Hallo Überlebender, das was du hier in der Hand hast ist meine Geschichte, zumindest ein Teil davon. Vielleicht treffen wir uns einmal auf deinen Reisen, und Reisen wirst du glaube es mir, dann kann ich dir den Rest der Geschichte erzählen. Jetzt aber erst einmal der Beginn.
Erwachen
Eben noch war es dunkel und während ein nervendes Piepsen immer leiser wurde, wurde gleichzeitig es kälter und kälter … und dann als das enervierende Geräusch endlich verstummte wich die Dunkelheit einem grellem, ich weiß nicht genau, einem Licht vielleicht? Seltsamerweise konnte nichts sehen aber ich wusste irgendwie das meine Augen normal sehen konnten. Ich war nicht blind, es gab nur nichts zu sehen. Erschreckend dabei war, ich konnte auch nichts fühlen, so als wäre da kein Körper. Wie lange dieser Zustand anhielt? Keine Ahnung. Sekunden? Minuten? Es können auch Tage, Monate oder Jahre gewesen sein.
Und dann war da ein Rauschen, immer lauter werdend, es hörte sich an wie das Rauschen von Wellen, Wellen die an einem Strand ausliefen. Mit dieser Erkenntnis wurde es … warm? Ja mein Rücken, er wurde langsam warm, so warm das es fast unerträglich wurde. Ich zog meine Arme an die Seite um mich aus dem Sand nach oben zu stemmen. Sand wieso Sand? Egal erst mal. Ich richtete mich so weit auf, dass ich mich umsehen konnte. Jetzt konnte ich auch so etwas wie Mövengeschrei ausmachen. Ich befand mich ganz offensichtlich an einem Sandstrand, hinter mir spülten die Wellen an den Strand. Rechts von mir befand sich ein locker mit Palmen und größeren Felsen gesprenkelter Strand, der bis an eine Felswand heranreichte. Auch auf der linken Seite wurde der Strand von einer hohen Klippe begrenzt. Nur kam man auf dieser Seite nicht sehr weit. Irgendwann mussten riesige Stücke aus der Wand gebrochen sein. Jetzt sperrten diese den Strand an dieser Stelle, bis weit ins Wasser, wie ein gigantische Mauer. Direkt vor mir gab es eine breite Lücke zwischen den Klippen. Der Sandstrand reichte weit in diese Lücke hinein und endete dann von einer grünen Mauer, einem … Urwald? Irgendwie wirkten die Pflanzen fremdartig. Wie eine undurchdringliche grüne Wand versperrte sie den Einschnitt zwischen den Klippen. Und von oben brannte die Sonne.
Wo war ich hier? Was aber noch wichtiger war, wer war ich und warum war ich nackt? Und dann, das Ding an meinem linken Unterarm. Rautenförmig umfasste goldenes Metall ein schwach leuchtendes Ding. Es sah aus wie ein von innen glimmender Edelstein. Und wenn ich mich darauf konzentrierte schien es als ob er mir etwas mitteilen würde. Nicht mit Worten, eher in einer Art von Bildersprache, die in meinem Kopf entstand, und mich zu drängen schien schnell Schatten zu suchen denn ansonsten würde ich sehr schnell von der Sonne geröstet werden. Ein Versteck wäre auch nicht verkehrt und ein paar Arme voll von den Farnähnlichen Pflanzen sollte ich auch sammeln. Das Implant ließ mich wissen, dass es noch früh am Tag war und somit Zeit genug um Nahrung und Material zu sammeln und dabei eine einigermaßen sichere Deckung zu suchen. Eine Deckung fand ich ziemlich schnell, ich musste nur ein paar Meter nach links den Strand entlang um mich dann durch eine Lücke zwischen den riesigen Felsen am Fuß der Steilwand quetschen. Nachdem ich die Öffnung hinter mir gelassen hatte und meine Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnt hatten konnte ich erkennen das die Steine so günstig gefallen waren, dass sich ein großer Hohlraum gebildet hatte, der wohl nur diesen einen Zugang hatte, eben jenen durch den ich hereingekommen war. Zumindest hoffte ich das es so war. Auf der, der Wasser zugewandten Seite musste es weiter oben eine oder mehrere Öffnungen geben durch die Licht in den Hohlraum fallen konnte. Dort an der Wasserseite gab es auch einen Zugang zum Wasser. Wasser das trinkbar war. Ein richtiges Strandhaus. Die nächsten Stunden verbrachte ich damit in der Umgebung Farn, Treibholz, Steine und Feuersteine zu sammeln. Auch eine größere Anzahl Muscheln und Schnecken ließ sich finden. Den Hinweis des Implants eine „sichere“ Unterkunft zu suchen spukte mir die ganze Zeit im Kopf herum. Hier drin war es sicher, vor allem, wenn man den Eingang von innen verbarrikadieren würde. Am Strand dagegen war es weniger sicher. Trotzdem verließ ich mein „Strandhaus“ immer wieder um Material zu suchen. Nachdem ich dann unzählig male hin und her gegangen war, fand ich am Waldrand einige Sträucher die reife, und laut Implant essbare, Beeren trugen. Mittels einiger Palmblätter als Sammelhilfe konnte ich eine größere Menge ernten und in mein Strandhaus bringen. Einige größere Früchte mit harten Schalen hatte ich an und unter den Palmen gefunden. Essen hatte ich jetzt, Wasser war kein Problem. Wenn ich eine der hartschaligen Früchte aushöhlen würde hatte ich sogar einen Becher. Jetzt noch ein Feuer und dann wollte ich mich mit dem Implant beschäftigen, das mir eben zu verstehen gab der Tag wäre bald zu Ende. Allerdings wäre ich auch ohne diese Information darauf gekommen. Die Sonne stand schon sehr nah über dem Horizont.
