nach einer erneuten Pause würde dann, eine weitere Drohne, langsam, einen Parabelflug durchführen, der sie dabei bis kurz vor die Grenze in 1500 Kilometern Höhe heranbringen sollte. Die weitere Vorgehensweise wollten die drei dann, anhand der Auswertung aller bei diesem Experiment ermittelten Daten, mit der KI, abstimmen.


    Wie erhofft hatte es auf die Positionierung der Drohnen, die die Ortungsphalanx bildeten, keine messbare Reaktion gegeben. Der Start der zweiten Drohne, endete dann, wie schon erwartet, mit einem Totalverlust. Nur das diesmal Unmengen an Datenmaterial gesammelt werden konnte. Überraschenderweise blieb die dritte Drohne völlig unversehrt, auch als sie mehrere weitere Parabelflüge durchführte, wobei einige davon die 1500 Kilometer Grenze erreichten und auch leicht überschritten. Erst, als die Drohne einen geraden Kurs einschlug, der sie dann eindeutig, über die Grenze geführt hätte, wurde sie vernichtet. Es dauerte überraschend lange, bis die KI alle Daten ausgewertet hatte und mit Stein, Bitrok und Aura zur Besprechung der Ergebnisse aufforderte. Damit die Unterhaltung eine etwas persönlichere Note bekam, hatte Stein der KI den Namen SKAT verpasst. „Warum SKAT?“ Fragte Aura verwundert „Es ist doch nur eine KI? Setzte sie noch hinzu als Stein grinsend zu ihr hinsah. „Auch eine KI braucht einen Namen, schließlich denkt und handelt sie wie einer von uns. Vorhin als wir die Drohnen gestartet haben ohne zu wissen was passieren würde, kam ich mir vor wie bei einem Kartenspiel. Richtiger wäre wohl Poker gewesen aber irgendwie gefiel mir dann SKAT besser. Wohl weil ich Skatspielen dem Pokern schon immer vorgezogen habe.“ Aura schüttelte kurz den Kopf und erwiderte dann: „Gut, SKAT dann teile uns bitte mit was die Auswertung der Daten ergeben hat.“ Gegenüber der drei Kontursessel Materialisierte sich jetzt ein vierter Sitzplatz. Die humanoide Gestalt die es sich darauf bequem gemacht hatte, ließ Stein an ein Lebewesen aus flüssigem Gold denken. Aura dagegen sah sich einer, ebenso aus flüssigem Gold bestehender, Echse gegenüber. Für Bitrok blieb die Zentral völlig unverändert. SKAT nahm an das eine Unterhaltung mit einem erkennbaren Gesprächspartner leichter wäre und hatte daher für Stein und Aura einen, nur für sie sichtbaren, Gesprächspartner erschaffen. Bitrok als Kommandant des Schiffes benötigte keinen sichtbaren Avatar. Er hätte auch keine Steuerkonsole benötigt um auf die Funktionen des Rochenschiffes zuzugreifen. Es fühlte sich für ihn einfach richtig an wenn Aura und Stein sehen konnten das er Befehle und Kommandos eingab um des Schiff zu steuern, ebenso das den beiden ein scheinbar realer Gesprächspartner gegenüberstand, wenn sie mit der KI, beziehungsweise wie sie von Stein getauft worden war, mit SKAT sprachen. Mit einer fließenden Bewegung erhob SKAT sich von dem Kontursessel, der sich jetzt, zu einer großen Bildwand, umformte. Nachdem SKAT zur Seite getreten war, damit alle einen freien Blick auf die Bildwand hatten, erschien dort eine stilisierte Darstellung der Ortungsphalanx über einem bogenförmigen Ausschnitt der Planetenoberfläche und über der Phalanx, eine rote Linie, die die 1500 Kilometergrenze darstellte. „So stellte sich die Situation vor dem Start der zweiten Drohne dar.“ Begann SKAT, mit wohlmodulierter Stimme seinen Vortrag. Der Ausschnitt auf dem Schirm drehte sich so, dass der Betrachter von oberhalb der roten Grenze auf Phalanx und Planetenoberfläche blicken konnte. Nach einigen Augenblicken drehte die Darstellung zurück in ihre vorherige Position. SKAT sprach weiter: „Wie angenommen wurde die zweite Drohne, nach durch stoßen der 1500 Kilometergrenze vernichtet.“ Die Darstellung zeigte einen von der Oberfläche schnell aufsteigenden Punkt, der beim Durchbrechen der Grenze von mehreren Linien erfasst wurde und daraufhin in einem grellen Aufleuchten verschwand. „So weit, so gut. Klarer wird alles wenn wir uns das Selbe von oben ansehen.“ Kommentierte SKAT die Geschehnisse auf dem Bildschirm. Dort schwenkte die Ansicht wieder in die Draufsicht. Die Drohne startete ein weiteres Mal, um wieder beim Überschreiten der Grenze vernichtet zu werden. Nur tauchten diesmal an den Ursprungsorten der Strahlen kurzfristig schemenhafte Objekte auf. Nur so lange der Strahl zu sehen war, erschien an dessen Ursprungsort ein vielflächiges Gebilde. „Die Größe dieser Satelliten konnten wir nicht genau ermitteln, aber grob geschätzt beträgt diese einhundertdrei Meter, plus minus einen Millimeter. Genau unterhalb jedes Satelliten konnte kurzfristig ein Turmartiges Gebilde geortet werden.“ Ließ SKAT darauf als Erklärung folgen. Stein räusperte sich kurz, als hätte er einen Krümel im Hals, bevor er grinsend fragte. „Und die Größe der Türme konnte auch nur ungefähr ermittelt werden?“ SKAT wandte sich ihm direkt zu als er, im schulmeisterlichen Ton, seine Frage beantwortete. „Nein die Größe der Türme konnte genau erfasst werden, da sie sich innerhalb des Sperrfeldes befinden. Jeder Turm ist 3233 Meter 12 Zentimeter und 4,9 Millimeter hoch. Die Türme haben an der breitesten Stelle einen Durchmesser von 200 Metern und 6,8 Millimetern. Die Unterseite der Türme befindet sich zehn Kilometer über der mittleren Meereshöhe. Die Entfernung zwischen den einzelnen Türmen beträgt 1500 Kilometer. Anhand der ausgewerteten Daten, bilden die Türme ein regelmäßiges Netz über der gesamten Planetenoberfläche, ausgehend von den Ortungsdaten der Phalanx. Geortet wurden beim durchstoß der ersten Drohne fünf Türme und beim Durchstoß der zweiten Drohne Sieben. Aufgrund der ermittelten Daten lässt sich daher auf ein Planetenumfassendes System von Türmen und Satelliten schließen.“ Ein verblüfftes: „Aha.“ War alles was Stein darauf erwidern konnte. SKAT drehte sich wieder so, dass er alle Anwesenden anschauen konnte und fuhr mit seinem Vortrag fort. „Die Türme können von den Drohnen lediglich optisch erfasst werden, jeglicher aktiver Ortungsversuch dagegen schlägt fehl, die Satelliten sind, anders als die Türme, auch optisch nicht zu erfassen. Nur wenn sie ihre Waffen einsetzen, können sie, auf optischem Weg, kurz erfasst werden. Mein Vorschlag wäre eine weitere Drohne zu einem der Türme zu schicken, um dort direkt vor Ort, genauere Messungen vorzunehmen. Einen Versuch den Sperrschirm mit dem Schiff zu durchbrechen halte ich, solange wir kein belastbares Datenmaterial über die Reichweite und die genaue Stärke der Waffen haben, für zu gefährlich. Ich wäre dann erst einmal durch mit meiner Interpretation der Daten. Sobald die ZI der Ewigkeitsstadt wieder zur Verfügung steht empfehle ich eine nochmalige Auswertung der Daten durch die ZI.“ Beendete SKAT seinen Bericht, um dann etwas später zu fragen: „Habt ihr für Vorschläge dazu?“ Was Stein daran denken ließ, das die KI keinesfalls an einem mangelnden Selbstbewusstsein litt. Ein kurzer fragender Blick zu Aura und Bitrok, beide schüttelten leicht den Kopf. Ein kurzes Räuspern dann erwiderte Stein: „Nein, ich denke wir sehen uns noch die Türme an und kehren dann zur Basis zurück. Da werden sie sicher schon auf uns warten.“ Zwei sich schnell entfernende Blasenspuren zeigten an das Bitrok oder SKAT keine Zeit verschwenden wollten und zwei weitere Drohnen auf die Reise geschickt hatten. Gleichzeitig setzte sich auch der Rochen in Bewegung und glitt in langsamer Fahrt in Richtung des nächsten Turmes. Zwei Bildflächen erschienen jeweils vor Stein und Aura die das Abbildeten was die Drohnen vor sich sehen konnten. Jede Drohne steuerte einen anderen Turm an. Immer größer wurden die Türme auf den Schirmen, bis sie diese komplett auszufüllen schienen. Dann auf einmal war nur noch die Meeresoberfläche auf den Bildschirmen zu sehen, dafür zeigte ein kleiner Ausschnitt die jeweilige Sicht nach hinten. In dem Augenblick als die vordere Kamera da Bild des Turmes verloren hatte war das Bild auf dem Ausschnitt aufgetaucht das die hintere Kamera zeigte. Nur das die Wand jetzt wieder kleiner wurde. Wenige Augenblicke später meldete sich SKAT: „Die Drohnen haben gerade einen Sprung durchgeführt. Die Entfernung zum Turm betrug vor und nach dem Sprung etwa 400 Meter zu dessen Außenwand. Ich lasse die Drohnen jetzt wenden und dann erneut anfliegen.“ Auf den Bildschirmen war zu sehen das beide Drohnen kurz stoppten, sich um 180 Grad drehten um dann langsam erneut auf die Türme zuzufliegen. Mit genau dem selben Ergebnis. Nur das SKAT die Drohnen direkt nach dem Sprung gestoppt hatte um Messungen durchzuführen. „Und? Wie sieht es aus?“ Fragte Stein, der sich mit der rechten Hand am Hinterkopf kratzte, in Richtung SKAT. „Nichts.“ Kam prompt die Antwort. „Wie nichts? Irgendwas muss doch da sein, zumindest sollte sich etwas messen lassen, wenn die Drohne versetzt wird.“ Diesmal klang Stein leicht verärgert. SKAT schien ratlos mit den Schultern zu zucken, was Stein langsam daran zweifeln ließ das SKAT ein rein künstliches Konstrukt war. „Es gibt nichts was die Sensoren ansprechen lässt, nirgends auch nur der kleinste Ausschlag. Ich bin da genauso ratlos wie ihr.“ Kam es, irgendwie verlegen klingend, von SKAT zurück. Nach vielen weiteren Versuchen doch noch irgendwie zu dem Turm vorzudringen Meinte Stein dann resignierend: „Wir haben es jetzt aus allen möglichen Richtungen probiert. Zuletzt mit fünf Drohnen aus verschiedenen Richtungen gleichzeitig, immer mit demselben Ergebnis, dass die Drohne auf genau 400 Meter an den Turm herankommt um dann 400 Meter weiter in Flugrichtung hinter den Turm versetzt zu werden.“ „Sammeln wir unsere Drohnen ein und ab nach Hause.“ Antwortete Bitrok schulterzuckend. „Hmm.“ Meldete sich daraufhin Aura zu Wort. „Wir haben aber keinen Hangar der groß genug ist um das Schiff darin unterzubringen. Die Halle unter der Basis wäre zwar groß genug, dafür sind die Schleusentore zu klein.“ Woraufhin Bitrok erwiderte: „Dann parken wir das Schiff einfach auf der Klippe über der Basis und versetzen es in den Tarnmodus, damit ist es weder zu sehen noch zu orten.“

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  • Langsam war der Rochen aufgetaucht und schwebte jetzt wenige Meter über der Wasseroberfläche. Nach und nach trafen die letzten Drohnen ein. Ohne, dass sich eine Öffnung zum Einfliegen auftat, schienen diese einfach von der Oberfläche des Schiffes aufgesaugt zu werden. Nachdem die letzte Drohne verschwunden war begann der Rochen langsam zu steigen, gleichzeitig schien die schwarze Außenhaut des Schiffes sich in einen dunklen Nebel zu verwandeln der sich immer schneller aufzulösen schien. Eine halbe Sekunde später war der Himmel wieder leer, nichts ließ darauf schließen, dass sich bis eben, hier noch ein über dreihundert Meter langer und fast vierhundert Meter breiter Rochen über dem Meer aufgehalten hatte. In der Zentrale des Rochens informierte SKAT die Anderen gerade darüber das sich mehrere Schiffe ihrer Position näherten. „Haben die uns gesehen?“ Fragte Stein gleich alarmiert. „Nein. Die Schiffe halten Kurs auf den Hafen beim Flussdelta.“ Gab SKAT zurück, gleichzeitig leuchtete vor ihren Füßen eine schwach gewölbte Kuppel auf, die einen Bereich der Planetenoberfläche abbildete. Am linken Rand war die Küste mit dem Flussdelta deutlich zu erkennen, ein kleiner blau blinkender Kreis bildete ihre Position auf der Karte ab. Ein roter Balken kam von rechts, und wurde kurz vor dem blauen blinkenden Kreis zu einer roten gestrichelten Linie die wie ein Lauflicht auf das Flussdelta zulief. Wieder verließ eine Drohne das Schiff und nahm Kurs auf den sich nähernden Verband. „So wie es aussieht haben wir hier fünf Frachtschiffe und zwei bewaffnete Begleitschiffe.“ Meldete sich SKAT zu Wort. Gleichzeitig vergrößerte sich der Bereich, auf dem Kuppelschirm, an dem der rote Balken in die gestrichelte Linie überging sprunghaft, während der Balken und die Linie verblassten. Dort waren jetzt sieben Schiffe förmlich ins Bild gesprungen. In einer Dreiecksformation glitten die Schiffe über die glatte Oberfläche des Meeres. Angeführt von einem gewaltigen Doppel rumpfigen Schaufelraddampfer mit jeweils zwei riesigen Schaufelrädern auf jeder Seite bewegte sich die Formation unterteilt in drei Reihen, erst der Katamaran, dann zwei und dahinter nochmals vier Schiffen auf den fernen Hafen zu. Die Letzte Reihe der Formation wurde von zwei Frachtern und jeweils einem flankierenden Kriegsschiff rechts und links gebildet. Während die Frachtschiffe alle einen Schaufelradantrieb hatten, fuhren die Kriegsschiffe schon mit Schraubenantrieb. Es waren technische Monster die sich dort langsam auf die noch gut tausend Meilen entfernte Küste zubewegten. Das Führungsschiff hatte eine Länge von dreihundert Metern und mit seinen zwei Rümpfen eine Breite von fast einhundert. Die vier Frachtschiffe hinter diesem Ungetüm erreichten immerhin noch zweihundertfünfzig Meter Länge bei einer Breite von gut vierzig Metern. In etwa die gleichen Maße besaßen die zwei Kriegsschiffe, nur, dass diese statt Fracht, jeweils vorn und achtern, zwei große Drehtürme, bestückt mit je drei Geschützen, trugen. Die Drohne hatte den Verband mehrmals umkreist und mit allen ihr zur Verfügung stehender Ortungstechnik durchleuchtet, mit teilweise verblüffenden Ergebnissen. Das Führungsschiff besaß, wie auch die vier kleineren Frachter einen Elektroantrieb. Große E-Motoren bewegten die Schaufelräder. Erzeugt wurde der Strom von vier, recht leistungsfähigen, Turbinen. Alle Frachtschiffe waren mit mehreren Geschützen mittleren Kalibers, mehr als gut bewaffnet. Die Fracht des Katamarans bestand zum größten Teil aus Maschinen für den Bergbau und aus acht, der riesigen silbernen, Lokomotiven. Die vier anderen Frachter hatten alles an Bord um eine Verhüttungsanlage sowie ein größeres Walzwerk zu errichten. Dazu kamen noch diverse Frachtstücke die irgendwelche technische Konstrukte zu sein schienen aber nicht eindeutig zugeordnet werden konnten. Für Stein sah es so aus als wollten die Eroberer sich in den eroberten Gebieten festsetzen und die vorhandenen Ressourcen ausbeuten. Die vorhandene Bevölkerung hatten sie ja offensichtlich schon unterworfen. Warum wurde der Verband dann aber von zwei schwer bewaffneten Kriegsschiffen begleitet? Die Frachter selbst waren ja nicht gerade wehrlos. Ebenso die Züge, die auf der kürzlich entdeckten Bahnstrecke verkehrten. Irgendwie fehlten noch einige wichtige Teile in diesem Puzzle. „Wir sollten zusehen das wir nach Hause kommen. Ich habe da so ein ungutes Gefühl in der Magengegend.“ Meinte Stein dann, nachdem er nochmal die Ortungsergebnisse der Drohne durchgegangen war. „Irgendwie erscheint mir die Besatzung der Frachter reichlich groß. Auch wenn die Schiffe einen Schaufelradantrieb haben sind fast 1200 Mann auf jedem Frachter. Das sind einfach zu viele. Ich denke auf den Schiffen sind Soldaten untergebracht. Die Scans der Quartiere weisen darauf hin.“ Bitrok nickte zur Bestätigung kurz in seine Richtung. Der blaue Kreis begann sich immer schneller werdend auf die Küste zuzubewegen, beziehungsweise die Küste bewegte sich auf den Kreis zu, der nach wie vor in der Mitte des Kuppelschirms vor sich hin blinkte. Auf der Darstellung des Kuppelbildschirmes konnten sie jetzt erkennen das sich zwischen der Heimatbasis und dem Flussdelta mit dem Hafen eine große Halbinsel weit ins Meer erstreckte. Es dauerte keine halbe Stunde und der Rochen schwebte, von seinem Ankerfeld gehalten, direkt über der Basis. Hätte jemand auf der Klippe gestanden hätte er seltsames sehen können. Wie als wenn Stein Aura und Bitrok durch eine Unsichtbare Tür gegangen wären, was ja auch so ziemlich den Tatsachen entsprach, standen die drei auf der Klippe und warteten darauf das sich der Zentrallift für sie öffnen würde. Wenig später, entließ eben dieser Lift die drei in die Zentrale der Basis.