Es brauchte eine ganze Reihe von Versuchen, aber Schließlich hatte ich ein kleines Feuer. Die Sonne war bereits seit einiger Zeit hinter den Horizont gesunken und die letzten Reste an Tageslicht vergingen gerade. Ich verbarrikadierte den Zugang und setzte mich mit einer Handvoll Beeren und Früchte an mein Feuer. Vielleicht konnte ich jetzt einiges herausfinden. Etwa wo und wer ich war und wie ich hier her verschlagen wurde. Also konzentrierte ich mich auf das Implant. Es war eine seltsame Art der Kommunikation, das Implant besaß so etwas wie eine eigene Intelligenz und, wie ich dann herausfand, enthielt auch so etwas wie ein Nanitendepot. Diese Nanos waren in der Lage, auf ausdrücklich gedachten Befehl hin, aus den Gesammelten Rohstoffen einfache Gegenstände und Bekleidungsstücke zu fertigen. So kam ich dann auch später zu meinen ersten Kleidungsstücken und Ausrüstungsgegenständen wie einer Axt aus Holz und Stein, sowie einer Hacke und einem Speer aus dem gleichen Material. Das Implant gab mir zu verstehen, das später, wenn die Nanos sich selbst reproduzieren konnten, auch komplexere Dinge erschaffen werden könnten, ja das sogar die Möglichkeit bestehen würde das Strandhaus als richtige Basis auszubauen. Einzig die Materialzufuhr musste von mir sichergestellt werden. Energie ließ sich aus Wasser gewinnen, davon gab es mehr als genug in der Nähe. Waren alle Bedingungen erfüllt, dann gab es nur weniges das nicht produziert werden könnte. Das Implant ließ mich wissen das bei komplexeren Dingen ein Teil der Nanos mit verbaut werden würden, die dann für das reibungslose Funktionieren dieser zuständig wären. Ein weiterer Nachteil dabei wäre, dass diese mit der Zeit verschleißen würden und deshalb von Zeit zu Zeit ersetzt werden müssten. Aber wenn genug Material vorhanden wäre um genügend Elemente für die Reproduktion und Energieerzeugung zu synthetisieren war auch das ein vernachlässigbares Problem.
Allerdings konnte oder wollte das Implant nichts über mich oder den Ort an dem wir uns befanden sagen. Nur das es wohl nicht ungefährlich wäre solange ich nicht die entsprechende Ausrüstung zusammen hätte sich zu weit von einer sicheren Unterkunft zu entfernen.
Dann traten zum ersten Mal die Nanos in Aktion und schufen mir einfache Hosen, ein Hemd und ein Tuch als Sonnenschutz für den Kopf. Ein Paar Sandalen aus Pflanzenfasern vervollständigten mein Outfit. Dann machten sie sich an die Ausrüstung. Ein Teil der Nanos begann damit in einer Ecke meiner Unterkunft so etwas wie ein Reproduktionszentrum zu bauen. Es war faszinierend anzusehen wie einerseits der Haufen an Pflanzen, Holz und Stein abnahm und gleichzeitig, die Bekleidungsstücke und Ausrüstungsteile Stück für Stück zu wachsen schienen. Laut Implant war es jetzt draußen recht kalt. Mittlerweile hatte ich mich wohl soweit an das Implant gewöhnt das ich mich nicht mehr konzentrieren musste um Informationen zu Tageszeit und meinen Vitalwerten zu bekommen. Die Informationen waren da wenn ich sie brauchte. Genau wie das Wissen das es jetzt besser wäre zu schlafen und zu regenerieren, denn am nächsten Tag würde ich weiter Material sammeln müssen, denn bis auf das Holz war davon nicht mehr viel übrig, das meiste hatten die Nanos beim Bau der Reproduktionsanlage verbraucht. Morgen würde ich mehr Steine sammeln müssen, da laut Implant die Nanos sich daraus die Mineralien und das Metall holten das sie zur Reproduktion und Energieerzeugung brauchten.Wäre die Reproduktionsanlage erst fertig wäre diese Art der Sammelei Vergangenheit. Gut, aber das war morgen. Jetzt war es Zeit schlafen zu gehen.
Der nächst Tag begann dann mit einem, im wahrsten Sinne des Wortes, erschütternden Erlebnis. Alles wackelte, mein erster Gedanke, Mist ein Erdbeben. Panisch begann ich die Barriere, die den Eingang verschloss, abzuräumen mir entging dabei völlig das die Erschütterungen viel zu regelmäßig für ein richtiges Beben waren, sonst wäre ich viel ruhiger geblieben. Ich hatte das letzte Hindernis gerade zur Seite geräumt und wollte durch die Lücke nach draußen als ein gewaltiger Schatten auf den Eingang viel. Immer wieder erzitterte der Boden und dann ertönte ein Urschrei der mir fast das Trommelfell zerriss. Gleich darauf erfolgte eine fast genauso laute Antwort. Das Beben hatte plötzlich aufgehört, dafür begann das Schreien von neuem. Irgendwie hatte ich den Eindruck als würden sich zwei gigantische Wesen miteinander unterhalten. Und irgendwie sollte ich recht behalten.
Als ich vorsichtig durch die Engstelle nach draußen glitt konnte ich sie sehen. Zwei gigantische Kreaturen mit langen Hälsen und ebenso langen Schwänzen. Beide, größer als ein zweistöckiges Haus, standen am Strand. Sie waren eindeutig aus dem Urwald gekommen, unschwer an einigen umgeknickten Bäumen zu erkennen. Nun standen sie am Strand und unterhielten sich. Gut wer weiß, zumindest hörte es sich für mich so an. Es waren zwei Brontosaurier ich wusste das einfach, das Implant hatte mir dieses Wissen übermittelt ohne dass ich mich hatte konzentrieren müssen. Seit der Nacht musste ich irgendwie an Wissen gewonnen haben. Mir fiel es jetzt viel leichter mit dem Implant in Verbindung zu treten, ich musste mir nicht mehr mühsam zusammenreimen was es mir übermitteln wollte. Das Wissen war einfach da, so als hätte ich es schon immer besessen. Trotzdem war da nichts über mich selber, wer ich war und warum ich hier war und vor allem wo hier überhaupt lag. Ich war mir sicher lebende Dinosaurier hatte ich bis eben noch nie gesehen. Irgendwie ja, wusste ich, es hatte Dinosaurier gegeben aber immer, wenn ich versuchte in meinem Gedächtnis danach zu graben waren die Begriffe Knochen und Fossilien alles was dabei herauskam.
Wütendes Gebrüll riss mich aus meinen Überlegungen, wieder begann der Boden zu beben. Die zwei Giganten schienen von irgendetwas erschreckt worden zu sein oder angegriffen zu werden, jedenfalls schlugen sie mit den Schwänzen um sich und bewegten sich erstaunlich schnell den Strand entlang von mir weg. Irgendetwas wurde vom Schlag des einen Brontos in meine Richtung geschleudert und klatschte rechts neben mir ins Wasser um dann dort liegen zu bleiben.
Ich blickte erst in Richtung der sich schnell entfernenden Brontos ob von dort eventuell Gefahr drohte um dann nach dem zu sehen was da im Wasser gelandet war. Ein zwei Schritte in Richtung Wasser und ich sah das dort ein kleiner Saurier lag. Offensichtlich tot oder bewusstlos. Immerhin war er einige zehn Meter durch die Luft geflogen und hatte wohl vorher mit dem Schwanz des Brontos Bekanntschaft gemacht. Er musste tot sein, einen solchen Schlag konnte nichts überleben. Ich ging die paar Schritte zu ihm um ihn mir genau zu betrachten, schließlich hatte ich noch nie einen echten Dino aus nächster Nähe gesehen, immer nur welche aus Plastik schoss es mir durch den Kopf. Wieso Plastik? Egal hier lag ein echter, leider toter Dino den ich mir genau ansehen konnte.
Da lag es, ein kleines Wesen, wohl ein Fleischfresser, denn er hatte ein blutverschmiertes Maul, in dem kleine spitze Zähne zu erkennen waren. Der Kopf lag halb im Wasser. Dann waren da Luftblasen am Maul und den Nüstern zu sehen. Ohne groß über etwaige Folgen nachzudenken bückte ich mich und hob den kleinen Kerl auf, der sich als überraschend schwer erwies. Knochenbrüche schien er keine zu haben. Er musste sich wohl in den Schwanz verbissen haben und wurde dann davon geschleudert. Denn hätte der Schwanz ihn getroffen wären wohl alle Knochen kaputt. So war er wohl nur Bewusstlos. Ich beschloss ihn mit ins Strandhaus zu nehmen, da auch das Implant keine Gefahr meldete, irgendwie verstand ich etwas wie der erste Gefährte. Behandele in gut und er wird bei dir bleiben. Das Implant gab mir zu verstehen das der kleine wohl noch eine Weile ohne Bewusstsein bleiben würde und ich in der Zwischenzeit etwas Fressbare organisieren sollte um ein Freundschaftsband zu knüpfen.
Im Strandhaus legte ich den Kleinen erst einmal auf den Rest der gestern gesammelten Pflanzen. Dann nahm ich Hacke, Axt und Speer und verließ mein Strandhaus um Material und Nahrung zu suchen. Vorsichtig machte ich mich auf den Weg immer entlang des Strandes. Pflanzen gab es genug aber woher sollte ich hier Fleisch bekommen? Aber dieses Problem löste sich überraschend einfach, dort wo die Brontos angegriffen wurden fanden sich mehrere tote, laut Implant, Dodos die ich mitnehmen konnte. Irgendwie ging mir dabei auf das der Kleine es wohl auf die Dodos abgesehen hatte und die Brontos sich dadurch wohl bedroht gesehen hatten. Der kleine Kerl hatte sich dann wohl auch bloß gewehrt als er den einen Bronto in den Schwanz biss. Trotzdem musste da noch mehr gewesen sein. Irgendwie konnte ich mir nicht vorstellen das die Brontos Angst vor dem kleinen Kerl gehabt haben könnten.
Nachdem ich drei Dodos ins Strandhaus gebracht hatte machte ich mich daran Material zu sammeln, diesmal waren es hauptsächlich Steine von denen ich wohl Tonnen zum Strandhaus schleppte. Holz zu finden war, nachdem die Brontos aus dem Wald gebrochen waren überhaupt kein Problem mehr. Trotz der Plackerei war ich ständig auf der Hut und immer darauf gefasst schnell die Flucht zu ergreifen, aber alles blieb ruhig. Man hörte zwar immer wieder Schreie und andere Geräusche aus dem Urwald, aber am Strand blieb alles ruhig, so dass ich bis kurz vor Sonnenuntergang Material sammeln konnte. Den ganzen Tag über hatte ich immer mal wieder nach dem kleinen Dino geschaut, der aber weiterhin ohne Bewusstsein auf seinem Platz lag. Das Implant versicherte mir immer wieder, dass er noch am Leben wäre und wohl gegen Abend erwachen würde. Das ließ mich hoffen, denn dann war ich nicht mehr ganz so alleine. Dem Implant nach könnte hier einen Compsognathus vor mir liegen, aber sicher schien sich das Implant da nicht zu sein.
Draußen ging gerade die Sonne unter, also verschloss ich den Eingang wie am Abend zuvor mit Steinen und Holzstämmen. Dann kümmerte ich mich um ein Feuer und nahm mir die Dodos vor. Einen ließ ich wie er war, damit der Kleine, wenn er denn endlich erwachen würde, etwas zu fressen hatte. Die anderen beiden befreite ich von Federn und Innereien um sie dann an einem Improvisierten Spieß über dem Feuer zu braten. Dann kam vom Implant die Information das jetzt ausreichend synthetisiertes Material vorhanden wäre um den Bau des Reproduktionszentrums abzuschließen. Mittlerweile stand in der Ecke eine fast drei Meter hohe und gut einen Meter durchmessende Struktur. Wäre diese weiß hätte man sie für ein Bruchstück einer klassischen Säule aus dem alten Griechenland halten können. Auch wenn ich keine Ahnung hatte wo Griechenland überhaupt lag. Während ich noch in Gedanken versunken die Säule betrachtete begannen an dieser verschiedene Segmente aufzuleuchten. Etwas begann zu Brummen, mit dem Brummen wurde das Leuchten der Segmente stärker, das Brummen wurde zum Summen vom Summen zu einem schrillen Kreischen das schnell unhörbar wurde. Die Säule hob vom Boden ab, stieg etwa eine Handbreit nach oben um dort wieder zu verharren. Dann erschien vor der Säule eine Art Konsole und über dieser ein Halbrund von Displays auf denen Diagramme und Zeichenkolonnen ein Eigenleben zu führen schienen. Gleichzeitig kam vom Implant die Meldung das die Reproduktionseinheit jetzt mit gewissen Einschränkungen zur Verfügung stehen würde.