    Am nächsten Morgen gab es im Gemeinschaftsraum ein großes Hallo. Da die Rückkehrer erst spät nachts die Basis erreichten, hatten die Zurückgebliebenen nichts davon mitbekommen. Millinea und Jixjix waren die ersten die morgens in den Gemeinschaftsraum stürmten um sich schnell mit Essbarem und einigen Flaschen Fruchtsaft zu versorgen um dann gleich wieder, laut schnatternd und lachend, in den Tiefen der Basis zu verschwinden um dort aufregende Abenteuer zu erleben. Aura und Stein, die gerade im Begriff waren den Raum zu betreten wurden von den beiden fast umgerannt, ein kurzes guten Morgen von Millinea und ein Hicksen von Jixjix, dann waren die beiden schon um die nächste Ecke verschwunden. Stein schaute zu Aura, die den beiden immer noch kopfschüttelnd nachschaute und meinte dann lachend: „Mir scheint, dass unsere letzte Expedition wesentlich ungefährlicher war, als hier morgens unverletzt zum frühstücken zu gehen.“ „Oh, ihr seid wieder zurück von eurer Expedition?“ Stein drehte sich um, und sah Alana die gerade aus der Küche kam, wo sie zuvor Millinea und Jixjix mit Proviant für den Tag versorgt hatte. „Seit heute Nacht. Jetzt erst mal Frühstücken, dann erzählen wir euch alles.“ Stein schaute grinsend in die Richtung, in der gerade Millinea und Jixjix verschwunden waren. „Ich würde sagen, die beiden sind wohl versorgt und werden nicht so bald wieder hier sein.“ Worauf Alana, genauso breit grinsend, erwiderte: „Die KI lässt sie immer neue Abenteuer erleben. Bisher ist ihnen noch nie langweilig dabei geworden immer wieder die gleichen Räume zu erkunden. Die beiden werden jeden Abend, wenn es dunkel wird, von der KI zurückgeleitet. Sonst kämen die beiden nur um was zu Essen und zu trinken zu holen.“ Mittlerweile war auch Andarax im Gemeinschaftsraum angelangt. Langsam gingen sie zusammen zum großen Tisch in der Mitte des Raumes. Nachdem alle Platz genommen hatten räusperte sich Stein um die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. „Nicht das ihr euch gleich wundert wen wir da noch mitgebracht haben. Bitrok hat da wo wir waren alle seine Fähigkeiten zurückerlangt. Er kann, so wie ich ihn verstanden habe, jede beliebige Gestalt annehmen. Da er in seiner alten Form nicht ganz zu uns passt hat er eine besser zu uns passende Form angenommen. Also nicht erschrecken. Er ist vor dem Frühstück noch in die Zentrale gegangen um die Daten der letzten Tage auszuwerten. Er müsste gleich zu uns stoßen.“


    Später nachdem dann alle gefrühstückt hatten berichteten Stein und Aura über ihren Ausflug, Bitrok erklärte im Anschluss wie und warum die Ewigkeitsstadt überhaupt gebaut wurde. Anschließend berichtete er in zusammengefaster Form über die Daten, die von den Drohnen während ihrer Abwesenheit gesammelt worden waren. Bisher hatte es nichts Neues mehr gegeben. Die Bahnlinie zum Hafen machte schnelle Fortschritte und würde schneller als erwartet fertiggestellt werden. Ein zweiter Arbeitstrupp hatte begonnen vom Hafen einen Schienenstrang in Richtung Stadt voranzutreiben. In wenigen Tagen würden die Baustellen sich treffen und die Schienenverbindung zwischen Stadt und Hafen vollenden. Eine der Drohnen über dem Bahnhof schickte Bilder von einem fast zerstörten Zug der sich aus Richtung der Berge in den Bahnhof gerettet hatte. Später waren dann zwei Züge mit schwerer Bewaffnung und einer großen Anzahl von Soldaten in Richtung Berge aufgebrochen. Gleichzeitig hatten Arbeiter begonnen, weit hinter den letzten Lagern, quer zum Tal, Befestigungen zu bauen. Die Streifentätigkeit hatte sich in den letzten Tagen vervielfacht. Die KI rechnete mit über 96 Prozent mit einem Angriff aus Richtung des Gebirges. Positiv war zu vermerken das die Zwangsarbeiter, auch wenn sie jetzt für Befestigungsarbeiten eingesetzt wurden, immer noch sehr menschlich behandelt wurden. Die Arbeiter wurden ausschließlich in der Stadt und in den Industrieanlagen eingesetzt. Die Schanzarbeiten im hinteren Tal wurden ausschließlich von Pioniereinheiten erledigt. Die KI schloss anhand der momentan vorliegenden Daten auf mindestens einen Angreifer. Weiter ergab die Auswertung, dass alle Gruppen in etwa den gleichen technischen Standard besaßen. Allerdings wies die KI auf eine weitere Gruppierung hin, offensichtlich auf Sklaven wie die Dörfler jagt machte. Mit 83,4 Prozent lag die technische Ausstattung diese Gruppe weit unter der, der Anderen Gruppen. Als erste Maßnahme empfahl die KI eine Ausweitung der Beobachtungstätigkeit. Bitrok hatte daraufhin SKAT angewiesen die Drohnen der Ortungsphalanx aufzurüsten. SKAT hatte daraufhin die Drohnen mit hochwertigen Antiortungssystemen und stärkere Energieerzeuger versehen lassen, dazu kamen diverse aktive sowie passive Sensoren. Im Falle eines Falles, konnten die Drohnen zusätzlich einen starken Schutzschirm aufbauen und sich auch wenn es sein musste aktiv wehren. Laut SKAT sollten die Drohnen bis zum Nachmittag auf ihren Positionen sein und sofort die Ortungstätigkeit aufnehmen. Später nachdem die Besprechung zu Ende gegangen war hatte Stein Aura und Bitrok gebeten für Millinea und Jixjix jeweils einen Begleiter zu schaffen der für ihre Sicherheit sorgen sollte. Aura übernahm dabei den Part des Designers und Bitrok lieferte die Technik. Gegen Abend dann Hatten Millinea und Jixjix dann zwei neue Spielgefährten. Jixjix bekam eine kleine Echse, die wie sein Zwillingsbruder, allerdings dabei wie aus Quecksilber, aussah. Millinea bekam so etwas wie einen kleinen Affen, der ebenso aus Quecksilber bestehen zu schien. Dass die beiden neuen Spielgefährten nicht nur waren einfaches Spielzeug darstellten war auf den ersten Blick nicht zu bemerken. Die beiden Bots bewegten sich ein wenig unbeholfen und eckig. Verwunderlich war dabei nur, egal wie schnell die Kinder rannten, ihr Spielzeugbot hielt immer Schritt mit den beiden. Bitrok hatte Stein versichert, das weder Millinea noch Jixjix etwas gefährlich werden konnte solange die Bots bei ihnen waren. Und das waren sie immer, zu mindestens ein kleiner Teil der Nanos aus denen die Bots bestanden, klebte irgendwo an ihnen. Die beiden Bots, waren jeder für sich, in der Lage ihren Spielgefährten vor jeder denkbaren Gefahr zu schützen und massiv zu verteidigen. Trotzdem wirkten sie wie hochentwickeltes Spielzeug. Aura hatte, aus einer Laune heraus, den kleinen Affen Shane und die Echse Gooseman getauft. Millinea und Jixjix hatten, so wie kleine Kinder und ebenso wohl auch kleine Drahn, eben sind, erstmal riesige Augen gemacht, dann hatte jeder seinen Bott zu sich gerufen und waren kommentarlos durch die Tür in den Weiten der Basis verschwunden. Nur Jixjix Schluckauf zeigte wie aufgeregt er war. Still vor sich hinlächelnd waren die Erwachsenen dann wieder in die Zentrale zurückgekehrt. Die erste Datenauswertung der Ortungsdrohnen stand an.

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  • Nachdem sie die Bots an die Kinderübergeben hatten, oder wie Stein im Geist vermerkte, wohl doch eher die Kinder den Bots übergeben, kehrten alle in die Zentrale zurück. Jetzt war deutlich zu erkennen das bei der technischen Einrichtung der Zentrale, Bitrok die Finger oder was auch immer, im Spiel hatte. Stein hatte für einen kurzen Augenblick das Gefühl die Zentrale im Rochenschiff zu betreten.


    Wer bekriegt hier wen?


    Die Aussicht aus 750 Kilometer Höhe auf den Planeten war Atemberaubend. Zum ersten Mal, konnten sie sehen das sich die Basis auf einem von großen Meeren umschlossenen Kontinent befand. Ein kleiner blau blinkender Ring kennzeichnete den Standort der Basis an der Küste des Kontinents. Diese schob sich als riesige Halbinsel weit ins Meer hinein, durch ein großes Faltengebirge vom Rest des Kontinents getrennt. Wie ein gigantischer steinerner Riegel trennte das Gebirge die Halbinsel, mit ihrer Breite von etwas über 2000 Kilometern, vom restlichen Kontinent ab. Von oben sah die Halbinsel wie ein gewaltiges, verformtes Y aus, dessen einer Y-Balken zu kurz, zu dick und am oberen Ende ausgefranzt war, während der andere schmaler und länger war und sich in einem Bogen dem Ausgefranzten Ende des anderen zuneigte. Etwa in der Mitte der Rundung blinkte der blaue Kreis, der den Standort der Basis markierte. Der Hafen befand sich auf dem anderen Balken innen, fast auf Höhe des Schnittpunktes der beiden ungleichen Balken. Von dort aus waren es dann noch etwa 1000 Kilometer bis zudem Taleinschnitt mit der Stadt. Fast die gesamte Halbinsel lag unter einem grünen Urwald versteckt aus dem hier und da einige steile Bergformationen und Hochplateaus herausragten. Von den Bergen des Sperrriegels schnitten mehrere große Flüsse durch das Grün des Urwalds große Flüsse. Es gab einige größere Seen die mitten im Urwald lagen. Auch wenn die Basis außen am schmaleren Balken lag, hatte dieser immer noch eine durchschnittliche Breite von 800 Kilometern. Der andere Balken hatte etwa die doppelte Breite, war dafür aber auch nur etwa halb so lang.


    Zwei rot blinkende Kreise markierten jeweils den Hafen und die Stadt am Fuß des Gebirges. Direkt über dem Gebirge schwebte einer der großen Türme, wie die anderen war auch dieser nur durch die optisch erfassbar. Unter dem Turm schien sich ein runder Talkessel, oder besser Krater zu befinden. Zwei rote Linien, eine von der Stadt, sowie eine vom Hafen ausgehend kennzeichneten die in Bau befindlichen Bahntrassen, der kurze rot gestrichelte Abschnitt dazwischen zeigte das die Trasse bald vollendet sein würde. Laut der von der KI eingeblendeten Zahlen, in neun Tagen. Das Tal, an dessen vorderen Rand sich die Stadt befand spaltete das Gebirge an der Stelle, wie Axthieb auf gut zwei Drittel seiner Breite. Die von der Stadt ausgehende Bahnlinie führte bis an das Ende des Tales heran und verschwand dann, in dem, das Tal begrenzende, steil aufragenden Felsmassiv. Auf der anderen Seite des Gebirges kam sie dann nach fast 400 Kilometern wieder zum Vorschein um dann nach weiteren 700 Kilometer in einer großen Stadt einen großen Bahnhof zu erreichen. Momentan allerdings verkehrten keine Züge auf der Bahntrasse. Nach der Ursache brauchte man nicht lange zu suchen. Auch aus der Position der Drohne waren die brennenden und zerstörten Viertel der Vorstadt zu erkennen. Immer wieder blitzten Explosionen in den Trümmerfeldern auf. Alleine das die Explosionen so deutlich von der Drohne aus zu sehen waren ließ auf massive Kaliber schließen, die hier eingesetzt wurden. Allerdings schien die Stadt gut verteidigt zu werden, denn weiter als bis zu den Vorstädten reichte die Zerstörung nicht. Von hier oben waren auch ständig die Mündungsblitze der schweren Artillerie zu sehen mit der die Stadt verteidigt wurde. Dort wo die Granaten einschlugen wurde der Boden metertief umgegraben. Laut KI hatten beide Parteien offensichtlich gleichwertige Technik zur Verfügung, so dass sich eine Pattsituation ergab. Die Stadt lag, strategisch günstig, auf einer Erhebung, inmitten einer riesigen Ebene, so das, vorausgesetzt beide Parteien über die gleiche Reichweite bei den Geschützen verfügten, die Verteidiger der Stadt einen kleinen Reichweitenvorteil hatten.


    Vorausgesetzt das die Bewohner der angegriffenen Stadt und die Besatzung des Schiffkonvois zur selben Gruppierung gehörten, sah dort ein wenig anders aus. Kurz nachdem der Rochen den Konvoi überflogen hatte waren am Horizont mehrere große Kriegsschiffe aufgetaucht, die einen Abfangkurs eingeschlagen hatten. Bevor diese Schiffe aber überhaupt das Feuer eröffnen konnten hatten die zwei Geleitschiffe ihrerseits das Feuer eröffnet. Lag deren erste Salve zu kurz und hatte lediglich für Wasserfontänen gesorgt, lagen die nächsten genau im Ziel. Von den acht angreifenden Schiffen wurden zwei voll von den Breitseiten getroffen. Von jeweils zwölf Schüssen lagen dabei neun voll im Ziel. Die nächste Salve besiegelte dann das Schicksal beider Schiffe. Die sechs anderen Schiffe eröffneten daraufhin ihrerseits das Feuer, lagen aber auch nach einer zweiten Salve wesentlich zu kurz. Die dritte und letzte Salve feuerten dann nur noch drei der Schiffe, um dann auf einen Fluchtkurs zu schwenken, woraufhin die Geleitschiffe den Konvoi verließen um den Angreifern nachzusetzen. Lediglich einem der Angreifer gelang schwer beschädigt die Flucht, als die Geleitschiffe die Verfolgung abbrachen, um wieder zum Konvoi zurückzukehren. Bei ihrer Rückkehr stoppten sie mehrfach ihre Fahrt, um die wenigen Überlebenden, der versenkten Schiffe, aus dem Wasser zu fischen. Aufgrund ihrer wesentlich höheren Geschwindigkeit war es für sie ein Leichtes den Konvoi einzuholen, der währenddessen stur weiter seinen Kurs verfolgt hatte. Jetzt wurde auch klar, warum so viele Menschen auf dem Konvoi mitfuhren. Auch der Bau der Bahnlinie und des Hafens ergab jetzt einen neuen Sinn. Aufgrund der hohen Waffentechnischen Überlegenheit schloss die KI mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine weitere Gruppierung, so das aus drei jetzt vier Parteien wurden.


    Die hochfliegenden Ortungsdrohnen konnten die Standorte weiterer Dörfer ausmachen. Zwei größere überwucherte Ruinenfelder konnten ausgemacht werden. Eines, wie von Bitrok erwähnt ganz in der Nähe der Basis, das andere wenige Kilometer oberhalb der Stelle an der sich die Balken des Ypsilons trafen. Ebenso hatten sie mehrere Lager der Sklavenjäger aufgespürt. Die KI hatte daraufhin weitere getarnte Aufklärer ausgeschickt um festzustellen ob und in welchen der Dörfer sich noch Bewohner aufhielten und außerdem, um gezielt nach Lagern der Sklavenjäger zu suchen.


    Nach der Auswertung aller Daten fanden sich dann alle im großen Gemeinschaftsraum zusammen um das weitere Vorgehen beim Abendessen zu besprechen. Stein machte dabei den Anfang. „Wir sind jetzt wesentlich besser ausgerüstet als noch vor einer Woche, allerdings nutzt uns das nicht allzu viel, da wir aus den Daten der Ortungsdrohnen nur entnehmen können das es mehrere Fraktionen zu geben scheint, von denen sich mehrere bekämpfen. Ich denke wir machen es so wie die KI es vorgeschlagen hat. Bitrok kümmert sich um die Stadt an den Bergen und die Große Stadt in der Ebene. Aufgrund seiner Fähigkeiten ist ein Einsickern in die unterschiedlichen Fraktionen für ihn äh …, Stockte Stein mitten im Satz als Bitrok damit begann, schnell hintereinander verschiedene Charaktere aus den unterschiedlichen Fraktionen anzunehmen. Als Stein im Satz stockte, zuckte Bitrok zusammen um dann die Hände hinter dem Rücken verschränkt sorgfältig Stiefelspitzen zu mustern um vielleicht dort eventuelle Verunreinigungen zu finden. Schlagartig war die bis dahin düstere Stimmung aller Anwesenden damit Vergangenheit. Stein musterte Bitrok daraufhin noch einmal kurz bevor er weitersprach. „Wie schon angesprochen und auch vorgeführt eignet sich Bitrok am besten für diese Aufgabe. Andarax und ich, wir werden uns die Dörfer und die Sklavenjäger vornehmen uns schauen das wir der Sklavenjagt ein Ende setzen. Aura wird versuchen mit Hilfe der Drohnen mehr über diese Welt zu erfahren und nach weiteren Völkern, Gruppen oder Ähnlichem suchen. Alana Kümmert sich um unsere zwei Rabauken und bereitet Quartiere für eventuelle Flüchtlinge vor, die wir hierher in Sicherheit bringen. Das wäre es soweit. Habt ihr noch Fragen?“ Allgemeines Kopfschütteln. „Gut, dann lasst uns erst mal schlafen gehen und morgen kümmern wir uns um die notwendige Ausrüstung.“

    Die Feder ist mächtiger als das Schwert.

    Vor allem dann wenn sie im Verschluss eines Maschinengewehrs sitzt.



  • Waren Stein und Andarax schon in der Nacht, in Richtung der neuentdeckten Dörfer aufgebrochen, hatte Bitrok am nächsten Morgen das Rochenschiff aufgesucht um mit SKAT zusammen, das weitere Vorgehen zu planen. Momentan befand der Rochen sich im Anflug auf die Stadt am Fuß des großen Gebirges. Die Bildflächen zeigten Szenen aus verschiedenen Teilen der Stadt. Die Betriebsamkeit hatte zugenommen, vor allem am Bahnhof und im Industriegebiet wurde gearbeitet. Immer wieder fuhren, mit Arbeitern und Nachschubmaterial für den Gleisbau besetzte, Züge in Richtung Hafenstadt. Leere Züge kamen zurück um erneut mit Gleisbaumaterial beladen zu werden. Am Hafen, stand die Ankunft des Konvois kurz bevor. Nach dem versuchten Überfall, hatten die Schiffe ihre Fahrtstufe offensichtlich auf Maximum heraufgesetzt und waren jetzt, vom Hafen aus bereits gut auszumachen. Seit der ersten Sichtung hatte sich der Hafen immer mehr belebt, große Züge mit leeren Wagons waren auf den Hafen Kais, hinter den großen Kränen, in Wartestellung gegangen. In der Nacht zuvor, hatten mehrere Bautrupps gleichzeitig, an vielen Stellen begonnen die Schneise für die Trasse zur Stadt in den Urwald zu schlagen und dann dort gleich mit dem Bau des Bahndamms zu beginnen. SKAT hatte berechnet, dass der Bahndamm innerhalb des nächsten Tages soweit vollendet werden könnte, dass erste Züge vom Hafen zur Stadt fahren konnten. Die Breite des Aufgeschütteten Dammes ließ erahnen, dass die Strecke später auf mindestens zwei Gleise ausgebaut werden sollte. Die Beschleunigung des Dammbaus ließ darauf schließen, dass die Soldaten und Güter an Bord des Konvois, so schnell wie möglich zur Stadt weitertransportiert werden sollten.


    Währenddessen hatte eine kleine, als unscheinbares Insekt getarnte Drohne, das militärische Hauptquartier erreicht. Im großen Besprechungsraum waren Kommandant und Stab gerade dabei die, wohl momentan nicht so glückliche, Lage zu besprechen. Alle Anwesenden waren aufs äußerste nervös und angespannt. So war es dann auch nicht verwunderlich, dass der Kommandant einen lästerlichen Fluch ausstieß, als er das, in seiner rechten Hand, betrachtete was von dem Insekt übrig war, dass ihn gerade in den Hals gestochen hatte. Achtlos wischte er die Reste mit einem Tuch ab und warf dieses dann, augenscheinlich angewidert in einen Abfallbehälter. Sich die heftig juckende Einstichstelle kratzend, fuhr er mit der Lagebesprechung fort. So entging ihm, dass aus dem Abfalleimer, das gerade von ihm entsorgte Insekt herauskrabbelte seine Flügel kurz testete und dann Richtung Fenster davonbrummte. Am nächsten Tag würde, der zur Reinigung des Raumes eingeteilte Soldat sich kurz über das Loch in der Fensterscheibe wundern, bevor er eine Meldung über eine kaputte Fensterscheibe an die dafür vorgesehene Stelle weiterleitete, um dann mit der Reinigung des Raumes fortzufahren Er würde auch nicht erfahren, dass es zu diesem Zeitpunkt zwei Kommandeure gab die ihm Befehle erteilen konnten. Wie auch, schwebte einer der Kommandeure doch viele Kilometer über ihm in einem getarnten Schiff, das aussah wie ein, ins gigantische vergrößerter Rochen. Der andere lag im Quartier des Kommandeurs, mit hinter dem Nacken gefalteten Händen, auf dessen Bett und starrte die Decke an.


    Bitrok fand, dass das Bett überraschend weich war. Erstaunlich war es schon, bei dem was er über diesen Soldaten wusste, allerdings war das weiche Bett der einzige Luxus den der Kommandeur sich leistete. Bitrok fragte sich kurz was der Kommandeur wohl empfinden würde, wenn er wüsste, dass er momentan, auf der Krankenstation des Rochenschiffes, in einem großen durchsichtigen Medikbehälter lag. Später würde er sich nicht an den Aufenthalt in dem Behälter erinnern. Er würde auch nicht merken das er ausgetauscht worden war, trotzdem würde er genau wissen, was der Kommandeur in der Zeit gedacht, gefühlt und getan hatte, die er in diesem Behälter verbracht hatte. Er würde sich vor allem daran erinnern wie er auf seinem Bett liegend, die Ereignisse der letzten Wochen, Monate und Jahre vor seinem geistigen Auge noch einmal passieren ließ.


    Die Lage in der sich der Kommandeur befand, war alles andere als angenehm. Diese Stadt und der Hafen waren die einzigen freien Gebiete. Auf der anderen Seite der Berge konnte sich, einzig die Hauptstadt noch, gegen den zahlenmäßig weit überlegenen Gegner behaupten. Seit einiger Zeit die Bahnlinie zur Hauptstadt nicht mehr sicher, nachdem es dem Feind gelungen war die Stadt fast völlig einzuschließen. Der letzte Versorgungszug, den sie letzte Woche zur Hauptstadt geschickt hatten, war schwer beschädigt zurückgekommen. Die Bahnlinie zum neuen Hafen dagegen, machte gute Fortschritte, allerdings musste der Ausbau beschleunigt werden, da der erwartete Konvoi schneller als gedacht eintreffen würde. Dann mussten die Soldaten und das dringend benötigte Material so schnell wie möglich hierher verbracht werden. Auf der anderen Seite der Berge machten die Ausbauarbeiten der Streckenbefestigung gute Fortschritte. Mehrere große Sperrforts waren am Tunnelausgang und entlang der Trasse errichtet worden. Allerdings fehlte es an Material und vor allem an ausgebildeten Soldaten um die Forts auch effektiv zu besetzen. Der Gegner hat es irgendwie geschafft, Sklavenjäger auf diese Seite der Berge zu bringen. Irgendwo am Fluss musste es eine geheime Anlegestelle geben, von der aus die Jäger ihren Fang verschifften. Der Bau der Bahn, hatte dann, ihre alte Route unterbrochen und vor einiger Zeit war dann einer der Materialzüge zufällig auf einen großen Trupp gestoßen, der seine Beute zum Fluss bringen wollte. Es hatte ein kurzes Scharmützel gegeben, bei dem viele Gefangene aus der Hand der Sklavenjäger befreit werden konnten, trotzdem wurden, zu viele, Gefangene dabei von den Sklavenjägern gezielt getötet. Ein Schwarm aufgescheuchter Killerinsekten hatte dann dafür gesorgt, dass die Sklavenjäger ihre Gefangenen einfach stehen ließen und in den nahen Wald flohen um ihr Leben zu retten. Der Besatzung des Zuges gelang es alle Überlebenden in den Zug zu verfrachten, ohne das es weitere Opfer durch die Insekten gab. Aber die aggressiven Insekten verhinderten eine Bergung der Toten, so dass diese zurückgelassen werden mussten. Seit diesem Zeitpunkt fuhren auf den Zügen schwer bewaffnete Einheiten mit, allerdings schienen die Sklavenjäger die Route jetzt zu meiden. Bisher hatte es keine weiteren Vorfälle gegeben. Die befreiten Menschen hatte man in die Stadt gebracht und dort versorgt. Da die Dörfer, aus denen sie kamen, zerstört worden waren, blieben einige im Stadtgebiet um sich dort anzusiedeln und zu arbeiten. Ein Großteil der Leute verstärkte die Baumannschaften auf der Gleistrasse in Richtung Hafen, später wenn die Bahn bis zum Hafen reichte würden die Familien nachkommen um sich dort niederzulassen. Seine Leute würden dafür sorgen, dass ihnen bis dahin nichts passierte.


    Der Hafen, ein wichtiges Projekt, wenn nicht sogar das wichtigste überhaupt. Vor einigen Jahren hatte man diplomatische Beziehungen mit der Großen Nation auf dem Ostkontinent aufgenommen. Dann war ein Handelsabkommen vereinbart worden. Und jetzt hatte die Große Nation ihre Hilfe in dem Konflikt mit den Antarern angeboten. Ein Konvoi mit Soldaten und eine große Anlage zur Erzgewinnung und Verhüttung waren als erste Hilfslieferung vorgesehen. Damit konnten die Mienen endlich effizienter arbeiten und die Materialversorgung sicherstellen. Die Anlagen, die von der Großen Nation geliefert wurden waren um ein vielfaches effizienter als die vorhandenen eigenen Anlagen.


    Warum war es zum Krieg mit den Antarern gekommen? Darauf wusste der Kommandeur keine Antwort. Irgendwann hatte es einfach begonnen. Antarische Truppen hatten die Grenze überschritten und begonnen das Land zu erobern. Zahlenmäßig weit überlegen, waren sie wie eine Sturmflut über das Land geschwappt, hatten die wenigen großen Metropolen erst umschlossen und dann einfach überspült. Die letzte der Metropolen, die Hauptstadt, hatte bis heute Wiederstand geleistet. Strategisch günstig, auf einem Hochplateau gelegen, war, solange die Geschütze genug Munition hatten, eine Eroberung so gut wie nicht möglich. Es gab lediglich zwei natürliche Zugänge auf das Plateau, dass sich an der niedrigsten Stelle etwa dreißig und an der höchsten Stelle fast dreihundert Meter über die Ebene erhob. Auf der Ostseite verhinderte ein breiter Fluss den direkten Zugang zum Plateau auf der Westseite schwere verbunkerte Geschützstellungen. Die Ebene rund um das Plateau wurde größtenteils Landwirtschaftlich genutzt, so gab es auch keine Wälder, durch die der Gegner, ungesehen, bis nahe an die Stadt gelangen konnte. Solange die Vorräte reichen würden, solange wäre eine Eroberung unmöglich. Damit die Vorräte ausreichten war es unabdingbar, dass die Verbindung über die Bahnlinie offenblieb. Der letzte Versorgungszug musste umkehren, da der gegnerische Beschuss das Gleis beschädigt hatte. Von der Stadt aus war ein schwer gepanzerter Reparaturzug unterwegs, um das Gleis wieder instand zu setzen. Durch den Ausfall der vorderen Lock war der Versorgungszug gezwungen gewesen umzukehren, denn auch die zweite Lock hatte erhebliche Schäden durch den gegnerischen Beschuss davongetragen. Es war nicht sicher gewesen, dass sich die Hauptstadt erreichen ließ, so hatte der Zug dann die Rückfahrt angetreten. Morgen würde ein anderer Zug erneut den Versuch unternehmen die Hauptstadt zu erreichen. Vielleicht sollte er persönlich mitfahren um sich mit dem dortigen Befehlshaber über die weitere Vorgehensweise zu beraten. Sein Stellvertreter konnte bis zu seiner Rückkehr das Kommando übernehmen. Nebenbei konnte er dann auch gleich die neuen Sperrforts entlang der Bahnlinie inspizieren. Erstaunlich was sich alles in den letzten paar Jahren geschehen war. Irgendwann in den letzten zehn Jahren hatte eine Expedition die Tunnelröhre gefunden, ein kreisrundes, dreißig Meter durchmessendes, Loch in einer glatten senkrechten Wand. Entlang der Felswand erstreckte sich in beide Richtungen bis zum Horizont, eine bodenlose fast hundert Meter breite Spalte, fast so als hätte ein Riese das Gebirge von der Ebene weggedrückt, so dass sich dabei der Spalt auftat. Es hatte mehr als drei Jahre gedauert eine Brücke über die Schlucht zu schlagen um die große Tunnelröhre auf der anderen Seite zu erreichen. Die Röhre zog sich schnurgerade durch den Felsen bis sie in einer engen Schlucht, die den Anfang eines gewaltigen Tals bildete, endete. Das war aber noch nicht alles, die Wände der Röhre waren mit einem Material ausgekleidet das von keinem Werkzeug beschädigt werden konnte. Alle zurate gezogenen Wissenschaftler kamen zu dem Schluss, dass die Röhre keinen natürlichen Ursprung haben konnte. Man hatte dann nach einiger Zeit die Stadt am Ende des Tals entdeckt. Erst zögerlich, dann immer schneller entwickelte sich ein reger Handelsaustausch, der darin gipfelte das die Bahnlinie gebaut wurde. Von dieser Seite aus war es möglich das Gebirge zu erschließen um an die Erze und Mineralien zu gelangen. Die ersten Mienen entstanden. Etwa zur gleichen Zeit wurde das erste Handelsabkommen mit der Großen Nation abgeschlossen. Der erste provisorische Hafen am Flussdelta wurde gebaut. Da der Fluss nicht in ganzer Länge schiffbar war, wurde, der Bau der Bahnlinie beschlossen. Kurze Zeit später erfolgte der Einmarsch Antaras. Anfänglich konnte der Vormarsch der Antaraner aufgrund ihrer technischen Unterlegenheit aufgehalten werden. Ein Jahr lang hielt die Front stand, dann schafften die Antaraner es irgendwie den technischen Rückstand fast aufzuholen und die Front zu durchbrechen. Innerhalb des nächsten halben Jahres besetzten sie alle Gebiete bis zur Hauptstadt. Die einzige freie Verbindung war jetzt die Bahnlinie. In weiser Voraussicht hatte man die Bahnlinie mit aufwändigen Schutzanlagen versehen, so dass die Gleise zwar unter Beschuss genommen werden konnte, aber solange die Hauptstadt frei blieb, nicht besetzt werden konnte. Dann war der Verteidigungsrat auf die Idee gekommen, ihm das Kommando über die Streitkräfte zu geben. Als erste Maßnahme hatte er daraufhin hier auf der anderen Seite der Berge ein zweites Hauptquartier eingerichtet. Jetzt war er dabei die Industrieanlagen auszubauen, um die Versorgung, der Hauptstadt sicherzustellen. Sobald die neuen Anlagen ihre Produktion aufnahmen würde er und sein Stab wieder in die Hauptstadt zurückkehren.


    Bitrok stand auf. Über das Telefon auf dem Schreibtisch informierte er seinen Adjutanten, dass sie morgen beide mit dem Zug in die Hauptstadt fahren würden. Einen Einwand über mögliche Gefahren wischte er einfach zur Seite. Er hatte entschieden, als würde es auch so passieren. Nachdem er Weisung erteilt hatte alles für die morgige Fahrt vorzubereiten legte Bitrok sich, in dem Wissen das der richtige Kommandeur auch nicht anders gehandelt hätte, völlig entspannt wieder auf das Bett. Sein Adjutant konnte schließlich nicht wissen, dass sie die Hauptstadt völlig unversehrt erreichen würden und später dann genauso unversehrt wieder hierher zurückkehren würden. Nur, dass auf der Rückfahrt diesmal der echte Kommandeur im Abteil sitzen würde. Merken würde das allerdings niemand. Genau so wie damals, als er dem imperialen Schlachtschiffkommandanten befahl, eine neue Position über dem Regierungszentrum zu beziehen, würde es keinem Zweifel an der Person oder Kompetenz des Befehlenden geben.


    Gut dreißig Kilometer höher traf SKAT alle nötigen Vorbereitungen. Mehrere getarnte Drohnen würden den Zug direkt begleiten und sich dabei um etwaige Angreifer kümmern. SKAT würde mit dem Rochen auf der anderen Seite des Tunnels auf sie warten, um dann in wenigen Metern Höhe über dem Zug bis zur Hauptstadt fliegen.

    Die Feder ist mächtiger als das Schwert.

    Vor allem dann wenn sie im Verschluss eines Maschinengewehrs sitzt.