Kaum hatte ich mich von dieser Überraschung erholt kam von hinter mir ein Stöhnen und dann ein Jammern. Ich drehte mich um und sah den Kleinen. Er hatte sich in so etwas wie eine hockende Position gebracht hielt seinen Kopf mit den Vorderpfoten und jammerte vor sich hin. Vorsichtig, um ihn nicht zu erschrecken ging ich langsam zu seinem Lager, wobei er mich überhaupt nicht zu bemerken schien, so war er mit sich selbst beschäftigt. Bei ihm angekommen ließ ich mich auf die Hacken nieder und wartete was passieren würde. Das Implant blieb ruhig, also drohte wohl keine Gefahr. Dann schien er wohl zu merken das ich ihn beobachtete. Er ließ eine Pfote sinken und drehte den Kopf soweit das er mich mit beiden Augen mustern konnte, dabei bemerkte ich so etwas wie eine Rautenförmige Erhebung auf seiner Stirn. Ich war mir fast sicher, dass die vorher noch nicht da gewesen war. Der Kleine musterte mich also aus senkrecht geschlitzten Pupillen, die überraschend viel Intelligenz ausstrahlten. Den Beweis trat er dann auch gleich an, indem er mich eindringlich anschaute und mit der Vorderpfote über seinen Schädel strich und dabei lauter als vorher jammerte. Dann ließ er die Pfote wieder sinken und schaute mich mit großen Augen jammernd an. Gut er hatte Kopfschmerzen, kein Wunder nach so einer unfreiwilligen Luftreise. Was wäre, wenn ich ihm einen kalten feuchten Lappen auf den Kopf legen würde. Ob er begriff das ich ihm helfen wollte? Egal einfach probieren. Vorsichtig erhob ich mich aus meiner hockenden Position und ging zu der Stelle mit dem Wasser. Dort nahm ich das Tuch das mich Tagsüber vor der Sonne schützte, machte es feucht und brachte es dann zu dem Kleinen rüber. Dieser hatte mir die ganze Zeit zugesehen und streckte mir, als ich zu ihm zurückging, seinen Kopf entgegen damit ich das Tuch schnell auflegen konnte. Mit dem jammern hatte er schon aufgehört als ich zu dem Wasserbecken gegangen war. Jetzt war nur noch ab und zu ein leises wimmern zu vernehmen.
Fast hätte ich dabei die Dodos über dem Feuer vergessen, ich kam gerade noch rechtzeitig um zu verhindern das sie ungenießbar wurden. Ich nahm die Vögel vom Feuer und legte sie auf eine saubere Steinplatte die mir als Tisch diente. Dann schaute ich wieder zum Kleinen, der immer noch das Tuch auf seinem Kopf festhielt. Da das Fleisch zum Essen noch ein wenig zu heiß war wollte ich etwas probieren. Ich ging also wieder zum Kleinen und zupfte vorsichtig an dem Tuch. Mit der einen Pfote schob er es so weit zurück, dass er mich aus einem Auge mustern konnte, dann ließ er das Tuch los, so dass ich es von seinem Kopf nehmen konnte. Ich ging also noch einmal rüber zum Wasser um das Tuch neu mit kaltem Wasser anzufeuchten. Die ganze Zeit, bis ich ihm das kühle Tuch wieder vorsichtig auf den Kopf legte hatte er mich nur neugierig angeschaut. Als er dann das kühle Tuch wieder auf dem Kopf spürte gab er ein erleichtertes Seufzen von sich. Kurze Zeit später rollte er sich zusammen, das kalte Tuch immer noch auf dem Kopf, und schien einzuschlafen. Gut wenn er schlief konnte ich etwas essen. Also begab ich mich zu meinem Tisch und ließ es mir schmecken. Wobei von schmecken konnte keine Rede sein, alles ohne Gewürze und Salz. Der Hunger trieb es trotzdem rein.
Gut, Was hatten wir bisher? Wir hatten eine Unterkunft, eine seltsame Maschine, einen kranken Dino, keine Ahnung wo ich war oder wer ich war und zu guter Letzt ein Etwas im linken Unterarm das ich nicht immer dort gehabt hatte. Das war der momentane Stand der Dinge. Wenn ich nachdachte dann kam ich zu dem Schluss dass auch mein Körper nicht mein Körper war. Egal auch wenn dieser Körper überraschend leistungsfähig zu sein schien, brauchte auch er Schlaf, Nahrung und Wasser. Alles Grübeln brachte außer Kopfschmerzen keine neuen Erkenntnisse. Es war ja auch erst zwei Tage her, dass ich am Strand erwacht war. Vielleicht hatte ich ja einfach nur mein Gedächtnis verloren und mit der Zeit würde es wiederkommen. Allein, daran glaubte ich nicht. Trotzdem es war zumindest etwas auf das man zumindest hoffen konnte. Morgen war ja auch noch ein Tag. Ich beschloss erst einmal schlafen zu gehen. Vorher ging ich noch einmal zum Kleinen, der jetzt tatsächlich tief schlief und machte ihm das Tuch noch einmal feucht. Dabei konnte ich ihn in aller Ruhe betrachten. Feine, auf dem Rücken kobaltblaue Schuppen bedeckten seinen Körper, am Bauch hatten sie einen eher lindgrünen Farbton. An Beinen und Armen sowie am Reptilienschwanz, Hals und Kopf waren sie ebenso von kobaltblauer Farbe, nur von der Kinnspitze bis zum Halsanfang waren sie wieder lindgrün. Auch die Unterseite vom Schwanz war Lindgrün. Über alle kobaltblauen Stellen lag eine feine netzartige goldene Maserung. Am Hinterkopf wuchsen ihm lange goldene Federn. Die Proportionen des Körpers ließen auf Schnelligkeit sowie auf eine extreme Wendigkeit schließen.Die hinteren Extremitäten waren lang und muskulös. Die Füße endeten in drei mit starken Krallen versehene Zehe. Alles in allem wie gemacht für einen ausdauernden schnellen Läufer. Während die vorderen Extremitäten eher zierlich und filigran erschienen. Die mit drei Fingern versehenen Hände waren sehr schlank und wohl auch sehr beweglich. Es war durchaus vorstellbar das damit nicht nur Etwas festgehalten sondernd auch manipuliert werden konnte.
Ein leises stöhnen brachte mich zurück in die Realität. Der Kleine hatte wohl immer noch Kopfschmerzen also legte ich ihm das feuchte Tuch wieder über den Kopf und begab mich dann zu meinem Lager. Morgen würde ich weitersehen. Ich nahm mir vor das Reproduktionszentrum genauer zu erforschen und ich hoffte darauf das es dem Kleinen besserging, zumindest soweit das er zumindest etwas Flüssigkeit zu sich nehmen konnte. Aber jetzt war ich einfach nur noch müde.
Ich schlief wohl noch im Hinlegen ein, denn als ich erwachte war es laut Implant kurz vor Mittag. Draußen tobte wohl gerade ein schweres Gewitter. Die Blitze erleuchteten durch die Spalten den gesamten Innenraum meines Strandhauses. Die Steinerne Decke bestand glücklicherweise aus einem einzigen Stück, denn ich konnte nirgends eindringendes Wasser ausmachen. Mein erster Weg führte mich zum Lager des Kleinen der immer noch zusammengeringelt fest schlief und dabei ganz leise zu schnarchen schien. Das Tuch lag jetzt unter seinem Kopf. Froh darüber das es ihm wohl besser ging und er in tiefem Schlaf lag ging ich mir erst mal ein paar Beeren aus meinem Vorrat zum Frühstück holen.