  • Stürmische Zeiten


    Noch lange vor dem Morgengrauen hatte sich SKAT bei Stein gemeldet. Nachdem die als Aufklärungssatelliten modifizierten Drohnen ihre Positionen erreichten, waren sie von SKAT und der Basis KI kalibriert worden, um dann ihre Überwachunstätigkeit aufzunehmen. Schneller als gedacht hatten die Sensoren die Ypsilon Halbinsel gescannt und dabei mehrere bewohnte Siedlungen ausgemacht. Diese neuen Siedlungen lagen alle in der Nähe der Westküste und waren bisher von den Sklavenjägern unbehelligt geblieben. Bisher, denn laut Sensoren bewegten sich mehrere Gruppen, unterschiedlich schnell, aus Richtung Osten auf die Siedlungen zu. Der eigentliche Grund, warum SKAT sich mitten in der Nacht bei Stein meldete war aber eine extrem große Unwetterfront die sich von See her auf das neuentdeckte Siedlungsgebiet zubewegte. SKAT hatte die Befürchtung das die von dieser Front ausgehenden Störungen die Beobachtungssensoren stören würden. Da SKAT morgens zusammen mit Bitrok in den Einsatz gehen würde mussten sie sofort aufbrechen. Stein weckte Andarax, brachte ihn auf den neuesten Stand und beide begaben sich sofort an Bord des Rochens. SKAT hatte derweil die Replikatoren des Schiffes beauftragt für beide eine entsprechende Ausrüstung herzustellen. Wenige Minuten nachdem die Beiden an Bord waren nahm der Rochen Fahrt auf, noch im Steigflug durchbrach das Schiff die Schallmauer. Da sich die Siedlungen am westlichen Rand des Sperrgebirges fast an der Küste befanden hatten sie fast 800 Kilometer zurückzulegen. Für den Rochen war es nicht mehr als ein kleiner Ausflug, schwieriger gestaltete sich dann die Suche nach einem geeigneten Landeplatz in der Nähe der Siedlungen und trotzdem so gelegen, dass sie vor einer zufälligen Entdeckung sicher waren. Gut drei Stunden nach dem überhasteten Aufbruch war auch das erledigt. Ein kleines Hochplateau ragte wie ein großes verzerrtes Trapez aus dem Gebirge in die Ebene hinaus, laut SKAT waren die Flanken des Plateaus so steil und zerklüftet das ein Besteigen ohne entsprechende Ausrüstung unmöglich sein sollte. Auf dem Plateau hatte sich ein großer See gebildet, gespeist aus mehreren kleinen Bächen die aus dem Gebirge kamen. Aus dem See entsprang ein kleinerer Fluss, der nach wenigen hundert Metern als Wasserfall über den Rand des Plateaus nach unten verschwand. An diesem Fluss, nur wenige Meter vom Wasserfall entfernt hatte SKAT inmitten einiger größerer Felsansammlungen eine, wie er es nannte, Expeditionskuppel erreichtet. Von außen sah man auf eine große Ansammlung von Steinen, so wie sie sich überall auf dem Plateau finden ließen. Von innen gab es ein großzügiger Aufenthaltsraum, die technische Zentrale, mehrere Lagerräume und neben zwei Quartieren auch noch einige unbenutzte Räume. Da sich alle Innenräume nach den Außenwänden richteten gab es, außer dem Kuppelförmigen Zentralraum, keinen einzigen Raum mit regelmäßigen oder auch nur geraden Wänden. Der Aufbau hatte nur wenige Augenblicke in Anspruch genommen. Der Rochen hatte eine Frachtluke an der Unterseite geöffnet und so etwas wie einen ziemlich großen schlaffen Ballon abgeladen, der kaum das er den Boden berührte, angefangen hatte sich aufzublähen und dabei die Form und Farben einer Felsansammlung anzunehmen. Noch bevor Stein und Andarax sich von ihrer Verblüffung erholt hatten war der Überschallknall zu hören, der ihnen anzeigte, dass der Rochen schon längst wieder auf dem Heimweg war. Als Andarax daraufhin fragend in Steins Richtung blickte zuckte dieser nur mit den Schultern. „Ich wundere mich schon lange nicht mehr, solltest du dir auch angewöhnen. Komm lass uns reingehen.“ Andarax schaute Stein verwirrt an. „Da ist keine Tür. Wie … Ähh… Aha.“ Mitten in seiner Frage hatte sich, einladend eine, von innen beleuchtete, Öffnung in einem der äußeren großen Steine gebildet. „Siehst du, da ist die Tür. Wie gesagt, ich wundere mich schon lange nicht mehr seit ich Bitrok kenne und in der Ewigkeitsstadt war.“ Stein fasste Andarax, der irgendwie unentschlossen auf die Öffnung starrte, an der Schulter und schob ihn sanft vor sich her durch die Öffnung ins Innere der Station, dabei strich er wie zufällig einmal kurz über die Oberfläche der Außenwand. Er machte zwei Schritte in die Station hinein um dann über die Schulter zurück zu der Öffnung zu schauen. Wie erwartet war dort jetzt nur noch glatte Wand zu sehen und ein kleiner grün leuchtender Punkt an der Stelle an der er die Mitte der Öffnung vermutete. „Hallo, ich bin PIK ASS, die KI der Expeditionskuppel. SKAT hat mit mir alle wichtigen Daten geteilt. Das wichtigste zuerst. Die Ausläufer der Sturmfront werden uns noch vor dem Sonnenaufgang erreichen, es besteht die Möglichkeit das der Sturm meine Verbindung mit SKAT und der Basis stört darum musste es schnell gehen. SKAT war der Meinung das eine Expeditionskuppel der beste Ausgangspunkt für euer Vorhaben ist, denn mit dem vorhandenen Replikator lässt sich alles Nötige schnell herstellen. Weiter meinte SKAT, da ihr als biologische Lebewesen nicht besonders widerstandsfähig seid, wäre es besser, wenn ihr einen sicheren Rückzugsort habt, wenn es draußen zu ungemütlich wird.“ Die nächste Überraschung für die beiden ließ nicht lange auf sich warten. An der Wand vor ihnen entstand eine weitere Öffnung durch die sie auf eine Art Ringkorridor kamen. Dort blieben sie erst einmal ratlos stehen und Stein fragte in die Luft: „Wohin jetzt? Rechts oder links?“ Die Antwort kam prompt. „Nein, direkt geradeaus durch die Öffnung dann kommt ihr zu mir in die Zentrale.“ Wieder verschwand einfach ein ovales Stück Wand vor ihnen, durch das sie in einen großen runden Raum gelangten Wie schon die Zentrale im Rochen oder in der Basis hatte man den Eindruck direkt ins Freie zu treten und nicht in einen geschlossenen Raum. Nur stand hier eine große unförmige Gestalt etwa dort wo Stein die Mitte der Zentrale vermutete. Sieht fast aus wie der Michelin Mann, schoss es Stein durch den Kopf. Mittlerweile hatte er sich abgewöhnt sich darüber zu wundern woher diese Gedankenblitze kamen. Die etwa vier Meter hohe Gestalt stand auf zwei Säulenförmigen Beinen die etwa ein Drittel der Körperlänge ausmachten. Diese trugen einen massigen fast Kugelförmigen Körper, auf dessen Oberseite ein linsenförmiger Kopf den Abschluss bildete. An der Stelle an der bei einem Menschen die Schultern ansetzten befand sich ein ringförmiger Wulst unter dem Linsenkopf. Aus dem Wulst ragten diverse verschiedengeformte Arme nach unten. Rund um den Linsenförmigen Kopf lief ein tiefrot leuchtendes Band in dem sich zwei deutlich hellere Punkte wie Augen abzeichneten mit denen die Gestalt die Eintretenden zu mustern schien. „Ich bin PIK ASS.“ Stein, der sich abgewöhnt hatte sich zu wundern nickte nur mit dem Kopf und stellte dann sich und seinen Begleiter vor. „Das ist Andarax und ich bin Stein, SKAT hat gesagt wir finden unsere Ausrüstung hier? Was ist mit dem Sturm? Wie kannst du uns unterstützen?“ Statt einer Antwort erschienen zwei Kontursessel vor Andarax und Stein. „Nehmt erst einmal Platz, dann kläre ich euch auf.“ PIK ASS wartete bis die beiden Platz genommen hatten und fuhr dann fort. „Die Ausrüstung stelle ich für euch her, was den Sturm angeht haben wir ein Problem. Der Sturm ist eigendlich stationär, allerdings breitet er sich immer weiter aus. Sein Zentrum liegt über der Stelle an der die Ewigkeitsstadt auf dem Meeresgrund liegt. Alle Berechnungen deuten darauf hin das irgendetwas auf diesem Planeten in eine Art Wechselwirkung mit den anlaufenden Aggregaten der Stadt tritt. Diese verursachen dabei massive Störungen in einigen unserer Geräte. Hauptsächlich die drahtlose Kommunikation ist gestört. Das ist der Grund warum SKAT und die Basis KI euch so überstürzt Losgeschickt haben. Wir wissen nicht wie weit sich das Sturmgebiet noch ausweiten wird, die Front rückt nicht mehr ganz so schnell vor wie anfänglich, aber wenn sie nicht innerhalb der nächsten Stunden stoppt, was eher unwahrscheinlich ist, wird sie euer Einsatzgebiet komplett überdecken. Es gibt jetzt schon massive Störungen auf den meisten normalen Kommunikationskanälen. Wie weit andere Geräte durch die Auswirkungen des Sturms beeinflusst werden kann ich erst feststellen, wenn die Front uns überquert hat. Der mobile Expeditionsstüzpunkt verfügt über mehrere sehr spezielle Abschirmungen, so das zumindest innerhalb der Anlage keine Auswirkungen zu erwarten sind.“ Stein der aufmerksam zugehört hatte schien nachdenklich zu nicken. „Also sind wir auf uns alleine gestellt sobald wir den Stützpunkt verlassen. Gut ich denke mal das ist kein großes Problem, solange du uns entsprechend ausrüsten kannst. Wir haben die Anzüge, die Aura entwickelt hat, die sollten funktionieren. Alleine ohne große Logistik im Rücken zu operieren ist nichts neues unsere potentiellen Gegner wissen nicht das wir da sind, also was hindert uns daran loszulegen?“ Stein schaute zu Andarax rüber, der nur mit den Schultern zuckte, als wollte er damit sagen, ist mir egal. „Gut, dann sind wir uns einig. Wie viel Zeit bleibt uns noch, bevor uns die Front überquert?“ „Wenn die Geschwindigkeit so bleibt noch etwa vier Stunden. Ich habe zwei Droiden losgeschickt, die einen Aufzug vom Plateau zur Ebene improvisieren damit ihr gut nach unten kommt und auch ebenso leicht wieder nach oben. Beim Wasserfall gibt es eine Art Kamin in der Felswand der senkrecht nach unten führt und dessen Durchmesser weit genug ist um eine kleine Plattform als Aufzug zu installieren. Etwa zwei Kilometer den Flusslauf entlang findet ihr die erste der Siedlungen, Bilder liefere ich euch gleich. Das Kartenmaterial habe ich schon an die KI eurer Anzüge weitergegeben. Der Rest eurer Ausrüstung liegt in der Ausgangskammer bereit. Ich bringe euch hin. Jetzt zeigte sich das der Michelin Mann eigendlich keiner war. Der Diskus der den Kopf bildete hob von dem Kugelkörper ab und schwebte auf Stein und Andarax zu. Augenblicke später hob der Wulst mit den Armen von der Kugel ab und schwebte durch eine sich bildende Öffnung in einen Nebenraum. „Das war die Logistikeinheit. Sie wird euch bei der Beschaffung eventuell fehlender Ausrüstungsteile behilflich sein. Sie wird euch dann später zum Aufzugskamin begleiten.“ „Komm lass uns die Ausrüstung kontrollieren.“ Stein machte einige Schritte auf die Öffnung zu, durch die die Logistikeinheit verschwunden war, Dann blieb er stehen und wartete bis Andarax zu ihm aufgeschlossen hatte. „Du hast recht, ich sollte aufhören mich über das zu wundern was hier passiert. Gehen wir.“ Mit diesen Worten ging Andarax an Stein vorbei durch die Öffnung. Stein folgte ihm grinsend.

    Die Feder ist mächtiger als das Schwert.

    Vor allem dann wenn sie im Verschluss eines Maschinengewehrs sitzt.



  • Der Raum in dem sie jetzt eintraten konnte schon eher als kleine Halle gelten. Diverse größere und kleinere Maschinen verrichteten lautlos ihre Arbeit. Alles war um einen zentralen Platz angeordnet über dem jetzt PICK ASS und die Logistikeinheit schwebten. Es gab dort mehrere Tische auf denen Ausrüstungsgüter und diverse Werkzeuge lagen. Als Stein auf den nächsten Tisch zutrat leuchtete ein kleines Gerät grell blau auf und eine kleine, holografische, Aura begrüßte Stein und Andarax. „Da ihr so schnell aufgebrochen seit konnte ich euch nicht mehr verabschieden und euch ein paar kleine Neuerungen zeigen die ich der Ausrüstung hinzugefügt habe. Stein, die Anzüge sehen jetzt etwas anders aus, aber die Grundfunktionen sind die Alten die du kennst. Daher kannst du Andarax vor Ort einweisen. Ich habe der Ausrüstung ein paar neue Updates und auch Upgrades verpasst. Die KI ist jetzt eine verbesserte Version, für die Bitrok und SKAT verantwortlich sind. Lasst euch überraschen. Die Optik eurer Waffe ist jetzt in der Lage auch durch dickere Wände hindurchzusehen. Auch dort gibt es einige nette Neuerungen, was das ist werdet ihr von der KI erfahren. Ach ja, sie ist jetzt handlicher, so dass sie in eine spezielle Halterung am Oberschenkel passt. Sobald sie gezogen wird fährt sie automatisch auseinander und erreicht damit ihre alte Länge. Im Übrigen habe ich dafür Sorge getragen das der Küchenautomat meine Rezepte kennt. Es wird euch an nichts fehlen, auch wenn ihr unterwegs seid. Wie schon gesagt lasst euch überraschen. Seid vorsichtig, wenn ihr rausgeht. Und Andarax, viele Grüße von deiner Schwester, sie sagt auch, ihr sollt auf euch aufpassen.“ Mit einem leichten Flimmern viel Auras Projektion in sich zusammen. Stein drehte sich zu Andarax um und stützte sich mit den Händen an der Tischkante hinter ihm ab. „Na alles mitbekommen?“ Als Andarax nickte stieß Stein sich vom Tisch ab und winkte Andarax ihm zu folgen. „Dann lass uns mal in die Küche gehen und was essen. Ich habe Hunger. Ähhm … PICK ASS Küche? welche Richtung?“ Als Antwort blinkte eine grüne Linie vor ihren Füßen auf, die sie in einen Raum mit vielen Tischen und noch mehr Stühlen führte. Stein und Andarax setzten sich an den nächstbesten Tisch, um dann über das aufleuchtende Display eine Mahlzeit zu ordern. Nach dem Essen nickte Stein zufrieden vor sich hin. „Nicht ganz so gut, als wenn Aura es selbst gemacht hätte, aber immerhin nah dran. Sehr. Nah. Dran.“ Er blickte zu Andarax. „Und? Wollen wir los, die Gegend ansehen?“ Andarax nickte stand auf und wollte zum Ausgang gehen. Stein hielt ihn am Arm zurück und deutete mit dem Kopf auf den Raum mit der Ausrüstung. „Allerdings wäre es besser, wenn wir uns vorher noch umziehen.“ Andarax schaute Stein erstaunt an. „Hmm, ich dachte wir wollen nur kurz raus und uns die Aufzugsplattform ansehen. Warum sollen wir uns dazu in die Anzüge zwängen?“ „Ganz einfach, weil ich in einem anderen Leben gelernt habe, egal was für Dinge zu erledigen sind, für alles gerüstet zu sein. Außerdem will ich auch nach unten fahren und mir die Gegend ein bisschen genauer anschauen.“ Andarax dachte kurz nach, dann nickte er und ließ sich von Stein in Richtung Tür zum Raum mit der Ausrüstung dirigieren. Dort angekommen zwängten Andarax und Stein sich in die bereitliegenden Anzüge. Diese hatten nichts mehr mit den Lumpenhaufen der ersten Anzugversion gemein. Jetzt glichen sie eher einer futuristischen Mischung aus Raumanzug und Ritterrüstung. Die neuen, extrem flachen, Tornister schmiegten sich dabei wie ein unscheinbarer Rückenpanzer an ihre Träger. Auch der restliche Anzug erwies sich als erstaunlich flexibel und nicht als starre Rüstung.Ein kurzes flimmern und Stein und Andarax waren verschwunden. PICK ASS ließ die Innentür der Schleuse auffahren, für seine und die Sensoren der Schleusenautomatik waren Stein und Andarax nach wie vor sichtbar, denn sie mussten ja die Ausschleusung überwachen. Ansonsten waren Stein und Andarax ortungstechnisch genauso wenig zu erfassen wie auf optischem Weg.


    Mittlerweile hatte die Sturmfront den Standort der Station erreicht. Eigentlich hätte draußen jetzt, drei Stunden nach Sonnenaufgang, strahlender Sonnenschein herrschen müssen. Stattdessen hatte man den Eindruck es wäre noch mitten in der Nacht. Der Wind hatte stark zugenommen und drückte die, größtenteils aus Büschen und hohen Gräsern bestehende, Vegetation zu Boden. Die vereinzelt stehenden Bäume bogen sich gefährlich im Wind. Die ganze Szenerie wurde von ständigem Wetterleuchten stroboskopartig erleuchtet. Noch war kein Donner zu hören, nur das fast schon Ohrenbetäubende Fauchen des Sturms war allgegenwärtig. Unterstützt durch das Exoskelett der Anzüge, bewegten sich Stein und Andarax als würde nur ein lauer Wind wehen. Gemessenen Schrittes begaben sie sich zum Kamin mit dem Aufzug. Kurz bevor sie die Kante des Plateaus erreichten passierte es dann. Eine gewaltige Windböe riss von einem der in der Nähe stehenden Bäume einen, gut oberschenkelstarken, mehrere Meter langer, Ast ab, der, wie das Blatt einer gewaltigen Sense, auf die beiden ahnungslosen Gestalten zuwirbelte und an der reaktiven Panzerung der Anzüge zersplitterte, wie Glas an einer Stahlplatte. Außer das beide einen stolpernden Schritt nach vorne machten, passierte nichts weiter. Andarax, der den davon wirbelnden Splittern nachdenklich nachblickte, meinte dann auch trocken zu Stein: „Gut, dass du mich dazu überredet hast das Teil anzuziehen. Sonst müsstest du jetzt alleine los.“ Augenblicke später lagen Stein und Andarax nebeneinander am Boden als mit Ohrenbetäubendem Donner ein Blitz den Baum spaltete, der eben schon seinen Ast verloren hatte und jetzt schlagartig in Flammen aufging. Bevor einer der beiden noch ein Wort sagen konnte setzte sintflutartiger Regen ein, der das Feuer genauso schnell löschte, wie es zuvor aufgeflammt war. Und dann schlugen immer mehr Blitze auf dem Plateau ein. „Ich denke wir sollten diesen gastlichen Ort verlassen.“ Meinte Stein, nachdem er sich erhoben hatte. Er streckte Andarax, der immer noch auf dem Boden lag die Hand entgegen. Dieser schnellte, ohne die Hand zu beachten, in einer einzigen eleganten Bewegung auf die Beine. „Danke, aber noch schaffe ich es alleine aufzustehen.“ Übertrieben gründlich säuberte er dann seinen Anzug, auf dem zum einen, wegen des Regens der eh alles abwusch und zum anderen wegen der Partikel abweisenden Oberfläche sowieso kein Schmutz hängen bleiben konnte, und schaute dann Stein an. „Schade, ich wollte mich gerade schon häuslich einrichten. Die Möbel hatte ich bei PICK ASS schon in Auftrag gegeben. Na ja, später vielleicht.“ Dann drehte er sich um, und ging, an einem verblüfften, immer noch mit ausgestreckter Hand, dastehenden Stein vorbei, zur Aufzugsplattform. Dort angekommen drehte er sich um, stemmte die Fäuste in die Hüften und fragte: „Was jetzt, ich denke wir wollten uns unten umsehen. Oder ist dir jetzt die Lust vergangen?“ Man konnte förmlich hören wie er dabei grinste. Stein schaute zu der Stelle an der Andarax eben noch gelegen hatte, dann schüttelte er mit dem Kopf und begab sich zu Andarax auf die Plattform. Ohne merklichen Ruck begann diese immer schneller nach unten zu sinken. Ein schwach bläulich leuchtendes Feld verschloss den Kamin über ihnen, so das von oben weder Regen noch sonst etwas eindringen konnte. Für die knapp dreihundert Meter nach unten benötigte die Plattform dabei erstaunlich wenig Zeit, während der Fahrt nach unten bemerkte Stein das das Kraftfeld jede Lücke und jeden Spalt verschloss so das nirgendwo Wasser oder Dreck eindringen konnte. Unten angekommen mussten sie erst durch einen kurzen Tunnel gehen, bevor ihnen ein weiteres blaues Kraftfeld den Weg versperrte. „Ihr könnt einfach durch das Feld nach draußen gehen, es lässt euch und nur euch ohne Probleme passieren. Für alles andere ist es undurchdringlich.“ Klang PICK ASS Stimme auf, noch bevor sie das Feld erreicht hatten. Ohne zu zögern ging Stein durch das Feld nach draußen und wartete dann einige Schritte weiter, auf Andarax der sich deutlich mehr Zeit ließ bis er das Feld durchschritt. Von dieser Seite hatte man den Eindruck auf massiven Fels zu schauen. Andarax steckte erst vorsichtig eine Hand durch das Feld um dann schnell einmal hin und her zu wechseln. „Das sieht aus wie Fels, selbst das Wasser läuft daran runter und trotzdem kann man einfach durchgehen.“ Kam es vom erstaunten Andarax, bevor dieser noch einmal durch das Feld nach innen und gleich wieder nach außen sprang. „Sagte ich nicht, du sollst dich besser über nichts wunder das mit Bitrok und SKAT zusammenhängt. Wenn du dann genug gespielt hast, wäre es schön, wenn wir losgehen könnten, in ein paar Stunden wird es wieder dunkel, dann will ich zurück sein.“ Meinte Stein ungeduldig. „Stimmt du hast ja recht lass uns gehen bevor es dunkel wird.“ Erwiderte Andarax. Wobei, außer wenn die Blitze die Umgebung mit ihrem Stroboskopartigen Flackern erhellten, es stockfinster wie in tiefster Nacht war. Auch hier unten goss es wie aus Eimern, jedoch hielt sich hier der Wind in Grenzen. Trotzdem flogen auch hier Äste von recht beachtlicher Größe durch die Gegend. Dazu kam das der Wasserfall beängstigend angeschwollen war. Er reichte jetzt fast bis an den Kamin mit der Aufzugsplattform. Nach wie vor waren Andarax und Stein für alle, außer sich selbst unsichtbar auch wenn es sehr unwahrscheinlich schien das jetzt irgendwer hier draußen im Sturm herumtrieb. Stein blieb stehen und sah Andarax an. „Ich möchte zuerst das Gelände direkt um das Plateau absuchen damit wir, wenn es darauf ankommen sollte mit der Topografie vertraut sind.“ Andarax breitete die Arme aus. „Klar du bist der Chef, allerdings, ich hätte es genauso gemacht. Ich weiß gerne was und wen ich im Rücken habe.“ „Na dann los, wenn dir was auffällt sag Bescheid, ich sehe auch nicht wirklich alles.“ Stein und Andarax setzten sich in Bewegung. Aufgrund der Anzugtechnik war die Umgebung, für sie, so deutlich zu erkennen als würde die Sonne scheinen.


    Irgendwann, nachdem sie schon mehrere Stunden dem Fuß des Plateaus gefolgt waren, bekam Stein plötzlich eine, seltsame, undeutliche Wärmesignatur angezeigt, auf die er sich erst keinen Reim machen konnte. Direkt vor ihm ragte die Wand des Plateaus senkrecht gut 300 Meter in die Höhe, trotzdem zeigte die Ortung eine Wärmequelle etwa 200 Meter tief in der Felswand. Er machte Andarax darauf aufmerksam, dessen Anzug die gleiche Ortung lieferte. Laut KI musste es einen größeren Hohlraum innerhalb der Wand geben in dem sich die Wärmequelle befand. Trotz intensiver Suche konnten sie keine Höhle in der Nähe entdecken. Nach kurzer Beratung beschlossen sie daraufhin der Wand weiter zu folgen. Die KI vermerkte die Position der Ortung auf der Karte. Eine Stunde später stießen sie auf einen Fjord, der sich von der nahen Küste bis hier her erstreckte. Allerdings befand sich die Wasseroberfläche gut 100 Meter unter ihnen. Normalerweise hätte Stein jetzt eine der zum Anzug gehörenden Drohnen gestartet, aber auch wenn diese einer hochentwickelten Technik entsprangen, in diesem Sturm würden auch sie nicht fliegen. Nach einer weiteren kurzen Beratung beschlossen sie daher den Abstieg zu wagen. Die Anzüge verbanden sich mit einer Art Kabel, dass sich auf einmal wie eine Tentakel, in Höhe der Taille aus den Anzügen hervorschlängelte, sich schlangenartig windend sein Gegenstück suchte und dann mit diesem verband. Stein machte den Anfang und ließ sich über die Kante nach unten gleiten. Es war seltsam, Stein und Andarax überließen auf die eindrückliche Bitte der KI, den Anzügen den Abstieg. Wie bei Puppen, die von Händen geführt werden müssen, um sich zu bewegen, brachten die Anzüge sie, die fast senkrechte Wand, in erstaunlich schneller Zeit, nach unten. Wenige Meter über der Wasseroberfläche übergaben die Anzüge das Kommando wieder an ihre Träger zurück. Die Kabel trennten sich und wurden in die Anzüge zurückgezogen. Auf ihrer rechten Seite schlängelte sich der Fjord Richtung Küste und Meer, auf ihrer linken Seite endete der Fjord nach wenigen Metern an der steil aufragenden Felswand des Plateaus. Das heißt, wenn man die riesige Höhle übersah, die dem Wasser des Fjords erlaubte unter das Plateau zu gelangen. Wesentlich langsamer als beim Abstieg, hangelten sich Stein und Andarax zur Höhlenöffnung um erleichtert festzustellen das es auf ihrer Seite ein recht breites Fels Band gab das mehrere Meter über der Wasseroberfläche, parallel dazu, in die Höhle führte. Sie bewegten sich, trotz Tarnung, langsam und vorsichtig etwa 100 Meter weit in die Höhle hinein. Erleichtert, nicht auf neue Hindernisse getroffen zu sein, legten sie eine kurze Pause ein um sich zu orientieren. Hier in der Höhle konnte Stein endlich seine Drohnen starten um die Höhle zu erkunden. Stein ließ das Visier seines Helms verschwinden, zog einmal prüfend die Luft durch die Nase und blickte dann Andarax, der es ihm nachgemacht hatte, an „Ich denke wir machen hier Rast bis die Drohnen zurückkommen. Dann sollten wir eine Karte haben nach der wir uns richten können.“ Nach einem kurzen Rundblick ging Stein zu einer Gruppe von Steinen die einen einigermaßen bequemen Lagerplatz versprachen. Sie suchten sich einen Platz, an dem sie sich gemütlich, mit dem Rücken anlehnen konnten, ohne dabei zu weit auseinander zu sein. „Warte ich habe was zu essen eingepackt.“ Stein kramte aus der rechten Beintasche einen, Handtellergroßen, rechteckigen, Kasten hervor und legte ihn zwischen ihnen auf den Boden. „Ich glaube nicht, dass ich das essen will“ Ließ sich Andarax zu einem Kommentar herab. „Jetzt wart es doch erst mal ab bevor du dich beschwerst.“ Gab Stein zurück, der mittlerweile eine Art Kabel aus der Seite seines Tornisters gezogen hatte und dies mit dem Kästchen verband. Kurz darauf strahlte das Kästchen in einem orangenen Licht auf. Stein förderte aus der Beintasche zwei flache, etwa zehn Zentimeter durchmessende, Scheiben zutage, wovon er eine auf das Kästchen legte und die Andere dem verblüfften Andarax in die Hand drückte. „So, und jetzt nur vorstellen, was du für ein Menü haben möchtest und …, Zack, da ist es.“ Die Scheibe hatte währen Stein sprach ihren Durchmesser auf gut 50 Zentimeter vergrößert und war zu einem 30 Zentimeter hohen Zylinder mutiert. Stein blickte auf das Geschehnis vor ihm, hob ein Finger und sah zu Andarax. „Jetzt kommt’s, pass auf!“ Gleichzeitig mit seinen Worten wurde die Oberfläche des Zylinders durchscheinend und man konnte einen Teller mit Steak und Beilagen erkennen, sowie eine große Getränkepackung, sogar ein Dessert gab es. Grinsend nahm Stein den Zylinder an sich und deutete einladen mit der Hand auf das orange leuchtende Kästchen. „Ist wie am Tisch im Gemeinschaftsraum. Wünsch dir einfach bei der KI, was du haben möchtest. Das ist eine der kleinen Überraschungen die Aura in die Anzüge gepackt hat. Ach ja, wenn du fertig bist stelle alles wieder auf das Kästchen, das sorgt dann auch für den Abwasch.“ Kopfschüttelnd platzierte jetzt Andarax seine Scheibe auf dem Kästchen und sah dann zu wie sein Essen erschien. Nachdem beide schweigend ihr Mahl genossen hatten, legten sie nacheinander den Zylinder mit den Resten auf das Kästchen das dabei jedes Mal kurz aufleuchtete wobei die Reste dann einfach weiß aufglühten und dann einfach verschwanden. „Abwaschen leichtgemacht. Man sowas hätte ich schon früher haben sollen, bevor ihr uns aus dem Dorf geholt habt. Du kannst dir keine Vorstellung machen, wie sich Alana aufgeführt hat, wenn ich nach dem Essen nicht gleich alles sauber abgewaschen und weggeräumt habe.“ Meinte Andarax trocken als das zum ersten Mal geschah. Stein grinste nur.

    Die Feder ist mächtiger als das Schwert.

    Vor allem dann wenn sie im Verschluss eines Maschinengewehrs sitzt.



  • Ausflug in die Unterwelt


    „Wir haben jetzt etwa noch drei Stunden bis die Drohnen zurückkommen, ich denke wir sollten die Zeit nutzen und uns den Bereich der Höhle hier ein bisschen näher anzuschauen. Da ist eine ganze Menge die mich hier stört. Wir sind jetzt etwa hundert Meter vom Eingang entfernt und hier sieht es, abgesehen von den Stalagmiten und Stalagtiten sowie diverser Steintrümmer, gleich aus. Auch die Sensoren sagen das. Die Höhle ist hier exakt 150 Meter breit und ziemlich genau 120 Meter hoch. Das Band auf dem wir uns befinden ist hier, genau wie zu Beginn 50 Meter breit und Fünf Meter über der Wasseroberfläche. Der Querschnitt ist annähernd trapezförmig, wobei die Decke eine leichte Wölbung aufweist. Die Wassertiefe liegt im Durchschnitt bei 50 Metern. Im Fjord waren es fast 700. Außerdem gibt es keine Krümmung, die Höhlung läuft genau geradeaus. Ich denke mal, die Höhle ist keinesfalls natürlichen Ursprungs. Ich bin gespannt auf die Daten die die Drohnen mitbringen.“ Stein stand auf, nachdem er das Kästchen wieder da verstaut hatte wo es hingehörte. „Komm, schauen wir uns mal ein wenig genauer um.“ Das Ergebnis das die KI, nach einem gründlichen Scan der Umgebung lieferte, entlockte Stein lediglich ein bestätigendes Nicken. So wie es aussah waren alle Trümmerhaufen auf dem Boden Stalagmiten die von der Decke gefallen sind. Die Kalkschicht auf dem Boden bildete eine gut drei Meter starke Schicht über Granit. An den Wänden war die Schicht im Schnitt nur 20 Zentimeter stark, an einigen Stellen schimmerte sogar noch polierter Granit hervor. Die KI schätzte das Alter der Kalkschicht auf etwa 300 000 bis 350 000 Jahre. Seit dieser Zeit dringt Wasser von oben in die Anlage ein und hat die Patina aus Kalk hier abgelagert. Unter der Rampe, Stein hielt es mittlerweile eher für einen Pier der hier, von irgendwelchen Unbekannten, aus welchem Grund auch immer, angelegt worden war. Hinter der Wand, wie auch unter dem Pier, hatten die Scans Zahlreiche größere und kleinere Hohlräume ausgemacht. Die Sensoren hatten auch wieder die Wärmequelle geortet die Andarax und Stein bereits auf dem Weg hierher aufgefallen war. Am Eingangsbereichs der Höhle hatten die Sensoren massive Metallansammlungen in den Wänden geortet. Was die Sensoren jedoch nicht fanden, waren Durchgänge oder Zugänge zu den georteten Hohlräumen. Nachdem sie etwa zwei Stunden mit den Scans der Wand und des Eingangsbereichs verbracht hatten waren sie wieder an ihren alten Lagerplatz zurückgekehrt um dort auf die Rückkehr der Drohnen zu warten. Nachdem Stein es sich, zwischen den Steinen, wieder gemütlich gemacht hatte Fragte er Andarax: „Und, was meinst du? Ich fresse nen Besen, wenn die ganze Anlage hier sich als nicht künstlich entpuppt.“ Andarax nickte. „Ich habe von so was Ähnlichem gehört, in den Bergen soll es ein riesiges, kreisrundes, Loch geben das kerzengerade unter den Bergen hindurch zur anderen Seite führen soll. Es gibt auch Geschichten von versunkenen Städten, die angeblich am Ende solcher Löcher liegen. Und von seltsamen Türmen die in der Luft schweben, die aber angeblich keiner erreichen kann, weil sie eigentlich gar nicht da sind.“ Als Andarax die Türme erwähnte hob Stein ruckartig den Kopf und schaute ihm direkt in die Augen. „Die Türme gibt es, glaube mir und man kommt tatsächlich nicht an sie ran. Erinnere dich, wir haben davon gesprochen als wir von der Ewigkeitsstadt zurückkamen.“ Kurz darauf kamen die Drohnen zurück. Außer das die Höhle gut zehn Kilometer weit in den Felsen reichte und das von oben Wasser über Belüftungsöffnungen eindrang, die in regelmäßigen Abständen die Decke durchbrachen brachten die Drohnen keine neuen Daten mit. „Ich denke wir können hier im Moment nicht viel ausrichten, was mir aufgefallen ist ich habe hier nirgends ein Lebewesen gesehen, weder Pflanze noch Tier. Irgendetwas verhindert, dass Fauna und Flora hier Fuß fassen. Ich wollte Bitrok wäre jetzt hier. Egal, lass uns zu PICK ASS zurückkehren. Die Anlage existiert schon so lange, da machen ein paar Tage mehr oder weniger keinen großen Unterschied.“ Dass er es einfach hoffte, dass es so war, sprach Stein lieber nicht laut aus.
    Während sich Stein und Andarax auf den beschwerlichen Rückweg zum Expeditionsstützpunkt machten, hatte Aura begonnen den Untergrund der Basis, genauer zu erforschen. Ausgestattet mit dem neuen Anzug und begleitet von mehreren Droiden sowie einer mobilen KI die PICK ASS glich wie ein Ei dem anderen hatte sie die große, als U-Boot Hangar gedachte Höhle tief unter dem eigentlichen Stützpunkt aufgesucht. Mittlerweile hatte es dort gravierende Veränderungen gegeben. Die Patina und Ablagerungen der vergangenen Jahrtausende waren entfernt worden. Die Wände, die beim ersten Betreten des gewaltigen Raumes noch unter eben diesen Ablagerungen verborgen gelegen hatten, glänzten in einem leicht rötlichen warmen Farbton. Nirgends waren Risse oder Störungen zu erkennen. Böden, Wände und Deckenwirkten wie aus einem Guss, nein perfekter als aus einem Guss, denn selbst ein noch so perfekter Guss wies Unregelmäßigkeiten in seiner Struktur auf, hier gab es keine Unregelmäßigkeiten im Gefüge. Neu war lediglich die Schleuse, die den Raum jetzt abschloss. Zur Zeit der Erbauer der Anlage war die Halle wohl von Energiefeldern zum Meer hin abgeriegelt gewesen, die Projektoren waren noch in den Wänden vorhanden, aber irgendwann waren wohl die Energieleitungen unterbrochen worden und der Raum war geflutet worden, was die Ablagerungen erklärte. Dann hatte ein gewaltiger Bergsturz den Eingang erneut dicht verschlossen und das Wasser war bis auf einige wenige Reste irgendwohin in die unendlich scheinenden Tiefe der Anlage versickert. Noch viel später hatten Aura und Stein die Anlage entdeckt und erneut zum Meer hin verschlossen. Jetzt gab es eine 150 Meter lange Schleusenkammer vor der Anlage in der das Schwesterboot des leider zerstörten ersten Expeditionsbootes auf seinen ersten Einsatz wartete. Aura hatte allerdings nicht vor die Anlage zu verlassen, nein, während der Reinigungsarbeiten hatten die Droiden eine Reihe von Zugängen zu tiefer gelegenen Teilen der Anlage entdeckt. Aura wollte versuchen, zumindest einen Teil der Anlage zu erforschen. Der größte Teil der Zugänge befand sich im Bereich der rückwärtigen Wand, Als dass Wasser die Anlage flutete hatte irgendetwas, bei einem der als Schleusen ausgelegten Durchgänge verhindert das sich die Außentür vollständig schließen konnte. Ein Glücksfall, denn außerhalb der Schleusen gab es keine Bedienelemente um eine der Durchgänge zu öffnen. Innerhalb der Schleusenkammer gab es an beiden Wänden, jeweils ein schwarzes Feld, etwa in Kopfhöhe und einen halben Meter von den Türen entfernt. Diese Felder erfreuten sich gerade Auras ungeteilter Aufmerksamkeit. „Xatox, komm und versuche du ob du irgendwo einen Energieleiter orten kannst, oder möglicherweise einen Empfänger zur für die Energieübertragung. Irgendwie muss das Ding ja versorgt werden.“ „Wird erledigt.“ Kam es von dem Diskus zurück, der sich von der Logistikeinheit löste und sich vor das schwarze Feld manövrierte. Der Sensorring der KI begann hellrot zu pulsieren als Xatox die Wand vor sich mit unterschiedlichsten Sensoren, aktiv wie passiv untersuchte. Es dauerte eine Weile bis er sich an Aura wandte. „Ich habe einen Empfänger ausgemacht, der zu 99% für drahtlose Energieversorgung zuständig ist. Die Logistikeinheit ist in der Lage entsprechend modulierte Energie zur Verfügung zu stellen.“ Aura überlegte kurz, dann versetzte sie ihren Anzug in den Kampfmodus. „Na dann, versorge das Ding mit Energie. Die Droiden sollen vorsichtshalber in den Kampfmodus gehen.“ Während sich die sechs Droiden so verteilten, das sie sich gegenseitig decken konnten ohne sich dabei zu behindern, schwebte die ringförmige Logistikeinheit, die in der Mitte einen 150 Zentimeter durchmessenden kugelförmigen Hochenergiemeiler mit sich führte, langsam in die jetzt ziemlich volle Kammer. Ohne Vorwarnung erwachten alle vier Schaltfelder, als die Energieversorgung wiederhergestellt war und die seit ewigen Zeiten offene Schleusentür begann sich langsam zu schließen. Auf allen Schaltfeldern war jetzt das gleiche zu sehen, im oberen Bereich ein stark vereinfachtes Bild der Schleuse auf dem jetzt zu sehen war, dass die vordere Schleusentür sich schloss, unter der schließenden Tür ein rotes pulsierendes Viereck und unter der geschlossenen Tür ein weiteres rotes Viereck. Aura hatte, als die Schleusentür sich zu schließen begann, kurz daran gedacht die Kammer zu verlassen, hatte sich aber dann, nachdem sie die Anzeige gesehen hatte, dagegen entschieden. Mit einem saugenden Geräusch schloss sich die vordere Schleusentür. Auf der Anzeige wechselten die Vierecke unter den Türen auf beruhigendes Grün. Aura, die im letzten Moment bevor die Tür sich geschlossen hatte, unbewusst die Luft angehalten hatte, atmete hörbar aus und ein. Dann berührte sie das grüne Symbol, das sich unter der Abbildung der hinteren Tür befand, das gleich darauf rot zu blinken begann während das andere Symbol für die Vordertür auf Rot wechselte.
    „Einfach und effektiv. Ich glaube, jeder der die Displays sehen kann, versteht wie die Schleuse zu bedienen ist.“ Aura richtete jetzt ihre Aufmerksamkeit auf die aufgleitende hintere Tür. Der Raum dahinter lag in völliger Finsternis vor ihr. Aura ließ eine kleine Kugel in den Raum rollen. Diese rollte ein gutes Stück über den Boden und stieg dann senkrecht nach oben, gleichzeitig wurde es taghell, Das Licht war einfach da ohne irgendeine Lampe. Die kleine Kugel regte die im Raum vorhandenen Gasmoleküle an Photonen im sichtbaren Spektrum zu emittieren, was den netten Nebeneffekt mit sich brachte, dass es keine Schatten oder unbeleuchtete Stellen gab. Der Raum war vollkommen leer, wenn man die dicke Staubschicht auf dem Boden übersah. Die Messungen ergaben das der Raum eher eine riesige Halle zu sein schien. Einhundert Meter tief und fast tausend Meter breit sowie dreihundert Meter hoch. Die Ortung zeigte an den Wänden die die Halle begrenzten rechts und links jeweils mehrere große verschlossene Durchgänge auf. Sofort fiel Aura der Bahnhof in der Ewigkeitsstadt ein. Dessen Ausmaße waren ähnlich gewesen, nur dass es hier keine Röhren gab. Herausgekommen, besser hereingekommen waren sie in der Hallenmitte. Aura konnte zu diesem Zeitpunkt nicht wissen, dass Andarax und Stein vor einem ähnlichen Problem standen, allerdings mit dem kleinen Unterschied das sie sich in Begleitung einer mobilen KI und deren Logistikeinheit befand. „Stein würde jetzt eine Münze nehmen um die Richtung festzulegen, ich bin aber nicht Stein.“ Murmelte sie vor sich hin, um dann lauter für die Droiden, „Wir gehen nach rechts!“ hinzuzufügen. Nach wenigen Minuten Fußmarsch, durch den dabei aufstiebenden Staub, erreichten sie die rechte Abschlusswand. Wie schon in der ganzen Anlage waren alle Decken, Wände und der Boden aus dem glattpolierten rötlichen Granit. Auch hier gab es ein schwarzes Display in Augenhöhe in der Wand. Und wie auch die Schleusendisplays erwachte dieses sofort als es mit Energie versorgt wurde. Diesmal war es keine Schleuse. Das Display zeigte diesmal eine Art senkrechten Schacht mit zehn Ebenen. Sie brauchte ein wenig bis sie die Symbole begriff die die einzelnen Etagen kennzeichneten. Die unterste Ebene war mit Sicherheit ein Bahnhof. Die Ebene darüber hatte eine Art Sonne in einem Viereck mit Pfeilen die nach rechts und links abgingen und in kleinen Vierecken endeten, als Symbol. Aura Interpretierte das als Energieversorgung. „Gut, versuchen wir unser Glück auf Ebene neun. Xatox, deine Aufgabe! Sieh zu das wir unbeschadet Ebene 9 erreichen.“ Wandte sie sich an die neben ihr schwebende KI.