Nachdem ich mich so gestärkt hatte ging ich hinüber zum Reproduktionszentrum. Ich trat an das Schaltpult heran, dessen Oberfläche vollkommen glatt zu sein schien. Es gab weder Knöpfe noch irgendwelche Hebel. Auch schien es nichts zu geben um etwas einzugeben oder einzuschalten. Vom Implant kam die Aufforderung einfach meine linke Hand auf das Pult zu legen. Also legte ich meine flache Hand auf das Pult. Zumindest wollte ich das. Es gab keine feste Oberfläche. Meine Hand glitt einfach durch die glatte Fläche hindurch was sich für mich anfühlte wie als würde ich in einen Handschuh gleiten der meine Hand und einen Teil des Unterarms fest umschloss. Irgendwie materialisierte sich so etwas wie ein Sessel hinter mir und bewegte sich dann nach vorne so, dass ich gar nicht anders konnte als mich zu setzen. Das Pult war dabei mit nach vorne geklappt und hatte so die Bewegung meines Armes mitgemacht. Dann übermittelte mir das Implant das dies eine einmalige Prozedur war die dazu diente das Reproduktionszentrum auf mich abzustimmen und damit ausschloss von Fremden manipuliert zu werden. Das hieße ja das ich nicht alleine hier bin und dass es wohl noch andere geben musste. Wie elektrisiert versuchte ich an mehr Informationen zu gelangen, aber alles was ich dazu mitgeteilt bekam war, dass es dazu keine weiteren abrufbaren Informationen gab. Wenig später gab das Pult meine Hand frei und veränderte seine Form zu einem Hufeisenförmig um den Sessel gebogenen Schalttisch auf dem jetzt sehr wohl Anzeigen und Eingabeflächen vorhanden waren. Nur konnte ich keine davon ablesen, genauso wenig wie die Anzeigen der Bildschirme über dem Schalttisch. Ich konzentrierte mich auf das Implant um herauszufinden was ich jetzt zu tun hatte. Die Antwort war ebenso verblüffend wie einfach. Ich sollte nichts tun mich einfach zurücklehnen und entspannen. Also lehnte ich mich zurück und schloss die Augen.
Ich musste wohl eingeschlafen sein denn es waren einige Stunden vergangen trotzdem konnte ich mich nicht erinnern geschlafen zu haben. Es musste aber etwas geschehen sein in diesen Stunden, denn jetzt konnte ich einen großen Teil der Anzeigen lesen und verstehen. Das Schaltpult diente also zur Manipulation und Kontrolle der Nanos und des Reproduktionszentrums. Die Anzeigen lieferten mir Informationen zu vorhandenen Rohstoffen und was sich damit Produzieren ließ. Ich konnte die vorhandene Energiemenge ablesen und diverse Werte über die Auslastung und Verarbeitungsgeschwindigkeit.
Es gab eine spezielle Recheneinheit mit deren Hilfe ich auch komplexere Produktionsvorgänge planen und ausführen konnte. Die KI der Recheneinheit war in der Lage eigene Vorschläge für Veränderungen und Verbesserungen innerhalb ihrer Sensorreichweite zu machen. Ich verstand zwar nicht ganz was das bedeutete aber gut. Probieren geht über Studieren, keine Ahnung woher der Spruch kam aber das hatten wir ja schon ein paar mal. Also fragte ich die Recheneinheit nach Vorschlägen. An erster Stelle stand auf der Anzeige unter dringende Aufgaben „Basis befestigen“ in der Spalte daneben unter Ressourcen „Energie ausreichend“ „Synthesematerial ausreichend“ „Bots ausreichend“ in der Nächsten Spalte daneben unter Reserven „Energie ausreichend“ und rot blinkend darunter „Synthesematerial unzureichend“. Auf meine Nachfrage bekam ich die Antwort das wenn ich den Befehl erteilte „Basis befestigen“ danach kaum noch Synthesematerial für komplexe Aufgaben vorhanden wäre und schnellstens ergänzt werden müsste. Gut damit konnte ich leben. Auf meine Frage wie denn die Basis befestigt werden würde bekam ich eine dreidimensionale Darstellung des Vorgangs zu sehen. Nach beendigen der Arbeiten würde hier statt des Felssturzes ein größerer Gebäudekomplex, der zum Teil in die Klippe integriert wäre, umgeben von einer hohen Mauer, stehen. Die dafür zu veranschlagende Zeit gab die KI mit zwei Standarttagen an. Ich und der Kleine könnten während der Aktion ohne Probleme weiterhin an Ort und Stelle bleiben, sobald der Erste Raum fertiggestellt wäre könnten wir dann problemlos umziehen.
Da gab es wohl nicht viel zu überlegen. Ich erteilte den Startbefehl. Die Säule begann zu glühen und über ihr ballte sich langsam eine Art schwarzen Nebel zusammen der sich dann langsam in Richtung Klippe also zur Rückwand meines Strandhauses bewegte. Dort angekommen verteilte er sich über die gesamte Fläche.
Man konnte sehen wie die Unebenheiten verschwanden und ganz langsam eine gerade senkrechte Fläche entstand die seltsam instabil wirkte. Es sah aus als hätte die Rückwand sich in eine Flüssigkeit verwandelt die der Schwerkraft trotzte und eine Art senkrechte Wasseroberfläche bildete die sich fast unmerklich immer weiter in die Wand fraß. Zu hören war dabei ein Knistern so wie man es von schwachen elektrischen Entladungen kannte. Mit schrecken viel mir der Kleine ein, wenn er aufgewacht war würde ihn das ganze fürchterlich erschrecken. Er würde panisch durch die Gegend rennen und sich und auch mich in Gefahr bringen. So schnell ich konnte erhob ich mich aus dem Sessel, der sofort verschwand, und drehte mich voller bedenken um. Da Lag der Kleine auf seinem Lager und schaute sich das ganze ziemlich entspannt und mit neugierigem Blick an. Von Panik keine Spur. Ich glaube mir vielen in diesem Moment Zentnerweise Steine von der Brust.