    Die Feder ist mächtiger als das Schwert.

    Vor allem dann wenn sie im Verschluss eines Maschinengewehrs sitzt.



  • Ebene 9 zu erreichen war dann auch ganz einfach, nachdem einer der drei Droiden die Xatox mit dem Lift nach unten geschickt hatte unbeschädigt wieder zurückgekehrt war, fuhren Aura und der Rest der Mannschaft auch nach unten auf Ebene 9. Der Schacht des Lifts befand sich hier, frei, mitten in einer Art großem Vorraum, Gegenüber der Lifttüren gab es ein kleineres Portal in eine große Halle, rechts und links waren erheblich größere momentan geschlossene Tore zu erkennen. Die Droiden hatten hier und in der nächsten Halle, in der Aura die Energieversorgung vermutete, Lichtkugeln eingesetzt, so dass alles angenehm ausgeleuchtet wurde. Rechts und links des Liftes erstreckte sich der Vorraum noch jeweils einhundert Meter weiter bis eine Querwand den Raum abschloss. Jeweils ein großes Portal befand sich in der jeweiligen Mitte der Wand. Während das Rechte vollständig geschlossen war, war das Linke etwa zwei Meter weit aufgefahren. Aura trat, flankiert von den restlichen Droiden in die Verteilerhalle. Diese hatte einen Quadratischen Zuschnitt mit einer Wandlänge von 200 Metern und 130 Metern Höhe. Zu vier Feldern angeordnet, mit je neun achteckigen Aggregaten, jedes gut hundert Meter hoch, standen hier Maschinenblöcke ohne erkennen zu lassen was für eine Funktion sie erfüllten. Das jeweils mittlere Aggregat hatte den doppelten Durchmesser der acht es umgebenden anderen. Ansonsten glichen sich die acht Maschinentürme wie ein Ei dem anderen. Genau in der Mitte der Halle führte ein schlanker Turm nach oben zu einer Kuppelförmigen Blase, die von der Decke, nach unten, in den Raum ragte. Aura erreichte den Turm in dem Moment als Xatox den Öffnungscode der Tür geknackt hatte und der Lift nach oben sich öffnete. Zusammen mit der Logistikeinheit und sechs der Droiden betrat Aura dann den Lift. Auch hier konnte die Logistikeinheit den Lift mit Energie versorgen, so dass die ganze Gruppe schnell die Kuppel erreichte. Wie Aura vermutet hatte waren sie im Steuerzentrum der Anlage gelandet. Ein Ringförmiges Bedienpult mit mehreren schmalen Durchlässen zur Fensterfront beherrschte den runden Raum. Bequeme Sitzgelegenheiten luden zum Sitzen ein, nur das vorher jemand Staubwischen musste. Die dicke, obligatorische Staubschicht bedeckte auch hier alles lückenlos. „Wir schlagen hier unser provisorisches Hauptquartier auf. Von hier aus können wir alles schnell erreichen und wenn das hier tatsächlich die Energieversorgung ist, dann sollten sich hier Informationen über den Rest der Anlage finden lassen. Das ist dann wieder dein Part Xatox.“ Die Logistikeinheit hatte in der Zwischenzeit damit begonnen den Staub der Jahrtausende zu entfernen. Zum Vorschein kamen Flächen denen man ihr Alter in keiner Weise ansah. Alles wirkte als wäre es gerade erst geliefert und aufgebaut worden, es gab nicht den kleinsten Kratzer oder gar irgendwelche Abnutzungserscheinungen. Xatox schwebte zwischen den einzelnen Segmenten des Schaltpultes hin und her und führte dabei diverse Scans und Diagnoseprogramme durch. Nach etwa einer halben Stunde schwebte er auf die wartende Aura zu. „Ich habe die Diagnose abgeschlossen. Wie vermutet ist dies der Kontrollraum der Anlage. Allerdings ist dies hier nur ein Verteiler. Die Energieerzeugung geschieht an anderer Stelle. Irgendein Ereignis hat die Energieversorgung hierher unterbrochen. Es gibt unten in der Halle vier Notmeiler, die, wenn meine Informationen korrekt sind, jeder für sich die gesamte Anlage mit Energie versorgen könnten. In der Halle gibt es vier Gruppen zu je neun Aggregaten, wobei das Mittlere jeweils der Notenergieversorger ist. Wenn ich die Anzeigen richtig deute können sie von hier oben angefahren werden. Dazu muss aber die Konsole mit Energie versorgt werden. Es gibt auch hier einen kleinen Energiemeiler der die Zentrale versorgt, der hat aber eine Fehlfunktion und läuft nicht an. Die Logistikeinheit ist momentan bei der Reparatur. Sobald diese abgeschlossen ist kann die Anlage in Betrieb genommen werden.“ Irgendwo unter ihnen flammte ein greller Blitz auf und ein leichtes Zittern lief durch die Zentrale. „Einer der beiden Droiden ist gerade explodiert.“ Meldete sich Xatox. „Irgendetwas ist durch das offenstehende Portal in den Vorraum eingedrungen und hat den Droiden zerstört.“ Aura, die zu Glasfront der Kuppel gelaufen war, schaute zu der KI. „Was ist eingedrungen, ich kann nichts sehen von hier oben, nur den durch die Explosion aufgewirbelten Staub.“ Die KI antwortete: „Was genau den Droiden angegriffen hat wissen wir nicht, der zweite Droiden hat sein Schirmfeld aktiviert als der Erste Explodiert ist, dann gab es eine heftige Entladung die seinen Schirm zu 67,3% belastet hat. Zu sehen ist nichts, weder im optischen noch im infraroten Bereich.“ Schlagartig erwachten die Schaltpulte zum Leben. Die Logistikeinheit hatte die Energieversorgung eben wiederhergestellt. Augenblicke später fuhren in der Halle die vier Notenergieversorger an. Grelle, wild verästelte Entladungen zuckten, laut knallend, zwischen den Haushohen Aggregatblöcken, in der Halle unten, hin und her. Es dauerte mehrere Minuten, dann beruhigte sich das Geschehen in der Halle. Jetzt floss ein greller steter Energiestrom von dem Meiler in der Mitte zu jedem der ihn umgebenen acht Maschinentürme. In regelmäßigen Abständen baute sich eine Art blauer Energiering um die Spitze der Türme auf und wanderte dann langsam nach unten. Irgendwoher erschienen jetzt auch Heerscharen kleiner Roboter oder Droiden, die damit begannen die dicke Staubschicht zu entfernen. Alles lief in einem geordneten Chaos ab, bis dann irgendetwas die Reinigungsroboter durcheinanderwirbelte und etliche in blendenden Entladungen zerstört wurden. Was die Maschinen angriff war nicht zu sehen. Als erste Reaktion hüllten sich die Türme in der Halle in grünlich leuchtende Schirmfelder. Der übrig gebliebene Droide schaffte es gerade noch in den Aufzug zur Zentrale, als um den Turm ein weiteres Schirmfeld aufleuchtete. Mehrere Anzeigen auf den Schaltpulten begannen rot aufzuleuchten und zu blinken. Jetzt tauchten auch hier in der Zentrale kleine Roboter auf, die durch plötzlich vorhandene Öffnungen in die Schaltpulte eindrangen. Aura vermutete das es sich dabei um Wartungsroboter handelte, die die Anlage auf Schäden überprüften und mögliche Ablagerungen entfernten. Von dem Kampf den Xatox gleichzeitig mit der Kommando KI ausfocht bekam keiner etwas mit. Hätte Xatox die andere KI nicht überzeugen können das sie in friedlicher Absicht gekommen waren, hätten automatische Waffen Aura und die Droiden angegriffen. Nach wenigen Sekunden, die für die hochgezüchteten KI’s einer kleinen Ewigkeit nahekamen, hatte Xatox der anderen KI klarmachen können das ihre Schöpfer schon vor langer Zeit verschwunden waren. Anhand einlaufender Fehler- und Schadens Meldungen akzeptierte die alte KI die Angaben von Xatox. Das Angebot, so weit wie möglich Unterstützung zu leisten nahm die KI nur zu gerne an. Kamen doch jetzt von überall Schadensmeldungen. Dass die Akzeptanz dieses Angebots noch viel weiterreichende Folgen hatte, konnte zu diesem Zeitpunkt keiner auch nur ahnen.