Als er merkte das ich ihn beobachtete erhob er sich und kam langsam auf mich zu. Jetzt sah ich ihn zum ersten Mal in voller Größe. Wenn er neben mir stand würde er mir etwas über die Gürtellinie reichen, also war er etwas mehr als einen Meter groß. Er blieb ein Stück vor mir stehen richtete sich auf und sah mir mit leicht schief gelegtem Kopf direkt in die Augen. Und wieder war da das Gefühl einem hochintelligenten Wesen gegenüber zu stehen. Nach eingehender Musterung seinerseits drehte er den Kopf in Richtung Provisorischer Tisch auf dem alle Nahrungsmittel lagen. Seine nächste Aktion machte mich dann völlig Fassungslos. Mit der rechten Hand, ja es war eine Hand und keine Pfote, deutete er auf den Tisch und mit der linken tat er so als würde er etwas zum Mund führen. Ich konnte nur sprachlos nicken. Der Kleine ging rüber zum Tisch und nahm sich gesittet mit der Hand ein Stück gebratenes Fleisch um es dann zu essen. Nachdem er sich gesättigt hatte ging er hinüber zur Wasserstelle um dort zu trinken, dann ging er zu seinem Lager, nahm sich dort das Tuch und kam zurück um mir das Tuch zu reichen. Jetzt erst gelang es mir mich aus meiner Erstarrung zu lösen. Ich nahm das Tuch von ihm entgegen wobei er meinen Blick einfing und dann beide Augen schloss und den Kopf leicht senkte. Dann drehte er sich um und schritt zu seinem Lager zurück.
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Zwei Tage später war aus dem Strandhaus eine richtige Basis entstanden. Mit einem Würfelförmigen Hauptgebäude, das zu drei Vierteln, seiner 40 Meter Länge in der Klippe und zur Hälfte im Boden steckte. Das Ganze wurde von einer hohen Mauer umschlossen die von der Klippe in Richtung Wasser niedriger wurde. Trotzdem hatte sie auch dort eine Höhe von mehr als 20 Metern. An der Klippe mochten es knapp 30 Meter sein. Wie ein gigantischer Riegel durchschnitt die Basis auf 35 Meter Breite die gut 40 Meter Strand um dann etwa weitere 10 Meter ins Wasser zu ragen. So wie der Felssturz vorher, der allerdings gut doppelt so hoch aufgeragt hatte wie die Basis jetzt. Die Klippe selbst ragte grob geschätzt mehr als dreimal so weit nach oben. Laut der KI wurde etwa 80 % der Masse des vorhandenen Felsens in Energie, für die Erzeugung der benötigten Baustoffe und zur Versorgung der Nanos, gewandelt. Das Ergebnis war beeindruckend. Das Gebäude wies an keiner Stelle sichtbare Fugen oder Spalten auf. Es wirkte genau wie die Außen Mauer als wäre alles aus einem Guss. Das Material, von grauer Farbe fühlte sich glatt und irgendwie warm an. Selbst wenn man mit einem großen Stein dagegen schlug gab es weder Dellen noch Kratzer. Unterbrochen wurde diese makellose Fläche lediglich von einer 8 Meter breiten und 16 Meter hohen Eingangsschleuse, deren Rahmen einige Zentimeter aus der sonst glatten Fläche hervorragte. Entfernte man sich jedoch ein paar Meter, war es als schaute man auf eine natürlich gewachsene Felswand.
Die Außenmauer bestand vermutlich aus demselben Material, nur das die Farbe sich an die Umgebung anzupassen schien. Von außen glaubte man auf eine Felswand zu schauen, die sich aus der Klippe heraus über den Strand schob. Man musste schon direkt davor stehen um zu sehen das es kein Fels war. Tore waren keine zu erkennen, und doch waren sie da. Nahtlos eingepasst gab es neben jeweils einem kleinen Eingang, ein mit 20 Metern Höhe und 18 Metern Breite Riesiges Tor in den beiden Mauern die den Strand querten.
Und noch etwas war in diesen zwei Tagen geschehen. Nachdem die Baumaßnahmen so weit vorangekommen waren, das wir endlich einen neuen Raum, zumindest provisorisch beziehen konnten stellte sich heraus der Kleine war eher eine Kleine. Sie war genau wie ich irgendwann am Strand erwacht. Sie wusste weder wer, noch wo sie war. Und auch bei ihr gab es ein Implant, allerdings nicht am linken Arm wie bei mir. Sie trug ihres mitten auf der Stirn etwas oberhalb der Augen. Wie ich sie vor drei Tagen fand war mir das nicht aufgefallen, nur eine Rautenförmige Stelle hatte ich an ihrem Kopf bemerkt. Irgendwie war das Implant wohl bei ihrem Abenteuer mit den Brontos beschädigt worden. Als das Reproduktionszentrum dann vorgestern seine Arbeit aufnahm hatte ihr Implant, gespeist von dessen Energie, eine Reparaturroutine gestartet und sich wenige Stunden später wiederhergestellt. Danach war es einfach gewesen. Wir konnten uns zwar nicht direkt unterhalten, aber eine Verständigung mittels des Implants war jetzt möglich.
Sie war wohl zwei Tage vor mir hierher verschlagen worden, allerdings nicht an derselben Stelle, und hatte die ersten zwei Tage in einer Art Schockzustand in einer Felsniesche am Strand verbracht. Am dritten Tag hatte der Hunger sie gezwungen sich Nahrung zu beschaffen. Sie war dann am Strand entlang auf die Suche gegangen und hatte dabei ein paar Dodos entdeckt. Irgendwie hatte dann wohl ihr Unterbewusstsein das Kommando übernommen, jedenfalls handelte sie rein instinktiv. Mit einem kurzen schnellen Anlauf sprang sie mitten zwischen die Gruppe der total überraschten Dodos, in dem Wissen das sie, bei dem was jetzt geschehen würde, ihre letzten Kraftreserven aufbrauchen würde. Hätte es in diesem Augenblick einen Zuschauer gegeben, so hätte dieser lediglich ein Schemenhaftes etwas gesehen das bei jeder Richtungsänderung einen toten Dodo zurückließ. Nachdem sie Sechs Dodos erlegt hatte kam der Zusammenbruch. Die kraftreseven waren verbraucht und sie musste ausruhen. Aber immerhin, sie hatte sechsmal zuschlagen können und damit erst einmal genug Nahrung für die nächsten Tage, so dass sie sich in ein Versteck zurückziehen konnte um in Ruhe ihre Situation zu überdenken. Am schlimmsten war für sie die Einsamkeit. Auch wenn ihre Erinnerung nur bis zu dem Punkt zurückreichte als sie am Strand erwacht war, wusste sie doch sie war noch nie alleine gewesen. Immer waren da noch andere gewesen, andere mit denen man nachts eng aneinander gelegen hatte, andere mit denen man zusammen gejagt hatte, andere mit denen man alles geteilt hatte, andere mit denen man alles zusammen getan hatte. Aber jetzt? Jetzt war da nur noch sie. Was war passiert, wie war sie hierhergekommen und was noch wichtiger war wer war sie Überhaupt. Immer tiefer hatte sie sich in Gedanken verloren. Dann waren plötzlich die Brontos da, hatten sie aus ihrer Lethargie gerissen, was an sich eigendlich kein Problem gewesen wäre, hätte nicht einer der Brontos ihre, für sie so lebenswichtige, Beute in den Boden gestampft. Im Glauben das sie jetzt verloren war, völlig erschöpft von der vorangegangenen Jagd, hatte sie rotgesehen, ihre letzten spärlichen Reserven aktiviert und war auf den Täter losgegangen. Natürlich war es absolut aussichtslos einen solchen Giganten auch nur zu verletzen. Doch das war ihr völlig egal. Noch einmal könnte sie, so geschwächt wie sie jetzt war, nicht die Kraft aufbringen und jagen also würde es auch nichts ausmachen jetzt und hier zu sterben. Und dann machte der Bronto den Fehler seine Schwanzspitze in ihre Nähe zu bringen und sie hatte volle verzweifelter Wut zugebissen. Der Bronto zog, mehr im Schreck als im Schmerz, den Schwanz ruckartig weg. Sie wurde mitgerissen und durch die Fliehkraft schnitten die Zähne wie Messer durch die Haut, diese war dann auch irgendwann zu Ende und ihre Flugreise begann.
Als sie dann im Strandhaus erwachte hatte sich ein Zweibeiniges Wesen um sie gekümmert. Allerdings hatte sie das wegen ihrer Kopfschmerzen nur wie durch einen Nebel mitbekommen. Klar war, das Wesen kümmerte sich um Sie und wollte ihr helfen. Also bestand wohl keine Gefahr. Ihr Implant hatte sie über die Schmerzen völlig vergessen, auch weil es seine Funktion eingestellt hatte. Am nächsten Morgen waren dann die Kopfschmerzen soweit abgeklungen und sie konnte wieder einigermaßen klar zu denken. Alle Bedenken, das ihr eine Gefahr drohen könnte schob sie beiseite als sie beschloss das Wagnis einzugehen und einen ersten Kontakt herzustellen. Sie hatte Hunger also würde sie versuchen das Wesen zu fragen ob sie sich etwas von seiner Nahrung nehmen dürfte. Schließlich hatte es sich um sie gekümmert als sie am verletzlichsten war. Es hätte sie auch einfach liegen lassen oder schlimmer als Nahrung ansehen können. Den Gedanken, dass es immer noch so sein könnte verdrängte sie aus ihrem Kopf.
Als sie dann die Augen öffnete um nach dem Wesen zu sehen, war dieses gerade mit einer offensichtlich technischen Anlage beschäftigt. Also beschloss sie, aufzustehen und abzuwarten bis das Wesen seine Aufmerksamkeit auf sie richten würde.
Nachdem das Gerät einen großen Schwarm Nanos ausgespuckt hatte, sie wusste einfach es waren Nanos, aber woher sie es wusste, das erschloss sich ihr nicht. Nach kurzer Zeit setzte sich der Schwarm in Bewegung um irgendetwas mit der Felswand anzustellen. Nachdem die Nanos ihre Tätigkeit aufgenommen hatten, erhob sich das Wesen von seiner Sitzgelegenheit, die sich daraufhin auflöste. Als es sich umdrehte ging sie, äußerlich ruhig und gelassen wie sie hoffte, zu ihm hin und bedeutete ihm das sie gerne etwas zum Essen von seinen Vorräten nehmen würde. Das Wesen starrte sie während dessen aus weit aufgerissenen Augen an. Da sie keine Angst riechen konnte nahm sie an das es eher überrascht als verängstigt wirkte. Wäre sie sich dabei nicht selbst so unsicher gewesen, wäre es bestimmt lustig anzusehen gewesen. Dann nickte das Wesen mit dem Kopf, was sie, richtig, als Zustimmung interpretierte. Also ging sie zu den Nahrungsmitteln und bediente sich. Viel Geschmack hatte das Fleisch nicht. Zu mindestens gut durchgebraten war es. Ein Dodo schien noch auf seine Zubereitung zu warten. Offensichtlich hatte der Bronto doch nicht alle in den Boden gestampft gehabt. Diesen hier hatte eindeutig sie erlegt. Er trug ihre Markierung das konnte sie genau riechen. Also war es zumindest keine sinnlose Aktion gewesen, auch wenn das Ergebnis so nicht gedacht war. Nachdem sie ihren größten Hunger gestillt hatte ging sie zur Wasserstelle um ihren Durst zu löschen.
Die ganze Zeit über stand das Wesen starr auf derselben Stelle und sah ihr zu. Ihr viel das Tuch ein, mit dem das Wesen ihren Kopf gekühlt hatte, sicher wollte es dieses zurück. Sie ging zu ihrem Lager und nahm das Tuch um damit zu ihm zurückzugehen. Bei ihm angekommen drückte sie es ihm in die Hand und bedankte sich indem sie die Augen schloss und den Kopf senkte, drehte sie sich um und ging zu ihrem Lager zurück.
Sie hatte es noch nicht ganz erreicht als ihr Implant sich einsatzbereit meldete. Eine Bilderfolge erschien in ihrem Geist. Das Wesen und sie stehen sich gegenüber, reichen sich die Hand, setzen sich so, dass sie sich anschauen können, Blasen kommen aus den Sprechöffnungen. Auf dem nächsten Bild stehen sie sich immer noch gegenüber allerdings ist jetzt etwas zu sehen das von einem Kopf zum anderen wandert. In Etwa so als würden Schriftzeichen und kleine Bilder zwischen den Köpfen hin und her gehen. Eine ganze Weile scheint das Bild wie eingefroren um dann langsam zu verblassen, gleichzeitig meldet sich das Implant > Eine Verständigung ist jetzt möglich. < Wieder eine kurze Pause, dann ein verständlicher Gedanke der nicht ihr eigener ist >Wer bist du? Was bist du? < Sie konzentriert sich und denkt zurück > Ich weiß nicht wer ich bin. Ich habe keine Erinnerung daran. Ich bin eine Drahn. Und du? Was oder wer bist du? < Die Antwort zu verstehen fällt schon leichter >Auch ich weiß nicht wer ich bin. Ich bin ein Mensch, ein männlicher Mensch. <
Also ging es ihm so wie ihr. Sie beide wussten nicht wer sie waren und sie ging davon aus das auch er nicht wusste wo sie waren. > Ich bin eine weibliche Drahn. < Gab sie zurück, und hängte trotz besseren Wissens die Frage an > Gehe ich richtig in der Annahme das auch du nicht weißt wo wir sind? < Wie erwartet kam ein Nein zurück. >Zumindest sind wir jetzt nicht mehr alleine. Ich hoffe doch wir bleiben erst mal zusammen? < kam es zurück und sie hatte den Eindruck als würde mit dem Satz ein Gefühl wie Hoffnung mitschwingen. Also dachte sie ein Ja zurück und versuchte gleichzeitig ihre Erleichterung mit zu übermitteln.