    Stein und Andarax hatten sich gerade in Richtung Höhlenausgang aufgemacht, als plötzlich der Boden zu zittern begann. Der Leistungswert der Unbestimmten Energiequelle schnellte auf einmal rasant in die Höhe, wenige Augenblicke später schien der Eingang in einem gewaltigen Trümmer und Staubwolke in sich zusammenzufallen. Was sich im Nachhinein als glücklicherweise falsch herausstellte, gewaltige Projektoren in den Wänden des Höhleneingangs waren angesprungen und hatten die Öffnung mit einem Energiefeld geschlossen. Dabei waren große Teile der Ablagerungen explosionsartig abgesprengt worden, und hatten so den Eindruck eines Einsturzes hervorgerufen. Andarax und Stein näherten sich vorsichtig, ganz auf die Tarn und Schutzfunktion ihrer Anzüge vertrauend, dem Energiefeld. Wenige Augenblicke später stand fest, dass sie die Anlage, jetzt war das wohl eindeutig, auf dem beabsichtigten Weg verlassen konnten. Die Energieentfaltung des unbekannten Energieerzeugers entsprach mittlerweile dem eines Großkraftwerks und die Werte stiegen langsam und gleichmäßig weiter an. Stein setzte sich auf einen Steinbrocken. „Und ich dachte eben noch, die Anlage war jetzt so lange tot, dass es wohl auch noch ne ganze Weile so bleiben würde. So kann man sich irren. Ob wir dafür verantwortlich sind?“ „Na ja, wir haben ja auch alles getan, um möglichst aufzufallen mit der ganzen Scannerei.“ Antwortete Andarax grinsend als er sich auf den Klotz neben Stein niederließ. „Was jetzt großer Meister? Du hast uns hergebracht als solltest du uns auch wieder nach Hause zurückbringen.“ „Ach, du dachtest die Karte gilt für hin und Rückfahrt? Da musst du aber noch nachlösen und nen Kartenverkäufer sehe ich hier nirgends.“ Erwiderte Stein, noch breiter grinsend. „Wusste ich doch, dass die Sache irgendeinen Haken hatte. War ja auch zu billig. Trotzdem was machen wir jetzt?“ Stein zuckte mit den Schultern und erwiderte: „Ich habe keine Ahnung, davon aber ganz viel. Ich lasse mir was einfallen, ich brauche nur etwas Zeit zum Nachdenken.“ „Dann denk schneller, da hinten tut sich was.“ Meinte Andarax der sich umgedreht hatte als es hinter ihnen polterte. Stein drehte sich langsam um und schaute in die gleiche Richtung in die auch Andarax schaute. Etwa zwanzig Meter von ihnen entfernt war die Patina von der Wand gesprengt worden und jetzt stampfte ein gut vier Meter hoher Koloss aus Metall durch die dahinter gelegene Öffnung. Trotz der eingeschalteten Tarnfunktion ihrer Anzüge, machten Stein und Andarax sich so klein wie möglich. Ein flacher Kuppelkopf auf den gut drei Meter breiten Schultern des Kolosses begann sich langsam, wie suchend zu drehen. Gut zu sehen an dem großen Sensorband an der Stelle des Kopfes wo gefühlsmäßig die Augen sein sollten. „Du, der sucht uns so wie der schaut.“ Flüsterte Andarax zu Stein. „Wenn du weiter so schreist dann findet er uns auch.“ Gab dieser ebenso leise zurück. Der Blick des Sensorbandes blieb auf Stein und Andarax Position stehen. „Mensch der sieht uns doch.“ Flüsterte Andarax zu Stein. „Du spinnst der weiß gar nicht das wir da sind.“ Gab dieser flüsternd zurück. „Andarax? Stein? Seid ihr hier?“ Schallte es im gleichen Augenblick vom Koloss herüber. „Sag ich doch, dass er uns sieht“ Meinte daraufhin Andarax und stieß Stein mit dem Ellbogen in die Rippen bevor sie beide aufstanden. „Wir sind hier Aura“ Rief Stein zu Koloss rüber und ließ die Tarnung fallen. Andarax zögerte einen Augenblick länger, bis Stein ihn anstieß und fragte: „Was glaubst du wohl wer außer Aura und Bitrok kennen unsere Namen? Und da Bitrok irgendwo hinter den sieben Bergen unterwegs ist kann das nur Aura sein die uns sucht.“ Beide gingen dann langsam auf die fremde Maschine zu. Kurz darauf ließ Aura sich noch einmal vernehmen indem sie Stein und Andarax anwies einfach der Maschine zu folgen. Zwischenzeitlich hatte die Maschine sich gedreht und stapfte auf die breite Öffnung in der Wand zu, kurz bevor sie diese erreichten ging es erst einmal steil nach unten, bis auf das ursprüngliche Bodenniveau unter den Ablagerungen. Nachdem sie die hell erleuchtete Schleusenkammer betreten hatten fuhren die großen Torflügel zu und schlossen den Raum hermetisch von der Außenwelt ab. Es dauerte einige Augenblicke bis sich die Flügel des Innenschotts öffneten. Direkt dahinter ging es in einen hell erleuchteten Gang, der gerade von Heerscharen kleiner Automaten vom Staub der Äonen befreit wurde, immer wieder verschwanden auch ganze Robotertrupps in diversen plötzlich erscheinenden und ebenso plötzlich wieder verschwindenden Öffnungen. Ihr stählerner Führer brachte sie unbehelligt durch das Gewimmel zu einem weiteren Schott und nachdem sich dieses geöffnet hatte in eine überschaubare Schaltzentrale dahinter. Hier wurden sie von ungeduldigen Aura schon sehnlichst erwartet. Zumindest sah es dem Anschein nach so aus. Wie sich schnell herausstellte war es nur eine perfekte holografische Projektion, die sich nur durch das gelegentliche flackern, hervorgerufen von den altersschwachen Projektoren verriet. „Hallo ihr beide, Ihr seid hier in einem großen Industriekomplex, der auch die Energieversorger für unseren Kontinent beherbergt, um genau zu sein einen von dreien, wobei von den anderen beiden keine Statusmeldungen zu bekommen sind. Allerdings hat mir die KI des Hauptrechenzentrums versichert das ein Versorger völlig ausreicht um alles mit Energie zu versorgen. Laut der KI ist die kleine Zentrale in der ihr euch gerade befindet weitgehend intakt geblieben. Die altersschwachen Geräte werden als erstes ausgetauscht werden. Ich …“ Stein unterbrach Auras Redeschwall indem er die Hand hob. „Schön, dass es dir gut geht, uns geht es auch gut, danke der Nachfrage.“ Aura schaute ihn jetzt mit schiefgelegtem Kopf an. Noch bevor sie ihren unterbrochenen Redeschwall wiederaufnehmen konnte, meinte Stein: „Nicht das du jetzt denkst wir sind nicht neugierig warum wir uns so plötzlich gegenüberstehen. Lass uns aber bitte erst mal Luft holen. Ich hätte da auch erst mal ein paar Fragen an dich. Bevor du weitermachst. Zum einen Wo bist du jetzt und zum anderen was ist hier los? Eben war hier alles noch tot und wir auf dem Rückweg zum Lager und dann Peng, na ja eben Peng und jetzt stehen wir hier. Wäre schön, wenn du uns erst mal auf den neuesten Stand bringen würdest bevor du uns sagst was wir tun sollen.“ Schloss er mit einem breiten Grinsen. „Kann man sich hier irgendwo hinsetzen? Oder müssen wir uns die Beine in den Bauch stehen?“ Während er das sagte hatte er sich umgesehen und zuletzt den stählernen Koloss gemustert. Wie von Geisterhand materialisierten zwei bequeme Sessel vor Stein und Andarax. Und immer noch grinsend setzte Stein sich in einen der Sessel. „So, schon besser. Lass hören Aura“ Die hatte dem Treiben mit in die Seiten gestemmten Fäusten, kopfschüttelnd zugesehen. „Dich bringt nichts aus der Ruhe was?“ „Seit ich dich und insbesondere Bitrok kennengelernt habe, nein. Wo ist der überhaupt, er wollte doch nachschauen was es mit der Stadt und dem Gleis durch die Berge auf sich hat?“ Erwiderte Stein auf Auras Frage. „Nein Bitrok ist immer noch unterwegs, ich bin alleine los, zusammen mit einer KI und deren Logistikeinheit, die mit Bitrok zur Verfügung gestellt hat. Ich habe zusätzlich noch ein paar Droiden mitgenommen, für alle Fälle. Wir sind dann runter in die große Halle hinter der U-Boot Schleuse. Hinten in der Wand war doch die offene Schleuse, du erinnerst dich?“ „Dunkel, da war doch alles voller Ablagerungen, Stopp haben wir da nicht den Droiden gefunden? Richtig ich erinnere mich wieder. Aber ich schweife ab, mach weiter.“ Gab Stein das Wort an Aura zurück. „Hinter der Schleuse sind wir auf eine Riesige Halle gestoßen und von dort weiter in die Tiefe gefahren. Ich hatte da die Energieversorgung vermutete, bin aber nur auf einen, wenn auch gigantischen Verteiler gestoßen. Wir haben dann die Notmeiler zum Laufen gebracht, sind angegriffen worden, meine KI hat mit der Stations KI gesprochen und erreicht das sie uns als Nachfolger der Erbauer akzeptiert. Dann hat die KI Energie für den Verteiler angefordert und ist so auf eure Scans aufmerksam geworden. Nachdem ich dann 1 und 1 zusammengezählt hatte kamen wir zu dem Schluss das mit den Scans konntet nur ihr sein. Wir haben dann das Kraftwerk von hier aus gestartet und einen der Mehrzweckmaschinen geschickt um euch zu holen. Den Rest kennt ihr. Jetzt sollt ihr euch ein wenig umsehen und vor allem euer Expeditionslager nachholen, damit ihr für die notwendigen Reparaturen an den Fabrikationsanlagen und am Kraftwerk auf den Replikator zurückgreifen könnt. Ihr könnt dabei auf die Unterstützung der noch funktionsfähigen Mehrzweckmaschinen zurückgreifen. Sie werden eure Befehle befolgen. Wenn noch was ist dann könnt ihr mich über die Zentrale in der ihr euch jetzt befindet erreichen. So ich denke das war es erst mal.“ Aura hatte es auf einmal sehr eilig das Gespräch zu beenden, allerdings kam ihr Stein zuvor als er fragte: „Moment, soweit ist alles klar, wir werden die nötige Unterstützung gewähren. Allerdings hast du von einem Angriff gesprochen? Was war damit?“ Man merkte das Aura diese Frage eigendlich hatte vermeiden wollen. Ergeben nickte sie. „Ja wir hatten da ein kleines Problem mit einigen Höhlenbewohnern. Insektoiden, schwer gepanzerte Krabbelwürmer oder so. Die haben einen offenen Durchgang entdeckt, beziehungsweise ihre Beute hatte den entdeckt. Nach dem die einen unserer Droiden verschrottet hat und auch noch diverse Wartungsmaschinen der Anlage hier haben wir sie vor den Viechern gerettet. Das sin vielleicht zähe Biester. Gut fünf Meter lang mit vielen kleinen Beinen. Unheimlich flink und die Mistviecher spucken mit Säure. Die greift sogar die Oberfläche des roten Baumaterials an und lässt sie stumpf werden. Allerdings gegen die Kinetischen Geschosse der Railguns sind sie machtlos. Es hat bloß für eine mächtige Sauerei gesorgt. Wir haben den Durchgang wieder verschlossen und seit die Kraftwerke Energie liefern stehen um die Anlage Kraftfelder die von außen nicht zu durchdringen sind. Wir haben jetzt übrigens ein Haustier. Sieht aus wie eine große Echse mit Flügeln und kann Elektroschocks austeilen, das hat den Droiden zerstört. Vor allem Es kann sich auf die gleiche Art unsichtbar machen wie unsere Anzüge. Die Echse ist überraschend intelligent, sobald sie merkte das wir ihr nichts tun wollen hat sie ihren Wiederstand aufgegeben und sich behandeln lassen. Eine der Flughäute ist zerrissen, daher konnte sie den Insektoiden nicht wegfliegen. Wir haben sie verbunden und jetzt schläft sie. Ich möchte das sie bei uns bleibt, bitte.“ Darum hatte Aura so schnell die Verbindung unterbrechen wollen. Sie hatte Bedenken das Stein die Echse nicht in der Basis haben wollte, aufgrund ihrer Fähigkeit zerstörerische Energiestöße auszuteilen. Mit großen bittenden Augen sah Aura Stein an, der schon wieder grinsen musste. „OK, Aura behalte deinen kleinen Freund. Es ist deine Entscheidung und wenn du sagst du vertraust ihm geht das in Ordnung. Bis später dann.“ Er konnte sehen wie Aura erleichtert aufatmete dann winkte sie ihm und Andarax noch einmal zu bevor das Hologramm in sich zusammenfiel. „Da ist noch was, dass sie nicht sagen wollte“, dachte Stein, „aber sie weiß selber noch nicht genau was, ansonsten hätte sie es mir gesagt.“ Stein hatte über das Implant Auras Unsicherheit empfangen, die auch dann noch angehalten hatte als er mitgeteilt hatte das er nichts gegen Auras neues Haustier hatte. Er hoffte das sie erst einmal alleine zurechtkommen würde, denn er hatte hier genug um die Ohren. Einmal die Uralte Anlage inspizieren, dann nach den Siedlern schauen und die Sklavenjäger durfte er auch nicht aus den Augen verlieren. Solange allerdings draußen der Sturm tobte würden die nichts unternehmen können, immerhin ein Lichtblick. Er wandte sich an die Maschine, die immer noch am Eingang stand. „Du kannst mich verstehen?“ Fragte er dann laut. „Ja, laut und deutlich. Haben sie Anweisungen für mich?“

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    Vor allem dann wenn sie im Verschluss eines Maschinengewehrs sitzt.



  • Mäntelchen (Körperchen) wechsele dich


    Endlich hatte der Zug die beschädigte Gleisstelle erreicht. Der Reparaturzug war gerade dabei die letzten Arbeiten am Gleis und dem, jetzt wieder intakten Schutzwall auszuführen. Der Zug hatte deshalb kurz vor besagter Stelle angehalten. Als der Kommandeur den stehenden Zug kurz verließ um sich die Beine zu vertreten passierte es. Irgendwie war Schmierfett auf die Stufen gelangt, der Kommandeur rutschte aus und stieß dabei mit dem Kopf an die Panzerwand des Wagons. Bewusstlos sackte er zusammen und fiel die letzte Stufe hinab. Die Bewusstlosigkeit dauerte glücklicherweise nur ein paar Sekunden, dann kam der Kommandeur, jetzt wieder der Originale, wieder zu sich. Mit einem brummenden Schädel, stieg er fluchend, wieder in den wartenden Zug zurück, der sich dann wenig später in Richtung Stadt in Bewegung setzte.


    Derweil hatte Bitrok die Zentrale des Rochens erreicht und bereitete dort bereits die Übernahme einer weiteren Führungsperson vor. Das Wissen des Kommandeurs war ihm dabei sehr hilfreich gewesen. Es gab drei Leute, die für die Führung der Stadt verantwortlich zeichneten. Von diesen drei, war eine für Bitroks Vorhaben besonders geeignet, da sie für die Verteidigung und gleichzeitig auch die Verwaltung der Stadt verantwortlich war. Das diese Person eine Frau war, spielte für Bitrok keine große Rolle. Ganz im Gegenteil, es erleichterte die Übernahme für ihn.


    Einige Stunden zuvor hatte sich die Führungsspitze der Stadt Atten zusammengefunden um über neue Strategien, zur Abwehr der Antaranern zu beraten. Atten war die letzte große Metropole die noch nicht von den Antaranern eingenommen worden war. Bisher hatte man verhindern können, dass diese den großen Fluss überschritten und damit die Stadt vollständig eingekesselt wäre. Eine Maßgebliche Rolle spielte dabei die Bahnlinie die dem Lauf des Flusses folgte. Vor allem, dass das Ufer auf dem die Bahnlinie verlief, an seiner tiefsten Stelle, gut zehn Meter höher lag als das andere Ufer hatte dafür gesorgt, dass ein direkter Beschuss der Gleise nicht möglich war. Der große Fluss entsprang irgendwo im Süden im Sichelgebirge und nutzte eine natürliche tektonische Verwerfung als Bett auf seinem langen Weg zum Meer. Genau entlang dieser, hatte er sich im Lauf der Äonen ein tiefes Bett gegraben. An der Stelle, an der sich, die Stadt Atten auf ihrem Hochplateau erhob, machte die Verwerfung einen fast rechtwinkligen Knick um dann, zusammen mit dem Fluss, in Richtung Osten weiterzulaufen. Die wenigen Brücken die an den schmalsten Stellen die Schlucht überspannt hatten waren gesprengt worden um eine Überquerung durch die Antaraner zu verhindern. Schwer bewaffnete Panzerzüge pattroulierten entlang der Bahnlinie und sorgten dafür das nirgends neue Brücken entstehen konnten. Überall dort wo die Schlucht Schmalstellen aufwies, die möglicherweise einen Brückenschlag erlaubten gab es große Sperrforts die genau das verhindern sollten. Bisher war ihnen das sehr erfolgreich gelungen, wie sich an den Wracks der Kriegsfahrzeuge und den unzähligen Einschlagskratern, an diesen Stellen ablesen ließ. Atten selbst lag strategisch günstig auf einem großen Hochplateau, das sich bis zu dreihundert Meter über die Ebene erhob. Rund um die Stadt am Rand des Plateaus befanden sich in regelmäßigen Abständen Große Festungsanlagen. Jede dieser Festungen wurde von zwei gewaltigen Geschütztürmen mit jeweils zwei schweren Geschützen dominiert. So wie die Türme gebaut waren würden sie selbst schwerstem Beschuss trotzen können, dem sie mit ihren eigenen zwei Geschützen gewichtige und vor allem hochexplosive Argumente entgegenzusetzen hatten. Solange die Geschütze feuern konnten kam keiner der Aggressoren näher als 70 Kilometer an die Stadtgrenze heran, von einigen kleinen Vorstößen abgesehen. Die Neustadt, die auf der anderen Seite des Flusses lag, hatte man aufgegeben und unbewohnbar gemacht. Die Antaraner hatten sich kurz außerhalb der Reichweite der großen Geschütze eingegraben. Vor einiger Zeit hatten sie damit begonnen dauerhafte Befestigungsanlagen zu errichten. In diesen Garnisonen sammelten sich jetzt ihre Truppen. Bisher hatte man es nicht geschafft einen Informanten zu gewinnen. Eigene Leute konnte man nicht einsetzen, da sich Antaraner und Attener zu stark voneinander unterschieden. Die Antaraner waren kleinwüchsig, dabei aber extrem breit und muskulös, dazu kam eine fast weiße Hautfarbe. Vor allem aber die Augenpartie machte es unmöglich einen Antaraner zu kopieren. Die komplett schwarzen Augen waren etwa um ein Drittel größer als die der Attener, dazu kam das die Augen im dunklen schwach zu leuchten schienen. Allgemein wurde angenommen das die Antaraner aus dunklen lichtlosen Höhlen kamen. Noch nie hatte man einen von ihnen am Tag ohne Helm mit schwarzem Visier gesehen. Nachts waren nur die Bereiche schwach beleuchtet in denen sich die Zwangsarbeiter befanden, ansonsten gab es keinerlei Beleuchtung, was diese Theorie noch zusätzlich stützte.
    Didia hatte die letzten Berichte kurz überflogen, jetzt zuckte sie zusammen und schlug sich mit der flachen Hand seitlich an den Hals. „Verdammt, blödes Vieh. Was ist mit dem Insektenschutz los? Mich hat gerade was gestochen. Tarles, setze bitte eine Kontrolle der Schutzvorrichtungen an. Das fehlte uns jetzt gerade, dass wir hier von Insekten belästigt werden.“ Einer der Männer, die mit am Tisch standen, nickte kurz und machte sich eine Notiz auf seinem Pad. Sofort ging die Nachricht an die entsprechende Abteilung weiter. Danach richtete der Mann seine volle Aufmerksamkeit wieder auf die Besprechung. Derweil hatte ein kleines unscheinbares Insekt, von allen unbemerkt, den Raum durch die vergitterte Ventilationsöffnung der Klimaanlage verlassen. Wenig später beendete Didia die Besprechung und machte sich auf den Weg in ihre Wohnung. Als erstes würde sie ein schönes heißes Bad nehmen um den ganzen Dreck des Tages loszuwerden. Seit dem frühen Morgen war sie, bis auf eine kurze Mittagspause, von einem Brennpunkt zum nächsten geilt und hatte Entscheidungen getroffen. Eigendlich war der Tag ganz gut gelaufen, die Ingenieure hatten vorfristig ein wichtiges Projekt zum Abschluss gebracht. Zukünftig würden die Geschütze ihre Geschosse mit Hilfe starker Magnetfelder abfeuern. Neue Geschosse, die man auch lenken konnte. Die Reichweite hatte sich etwa verdoppelt. Jetzt wurde daran gearbeitet, Geschosse mit einem eigenen Antrieb auszustatten um die Reichweite nochmals erheblich zu verbessern. Das Bündnis mit der Großen Nation begann sich langsam auszuzahlen. Mit diesen Gedanken legte sie sich in das warme Badewasser. Didia genoss die Wärme, die ihren Körper umgab, dann glitt sie sanft ins Land der Träume. In der Badewanne liegend träumte sie davon sich zu teilen um gleichzeitig an mehreren Orten sein zu können, es war seltsam sich selbst sehen zu können, wie man durch die Tür ins Badezimmer geht und dann sich selbst in der Badewanne liegen zu sehen, gleichzeitig aber auch sich vor der Badewanne stehen zu sehen. Träume können schon seltsam sein, ich muss das unbedingt Tarles erzählen. Mit diesen letzten Gedanken glitt Didia in einen tiefen traumlosen Schlaf. Am nächsten Morgen, begab sich eine erholt aussehende Didia, in ihr Büro im Lagezentrum, um mit ihrem Sekretär den weiteren Tagesablauf zu besprechen. „Guten Morgen Tarles, gut geschlafen?“ „Weniger, Didia. Ich habe die halbe Nacht damit verbracht mir den Bericht unseres Millitärkomandeurs anzuhören, der gestern Nacht mit dem Zug hier eingetroffen ist. Es gab da eine Verzögerung, da es den Antaranern gelungen ist irgendwie das Gleis zu beschädigen. Es hat ein wenig gedauert aber nach der Reparatur konnte der Zug weiterfahren. Wir haben an dieser Stelle den Wall zum Fluss höher gezogen und verstärkt. Vor ein paar Tagen war es den Weißen dort gelungen einen Zug so gut wie Schrottreif zu schießen. Das sollte ab jetzt ausgeschlossen sein. Soll ich dir die wichtigen Einzelheiten mitteilen, dann musst du nicht den ganzen Berichtlesen?“ Lass mal Tarles, leg den Bericht einfach auf meinen Tisch ich werde ihn mir ansehen, wenn ich zum Mittagessen gehe. Du gehst besser schlafen.“ Als Tarles etwas erwidern wollte hob Didia die Hand und schnitt damit einen eventuellen Einwand ab. „Es gibt nichts Wichtiges in dem Bericht, dass nicht bis heute Mittag warten kann. Also geh schlafen. Das ist ein Befehl.“ Übertrieben korrekt nahm Tarles Haltung an und salutierte grinsend. „Jawohl, Koordinator. Ich gehorche.“ Dann drehte er sich um und verließ mit müden Schritten den Raum. Bitrok sah ihm nach und murmelte dann leise. „Es gibt in dem Bericht wirklich nichts, dass mich überraschen könnte.“