Jetzt war sie nicht mehr alleine. Gut es war kein Drahn der ihr gegenüberstand, aber irgendetwas sagte ihr das ein männlicher Drahn, hier an diesem Ort, keine große Hilfe wäre, eher das genaue Gegenteil. Sie beschloss alles auf eine Karte zu setzen. > Ich möchte hierbleiben. Gemeinsam finden wir vielleicht raus was passiert ist und warum wir hier sind. < Mittlerweile war es immer leichter geworden sich mit Hilfe der Implants zu kommunizieren. Sie konnten sich mittlerweile gut verständigen, ohne dass sie dazu in tiefer Konzentration versinken mussten. Es wurde, über den Tag, immer leichter, zumindest für sie. Irgendwie hatte sie sich so schon immer mit den anderen verständigt, ohne ein Implant, das wusste sie genau. Der Mensch hatte da wohl noch Probleme, denn während sie für die Verständigung ihre Tätigkeit nicht unterbrechen musste. Musste der Mensch kurz innehalten um sich zu konzentrieren, wenn er ihr etwas übermitteln wollte.
So vergingen die beiden Tage, die die Nanos für den Ausbau der Basis brauchten.
Ich gewöhnte mich in diesen zwei Tagen so weit, an diese Art der Verständigung, dass ich mich nicht mehr anstrengen musste wollte ich der Drahn etwas mitteilen. Auch die Art der Kommunikation änderte sich. Anfangs waren es nur Bilder und Worte die übermittelt wurden aber dann wurde daraus mehr und mehr etwas wie ein Band das uns emphatisch miteinander verband und so auch langsam die Gefühle des anderen mitschickte. So wusste ich das sie immer noch Kopfschmerzen hatte die aber langsam und sicher nachließen. Sie dagegen bekam mit als ich mir im Nebenraum das Schienbein an einem Stein anschlug den die Nanos noch nicht entfernt hatten. Ich musste wohl laut geflucht haben denn Augenblicke später kam die Frage ob alles in Ordnung wäre oder ich Hilfe bräuchte. Sie sorgte sich ein wenig, diese Sorge war eindeutig vom Implant übermittelt worden. Gleichzeitig ließ mich das Implant wissen, dass wenn ich nicht wünschte, dass meine Gefühle weitergeben werden sollten, sie auch nicht weitergeleitet würden. Das ließ mich erleichtert aufatmen, im Hinterkopf nagte jedoch der Gedanke das mein Implant diese trotzdem sehr wohl wahrnehmen würde. Aber dagegen konnte ich wohl nichts machen. Am Abend des ersten Tages waren wir total geschafft, denn es war nicht so, dass wir bloß irgendwo rumsaßen und den Nanos zusahen. Wir mussten uns die Basis selbst einrichten. Die Nanos erschufen dafür Möbel und andere Einrichtungsgegenstände. Alles was nicht fest mit Wänden, Böden oder Decken verbunden war, wurde einfach da erstellt wo die Nanos die Ressourcen wandelten konnten und das war leider niemals da wo wir die Sachen gerne gehabt hätten. Also schleppten wir. Aura, wie ich die Drahn wegen des golden schimmernden Netzes auf ihrer Schuppenhaut genannt hatte packte genauso zu wie ich. Sie hatte mich Stein genannt, den Namen hatte sie mir gegeben als ich mir das Schienbein an dem Felsen angeschlagen hatte, dabei hatte ich wohl so etwas wie verfluchter Stein gesagt. So hatten wir dann auch endlich beide Namen. Wir aßen etwas das wir uns in der fast fertigen Küche zubereiteten, Aura war es gelungen die Nanos dazu zu bringen einige Gewürze zu synthetisieren, so dass unser Essen diesmal nach etwas schmeckte. Und es schmeckte wirklich sehr gut. Überhaupt irgendwie konnte Aura mit dem Reproduktionszentrum, sie nannte es Replikator, besser umgehen als ich. Sie bediente ihn so als hätte sie ihr ganzes Leben nichts Anderes getan. Ich hätte ständig bei der KI nachfragen müssen. Aura nicht. Sie hatte sich einmal mit der KI verbunden und sich die Anlage und deren Bedienung erklären lassen. Sie war es dann auch, die für die Möbel und die Kücheneinrichtung gesorgt hatte. Für die erste Nacht hatten wir zwei Liegen die irgendwo in einer fertigen Ecke standen. Nach dem Essen suchten wir beide eben diese Liegen auf und schliefen auch sofort ein, während um uns herum die Basis Stück für Stück Form annahm. Der zweite Tag verlief wie der Erste. Wir schleppten Einrichtungsgegenstände und richteten uns in der Basis häuslich ein. Wir hatten sogar einen Raum mit einem offenen Kamin und obwohl die Wand von außen wie eine glatte Felswand wirkte konnte man von innen wie durch ein Panoramafenster nach draußen blicken. Wir hatten jetzt auch jeder einen eigenen Raum in den wir uns hätten zurückziehen können. Allerdings stellte sich heraus das Aura nicht alleine sein wollte oder konnte. Ein wenig komisch war es schon aber über das Implant spürte ich ihre Angst davor alleine zu sein. Also stellten wir unsere Liegen in ein Zimmer. Vorher warnte ich Aura allerdings davor das ich nachts vielleicht schnarchen würde.
Wie gestern bereiteten wir uns abends etwas zu Essen um uns dann bei einem guten Glas Wasser im Panoramazimmer den Sonnenuntergang anzusehen. Am nächsten Tag würde uns wohl eine Mauer die Sicht auf das Meer und den Horizont nehmen. Kurz bevor das Sonnenlicht ganz schwand konnten wir sehen wie die Mauer sich langsam aus dem Wasser erhob. In der hereinbrechenden Dunkelheit sah es so aus als würde die Oberkante von schwarzem, brodelndem Schaum gebildet unter dem etwas zu leuchten schien. Müde und zufrieden gingen wir dann schlafen. Nur war es dann nicht ich der schnarchte.
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