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  • Didia trat an den Schreitisch heran, drehte das Dossier zu sich und blätterte es auf, überflog einige Seiten, dann klappte sie es zu und verließ den Raum, mit schnellen Schritten, in Richtung Lagezimmer. Dort angekommen studierte sie sorgfältig den Lageplan. Als nächstes sah sie sich die Berechnungen und Berichte der Neuentwicklungen an. Sollten die neuen Waffen wie gedacht funktionierten, stand den Antaranern eine böse Überraschung bevor. Egal ob sie sich hinter dicken Betonmauern sicher wähnten. Was Bitrok allerdings mehr interessierte war der Ursprung der Antaraner. Didia hatte, als Großkoordinatorin, Zugriff auf alle verfügbaren Informationen, allerdings beschränkte sich ihr Wissen auf das was ihr die Wissenschaftler und Nachrichtendienste zutrugen. Viel war das jedoch nicht, irgendwie musste das Sammeln von Informationen über die Weißen beschleunigt und vor allem verbessert werden. Didia setzte sich an einen der Lesetische und vertiefte sich in die Aufzeichnungen.
    Die Attener hatten umfangreiches Material über die Anatomie der Antaraner gesammelt, bisher war es jedoch noch nicht geglückt, einen Antaraner lebend gefangen zunehmen. Es war wie verhext, wurde die Lage für einen Antaraner aussichtslos beging dieser augenscheinlich Selbstmord. Wie und warum hatte man jedoch noch nicht herausgefunden. Mehrmals war es gelungen Antaraner mittels spezieller Fallen zu fangen, die jede Bewegung unterbanden, trotzdem, öffnete man den Anzug fand man nur noch eine Leiche vor. Anfangs ging man davon aus, dass sich die Gefangenen selbst mit Gift umbrachten, allerdings konnte bei den anschließenden Obduktionen kein Gift nachgewiesen werden. Bisher konnte sich keiner einen Reim darauf machen. Ziemlich sicher war man sich jedoch über die Herkunft. Die Antaraner waren Höhlenbewohner, der gedrungene Körperbau und die extrem lichtempfindlichen Augen ließen keinen anderen Schluss zu. Was sie jetzt dazu trieb an der Oberfläche auf Raubzug zu gehen, darauf konnte sich bisher keiner, der damit befassten Spezialisten und Wissenschaftler, einen Reim machen. Wobei, genaugenommen handelte es sich eher um Eroberungszüge als um Raubzüge. Denn hatten sie erst mal ein Gebiet erobert, richteten sie sich dort häuslich ein, trotz ihrer Unfähigkeit, tagsüber oder auch in hellen Nächten ohne ihren Schutzanzug außerhalb ihrer Basen zu operieren. Auch ihren eigentlichen Ursprungsort hatte man bisher nicht ermittelt können. In Antara selbst lag dieser nicht. Die alten Antaraner hatten bis vor etwa hundert Jahren ruhig neben den Attenern gelebt und mit diesen freundlichen Handelsbeziehungen unterhalten. Irgendwann, vor gut hundert Jahren hatten dann plötzlich die Weißen Antara innerhalb weniger Monate überrannt. Flüchtlinge hatten von gnadenlosen Massakern berichtet. Gnadenlos zerstörten die Weißen Siedlungen und Städte. Ob es Überlebende gab und was mit den Fliehenden geschah, die es nicht über die Grenze schafften, dazu gab es keine Informationen. Wiederstand schien zwecklos zu sein, formierte sich irgendwo Wiederstand wurde dieser umfasst und von den Zahlenmäßig weit überlegenen Weißen einfach erdrückt. Allerdings verlangsamte sich der Vormarsch der Weißen so weit, dass es den Attenern gelang die Grenze zu sichern und zu befestigen. Da die Weißen die Grenze lückenlos kontrollierten war das Schicksal der Urantaraner ungewiss. Seit dieser Zeit gab es keine Lebenszeichen mehr. Atten hatte sofort, nach dem Fall Antaras, begonnen die Grenze zu sichern und auszubauen um deren Schicksal zu entgehen. Gut hundert Jahre hatte es dann auch gedauert bis die Grenze fiel. Obwohl man den Angreifern anfangs Waffentechnisch weit überlegen war, holten diese ihre Defizite überraschend schnell auf. Dazu kam eine erschreckende, personelle, Überlegenheit. Während die Attener immer mehr Probleme hatten, die immer schneller entstehenden Lücken in den Reihen ihrer Soldaten wieder zu schließen, schienen die Antaraner über unerschöpfliche Reserven zu verfügen. Irgendwann kam es dann, wie es kommen musste. Die Verteidigungslinien brachen zusammen und der Feind strömte ungehindert ins Land. Den Großteil der Bevölkerung hatte man schon einige Zeit vorher über den Fluss evakuiert, denn seit Jahren war dieser Zeitpunkt absehbar gewesen, zu dem die Grenze fallen würde. Trotzdem hatte es eine große Gruppe in der Bevölkerung gegeben die glaubte die Grenze wäre unüberwindbar und die Städte sicher. Dieser Bevölkerungsteil hatte sich der Evakuierung wiedersetzt und war in den Städten geblieben. Nach dem Fall der Grenze hatte es dann nur wenige Tage gedauert bis auch diese Städte vom Gegner überrollt wurden. Rücksichtslos hatten die Weißen die Städte eingekesselt und dann überrollt und zerstört, offensichtlich nicht daran interessiert Infrastruktur und Bevölkerung intakt zu übernehmen. Überlebende hatte es wohl keine gegeben, zumindest hatte niemand die wenigen damals noch intakten Brücken erreicht. Nur die schweren Geschütze Attens und die Bahnlinie hatten verhindert das die Weißen weiter als 75 Kilometer an die Hauptstadt herankamen. Die Bahnlinie die vielgleisig parallel zum Fluss verlief hatte mit großen Anteil daran, dass für die Weißen, ein Überschreiten von Fluss und Schlucht so gut wie unmöglich gemacht wurde. Trotzdem starteten die Weißen immer wieder Versuche die Schlucht zu überqueren um einen Brückenkopf zu errichten. Viele, durch den Beschuss schwerer Geschütze umgegrabene, Gebiete entlang des Flusses erzählen davon. Große ausgedehnte Sumpfgebiete hinderten die Weißen bisher daran die Küste zu erreichen und dann über das Meer den Fluss zu umgehen. Selbst wenn ihnen das irgendwie gelingen sollte stand ihnen dann eine Steilküste mit unüberwindlichen Klippen im Weg. An der einzigen Stelle die einen Zugang zum Meer erlaubte hatten die Attener eine stark befestigte Hafenstadt gebaut. Wie in Atten sicherten auch hier große Sperrforts die Stadt und den Hafen. Weitere Festungsanlagen in regelmäßigen Abständen entlang der Steilküste vervollständigten das Sicherheitskonzept der Attener. Große Panzerschiffe patrouillierten zusätzlich an der Küste entlang um wirklich jeden Landungsversuch zu vereiteln. Es hatte bereits einige Zwischenfälle gegeben. Zweimal waren die Panzerschiffe von unbekannten Einheiten beschossen worden, bevor es jedoch zu größeren Schäden an den Schiffen kommen konnte, hatten die schweren Küstenbatterien die Lage geklärt. Seitdem wurden von den Patrouillen immer wieder fremde Schiffe gesichtet, allerdings blieben diese generell außerhalb der Reichweite der Küstenartillerie. Über die Besatzung dieser Schiffe hatte man bisher noch keine Informationen bekommen können.
    Ein Räuspern riss Didia aus ihren Gedanken. Ein Meldegänger salutierte vor ihr. „Großkoordinatorin, darf ich sie an den Termin mit den anderen Koordinatoren erinnern? Man wartet bereits auf sie.“ Didia schaute ein letztes Mal in den Bericht der vor ihr lag, seufzte und schloss den Ordner. Ohne sich umzudrehen sagte sie: „Sagen sie den Anderen ich bin auf dem Weg.“ Der Meldegänger salutierte erneut, machte auf dem Absatz kehrt und verließ dann den Raum schnellen Schrittes.
    Schnell erhob sich Didia von ihrem Stuhl, strich ihre durch das Sitzen verknitterte Kleidung glatt und verließ den Raum in Richtung ihres Büros, dort nahm sie sich das Dossier vom Schreibtisch und suchte dann, den kleinen Konferenzraum auf, in dem sie von den anderen Koordinatoren und deren Adjutanten bereits erwartet wurde. „Entschuldigt bitte das ihr warten musstet, aber ich bin erst noch schnell den Bericht unseres Kommandeurs durchgegangen und habe etwas recherchieren müssen. Bevor einer fragt, Tarles habe ich ins Bett geschickt, nachdem er die ganze Nacht an dem Dossier gearbeitet hat. Ich denke aber das wesentliche habe ich herausgelesen, so dass ich ohne meinen Sekretär auskomme. Das Wichtigste zuerst, die angekündigte Unterstützung der großen Nation ist eingetroffen. Die Quartiermeister sind gerade dabei alle unterzubringen. Die Wissenschaftler werden morgen den einzelnen Resorts zugeteilt, ebenso wie die militärischen Berater. Unsere Kolonie entwickelt sich recht vielversprechend, wir haben von unseren Verbündeten zwei komplette neue Bergwerke zum Metallabbau bekommen und auch die zugehörigen Verhüttungsanlagen. Damit sind die Engpässe bei der Metallversorgung erst einmal kein Problem mehr. Jetzt die weniger guten Nachrichten. Die Transportschiffe wurden offensichtlich gezielt abgefangen und angegriffen. Es ist nur den schweren Schlachtschiffen unserer Verbündeten zu verdanken, dass alle Transportschiffe den Hafen erreichen konnten. Die Schlachtschiffe werden die Sicherung des Hafens und der Stadt übernehmen, zumindest so lange bis wir dort die Festungsanlage fertig haben. Auch der nächste Punkt ist wenig erfreulich. Irgendwer bedrängt die dort lebende Bevölkerung. Einer unserer Panzerzüge konnte eine große Gruppe Einheimischer aus den Händen von Sklavenjäger befreien. Woher diese kommen konnten wir noch nicht in Erfahrung bringen, nur, dass sie straff organisiert und schwer bewaffnet sind. Da wir im Moment einfach zu wenige Truppen auf der anderen Seite haben können wir leider keine Großflächige Suche organisieren. Wir haben die Überlebenden erst einmal in den leerstehenden Kasernen am Rand der Stadt untergebracht. Wenn die zugesagten Truppen der großen Nation eintreffen, werden wir Flüchtlinge an anderer Stelle unterbringen müssen, allerdings haben wir noch etwas Zeit bis dahin. Alle weiteren Informationen findet ihr in dem Dossier. Damit habe ich erst mal alles gesagt. Ich habe jetzt noch einige, wichtige, Termine die keinen Aufschub dulden. Wir sehen uns dann bei der nächsten Besprechung.“ Didia klappte ihr Dossier zu und begab sich zurück in ihr Büro. Die zurückbleibenden Koordinatoren und deren Mitarbeiter machten sich derweil daran, den Inhalt, ihrer Kopien genau auszuwerten.
    Weit über der Stadt schwebte der Rochen unter SKATs Befehl. Im Schutz der Tarnung verließen diverse Drohnen das Schiff und beschleunigten in Richtung der besetzten Gebiete und in Richtung Antara. Ihr Auftrag, ausspähen der Befestigungsanlagen der Weißen, scannen und erfassen ihrer Anatomie. Weitere Drohnen würden die Grenze nach Antara überfliegen, nach dem Verbleib der alten Bevölkerung suchen und dabei auch den Herkunftsort der Weißen zu ermitteln.

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  • Zwischenzeitlich hatten Stein und Andarax, den Umzug ihres Expeditionscamps erfolgreich abgeschlossen. Eine große Halle, ganz in der Nähe der Nebenzentrale, von der aus sie mit Aura gesprochen hatten, beherbergte jetzt das Camp. PICK ASS hatte sich mit der Stations KI verbunden und kontrollierte jetzt, nachdem die Stations KI sich ihm, bedingungslos, untergeordnet hatte, die Anlage. Mittlerweile waren alle Meiler des Kraftwerks auf volle Leistung hochgefahren. Der überwiegende Teil der erzeugten Energie floss in den Replikator, der im Akkord Ersatzteile für die uralten Anlagen produzierte.


    Als erstes waren die Kraftwerksmeiler erneuert worden. Nur knapp hatte sich vorher eine Katastrophe vermeiden lassen, als die uralten Anlagen auf volle Leistung gefahren worden waren. Dabei hatten ganz plötzlich mehrere Regulatoren versagt, so dass mehr Energie erzeugt wurde als abgeführt werden konnte. Hätte PICK ASS nicht rechtzeitig eingegriffen, wäre das System jetzt, um einen Asteroidengürtel reicher. Im letzten Augenblick hatte die Stations KI sich bedingungslos PICK ASS untergeordnet, auch wenn sie bis dahin, darauf beharrt hatte, dass die eingehenden Daten auf Fehlinformationen beruhen würden, hervorgerufen durch beschädigte oder ausgefallenen Datenleitungen und die Regulatoren trotzdem korrekt funktionierten. Da sofort alle Regulatoren durch neue ersetzt wurden, die PICK ASS, warum auch immer, noch vor dem Hochfahren der alten Meiler produziert hatte, konnte später nicht geklärt werden, ob die Katastrophe wirklich eingetreten wäre, wenn die KI die Befehls- und Steuergewalt nicht an PICK ASS abgetreten hätte. Sicher war, wäre der Vorfall nicht zu diesem frühen Zeitpunkt eingetreten, hätte die gerade erwachte Stations KI die Befehlsgewalt nicht an PICK ASS abgegeben. Der Vorfall lag mittlerweile einige Tage zurück, in der Zwischenzeit hatte der Replikator ohne Pause Reparaturdrohnen und Ersatzteile produziert. Die zwölf Großmeiler waren durch neue ersetzt, die Droiden der Station zum größten Teil überholt und gewartet, sowie die Steuerelektronik der Anlagen und der KI erneuert worden. Ebenso hatte die Entfernung der Ablagerungen und die Instandsetzung beschädigter oder zerstörter Teile der Anlage begonnen. Große Maschinen gruben sich in eingestürzte und verschüttete Stollen und Gänge, dabei schmolzen sie die Gesteinstrümmer ein und beschichteten die Wände, Decken und Böden mit dem aufgeschmolzenen Material. Dieses bildeten nach dem Erhärten und abkühlen eine glatte, natürlich wirkende, feinstrukturierte Granitwand, die dann von nachfolgenden Maschinen mit einer Art durchsichtigen Schutzschicht überzogen wurden. Diese Schicht übernahm, neben der Versiegelung der Oberfläche, gleichzeitig den Energietransport, die Beleuchtung und wohl auch die thermische Isolation.
    Bis zur endgültigen Wiederherstellung des gesamten Komplexes, würde es laut PICK ASS mehrere Monate dauern. Viele Bereiche mussten erst wieder zugänglich gemacht werden, unter anderem auch der Tiefenbahnhof, von dem aus Verbindungen zu anderen, bisher noch unbekannten Stationen, abgingen.



    ****** Fortsetzung folgt im 2. Teil ******

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  • Tom

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